[Taberna et Lupanar] Zu den Mänaden


  • Die Taberna zu den Mänaden war nicht leicht zu finden. Eigentlich war sie eine der Tavernen, die nur Stammgäste akzeptierte und die unter der Hand weiter gesagt wurden. Denn hier trafen sich die Griechen unter den Römern oder die Römer, die gerne Griechen sein wollten oder gerne so taten. Dies war ein Ort, wo ungestört das griechische Leben praktiziert wurde mit all den Vergnügungen, die die Griechen zu bieten hatten- kein billiges Lupanar, noch eine einfache Taberna. Manchmal konnte man sich aber auch ganz unverhofft dorthin verirren. Zu den Mänaden lag in einem Kellergewölbe, das man nur durch eine schwere Holztür erreichen konnte. Viele Öllampen, die hinter griechischen Masken, heute von Satyren, Silenen und Mänaden versteckt waren, erleuchteten das Gewölbe. Die Klänge der Lyra und von Flöten durchdrangen die Taverne und legte sich wie ein leichter Schleier über das Lachen, das Reden und das Feiern der Gäste. In der Mitte traten immer mal wieder Tänzerinnen und Tänzer auf, doch konnte dort auch schnell eine kleine Arena errichtet werden.


    Heute tanzten besonders viele Frauen mit Schlangen und die männlichen Tänzer trugen Kostüme mit Pferdehufen. Jeder Besucher erhielt an der Tür einen Kranz aus Weinblättern. Manche der Gäste kamen wie die Tänzer heute verkleidet als Satyre, Mänaden oder Silenen zu der abendlichen Veranstaltung zu Ehren des griechischen Gottes, der an jenem Tag unter den Namen Bacchus bei den Römern verehrt wurde.


    Auch Medeia kam spät am Abend zu der Taberna. Sie war schon ein paar Mal hier gewesen, sei es aus Heimweh oder dann doch nur um mal die ein oder andere flüchtige Bekannschaft zu machen. Heute trug sie keine Stola oder Palla, sondern ein langes, fließendes griechisches Gewand aus dunkelgrünem Stoff. Ihre Oberarme waren frei und nur von goldenen Schlangen verziert. Ihre Haare trug sie nur von einer Haarspange gehalten offen über die Schulter fallend, so dass ihre leuchtend roten Locken frei zu sehen waren. Lächelnd reichte sie ihren Umhang einem jungen Mann und sah sich nach ihrer Begleitung um. Ein dunkelhaariger Mann, der immer wieder sein Blick über Medeia schweifen ließ und sich dann neugierig umsah.


    Langsamen Schrittes ging sie die Stufen hinunter und sah in das Gewölbe. Sie warf ihrem Begleiter, wollen wir ihn mal Decius nennen, einen verführerischen Blick zu und setzte sich mit ihm an einen Tisch nahe der Tanzfläche, wo eine junge Frau eine riesige Schlange um ihre Schultern wickelte und dabei hypnotisch tanzte. Einer der Angestellten trat heran und Medeia bestellte für Decius und sich etwas Wein, wobei ihr Blick durch den Saal schweifte.


    Edit: Titel geändert

  • Es war der erste Abend, nachdem Gabriel das Hospital nach Tagen endlich aufrecht verlassen konnte, ohne Verband, aber dennoch mit Schmerzen, innerlichen wie äusseren. Und er war heute nicht so gut gelaunt wie er es sonst immer war. Diese Verletzung am Kopf hatte ihn arger mitgenommen, als er es wahr haben wollte.


    Er irrte etwas diffus durch durch Roms Strassen, als ihm seltsame Musik und Gesänge an seine Ohren drangen und er wandte sich dem zu. Das schien Abwechslung zu bedeuten. Schnurstracks begab er sich an jenen Ort und sobald er diesen betreten hatte, war er wie verzaubert. Musik, Weib, Wein und Gesang: Eigentlich etwas , was er wollte. Dennoch wirkte er wie ein verlorendes Häufchen Elend. Er sah sich um. Und dann sah er eine Frau, die er glaubte zu kennen. Aus seinen Träumen. Von damals, als er verletzt im Hospital gelegen hatte.


    Und so stellte er sich ihr unbewusst entgegen, vollkommen kopflos und starrte sie einfach nur an. Ja, sie war es ...

  • Die Tänzerin verbog sich nach hinten und der Schlangenkopf kreiste über ihrem Gesicht. Die gespaltene Zunge berührte die junge Frau an der Stirn. In dem Moment sprang eine leicht bekleidete Nymphe auf die Tanzfläche. Viele Blick wandten sich verblüfft ihr zu. Sie blieb stehen und sah mit gespieltem Entsetzen sich um. "Oh Hilfe doch!" rief sie auf Griechisch. "So helft mir, ER ist wieder hinter mir her!" Hinter dem Vorhang kam ihr dann jedoch ein Satyr hinter her. Begierigen Blickes starrte er die halbnackte Nymphe an. "Flieh doch nicht, Du Schöne. Zart wie ein Jüngling und schön wie der Sonnenaufgang bist Du. Entkommen wirst Du mir nicht!" Fluchs sprang er auf die Nymphe zu. Die Schlangentänzerin war mittlerweile verschwunden und die Flöten spielten hektischer und fröhlichere Musik.


    Medeia lachte kurz und betrachtete das griechische Schauspiel. Decius strich ihr währenddessen die Haare zur Seite. Sein Arm schlang sich um ihre Taille und seine Lippen fuhren ihr am Nacken entlang. Etwas unwillig schüttelte sich Medeia. Eigentlich hatte sie im Grunde nichts dagegen. Es war schon etwas her, dass sie der Leidenschaft nachgegangen war, obwohl sie eigentlich liebend gerne mit dem hübschen Decurio was gehabt hätte. In seiner Paradeuniform sah er einfach auch zu umwerfend aus.


    Energisch strich sie Decius' Hand zur Seite. "Lass das, Decius. Du weißt, was ich will. Vorher bekommst Du nicht mehr von mir zu sehen." meinte sie herrisch und in leisem Ton. Decius starrte sie einen Moment verblüfft an, dann aber kam Wut in sein Gesicht. Er packte Medeia an der Schulter, jetzt grob und nicht mehr mit Verlangen. "Du hälst mich jetzt schon zu lange hin, Medeia. Wir wissen beide, dass das eine Schnapsidee ist. Und nur, weil Du so schön bist, bin ich noch nicht zu den Praetorianern gelaufen! Aber das kann ich ja noch nachholen. Oder Du gibst mir, was ich will..."


    Medeia wandte ihren Blick von der Tanzfläche, ganz langsam zu Decius. Ihre Augen funkelten voller Wut und auch Haß tauchte da auf. Haß auf all jene Männer, die glaubten, sie kontrollieren zu können. "Wie...", kam es atemlos aus ihr hervor, "...kannnst Du...es wagen, Decius?" Dieser grinste jedoch, packte sie fest an der Schulter und küsste sie plötzlich. Wütend versuchte sich Medeia jedoch von ihm zu befreien. Ihre Hand ging dabei suchend zu dem kleinen Dolch, den sie schon zu ihren alten Zeiten bei sich trug, um sich genau in solchen Momenten schützen zu können. In dem Moment biss Decius ihr grob in die Schulter. Medeia schrie leise vor Schmerz auf und zog den Dolch, den sie in Decius Kehle zu rammen gedachte...

  • Obwohl Gabriel, der nicht einmal wusste, welcher Gott ihn hier her getrieben hatte, spürte, dass er hier an einem ihm seltsam fremden Ort gelandet war. Und immer noch starrte er auf die rothaarige Frau, warum auch immer. Er war noch zu gebannt. Dann aber sah er, wie ein Kerl der Frau zu nahe trat und so gleich spürte er, dass dies nicht rechtens war. Obwohl Gabriel noch etwas geschwächt von seiner Verletzung war, so trat er doch hervor und griff dem Mann an sein Handgelenkt und stiess hervor: »Behandelt man so eine Dame? ich denke nicht. Schert Euch davon!« Seine Worte klangen ernst und entschlossen. Und das, obwohl er heute in Zivil war.

  • Endlich hatte Caius es geschafft. Daheim hatte ihm Longina die Hölle heiß gemacht. Sie hatte mit Gegenständen geworfen. Woher nahm sie nur diese Energie ? Dann jedenfalls wurde sie müder und eh sie sich versah, war sie in dem runden Korbsessel im Atrium eingeschlafen. Ich ließ sie in unser Schlafzimmer bringen, ehe mich selbst aus dem Haus stahl. Den Sklaven sagte ich nichts. Sie hatte Longina ohnehin unter Kontrolle und wenn einer was ausplappern würde, ging es ihm an den Kragen.
    So hüllte er sich in einen Mantel und verließ in finsterer Nacht die heimeliche Casa. Ein Wagnis, keine Frage, doch es war es wert. Bacchus soll man fröhnen und da mußte man das Risiko eingehen. Außerdem hatte ich mir eine Sänfte gemietet, bewacht von vier muskulösen Kreaturen, die nicht gerade billig war, und so ging es im Eilschritt zu den Mänaden.


    Angekommen entstieg ich der Gondel und betrat das Etablissement. Ich legte meinen Mantel ab und winkte dem Wirt zu, er solle mir einen Krug Vinum bringen mit zwei Bechern, einen für mich und einen für Bacchus. 8)

  • Der Satyr lachte kehlig und rauh im Hintergrund. "Haha, Du Schöne. Hab ich Dich!" Die Nymphe schrie, gespielt wieder, auf. "Was willst Du von mir, Du Grobian?" Nun klang das Lachen hämisch, mit dem Hauch von Boshaftigkeit in der Stimme. "Das Flötenspiel will ich Dir beibringen, meine Schöne! Zu Ehren der Götter und zu unserem Vergnügen!" In dem Moment sprangen fröhliche junge Männer und Frauen in Jagdgewandung auf die Bühne. Eine Frau mit einem 'Theater'bogen trat auf die Bühne. Ihre langen braunen Haare wallten ihr unbändig über die Schulter und sie trug eine sehr knappe Tunika, die mehr offenbarte als verhüllte. "Oh weh Dir, Satyr!" rief sie. Derweil liefen einige Sklaven und Sklavinnen umher und bedienten die Gäste und auch die Neuankommenden, wie Tacitus, der ebenso einen Kranz in die Hand gedrückt bekommen hat.


    Der Dolch blitzte schon im Lichte einer der Öllampen hinter der Satyrmaske, die neben Medeia hing, auf. Ein junger Mann am Nebentisch, der sich gerade mit einem Älteren unterhielt, flirten wäre wohl der bessere Ausdruck, sah erschrocken auf Medeias Hand. Doch im letzten Moment wurde der Gewaltakt beendet. Decius ließ abrupt von Medeia ab. Medeia wiederum stockte und hielt den Dolch auf der Höhe ihrer Taille. Verblüfft sah sie auf Gabriel, denn mit Hilfe hätte sie nicht gerechnet. So etwas wäre in Griechenland auch nicht üblich gewesen. Decius drehte sich derweil um, hielt dabei jedoch Medeia weiter grob gepackt. "Verpiss Dich, Du Bastard!" zischte er ihm wütend zu. "Und lass mich los!" Medieas Blick ging jedoch hilfesuchend zu Gabriel. Wenn er ihr helfen konnte, musste sie Decius nicht abstechen und das kam ihr natürlich recht.

  • Der Wein war süffig. Herrlich ! Caius trank in raschen Zügen und der Krug leerte sich viel zu schnell. Ein Teil davon landete auf dem Boden, für Bacchus. Er sah hinüber zu den leicht bekleideten Mädchen und ihrem vergnüglichen Spiel und nickte bewundernd. Sie waren zierlich und anmutig. Ihre Haut so rein und makellos, so weiß wie Alabaster. Die Haare waren kunstvoll hochgesteckt zu einem unendlichen Geflecht aus lauter Spiralen und Wirbeln. Kunstvoll verzierte Broschen aus Bronze und aufgetragene Schminke in allerlei Farben rundeten das Bild ab.
    Beim Blick auf die knappen Beinkleider der Mädchen regte sich in Caius die Phantasie. Er bestellte einen weiteren Krug und gab dem Wirt Anweisung regelmäßig nachzuschenken.

  • Gabriel war ein wenig verwirrt. Da lief ein Stück auf der Bühne, dem er aber keine Aufmerksamkeit mehr schenkte, dennoch lenkte es ihn ab.
    Doch dann hörte er die Worte des Mannes, der die rothaarige Frau belästigte und Gabriel sah, wie sie ihn fast flehend ansah.


    Und dann reagierte Gabriel, versucht ruhig, obwohl er innerlich aufgebracht war.
    »Ich soll mich was? verpissen? Und du nennst mich einen Bastard? Was glaubst du eigentlich wer du bist, hm? Lass augenblicklich diese Frau los, oder es setzt was. Aber richtig!! Scher dich hier weg!«

  • Erschrocken warf sich der Satyr vor der braunhaarigen Schönheit auf den Boden. Seine Hand hielt immer noch das schmale Handgelenk der blondgelockten Nymphe fest. "Oh du göttliche Artemis! Sei mir gegrüsst, Du anmutige Jungfer!" Übertrieben gehetzt sah er zu der Nymphe. "Ich hab sie gefunden, Du Göttliche! Deine untreue Nymphe!" Artemis, die jungfräuliche Jägerin, starrte von oben auf den Satyr herab. "Oh weh Dir, Satyr. Du wolltest ihr das Flötenspiel beibringen?" Die Nymphen und Jünglinge und im Hintergrund kicherten mädchenhaft, bzw. knabenhaft, und schlenderten in ihren kurzen Tuniken zwischen den Tischen aufreizend entlang. Neben Tacitus kam eine junge Frau mit hellbraunen Haaren und den Augen eines wunderschönen Rehs zu stehen. Sie hielt eine Bogenattrappe in der Hand und zwinkerte ihm spielerisch zu.


    Im Hintergrund derweil bahnte sich ein größeres Unheil wieder an. Kalte Wut stand in Decius Gesicht geschrieben. Er ließ tatsächlich von Medeia ab und stand ganz langsam auf. Wütend schüttelte er die Hand von Gabriel ab. "Bastard...denn sonst hätte Dir Dein Vater mal Manieren beigebracht!" zischte Decius. "Aber wenn man von einer Lupa geboren und aufgezogen wurde, kann man so was ja nicht erwarten..." Voller Verachtung sah er Gabriel an. Medeia sah von Gabriel zu Decius und schien selber etwas unschlüssig zu sein. Dabei ballte Decius seine Faust.


    Und das Schauspiel ging unbeeindruckt weiter. "Aber nur mit der Panflöte, Oh Du Göttliche!" rief der Satyr schnell als Antwort. Ein weniger jungfräuliches Lächeln, sondern eher durchtrieben, zeigte sich auf dem Gesicht der schönen Artemis. "Dann unterweis uns alle in Dein Flötenspiel, Satyr. Wir sind alle begierig es zu erfahren!" Sie lachte hell auf und warf ihre Haare in den Nacken als sie den Kopf dabei hob. Die junge Nymphe bei Tacitus beugte sich lächelnd vor. "Kennst Du ebenfalls das Flötenspiel, was er meint?" hauchte sie.

  • Gabriel war ein geduldiger, ja eigentlich sehr herzensguter Mensch, aber dieses Schauspiel wollte er nicht zulassen. Er spürte, wie der Mann seine Hand abschüttelte und nun wüste Beleidigungen gegenüber Gabriel aussprach. Doch Gabriel blieb ruhig, und dennoch blickte er den Mann finster an und sprach ruhig:
    »1. Weisst du so rein gar nichts über meinen Vater, 2. Solltest du weder ihn noch mich beleidigen und 3. bist du gerade nichts weiter als ein ungehobelter Mann, der aus reiner Missgunst gute Bürger in Missgunst bringen willst. Und 4, sage ich zum letzten Mal: Schere dich weg!!! Oder soll ich die Wachen holen?«
    Gabriel war kurz davor zu sagen, daß er selber den Vigiles angehörte. liess es aber sein. Stattdessen funkelte er den Mann böse und warnend an.

  • "Da...da..das Flötenspiel, oh Du herrliche Artemis, Du Göttliche?" hauchte der Satyr verblüfft. Er hatte die Nymphe losgelassen, die sich mit einem raschen Sprung hinter die 'Göttin' rettete. "Oh ja, mein ungehobelter Satyr!" rief Artemis lachend. "Denn heute feiern wir zu Ehren meines Bruders, Dionysos! Feiern und spielen wir!" Sie hob ihren schlanken Arm und gab ihren Dienern mit anmutiger Gestik das Signal zum Fest. Die Nymphen und Jünglinge wollten sich in dem Moment unter die Gäste mischen. Auch die junge Nymphe bei Tacitus beugte sich verführerisch vor.


    "Dann muss ich Dir wohl die Lektion beibringen, die Du als Bastard nie bekommen hast!" In dem Moment sauste Decius Faust nach vorner. Seine Hand schloss sich um Gabriels Schulter herum und dann ließ er sich nach hinten fallen. Seine Beine schossen nach oben und den Schwung ausnutzend, warf er Gabriel wuchtig über sich, der auf einen Tisch im Hintergrund landete- der Tisch von Tacitus und seiner braunhaarigen Nymphe. Polternd fielen der Becher und fast leere Weinkrug dort runter und zerschellten auf dem Steinboden. Kaum ein Opfer, über das sich Bacchus freuen würde.


    Die Nymphe schrie erschrocken auf und sprang zurück als der Tisch erzitterte und schließlich auch zerbrach. Polternd fielen die Tischbeine zur Seite. Decius war aufgesprungen und warf sich auf Gabriel, um noch mal nachzusetzen. Medeia sprang auf und zog ihren Dolch. Ihr Blick ging zu der Tür und dann zu den beiden Kämpfenden. Entschlossen ging sie auf den Tisch zu. Währenddessen sprangen auch andere Gäste auf. Einige Frauen gaben erschrockene Laute von sich, aber auch einige Männer. Auch griff so manch ein Gast und auch entschlossene Frau nach einem Krug, doch die Meisten sahen nur gebannt auf die Schlägerei. So manch ein Betrunkener hielt das wohl für Teil des Stückes...

  • Alles ging sehr schnell und obwohl Gabriel als Vigil mit allem gerechnet hatte, so liess es seine eigentliche Verletzung kaum zu, dass er wirklich schnell handeln konnte und so passierte es, dass er sich plötzlich mit einem wuchtigen Schlag auf einem der Tische wieder fand. Doch nun war er ausser sich. Und er war so gut genesen, daß er er sich wehren konnte.


    Blitzschnell gab er dem Mann über sich eine so harte Kopfnuss, dass ihm selber leicht schwindelte, doch er war sich sicher, dass dieser Schlag sein Gegenüber mehr weh tat als ihm ...

  • Caius genoß die Vorstellung. Als die Nymphe sich zu ihm beugte und mit sinnlicher Stimme ihre Worte Caius zuflüsterte, stellten sich bei ihm sämmtliche Nackenhaare auf. Er genoß ihre Anwesenheit, der Duft ihres Parfüms kitzelte ihn in der Nase und betörte seine Sinne. Mit lasziven Schliff in der Stimme sprach er zu der Brünetten


    "Ich würde Dich gerne das Flötenspiel blasen hören." 8)


    Er lächelte verschmitzt und fragte sich selbst wie er sowas sagen konnte. Die ganze Atmosspähre mußte ihn verzaubern. Mprgen würde er aufwachen mit dickem Kopf und sich schämen. Aber so beobachtete er die Nymphe weiter wie sie sich verführerisch zu ihm vorbeugte.


    Plötzlich wurde er aus seiner Lethargie gerissen. Ein lautes Klirren und der Krug mit dem Wein lag in tausend Scherben. Das aufreizende Geschöpf war zurückgewichen und auch Caius schreckte auf. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Mann in einfacher Tunika, der sich aber sofort wieder aufpeppelte. Empört erhob Caius seine Stimme.


    "Hey, was soll das, Du Dreckskerl ! Du hast meinen Wein verschüttet und den Krug hast Du auch zerstört !"

  • Ein Kreis hatte sich um den Tisch gebildet. Die Gäste starrten gebannt auf die Prügellei, manche murrten jedoch auch, da sie ihres Vergnügens zu Ehren Dionysos gebracht wurden. Doch einige sahen darin eine vergnügliche Abwechslung am Abend, war es doch noch weit bis zu den nächsten olympischen Spielen. Schon wurden die ersten Wetten abgeschlossen, wer die Prügellei gewinnen sollte. "100 Sesterzen auf den Flieger!" lachte ein Mann. "Ich halte dagegen!" erwiderte ein jüngerer Mann grinsend.


    Decius stöhnte laut auf und Blut schoss aus seiner Nase. Von der Wucht der Kopfnuss getroffen fiel er erstmal von Gabriel herunter und direkt neben Tacitus, dessen Protest er wohl nicht vernommen hatte. Stöhnend wischte sich Decius über die Nase und griff mit der selben Hand dann hoch um einen Halt zu finden. Dabei erwischte er auch kurz Tacitus Gewand und hinterließ dort eine Blutspur ehe er sich aufrappelte. "Du Bastard!" stöhnte Decius, seine Stimme klang jedoch durch die wohl gebrochene Nase verzerrt. Er packte eines der Holzbeine und hob diesen hoch, um ihn auf Gabriel mit Wucht niedersausen zu lassen. Medeia versuchte auch heran zu kommen, um Decius daran zu hindern, wurde jedoch von einigen Schaulustigen nach hinten gedrängt.


    "Sollen wir nicht lieber die Vigilen rufen?" fragte einer der Nymphen. Eine sehr groß gewachsene Frau mit einer hohen, dunkelroten Perrücke und vielem Schmuck trat an ihre Seite. Finsteren Blickes musterte sie die Prügellei. Langsam schüttelte sie den Kopf und antwortete mit einer Altstimme: "Nein, hier hat und wird niemals ein Vigil in Uniform seinen Fuß hineinsetzen. Hole Hektor und Phelippos!" Die Nymphe nickte hastig und verschwand nach hinten.

  • Die Kopfnuss hatte gesessen, denn für einige Augenblicke war Decius so benommen, dass er von Gabriel abließ und schließlich neben einem Gast landete, der irgendetwas unflätiges von sich gab, was Gabriel aber in der Hitze des Gefechts nicht wirklich wahrnahm. Ebenso verstand er kaum etwas von den Umstehenden, außer einmal das Worte ... Vigilen holen und noch irgend etwas anderes, doch Gabriel musste sich auf seinen Gegner konzentrieren und in dem Moment, wo dieser mit einem Holzbein von dem zerstörten Tisch auf Gabriel einschlagen wollte, sprang dieser seitlich auf, so dass die improvisierte Waffe dicht neben Gabriel aufkam.
    In diesem Moment stürzte sich Gabriel auf Decius, umfasste dessen Leib, so dass sie sich nun sehr nahe waren und wollte den Mann zu Boden reissen, um ihm anschließend, wenn es Gabriel gelänge, ihn hart mit seiner Faust in Gesicht schlagen zu können.


    Nur für einige wenige Momente fragte er sich, warum er sich schon wieder einmal in Schwierigkeiten befand und das wegen einer Frau. Aber viel Zeit blieb dem zivilen Vigilen nicht, darüber nachzudenken, da er sich auf den Kampf konzentrieren musste, welchen er unbedingt gewinnen wollte. Allerdings hatte sein Gegner den leichten Vorteil, daß Gabriel noch unter seiner Verletzung zu leiden hatte: ein Grund mehr, diesen Kampf schnell für sich zu gewinnen ...

  • Der Kerl hatte ihn überhaupt nicht wahr genommen. Caius wurde zornig. Er wollte aufstehen und diesem Affen die Meinung sagen, aber dan wurde ihm ein wenig schummrig, und er setzte sich wieder auf seine Bank. Das Mädchen war inzwischen verschwunden.
    Um die Prügelei hatten sich ein paar Gaffer gebildeten, die miteinander wetteiferten, wer den Kampf schlagen würde.
    Und dann erlaubte sich dieser andere Kerl auch noch, sich an seiner Toga sein Blut abzuwischen. Der Zorn war noch nicht verraucht, und so schob Caius unauffällig sein Bein raus, auf daß der Große darüber falle.

  • "Wenn sie wenigstens nackt wären..." murmelte einer der Zuschauer. Sein Nebenmann lachte leise. "Aber sieh doch, Iphikrates, das sind Römer." Er schüttelte verächtlich grinsend den Kopf. "Glaubst Du wirklich, die haben etwas Kultur an sich. Barbaren allesamt!" Der Erstere, Iphikrates, nickte leicht, sah jedoch etwas bedauernd auf die Prügellei. Derweil bahnte sich von hinten zwei großgewachsene Männer durch die Menschenmenge. Sie trungen kurze dunkelrote Tuniken und dazu enge, lederne und schwarze Brustpanzer und lederne Bein- und Armschienen, die mit silbernen Nieten verziert waren. Es musste sich wohl um Hektor und Phelippos handeln, denn die junge Nymphe folgte ihnen und deutete aufgeregt auf die Prügelszene.


    Decius improvisierte Waffe schlug auf der Tischplatte, die am Boden lag, ein. Sie zerbrach und auch das Tischbein zersplitterte am vorderen Ende. Decius wollte sich in dem Moment nach oben bewegen, um der Faust von Gabriel auszuweichen, doch viel zu langsam. Der ordentliche Kinnhacken von Gabriel erwischte Decius mit Wucht und schleuderte ihn nach hinten. Er taumelte einen Moment, hätte sich auch beinahe halten können, doch das Bein von Tacitus wurde ihm zum Verhängnis. Er fiel auf den Boden, nicht ohne noch zu versuchen Gabriel mit einer Beinschere ebenfalls zu Fall zu bringen. Dann krachte Decius auf seinen Rücken, auf ein Tischbein und die Tonscherben. Ein sehr schmerzliches Stöhnen entrang seinen Lippen. Mühsam hob er seine Faust, um sie matt Gabriel entgegen zu schwingen...


    In dem Moment stießen die zwei muskulöse Männer durch die vorderste Reihe und traten auf Decius und Gabriel zu. Der Größere von Beiden beugte sich nach vorne und packte Gabriel. "Das reicht!" donnerte seine Baßstimme durch die Taberna, während er versuchte Gabriel nach hinten zu ziehen. Der andere Gerüstete packte in dem Moment Decius, der sich nur noch matt dem erwehrte. Blut strömte aus dessen Gesicht und sein Kinn schwoll schnell an.

  • DIe Beinschere von Decius erwischte Gabriel jedoch leider voll, so dass dieser nun ebenfalls rücklings zu Boden ging und unangenehm hart gegen einen weiteren Tisch mit seinem Kopf aufschlug. Zwar trug er keinen Kopfverband mehr, aber er litt immer noch leicht unter den Nachwirkungen der schweren Kopfverletzung und so stöhnte er auf und leicht wurde ihm schwindelig, so dass er die Faust Decius nicht rechtzeitig kommen sah Doch der Schlag saß nicht sehr fest, war Decius doch selbst schon recht angeschlagen.


    Gerade wollte sich Gabriel erneut auf den Angreifer stürzen, als man ihn grob packte und nach hinten zerrte, während er drohend die Stimme vernahm, die donnerte, daß es nun reichen würde. Zuerst hatte Gabriel das Bedürfnis, den großen Kerl, der ihn packte seinen Ellenbogen in den Magen zu rammen, aber er entschied glücklicherweise anders. Eigentlich war er eh froh, dass der Kampf nun zu einem Ende kam.
    »Schon gut schon gut!!« beschwichtigte Gabriel den großen und keuchte leicht. Ein kurzer Blick verriet ihm, was sie hier für ein Chaos angerichtet hatten und dann suchte er in der Menge die rothaarige Schönheit, konnte sie aber in der gaffenden Menge erst nicht ausmachen.

  • "Hey, lasst sie weiterkämpfen!" rief der Mann, der auf Gabriel gesetzt hatte. Auch andere grollten über den Eingriff von Hektor und Phelippos. "Ach komm, Xerxes, ich geb Dir auch einen aus!" erwiderte der Zweite, der auf die Gegenseite gewettet und wohl schon den Verlust von 100 Sesterzen vorraus gesehen hatte. So kam es ihm wohl nicht ganz unrecht, dass die beiden Streithähne getrennt wurden. Der Erstere nickte etwas säuerlich und die beiden Männer wandten sich von der endenden Prügellei ab.


    Hektor hatte Gabriel derweil fest gepackt. "Du kommst mit und denk nicht mal dran, noch mal Deine Faust zu schwingen." brummte er mißmutig und zerrte Gabriel in Richtung Treppen und dem Ausgang zu. Decius derweil hatte nicht vor, so leicht aufzugeben. Er hob seine Faust und schwang sie in Richtung von Phelippos. Dieser packte jedoch schnell dessen Handgelenk und schlug wuchtig mit seiner Faust in Decius Gesicht. Stöhnend sackte Decius zusammen und verlor das Bewußtsein. Phelippos erhob sich wieder und zog dabei Decius am Arm hoch. Mit Schwung warf er sich diesen leicht über die Schulter, als ob Decius nur ein Fliegengewicht wäre.


    Langsam löste sich der Tumult wieder um den zerstörten Tisch auf. Die Frau mit der hohen Perrücke schüttelte noch mal den Kopf und bahnte sich den Weg durch die Gäste und trat an Medeias Seite, die gerade Gabriel folgen wollte. "Medeia?" Medeia, die sich eine rote Locke nach hinten strich, drehte sich um. "Ah, Diotima! Es tut mir leid!" Diotima, die Frau mit der auffälligen roten Perrücke, schüttelte den Kopf. "Medeia, soetwas kann ich nicht dulden hier." sprach Diotima mit ihrer ziemlichen tiefen Altstimme und auf Griechisch. Sie sah in Richtung des Tisches und schüttelte noch mal den Kopf. "Du zahlst mir den Tisch?" Medeia nickte und sah noch mal Gabriel und dem bewußtlosen Decius hinter her. "Gut, aber bring nicht noch mal so einen...Römer mit. Medeia, da gibt es noch etwas, was ich mit Dir besprechen wollte. Vielleicht können wir in ein paar Tagen, bei den Ringwettkämpfen, darüber sprechen?" Medeia sah Diotima kurz fragend an, nickte dann jedoch. "Aber natürlich. Bis dann, Diotima." Medeia wandte sich von ihr ab und drängte sich in Richtung Tür durch.


    An den zerbrochenen Tisch trat wieder die junge Nymphe auf Tacitus zu. "Bist Du verletzt?" fragte die 'Nymphe' besorgt und lächelte liebreizend dazu. Sie nahm Tacitus Hand und führte ihn zu einem heilen Tisch. "Ich hoffe, Du lässt Dir nicht von denen das Fest vermiesen. Kommt, setz Dich doch..." Sie lächelte und sank auf eines der Kissen. Erwartungsvoll sah sie zu Tacitus hoch. Auch die anderen Gäste beruhigten sich wieder und das übliche Gemurmel und sogar das erste Gelächter trat wieder ein. Auch die Flötenspieler nahmen wieder ihr Musizieren auf.


    Schnell lief Medeia die Treppen hoch, um nicht den Anschluss an Hektor, Phelippos, Gabriel und Decius zu verlieren. Hektor zog Gabriel zur Tür und schob ihn aus der Taberna raus. "Verschwinde und lass Dich hier nicht noch mal blicken!" brummte Hektor. Medeia trat durch die Tür hindurch. "Phelippos, tust Du mir einen Gefallen und trägst den Kerl noch einige Strassen weiter? Leg ihn irgendwo ab, der kommt schon alleine zu recht!" Sie lächelte den 'Türsteher' gewinnend an. Die Münzen, die sie ihm reichte, waren wohl ausschlaggebender. Phelippos trat ebenfalls heraus und verschwand um eine Häuserecke.


    Medeia drehte sich zu Gabriel um. Sie lächelte ihn strahlend und dankbar an. Und für einige Sekunden schien sie nicht zu wissen, was sie sagen sollte. "Ich danke Dir!" meinte sie schließlich. Zögernd hob Medeia ihre Hand und berührte leicht und sehr kurz Gabriels Schulter. "Bist Du verletzt?" Sie sah ihn besorgt und musternd an, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf. "Verzeih, ich bin Medeia. Und wie es aussieht, steh ich in Deiner Schuld..." Hektor derweil verschwand wieder nach innen und schloss vor ihnen die Tür.

  • Hektor, der wohl so etwas wie ein Türsteher war, packte Gabriel grob und zerrte ihn zum Ausgang, während er Gabriel drohte, dass dieser nicht mehr daran denken sollte, seine Faust zu schwingen.
    Gabriel setzte sich nicht zu Wehr. Ein wenig angeschlagen war er eh und er hatte schließlich nichts gegen den Mann, auch wenn dieser ihn etwas grob anpackte.
    »Nur die Ruhe. Du hast mich ja auch nicht angegriffen ....« grinste er etwas gequält und während der Mann ihn zum Ausgang zerrte, versuchte Gabriel noch einen Blick auf die rothaarige Schönheit zu erhaschen. Nur einmal streifte sein Blick sie, bevor sie wieder von anderen Gästen verdeckt wurde.
    Auch bekam Gabriel mit, das sein Gegner sich anscheinend versuchte zu wehren, was ihm aber nicht gut bekam. Insofern war es eine gute Entscheidung gewesen, dass Gabriel sich rausschmeissen ließ, auch wenn dass sein Stolz eigentlich nicht zuliess, zumal er den Streit und die Prügelei schliesslich nicht angefangen hatte.


    Das er allerdings nun sich so vollkommen umsonst einige Prellungen und Schürfwunden eingefangen hatte, wollte Gabriel nicht so ganz einsehen, doch schliesslich wurde er einfach vor die Tür gesetzt, als plötzlich diese Frau kurz danach auf die Straße trat, zu dem Türsteher die Worte sagte und ihm ein paar Münzen gab. Und dann wandte sie sich tatsächlich Gabriel zu und strahlte ihn dankbar an.
    Dieser war ein wenig lädiert, aber er konnte aufrecht stehen und besonders nun, wo SIE da vor ihn stand. Und mehr noch: Sie sprach, ihn Gabriel an. Und tätschelte seine Schulter. Für Momente war Gabriel etwas verwirrt und ihm wurde leicht schwindelig. Rührte es vom Kampf her, oder war es etwa ihr wunderschönes Antlitz, dass nun nicht mehr wie ein Geist über ihm schwebte.
    Gabriel war kein sehr gläubiger Mensch, aber er musste schon seltsam ausgesehen haben, als er sie für einen Moment etwas ungläubig anstarrte. Nicht unhöflich, aber eben doch für einen Moment zu lange, als würde er nicht glauben, was er sah.
    Als sie dann ihre Frage an ihn richtete und schliesslich ihren Namen sagte, formten sich seine Lippen zu einem freundlichen Lächeln, welches immer charmanter wurde ...


    Medeia hiess sie und es war, als würde dieser wohlklingende Name wie engelsgleiche Musik in seinen Ohren klingen ... oder war es eher der seltsame Schmerz in seinem Kopf, der ihm einen Streich spielte?


    Doch schliesslich fing sich Gabriel und er deutete eine Verbeugung an, eine sehr höfliche und eine, die von guten Manieren herrührte.
    »Das war doch eine Selbstverständlichkeit, Medeia!« antwortete er auf ihre letzte Äusserung, dass er in ihrer Schuld stehen würde. Dann aber auf einmal schwindelte ihm leicht und er fasste sich an den Kopf. »Nein, nein, es ist nicht der Rede wert!« fügte er dann seinen Worten hinzu. Ihm war seltsam zu Mute. Leicht schwindelig und ein Kribbeln ging durch seinen Kopf. Das hatte er seit der schweren Kopfverletzung öfters in der Letzten Zeit und dann gab es Momente, wo er nicht wusste, ob er träumte, oder wach war.
    Konnte dies etwa eine unangenehme Nebenwirkung der schweren Kopfverletzung sein? Gabriel dachte nicht weiter darüber nach, denn nun blickte er in die Augen dieser Frau, von der er glaubte, noch vor ein paar Tagen im Lazarett geträumt zu haben. Sie war so wunderschön!! Mehr noch, sie ... stand vor ihm, stolz und doch ein klein wenig verunsichert, zumindest kam es Gabriel so vor. Und auch wenn sie den Eindruck auf ihn machte, dass sie eine sehr starke Persönlichkeit haben musste, so gab sie sich nun freundlich, dankbar und fast ein wenig verletzlich.
    »Es gibt dich also wirklich?« stammelte er vollkommen unüberlegt und im selben Moment wurde ihm bewusst, dass er hier gewaltig etwas durcheinander bekam.

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