Cubiculum | Titus Claudius Imperiosus Iulianus

  • Iulianus kam gerade aus dem Tempel und machte sich sogleich über seine heißgeliebten Trauben her.
    Was für ein Festschmaus, dachte er sich, als er eine nach der anderen in den Mund wandern ließ.
    Doch nach einiger Zeit war die Schüssel leer und Iulianus machte sich an seine Aufgaben.
    Ein Brief musste verfasst werden, sogar ein sehr erfreulicher Brief. Denn dieser war an seine Arria adressiert.


    Petriona Arria,
    Casa Petronia, Tarraco
    Provincia Hispania


    Liebste,


    die Sehnsucht nach dir treibt mich noch in den Wahnsinn. Du fehlst mir, meine Liebe. Schon zu lange misse ich dich, deine Berührungen, deinen Geist.
    Doch ich schreibe Erfreuliches heute, denn an diesem Tage weiß ich, dass das Warten ein baldiges Ende nehmen wird. Du fragst dich sicherlich warum, nun, das erkläre ich dir zu gerne, Liebste.
    Bald werden die Ludi Florales in Mantua zelebriert, es wird ein großes Fest. Doch zur Zeit mangelt es an Priesterinnen der Flora. Da Ceres jedoch der Erde, so wie Flora, nahe steht habe ich beschlossen dich anzuschreiben, dich als Priesterin der Ceres.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen schreibe ich dir gerade, Liebste, und hole dich hiermit zu mir nach Italia, zu mir nach Rom. Inklusive einem berechtigten Vorwand, Arria. Du wirst hier als Priesterin der Ceres gebraucht und wirst eine immense Rolle bei der Durchführung dieses Festtages einnehmen. Doch fürchte dich nicht vor solch einer großen Aufgabe, denn ich werde dir zur Seite stehen und helfen so gut ich kann.
    Meine Liebste, ich kann es kaum erwarten dich in den Arm zu nehmen, denn es ist lange her. Zu lange.
    Es sind viele Dinge passiert, von denen ich dir berichten muss. Und zwar persönlich.
    Bitte komme so schnell wie möglich nach Rom.


    Sehnsuchts- und erwartungsvoll,
    Dein Imperiosus Iulianus.

  • Iulianus führte seine Liebste hinein und machte die Tür hinter sich zu.
    Das Fenster stand weit offen und er stellte mit Zufriedenheit fest, dass der Sklave die Sachen weggeräumt hatte, die Iulianus auf der Suche nach seiner Toga umwarf.
    Er führte sie zum Bett und bedeutete ihr sich neben ihm zu setzen.


    "Ich bins so froh dich zu sehen, meine Liebe."


    Freundlich lächelnd strich er ihr durchs Haar.

  • Arria lächelte ihn an, obwohl sie immer noch nicht so recht wusste, was los war. Wieder bei ihm zu sein, ihn zu sehen, anfassen zu können, zu liebkosen, das war Lohn genug und wog alle Fragen wieder auf.


    "Willst du nicht ein wenig Licht ins Dunkle bringen? Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Und diese Villa... Sie ist so riesig... Was machst du hier?", wollte sie alles auf einmal wissen. Das Fest, das bald war und bei dem sie helfen sollte, rückte völlig in den Hintergrund.

  • Iulianus gab ihr noch einen leichten Kuss und holte tief Luft.


    "Meine Liebe, du weißt selbst wie lange wir von einander getrennt waren, wie sehnlichst ich dich wiedersehen wollte. Und das Schlimmste daran war, dass ich völlig alleine lebte, alleine ohne jegliche Gespräche im Haus. Ich grenze die Sklaven bewusst ab. Meine Familie, sie lebt viele Tagesmärsche von hier entfernt, ich habe Geborgenheit und eine Familie gesucht.
    So begab ich mich in diese Villa hier, wo schon meine Mutter aufwuchs. Meinen Onkel traf ich hier, einige Cousins. In der Gens Iulia bin ich nur ein entfernter Verwandter, hier bin ich so nah, so willkommen. Man nahm mich auf, mit offenen Armen, behandelt mich so als ob ich schon immer ein Caudier war.
    Und jetzt fühle ich mich auch so, darum wählte ich den Schritt und lies mich in meine eigene Familie hineinadoptieren. Es klingt albern, aber durch meinen Vater war ich ja Iulier, obwohl zugleich auch inoffiziell Claudier. Nun bin ich es offizell und trage den Namen Titus Claudius Imperiosus Iulianus."


    Iulianus lächelte kurz.


    "Iulianus, wie man auch unseren heiligen Kaiser nennt."


    Er ergriff sachte ihre Hand.


    "Ich hoffe du verstehst mich."

  • Arria hörte ihm schweigend zu. Konnte sie ihn verstehen? Ja, eigentlich schon, ohne ihre Familie war sie nichts. Aber...


    "Hättest du es mir nicht schreiben können? Ich... ich hatte keine Ahnung und... ich mag das Gefühl nicht", antwortete sie schließlich mit Blick auf ihre Hände, die in ihrem Schoß gefaltet waren. Ja, das war es wohl, was sie so sehr störte.

  • Arria seufzte leicht.


    "Ich weiß es nicht genau, Imperiosus.... Iulianus... Es ist nicht zu beschreiben. Aber ich bin froh, wieder bei dir zu sein", antwortete sie und hob schließlich den Blick wieder zu seinen Augen, lächelte ihn an.

  • Es machte ihm aus irgend einem Grund Sorgen. Eine Unzufriedenheit, die sie nicht auszusprechen vermochte.
    Vielleichte wollte sie ihn ja auch gar nicht mehr ehelichen, fand einen besseren Weg, Mann.
    Er wollte seufzen, lächelte jedoch.
    Langsam näherte er sich ihr und schloss sie in seine Arme.


    "So lange sehnte ich mich nach dir, so lange."

  • Arria lehnte sich dankbar an ihn, als er sie umarmte, holte tief Luft und lächelte ihn zögerlich an.


    "Ich mich doch ebenso nach dir, Imperiosus.... Iulianus", erwiderte sie. Und gleichzeitig trübte etwas das Wiedersehen. Dennoch blieb sie tapfer, lächelte zu ihm auf.

  • "Nenne mich wie du willst, Arria, der Name ist bloß ein Name. Ich bin noch immer die selbe Person, die Hülle mag sich wohl ein wenig geändert haben, doch der Inhalt nicht."


    Vorsichtig strich er ihr über den Rücken und war ein fach glücklich, fuhr ihr mit der Hand durch die Haare.


    "Du bist sicherlich müde oder willst du speisen? Soll ich dir was bringen lassen?"

  • "Ein wenig Schlaf wäre nicht schlecht, aber im Anschluss geht es mir bestimmt wieder besser", antwortete sie, Hunger hatte sie überhaupt keinen. Sie war einfach nur froh, dass sie endlich angekommen war.

  • Auch Arria lächelte schmunzelnd. Er schaffte es doch tatsächlich, mit einem so einfachen Satz die düsteren Gedanken zu vertreiben.


    "Da denkst du ganz richtig, mein Lieber. Wie könnte ich ein kaltes Gästezimmer deiner wärmenden Nähe vorziehen, wo ich so bald diese doch wieder verlassen muss?", fragte sie nun ihrerseits.

  • Iulianus lächelte, doch Verwunderung machte sich in ihm breit.


    "Warum so bald abreisen? Bis zum Fest ist es noch lange, wir werden uns doch noch einige Tage sehen können."


    Lächelnd gab er ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn und seufzte.


    "Ich sehne mich nach dem Tag, an dem du zur Sacerdos ernannt wirst und bei mir bleiben kannst. Doch wie steht es denn um diesen Traum, denkst du es ist noch weit bis dahin?"

  • Arria hob ihren Blick und lächelte ihn an.


    "Ich wurde kurz vor meiner Abreise zur Sacerdos ernannt, mein Liebster... Dennoch muss ich zurück, gerade jetzt braucht Helena meine Hilfe", erwiderte sie.

  • Iulianus war voller Euphorie, als sie ihm von ihrer Beförderung erzählte, wollte sie küssen, doch so schnell die Freude gestiegen ward, so schnell verschwand sie auch wieder.


    "Ich freue mich für dich, ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht. Doch, dass die Wege sich nun so ändern, unsere Planung, nein, meine Planung, nun nichts bedeutet...es schmerzt. Aber wenn du es so willst, so stehe ich dir nicht im Weg, mein Herz."


    Ein gequältes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab und er küsste sie sanft, strich ihr mit dem Handrücken über die Wange.


    "Doch du bist hier, hier bei mir. Und das zählt."

  • Arria lächelte ihn an und strich ihm sanft über die Wange, legte ihren Kopf schließlich an seinen Hals.


    "Es ist doch nicht für immer, Imperiosus. Wir haben einige neue Schüler in Tarraco und bald werde ich gelöst sein. Aber Helena hat vor kurzem ihren Mann verloren, sie braucht jede Hilfe, die sie erhalten kann."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!