Ställe der Reittiere

  • Eigentlich war Ragin auf dem Weg zu Ratbalds Zimmer gewesen um mit diesem zu üben. Dann hatte er aber die Anweisungen von Lando gehört und war zurück in sein Zimmer gestürmt, hatte die Wachstafeln auf sein Bett geschmissen und war in den Reittierstall gestürmt. Sein Bruder war aber schneller gewesen.


    "Heilsa, Bruderherz." Ragin hatte schon die Befürchtung, dass sie wieder misten durften...

  • Wenig später kam auch Lando dazu, mit gedankenverlorener Miene und doch festem Schritt betrat er den Stall der Reittiere. Er nickte den beiden Jungen zu und ging dann zu Hermod, seinem Hengst den er sich von seinem ersten zusammengesparten Geld hier gekauft hatte. Er hatte ihn schon viel zu lange nicht mehr mit rausgenommen, er würde wohl bald eine einfache Inspektionsreise nach Confluentes machen, um ihn ein wenig zu bewegen.


    "So... da ihr nun hier seid...", begann er schließlich, "seht ihr die beiden Pferde hier?"


    Lando ging auf zwei direkt nebeneinander liegende Boxen zu, und deutete auf die Pferde darin. Es standen zwei Hengste darin, beide Fuchsfarben, der eine jedoch mit blonder, der andere mit schwarzer Mähne.


    "Dies sind Yggur und Helios. Sie haben vorher Familienmitgliedern gehört die viel für uns getan haben, und viele Menschen hatten die sie geliebt haben. Und doch sind sie am Leben im römischen Reich gescheitert.", er tätschelte Yggur auf der langen Stirn, und schaute diesem nachdenklich in die Augen... er wusste wem er gehört hatte, und es machte ihn immernoch traurig dass derjenige von ihnen gegangen war, und zornig über den Anblick den er bot als man ihn fand.


    "Sie gehören ab jetzt euch. Es wird einige Zeit dauern bis sie sich an euch gewöhnt haben, und ich würde in den ersten Tagen davon absehen sie mit auf die offene Straße zu nehmen. Aber ich bin mir sicher dass ihr gut miteinander klarkommen werdet..."


  • Auch wenn nicht vieles Ratbald aus der Ruhe bringen konnte: Seine Kinnlade schlug was auf dem Boden auf. Kurz musste sein Gehrin das Gesagte miteinander verknüpfen und den Inhalt analysieren.


    Dann ging er - mit geschlossenem Mund - einen Schritt auf Lando zu und umfasste sein Handgelenk, wie beim Kriegergruß.


    "Danke Lando, ich weiß nicht wie wir uns dafür revangieren können. Wenn wir das jemals können."

  • Ein eigenes Pferd? Hatte er da richtig gehört? Das konnte nicht sein. Aber Ratbald hatte offenbar dasselbe gehört.


    "Danke Lando. Ich hoffe ich kann Dir deine Großzügigkeit irgendwann vergelten. Ihr seid so gut zu uns, ich weis gar nicht was ich sagen soll...."


    Helios war ein tolles Pferd. Vor allem seine schwarze Mähne war ein tolles Merkmal.


    "Darf ich dich fragen, wer Helios vorher geritten hat?" Ragin wusste nicht, ob Lando darüber reden wollte, aber er versuchte es einfach mal.

  • Zufrieden schmunzelnd, und doch ernst, besah Lando sich die Reaktion der beiden jungen Männer. Stolz machte es ihn nicht, immerhin steckte die harte Arbeit vieler Männer, und fast zwei Generationen an Ducciern in der Hros. Wenn man bedachte dass die Hros vor wenigen Monden noch auf dem Anwesen der Duccier gestanden hatte, und nicht auf einer eigenen Hufa daneben, hatte das Gestüt eine Entwicklung durchgemacht die sich sehen lassen konnte... und Lando musste nichtmehr in einer Kammer über den Ställen schlafen.


    Die Frage nach dem Vorbesitzer des Pferdes holte Lando aus seinen Gedanken, und er musste lange überlegen, bevor er diese Frage nun doch beantwortete: "Sarolf. Er gehörte Sarolf. Helios war sein Zweitpferd. Sarolf war der Vorsteher dieser Familie, zumindest des Teils der im römischen Reich lebte, nachdem Leif, der uns hierher geführt hatte, auf dem Felde verscholl. Noch bevor Dagmar nach Aegyptus ging. Sarolf war übrigens auch der Mensch der mich adoptierte und damit offiziell zu einem Teil der Familie machte...", was Lando inoffiziell schon lange vorher gewesen war.

  • Ragin wurde ernst und sagte feierlich:
    "Es ehrt mich das Pferd deines Adoptivvaters und des ehemaligen Vorstehers der Famile zu bekommen. Ich werde ihm gedenken und danken. Ich hoffe er wird eines Tages ebenso stolz auf mich sein, wie auf dich."


    Er wusste dass die Ahnen ihre Taten verfolgten.

  • Lando nickte, zu dem Stolz hatte er eine andere Meinung, aber die musste er dem Jungen ja nicht aufbinden.


    "Ihr müsst mir nicht danken.", meinte Lando schließlich ernst an Ratbald gewandt, "Ihr seid Mitglieder der Familie, und damit ist es selbstverständlich dass man euch jede mögliche Unterstützung zukommen lässt. Das einzige was man von euch erwartet, ist dass ihr dass später für die euch folgenden macht. Kurzum: verhaltet euch so wie man es von Söhnen des Wolfrik erwarten kann," und dem Sohn des Landulf, "Bereitet eurer Familie keine Schande, ehrt die Götter, und geht tüchtig eurem Tagewerk nach."

  • Nachdem die beiden Jungen in betretenes Schweigen verfallen war, beschloss Lando sie mit ihren neuen Tieren alleine zu lassen, und sich dafür wieder seinen eigenen Angelegenheiten zuzuwenden: "Nundenn, übt fleissig mit ihnen, sie müssen sich schließlich noch an euch gewöhnen. Und seid vorsichtig... wir sehen uns morgen beim Frühstück."

  • ...obwohl nahezu die komplette Familie die Unart pflegte, ihre Pferde dauernd im falschen Stall abzustellen (:D), weigerte sich Lando beharrlich, ihnen dies gleichzutun, und hielt seine beiden Pferde dort wo sie hingehörten: im STALL DER REITTIERE!
    Nachdem er genug mit dem Zaunpfahl gewinkt hatte, holte Lando seinen treuesten Vierbeiner, Hermod, aus seiner Box, und streichelte diesem sanft die Blesse... sie hatten in letzter Zeit viel zu wenig miteinander unternommen, das wusste Lando, mehr als ein paar kleinere Ausritte waren nicht drin gewesen, und das war bei einem Tier von Hermods Kaliber, das erst nach Stunden so richtig warm wurde, definitiv zu wenig.


    Doch der Ausflug, den sie von heute auf Morgen unternehmen würden, würde ihm gefallen, es war schließlich eine Reise von einem halben Tag bis zum Dorf des Rodewini.


    Lando bepackte Hermod mit dem üblichen Sattelwerk für diese Reise, deckte den Rest des Rücks mit einer alten Wolldecke ab, und belud ihn dann mit Werk, das man so brauchte um eine Reise durch Magna zu unternehmen: Speer, Sax und Schild. Nicht, dass man es unbedingt brauchen würde, aber Rodewini legte sehr großen Wert auf Traditionen, so wie Lando, und die Kampfkraft eines Mannes war durchaus etwas aussagekräftiges. Außerdem stellte Lando genau die hälfte der Kampferfahrenen Männer seiner Familie, die andere weilte zur Zeit in Rom. Und Phelan in Rüstung und unter Waffen... er wollte das nicht weiterdenken.


    Nachdem er seinen Hengst für die Reise gerüstet hatte, führte er ihn nach draußen, um darauf zu warten, dass der junge Priester endlich auftauchte.

  • Der Morgen war noch vom tristen Nebel des Landes umhüllt. Früh ging es los zum Dorf der Mattiaker. Der junge Priester war erfüllt von großer Freude und Ehre mit Loki mitreisen zu dürfen, hatte aber auch ein wenig Angst vor dem, was passieren würde, er wusste nämlich so viel darüber wie sein Vetter Witjon über die Frauenwelt.


    "Moin Loki." begrüßte er sein gegenüber, nachdem Phelan endlich den Stall betreten hatte.


    Er wartete nicht auf irgendwelche Worte von seinem Vetter, sondern rüstete schnell sein Pferd, den Bogen und Köcher umgeschnallt, sein Messer am Gürtel befestigt, und führte es aus der Box.


    "Ich bin bereit."

  • "Mor'n", erwiderte Lando den Gruß, und wartete darauf, dass der junge Priester sein Pferd bereitete. Als es schließlich soweit war, übersah er noch einmal die Ausrüstung seines Vetters...


    "Pack dich dicker ein. Das wird ein anstrengender Tag...", murmelte er noch, bevor sie losritten und sich auf den Weg nach Magna machten... ein weiteres Mal...

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