[Taberna et Lupanar] Zu den Mänaden

  • Jakobus stand hinter Palladius. In seiner Hand trug er eine Tabula für Notizen, sowie seine Vollmacht. Der Betrieb gehörte jemandem, den Durus nicht mochte, wie der Sklave wusste. Also mussten sie besonders sorgfältig sein.

  • Der schwere Geruch von Mohnkräutern und Pfeifen lag in der Luft der Taberna zu den Mänaden. Die steinernen Kellergewölbe waren mit schummriggelbem Licht vieler kleiner Öllampen, die die Formen von sagenumwogenen Gestalten hatten, beleuchtet. Auf zahlreichen Klinen, Kissenlagern und gemütlichen Sitzecken hatte sich eine lautere Gesellschaft zusammen gefunden, wie so oft an den späten Abenden in der Taberna, doch es waren hauptsächlich Griechen und fast nur Männer unter den Gästen. Einige widmeten sich leisen Gesprächen, andere dem Rauchen langer geschnitzter Pfeifen, die ägyptische Zeichen und schlangenhaften Schmuck trugen. Von ihnen kam eindeutig der betörende Geruch nach dem Rauchkraut. Mitten im Raum stand ein goldbemalter junger Mann, er war von athletischen Körperwuchs, feinen, ja fast femininen Gesichtszügen und lange schwarze Haare zierten sein Haupt. Langsam zu der Musik einer Kithara bewegte er sich, hob seine beiden Arme überkreuzt und tanzte in drei Schritten etwas zurück, ließ seinen Oberkörper kreisen und verharrte ehe er wieder seinen etwas bizarr anmutenden Tanz aufnahm. Die Gäste in seiner Nähe betrachteten wohlgefällig das Schauspiel.


    Phelippos, der langjährige Aufpasser in den Mänaden, stand an den schweren Holztüren, die in das Innere der Mänaden führte. Sein Blick war zwar kurzzeitig auf die Tanzenden gerichtet, aber als es so laut klopfte, wandte er sich um. Ruhig und völlig ohne Eile trat er zur Tür und öffnete sie, ohne zu knarren, schwangen die Türflügel auf und der Grieche sah zu den beiden Männern. Die römische Kleidung wurde gemustert, sein Blick wurde abweisender. Römer mussten sich erst bewähren, wenn sie in die Taberna wollten. Die Griechen blieben doch lieber unter sich als die bonierten Barbaren unter sich zu wissen, und viele sahen das noch in den Besatzern ihrer Heimat. „Ihr müsst euch verlaufen haben. Die nächste Taberna ist am Ende der Strasse!“ brummte er abweisend.

  • Jakobus hielt dem Ianitor das Schreiben seines Herrn unter die Nase.


    LICENTIA AEDILIS CVRVLIS
    PRIDIE KAL DEC DCCCLVI A.U.C.
    (30.11.2006/103 n.Chr.)


    Hiermit statte ich meinen Sklaven Jakobus mit der Vollmacht aus, im Namen des Imperium Romanum Betriebe zu kontrollieren, Bücher einzusehen und im Zweifelsfall zu beschlagnahmen. Seinen Anordnungen ist wie denen des Aedilis Curulis Folge zu leisten.


    gez.
    Manius Tiberius Durus


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    Dazu begann er zu erklären


    "Ich bin im Namen des Aedilis Curulis unterwegs und habe Auftrag, die Betriebe der Stadt zu kontrollieren. Ich will mit dem Geschäftsführer sprechen!"

  • Verärgert sah Palladius zu dem vorlauten Sklaven, wollte aber vor dem Wächter keinen Streit mit diesem Anfangen und nichte schließlich Wortlos und war gespannt was nun passieren würde. Eigentlich war es schon eine Frechheit ihn abzuweisen... und das bei dieser... nun, aber das spielte ja keine Rolle im Moment.

  • Verdutzt sah Phelippos auf den Wisch vor seiner Nase. Natürlich konnte er die lateinischen Buchstaben nicht lesen, hatte sich nie die Mühe gemacht es zu lernen. Warum auch? Für seine Arbeit brauchte er das nicht. Abschätzig sah Phelippos zu Jakobus und dem Mann hinter ihm, den er für den Lakaien des Papyrusträgers hielt. „Hm...!“ murmelte er und sah sich unschlüssig um. Die letzte Kontrolle war schon Jahre her gewesen. „Na, dann kommt mal rein!“ fügte er unwillig an. Römer, immer störend und auf ihre Amtsgewalt erpicht. Phelippos öffnete die Tür ein Stück weiter, um die beiden Männer herein zu lassen. Hinter ihnen schloß er gleich wieder die Tür. „Folgt mir bitte!“ Er wandte sich um und lief die Treppen hinunter ins Gewölbe, nur wenige Gäste hoben den Blick als die beiden Römer herein kamen.


    Desinteressiert widmeten sie sich wieder ihren Gesprächen, ihrem Rauchkraut oder dem dargebotenem Tanz auf der Bühne. Der schlanke Mann wand sich zu leiser und mythisch anmutender Musik, spielte dabei mit den Schatten, die die Öllampen von ihm auf den Boden warf. Es war fast so als ob er mit seinem eigenen Schatten tanzen, ihn herausfordern und reizen würde. Phelippos winkte und deutete auf Jakobos und Palliadus. Eine großgewachsene Frau, größer als so manch ein Mann, löste sich aus einer Gruppe älterer Männer. Würdevoll, in einer langem Peplos gekleidet und eine hochaufgetürmten roten Perücke mit einem einzelnen funkelnden Rubin in der Mitte auf ihrem Haupt tragend, schritt sie an zahlreichen Tischen vorbei. Die zahlreichen goldenen Ketten an ihren Handgelenken und um ihren Hals klimperten leise bei jeder Bewegung, auf ihrem sorgfältig geschminkten Gesicht lag ein fragender Ausdruck. „Ja?“ fragte sie Phelippos mit einer sehr tiefen Altstimme. Der deutete mit seinem Kinn auf die beiden Römer. „Vom Aedil, wollen den Betrieb kontrollieren!“ Diotima wandte sich um, ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen, die durch die rote Farbe noch voller wirkten. Mit einer Handbewegung schickte sie den muskulösen Griechen fort. „Salve, meine Herren. Wenn ich mich vorstellen darf? Mein Name ist Diotima, ich führe die Mänaden! Wie kann ich euch dienlich sein?“

  • Jakobus folgte den Ianitor, der nicht so aussah, als würde er das Schreiben lesen. Aber egal, denn er wurde durch das Etablissement geführt, wobei er mit großen Augen den tanzenden Jüngling betrachtete. Nett anzusehen, aber irgendwie auch anrüchig...
    Dann waren sie bei einer Dame angekommen, der man die Leitung dieser Stätte durchaus zutrauen konnte.
    "Ich bin im Namen des Aedilis Curulis unterwegs und habe Auftrag, die Betriebe der Stadt zu kontrollieren. Also bräuchten wir Eure Bücher und die staatliche Betriebslizenz."
    sagte er sein Sprüchlein auf.

  • Sim-Off:

    *hüstel* Tschuldigung


    Einige der Griechen applaudierten angetan von der Darbietung des jungen Mannes auf der Bühne, der wie ein sterbender Schwan in sich zusammen gesunken war. Eine traurige Melodie begleitete die letzte, geschmeidige Bewegung des Tänzers, die Lichter an der Bühne wurden gelöscht und der Schatten der Dunkelheit fiel über den Mann. Als die Lichter wieder angingen, saß ein älterer Mann auf der Bühne, in seinen Händen hielt er eine Lyra. Sein schütteres weißes Haar hatte er nach hinten geflochten, sein Gesicht drückte Ernsthaftigkeit und Würde aus, sein Körper war mehr ein mageres Gerippe, ein langer weißer Chlamys bedeckte diese Hülle. Wie Honig klang seine Stimme, als er ansetzte zu singen, nachdem seine Finger die ersten Töne auf dem Instrument angeschlagen hatten. „Güldene Laute, Droben im Himmel spielt dich Apollon, Und der veilchenlockigen Musen, Sang und Tanz regierest Du. Unten auf Erden lauschen der Chöres Meister auf Deine Klänge, und die Sänger folgen der Weisung...“


    Das freundliche Strahlen, welchiges Diotima den Beiden schenkte, minderte sich in keinem Augenblick, wenngleich auch Wörter wie Bücher und staatliche Lizenz nicht sonderlich schön sich in ihren Ohren anhörte. Trotzdem neigte sie den Kopf. „Aber natürlich. Wenn ihr mir bitte folgen mögt?“ Fließend wandte sich Diotima um und schritt an den vielen Tischen in dem Tabernagewölbe entlang. Ihre Schritte wurden an der Bühne vorbei und auf eine kleine Treppe zugelenkt, ihre wohlgepflegten Hände strichen einen roten Vorhang zur Seite, dahinter lag eine dunkelbraune, mit Metall beschlagene Tür. Ihre Hüften wogten nach rechts und links als sie die Treppe erklomm und die Tür öffnete. „Die Unterlagen finden sich in den hinteren Räume meine Herren!“ fügte Diotima mit ihrem tiefen Timbre an und ging in einen nach oben gewölbten Gang, bunte und kunstvoll bemalte Fresken zierten die Wände- es waren Motive aus der griechischen Mythologie, von Hermes und seinen „Untaten“ in seiner Kindheit bis hin zu den Liebesgeschichten des Zeus. An der Stelle, wo Zeus den schönen Ganymed als Adler entführte, bog Diotima in einen Raum hinein, ebenso ein Kellergewölbe, doch war eine Fensterschlucht nach oben hin offen, ein wenig von dem Fackellicht vor der Tür fiel in den Raum hinein.


    Geschickt zündete Diotima einige Öllampen an, der Raum war mehr ein gemütliches Cubiculum mit Sitzecke, einem niedrigen Tisch und einem riesigen Strauss von Blumen auf einem Beistelltisch. Diotima deutete den beiden Männern dort Platz zu nehmen und trat zu einem Schränkchen, dass sie öffnete und dem einige Schriftrollen entnahm. Diese trug Diotima zu Jakobus und legte sie aneinander gereiht nebeneinander. „Das sind die Aufzeichnungen der letzten drei Monate. Hier ist die staatliche Erlaubnis. Möchtet ihr vielleicht etwas Wein haben oder lieber Honigwein? Und kann ich euch sonst noch behilflich sein?“

  • Jakobus wurde kurz von dem Ende der Darbietung abgelenkt, dann sah er wieder zur Leitwölfin - dieses Gefühl hatte er bei ihr zumindest.


    Deshalb folgte er ihr zum Klang der Lyra durch die Gewölbe, wobei er sich dachte, dass dieses Etablissement wohl für die gehobenen Schichten interessant war...vielleicht sollte er Durus einen Tipp geben - schließlich hatte dieser lange nicht mehr...aber das war nicht seine Sorge...und sicher würde er nicht den Betrieb von Artoria Medeia besuchen!


    Endlich waren sie in dem Cubiculum angekommen, in dem seltsamerweise die Unterlagen aufbewahrt wurden.
    Trotzdem nahm er die Schriftstücke, betrachtete zuerst die Konzession - besonders das Siegel am unteren Ende des Dokuments - nichts zu beanstanden.
    Die Bücher forderten hingegen mehr Konzentration. Er wählte den ersten Monat aus und ging die Zahlentabellen durch. Gleichzeitig reichte er Palladius, der ihm gefolgt war, den anderen Monat zur Prüfung.
    Mittendrin stockte er und deutete auf eine Zahl.


    "Ist das der Preis für den im ganzen Monat verbrauchten Wein?"


    Fragend blickte er zu Diotima und hielt ihr die Abrechnung hin.

  • Da der Mann Diotimas Frage nach Honigwein oder Wein nicht beantwortet hatte, zuckte Diotima leicht mit ihren Schultern und schritt zu einem kleinen, runden Tisch, der mit farbigen Blumemustern bemalt war. Sie griff nach einer Karaffe und goss verdünnten Wein in einen tönernen Becher, reichte jeweils Jakobus und auch dem Iulier stumm von dem Getränk. Mäßig gelangweilt wartete Diotima die Kontrolle und Überprüfung der Schriften ab, setzte sich den beiden Männern gegenüber in einen Korbsessel. Diotima überschlug die Beine übereinander und glättete ihr leuchtendes Gewand, zog ihre Ärmel zurecht und ihren Armschmuck. Einige lachende Menschen liefen vor der Tür des Officiums vorbei und ganz schwach drang die Musik aus der Taberna zu den Hinterräumen. Die Frage des Sklaven schreckte Diotima aus einigen Gedanken heraus, sie beugte sich nach vorne und betrachtete die Abrechnung, ihre Augen glitten über die Zeilen. „In der Tat, das ist er.“ Geziert verschränkte Diotima die Hände ineinander, an ihren Finger funkelten einige goldene Ringe auf. Fragend, aber nicht sonderlich beunruhigt musterte Diotima Jakobus.

  • Jakobus nickte und murmelte ein


    "Danke!"


    als er den Wein eingeschenkt bekam. Während er die Papyri weiter kontrollierte, hin und wieder Notizen auf eine Wachstafel kritzelte, aber auch mit den Fingern nachrechnete, fragte er sich, was solch eine Frau dazu bringen konnte, ein Lupanar wie dieses hier zu führen. Nach endloser Kontrolle reichte er die Bücher zurück.


    "Gut, es ist alles in Ordnung!"


    In diesem Moment entdeckte er seinen Becher, den er die ganze Zeit nicht angerührt hatte - zu konzentriert gewesen. Rasch nahm er das Gefäß und trank einen großen Schluck.


    "Mh, sehr gut!"


    lobte er daraufhin den süßlichen Wein, den er so sehr liebte. Vielleicht war es ja sogar ein Falerner! Obwohl, einem kleinen Scriba schenkte man keinen teuren Wein ein! Wohl doch aus Hispania, oder sonstwoher, wo er gerade billig zu erstehen gewesen war. Trotzdem hervorragend - Qualität war nicht immer vom Preis abhängig!

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