Der Weg zum Landsitz der Gens Tiberia

  • Mardian und Ylva beschritten den Weg raus vor die Stadt zurück zum Landsitz der Herrin.


    "Woher kommst du eigentlich?" fragte er in einem plötzlichen Anflug von Interesse.

  • Etwas erstaunt und aus den Gedanken gerissen sehe ich ihn für einen Augenblick irritiert an, ehe ich dann eine Strähne hinter mein Ohr schiebe. "Ich bin mir nicht ganz sicher. Meine Mutter war Germanin und Sklavin. Ich bin auf dem Gut meines vorherigen Herren groß geworden, die ersten Jahre war auch meine Mutter noch da." Sie entsann sich kaum an die sanfte Frau, die dennoch eine unglaubliche Strenge an den Tag legen konnte. "Ich weiss nicht, ob ich dort geboren wurde oder mit meiner Mutter zusammen in die Sklaverei kam, also wohl in ihrer Heimat geboren wurde. Das Gut ist nicht so weit von Rom, ein oder zwei Stunden, Richtung Berge."

  • Er schaute sie nicht an und ging weiter.


    "Eine Germanin also? Naja, da passt du ja ganz gut in das Sklavenbündel unserer Herrin. Sie hat ja bereits überall ihre Sklaven zusammengesammelt."

  • Irgendwie fand ich diese Antwort jetzt nicht beruhigend, aber ich ging nur teilweise darauf ein. "Darf ich Dir eine Frage stellen? Die Köchin erwähnte eine Sklavin, die vor mir Leibsklavin der Herrin war, Sie sagte was von Tafftafftee oder so. Wer war sie und was ist passiert?"

  • Jetzt blieb Mardian stehen und wandte sich ihr zu.


    "Ftatateeta... Sie war... Sie war eine junge ägyptische Sklavin, die die Herrin seit vielen Jahren begleitete und ihr diente. Sie kam in den Dienst der Familie als sie noch ein kleines Mädchen war."


    Er schwieg einen Moment. "Es war kurz nachdem die Herrin nach Rom übersiedelte. Sie schickte Ftatateeta mit einem Schreiben nach Hispania... Sie wurde in die dortige Gladiatorenschule geschickt, wo sie nun eine Ausbildung als Gladiatorin erhält... Und das alles nur, weil... weil... weil sie einmal einen Fehler machte und zu spät im Hafen ankam."


    Man konnte sehen, dass das Thema dem Sklaven ziemlich nahe ging.

  • Auch ich blieb stehen und hörte ihm zu. Mein Blick wurde betroffen, als ich hörte, weshalb sie zu den Gladiatoren gesandt worden war und auch, weil die Information mir nun bestätigt wurde. Einen Moment sah ich schweigend zu Boden, ehe ich ihn wieder ansah. "Ist sie immer so streng?" Ich entsann mich meiner Narben auf dem Rücken, der vielen Strafen der letzten Wochen. Die vielen Momente, wo ich fast bereit gewesen war nachzugeben und ihm zu geben, was er hatte haben wollen. Davor war ich nie schlimmer bestraft worden als mit ein paar Ohrfeigen oder angeschrien worden. Aber wenn sie wegen so einer Kleinigkeit schon jemanden zu den Gladiatoren sandte?

  • Er schüttelte den Kopf.


    "Nein, die meiste Zeit ist sie eigentlich recht fair. Es gibt allerdings Tage, an denen wir Sklaven versuchen ihr möglichst aus dem Weg zu gehen."


    Er setzte den Marsch fort.

  • Ich seufzte leicht und hoffte, dass ich nicht so viele dieser Tage erleben musste. Wieder folgte ich ihm und versuchte Schritt zu halten, wobei ich eine Weile erneut meinen Gedanken nachhing, ehe ich noch einmal das Wort ergriff. "Verzeih, wenn ich Dich mit meinen Fragen nerve," sagte ich höflich, ein wenig schüchtern vielleicht, denn ich konnte ihn nicht so recht einschätzen. "Was macht unsere Herrin eigentlich?"

  • Auch ich blieb stehen. "Naja, ich weiss, dass sie eine Patrizierin ist. Aber ist sie nur zu Hause oder geht sie einer Aufgabe nach?" Ich wusste nicht, ob Patrizier, besonders Frauen arbeiteten. Mein vorheriger Herr hatte sie nicht selten als faule Geldsäcke bezeichnet, die eigentlich gar keines mehr hätten.

  • Er lächelte etwas.


    "Sie geht einer Aufgabe nach. Sogar einer relativ wichtigen. Sie ist eine Priesterin. Genauer gesagt die höchste Priesterin der Göttin Minerva."


    Er setzte sich wieder in Bewegung.

  • "Oh," kam es nur leise und erstaunt über meine Lippen. Dann versuchte ich mich zu erinnern, welche Göttin das wohl war, aber so ganz wollte es mir nicht einfallen. War das die mit der Jagd? Oder die der Liebe?Schnell versuchte ich wieder aufzuholen, während ich nachdenklich auf meiner Unterlippe kaute. Dann war sie wohl wirklich sehr wichtig und berühmt und bestimmt einflussreich. Langsam wunderte ich mich nicht mehr, dass sie so viel Geld haben konnte um den Preis für mich zu zahlen, auch wenn ich immer noch nicht begreifen konnte und mochte, dass man überhaupt so viel für mich geboten hatte.

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