Erste Anhörung Anfechtung: Q. Matinius Cicero vs. Edictum Aedilis Curulis IUD MIN I/DCCCLVI

  • Zitat

    Original von Quintus Matinius Cicero
    "Deine Frage, werter Aedil, geht an der Sache vorbei. Ich will Dir dennoch antworten: Meine Rechnung war klar und vor allem so deutlich, dass Deine Frage sich innerhalb dessen, was ich bereits vortrug, von selbst beantwortet - wenn man dieser Kunst nicht unkundig ist. -"


    "Das war keine Antwort auf meine Frage! Nur wenn man die Verkaufspreise der anderen Produkte kennt, kann man ermitteln, wo die Herstellungskosten für Öllampen liegen. Also, ich frage erneut: Welche Mindestpreise ergibt deine Rechnung denn für Fein- und Grobkeramik, Cicero?"


    Commodus wendet sich an den Prätor.


    "Ehrenwerter Richter, ohne die Antwort von Cicero ist seine Rechnung keine richtige Rechnung."

  • Ich hätte bersten können vor Zorn und Schmerz...


    "So? Meine Rechnung sei keine ,richtige' Rechnung? ...also nochmals: Ich explizierte, wie sich Herstellungkosten allgemein berechnen. So habe ich die Definitionen und Formeln geliefert und am Beispiel der Öllampen vorgerechnet. Denn sie stehen zur Debatte.
    Der Aedil wird sich nun selbst bemühen müssen, die allgemeine Gültigkeit zu entkräften. Mit einer lapidaren Bemerkung, die Rechnung sei ,nicht richtig' - könnte man vermuten, wenn es denn stimmt, was ich über den Kulturzustand dieser Region zu Ohren bekam - würde das nicht einmal im tiefen Germanien gelingen."


    Ich wandte den Blick von diesem Aedil, der der pythagoreischen Kunst offenbar abhold war.

  • "Nicht richtig, nicht vollständig, ..."


    Kopfschüttelnd entschuldigt sich der Aedil beim Prätor.


    "Verzeih, da es der Ankläger vorzieht, sich an einer saloppen Formulierung meiner Seite aufzuhängen anstatt mitzuhelfen werde ich nun selbst etwas rechnen müssen."


    Dann zieht er einige Tabellen und Schreibzeug hervor und beschäftigt sich seelenruhig einige Zeit damit. Er lässt es sich auch nicht nehmen, manche Subtraktionen mit den Fingern durchzuführen. Sicher ist sicher. Schließlich wendet sich Commodus an Cicero.


    "Ich habe nun versucht deine Formeln nachzuvollziehen, doch manches erscheint mir schleierhaft. Ich bitte dich meiner Rechnung zu folgen und mir meinen Fehler aufzuzeigen.


    Also, zunächst habe ich deine Berechnung des Mindestpreises für Öllampen nachgerechnet. Der Mindestpreis errechnet sich aus dem Anteil von 7,25% der laufenden Kosten des Betriebes, das sind 9,425 Sesterzen für 20 Öllampen bzw. 0,47 Sesterzen pro Stück, vermehrt um den Einkaufswert des dafür verwendeten Tons, 0,2 Sz. Damit ergibt sich für Öllampen ein Mindestpreis von 0.67 Sesterzen.


    Wie du den prozentuellen Anteil der Öllampen an den laufenden Kosten des Betriebes ermittelt hast sei dahingestellt; du hast ihn für alle drei Produkte ausgerechnet, und ich verwende diese Angaben jetzt auch für die Keramiken.


    Wenn ich den Anteil von 57,97% der laufenden Spesen auf 20 Einheiten Feinkeramik aufteile, ergibt dies 3,77 Sesterzen; vermehrt um den Einkaufswert der Rohstoffe, 5x0.2 Sz für Ton und 1x1.5 Sz für Farben, erhalte ich einen Mindestpreis von 6,27 Sesterzen für Feinkeramik.


    So weit so gut, die analoge Rechnung für Grobkeramik jedoch - 34,78% Anteil an den Betriebskosten, vermehrt um den Einkaufspreis von 10 Einheiten Ton - ergibt einen Mindest-Stückpreis von 3,41 Sesterzen.


    Du verstehst sicher meine Verwirrung, Cicero. Der Richtpreis von Grobkeramik liegt doch bei 3 Sesterzen."


    Weiter kopfschüttelnd dreht sich Commodus wieder dem Richter zu.


    "Im Übrigen bietet Cicero seine Grobkeramik um 2,83 Sesterzen, also weit unterhalb seines selbst ermittelten Mindestpreises an. Damit kann der Betrieb nicht wirtschaftlich arbeiten."

  • Mit hochgezogenen Augenbrauen folgte ich den Berechnungen des Aedils.
    Als er seine Ausführungen geendigt hatte antwortete ich:


    "Es sei Dir gedankt, Aedil, dass Du Dir Dir nun doch die Mühe gemacht hast auf mich einzugehen.
    Da Du deine letzte Behauptung, die Manufaktur arbeite nicht wirtschaftlich, auf die Grundlage meiner Berechnungen stützt, darf man also mithin annehmen, dass Du sie für zutreffend hältst?"

  • "Ich halte deine Aufteilung der laufenden Kosten auf die einzelnen Produkte für unrealistisch. Doch es ist dein Betrieb; wenn du meinst Öllampen billiger herstellen zu können als andere, so mag das vielleicht stimmen. Aber... die laufenden Kosten können nur gedeckt werden, wenn du auch die übrigen Produkte über deinem Mindestpreis verkaufen kannst. Solange das nicht gewährleistet ist, ist deine knappe Kalkulation des Öllampen-Preises zu knapp und damit wettbewerbsgefährdend."


    Sim-Off:

    Weiter in dieser Richtung liegt eine SimOFF-Diskussion, und SimOFF hat Felix schon alles geklärt.

  • "Der Aedil neigt zur eilenden Conclusion", entgegnete ich fasziniert durch die Dreistigkeit dieses Menschen, "so behauptet er in einem Atemzug einerseits, dass die Manufaktur Ölampen billiger als andere Produzieren könne, andererseits dass die Kosten nicht gedeckt seien. Den Aedil stört es nicht, dass das Eine das Andere ausschließt und es möchte mir erscheinen, als habe er seinen Aristoteles nicht gelesen.
    Aber zurück zum Wesentlichen: Solange der Aedil keine objektive Berechnungsgrundlage zur Ermittlung der Herstellungkosten vorlegen kann, muss ich auf der meinigen beharren, und sein Vorwurf ist damit zur Gänze hinfällig!"



    Sim-Off:

    Du erhebst Vorwürfe gegen mich, gegen die ich mich hier zu verteidigen habe. Das tue und tat ich, soweit es mir die Zeit gestattet, der Sache entsprechend umfangreich. Es ist nun Deine Aufgabe als Aedil, zu klären, warum meine Rechnung falsch sei. Das tuts Du aber bislang nicht. Also: wo ist der Fehler? Schiebs mal nicht auf Felix... diese sim:offs könnten wir uns dann auch sparen.

  • Sim-Off:

    Also...


    1) Ich hab Commodus hier geholfen. Das SimOFF stammt sogar im Wortlaut von mir.


    2) Du willst nicht einsehen, dass du im Unrecht liegst? SimON kann man nicht weiter erklären, ohne sich an hässlichen Prinzipien wie dass jeder Töpfer dieselben Betriebskosten hat, aber unterschiedlich die Mindestpreise berechnen kann, zu stoßen. Falls du ICQ hast kontaktier mich, 22302982, ich versuchs dir dann zu erklären.

    QUAESTOR CONSULUM
    DIRECTIVUS SCHOLAE ATHENIENSIS PHOEBI APOLLONIS DIVINIS

  • Sim-Off:

    @ Felix:
    Auch wenn wir jetzt per PN begonnen haben den Algorithmus aufzurollen, poste ich nochmal ein kleines sim:off - Ich denke nach wie vor, dass ich nicht Unrecht habe und schlage vor, wir lassen es mit den sim:offs jetzt mal sein. Zumal es einer Vorverurteilung gleichkommt, wenn sich die SL an einer Stelle einmischt, die ganz eindeutig sim:on ist ;)
    @ Commodus:
    Lass auch uns per PN klären, was an dieser Stelle nicht zu klären ist, einverstanden?

  • Zitat

    Original von Quintus Matinius Cicero
    "Der Aedil neigt zur eilenden Conclusion", entgegnete ich fasziniert durch die Dreistigkeit dieses Menschen, "so behauptet er in einem Atemzug einerseits, dass die Manufaktur Ölampen billiger als andere Produzieren könne, andererseits dass die Kosten nicht gedeckt seien. Den Aedil stört es nicht, dass das Eine das Andere ausschließt und es möchte mir erscheinen, als habe er seinen Aristoteles nicht gelesen.
    Aber zurück zum Wesentlichen: Solange der Aedil keine objektive Berechnungsgrundlage zur Ermittlung der Herstellungkosten vorlegen kann, muss ich auf der meinigen beharren, und sein Vorwurf ist damit zur Gänze hinfällig!"


    "Dann will ich dir eben vorrechnen was du mit deinen derzeitigen Angeboten an Gewinn erzielst.


    Du bietest am freien Markt Öllampen um 0,81 Sz an. Bei verwendeten Rohmaterialien im Wert von 0,2 Sz ergibt das einen Gewinn von 0.61 Sz pro Einheit, bzw. 12,2 Sesterzen für 20 Öllampen.
    Es wurde beobachtet, wie deine Grobkeramik um 2.71 Sesterzen über den Ladentisch wechselte. Jede Einheit benötigt nach deiner eigenen Rechnung 2 Sesterzen an Rohmaterial. Mit 32 Einheiten Grobkeramik erzielst du 22,7 Sesterzen.
    Wenn du nun auch 20 Einheiten Feinkeramik um deinen Mindestpreis von 6,27 Sesterzen verkaufst, erhälst du damit abzüglich Rohstoffkosten von 2,5 Sz pro Einheit 75,4 Sesterzen.


    In Summe ergibt dies 110,3 Sesterzen - und damit kannst du deine laufenden Kosten nie im Leben decken, Cicero."


    Dass Cicero bisher keine einzige Einheit Feinkeramik verkauft hat, und damit sein Betrieb ein Minus von 95 Sesterzen pro Woche einfährt, behält Commodus vorerst für sich.


    Sim-Off:

    Mal sehen ob wir uns einig werden, schreib einfach eine PN.

  • "Werter Praetor, werter Aedil, ich möchte an dieser Stelle eine entscheidende Frage stellen: geht es hier um verbindliche Mindestpreise oder die - übrigens durchaus gegebene - Wirtschaftlichkeit einer kleinen Manufaktur?"

  • "Der Wortlaut in der Lex Mercati ist folgender:


    Zitat

    (3) Der Staat darf einen Betrieb mit einer Strafabgabe belegen, wenn er Waren zu einem Preis unterhalb der Herstellungskosten anbietet, [...]


    Es wird also explizit die Abgabe von Waren unter ihrem Herstellungswert verboten. Der Herstellungswert berechnet sich dabei aber, wie gehabt, auch unter Berücksichtigung der laufenden Spesen einer Produktionseinrichtung. Da es uns Aedilen jedoch unmöglich ist, jedes Ei auf seine nicht defizitäre Herstellung zu untersuchen, achten wir nur auf Angebote, die unter von uns sehr knapp berechneten Preisen liegen. Es ist uns bewusst, dass wir damit einen großen Teil der Straftaten vernachlässigen; doch solange sich ein Betrieb durch Verkauf nur selbst ruiniert, kümmert das die Wirtschaftslage wenig. Erst wenn andere durch ein defizitäres Angebot gefährdet werden, schreiten wir ein.


    Fällt ein Angebot nun durch seinen tiefen Preis auf, wird die Wirtschaftlichkeit des Herstellers überprüft - und dieser, wie in deinem Fall, Cicero, gegebenenfalls geahndet."

  • "Ein ganz schönes, aber auch ein ganz schön bezeichnend Schlußwort, Aedil: Deinen Vorwurf gegen die Steingut Manufaktur, sie hätte Öllampen unter dem Herstellungspreis angeboten, diesen Vorwurf vermochtest Du nicht zu erhärten, von einer gültigen Musterrechnung einmal ganz zu schweigen.
    Ich möchte Dich also auffordern, abermals Deine Aufgabe als Aedil zu überdenken und Deinen Vorwurf offentlich zurückzunehmen!"


    Dass der Aedil meiner Aufforderung - aufgrund einer offensichtlich übersteigert eitlen Neigung für sich und seine höchsteigenen Belange - nicht würde folgen können, erschien mir auf der Hand zu liegen; und es war mir ja auch ganz gleichgültig, denn der Schmerz, in majästetisch weitem Gestus, hatte mich ganz zu sich befohlen. So stand und wartete ich, schmallippig, umflorten Blicks, auf das diese Anhörung beschließende Wort des Preators.

  • "Dann halten wir mal fest: Matinius Cicero rückt nicht von seiner Position ab... Aedil, wie ist dein letztes Wort? Wenn auch bei deiner Sichtweise bleibst ist die erste Anhörung gescheitert und es wird ein Termin für die Hauptverhandlung festgesetzt. Also nun wie sieht es aus, Aurelius Commodus?"

  • Zitat

    Original von Gaius Octavius Victor
    "Dann halten wir mal fest: Matinius Cicero rückt nicht von seiner Position ab... Aedil, wie ist dein letztes Wort? Wenn auch bei deiner Sichtweise bleibst ist die erste Anhörung gescheitert und es wird ein Termin für die Hauptverhandlung festgesetzt. Also nun wie sieht es aus, Aurelius Commodus?"


    "Prätor, ich sehe keinen anderen Ausweg als eine Gerichtsverhandlung. Ich bin fest davon überzeugt, dass Quintus Matinius Cicero schuldig ist."

  • "Gut bzw. eher nicht so gut. Da die Amtszeit dieses Gerichts sich dem Ende zuneigt, wird die Verhandlung dieser Streitsache in die Zuständigkeit des nächsten Prätors fallen. Der erste Verhandlungstermin wird vorerst aber trotzdem am PRIDIE ID APR DCCCLVI A.U.C. (12.4.2006/103 n.Chr.) festgesetzt. Beide Parteien sollten sich auf die Verhandlung vorbereiten. Vale!"


    Damit war die erste Anhörung beendet, der Praetor Urbanus erhob sich und verliess den Raum.

  • Ohne dem Aedil einen Blick zu schenken raffte ich den Saum meiner Toga zusammen und bemerkte wie zu mir selbst, doch laut genug für bestimmte Öhrchen:


    "Der Aedil hat sich wacker geschlagen, mag er nun zeigen wie er sich hält, wenn er geschlagen wird."


    Das klang etwas hochmütig, aber ich hätte ihm ebensogut sein kurzes Hälschen zurdrücken können, auf dass kein Unsinn mehr seinen Kopf verlasse. Doch in dieser Kunst war ich zu unser aller Glück denkbar ungeübt und entsprechend ungeeignet.


    Ja, ja, so ist's wenn der Mensch Schmerzen hat, fand ich, er wird ungerecht und bitter.


    In diesem bedenklichen Zustand gedachte ich mich nun ins Getümmel des Marktes vor der Basilica zu stürzen, um mir die heilbringenden Kräuter zu beschaffen, mit dem festen Vorsatz eine nicht eben geringe Menge derselben stracks zu mir zu nehmen. Denn nichts war mir unerträglicher, als ich mir selbst, leidend, missmutig und der Welt verloren.

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