Eine dunkle und feuchte Kammer

  • Vom Garten aus kommend fand ich im Keller eine kleine Kammer, wo nur ein schmales Oberlicht einige Strahlen der Frühlingssonne hineinließen.


    Ich schleuderte sie hinein und riss ihr die Fetzen die sie in der Hand hielt weg.


    "Du gehorchst nicht! Du arbeitest nicht! Dann sehe ich nicht ein, wieso du ein Bett, Kleider und Speis & Trank verdient hast! Vielleicht bringt dir der Aufenthalt hier einen klaren Kopf. In einigen Tagen, Wochen wird dann vielleicht jemand nach dir sehen ob du dich geändert hast!"


    Er grinste triumphierend und schloss die Türe.


    Seine Ankunft hatte er sich ein wenig anders vorgestellt. Nun würde er erst einmal ein Bad nehmen um zur Ruhe zu kommen.

  • Kaya hat sich nicht gewehrt, als Callidus sie mit sich schleifte. Sie hat einfach nur ganz fest gehofft, dass er ihr nichts tun würde, denn immerhin hatte sie ihn verletzt. Ihn, einen Herren. Aber er tat ihr nichts, sie spürte nur eine harte Landung auf kaltem Stein. Sie war nackt, allein in der Finsternis. Sie blickte ihn lange an, sagte aber kein Wort und nahm sein Handeln widerstandslos hin. Sie bemerkte wie in einem Traum, dass er die Tür schloss und sank zurück. Sie starrte an die karg beschienene Decke und stieß einen langen Seufzer aus.


    Ihr war kalt. Sie fror entsetzlich. Und aus dieser Empfindung heraus schlang sie die arme um den schlanken, nackten Leib und blickte ins Nichts. Noch vor einer Stunde war das Leben so schön und nun...?

  • Sie wurde langsam wahnsinnig vom stumpfen an die Wand starren. Wielange war sie schon hier? Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit und es schmerzte zu wissen, dass es keine Ewigkeit war. Sie wusste, es waren nur wenige Stunden und sie wusste, es würden Tage werden. Lange Tage. Aber sie durfte nicht nachgeben, auf gar keinen Fall. Sie stand mit wackeligen Beinen auf, denn der kalte Boden, der rauhe Boden begann allmählich zu schmerzen. Sie tat ein paar Schritte mit ihren baren Füßen, doch zu sehen wie wenig sie sich nur bewegen konnte, machte das alles auch nicht besser.


    Warum hatte er nur so empfindlich reagiert? Sie hatte doch nur sichergehen wollten, dass er kein Einbrecher war und das ist zu momentanen Zeiten doch durchaus verständlich. Sie tastete mit ihrer Hand vorsichtig an die Stelle, wo der Siegelring sie hart getroffen hatte. Es war eine Kruste dort. Und es schmerzte fürchterlich. Ihr Hinterkopf dröhnte ebenfalls bei nahezu jeder Bewegung. "Warum nur." murmelte sie leise und blickte nach oben, von wo der leise Sonnenschein in die Zelle kam. Als solche sah sie diesen Kellerraum an.


    Noch nie hatte sie etwas derartiges Durchleiden müssen und dies ist nicht ihr erstes Jahr in der Sklaverei - sie ward unfrei geboren. Was für ein grausamer Herr war dieser Callidus nur. Und Helena - diese verlogene Schlange. Sie tat immer als sei sie so freundlich, dabei interessierte es sie nicht, was mit ihrer Umwelt geschah. Sie stand immer im Mittelpunkt. Und das auch in Metellus' Leben. Und Metellus gehörte ihr, das heute hatte all das doch bewiesen. Ihre Gefühle zueinander. Oh wenn Helena wiederkäme würden Schmerzen auf sie warten. Und auch wenn es nicht gerecht war - Kaya freute sich darauf.


    Und immer mehr bekam sie das Gefühl, dass sie zu völligem Unrecht hier saß. Sie konnte doch Metellus nicht in sein Verderben laufen lassen. Man musste ihn einfach vor Helena warnen. Sie hatte ihn betört und ihn ihr weggenommen. Wütend schlug sie mit ihrer Hand gegen die Wand, ehe sie verzweifelt auf die Knie sank. "Metellus..." flüsterte sie leise und ihre Augen füllten sich mit Tränen. All das.. waren nur Illusionen. Diese verdammte Lupa hatte ihn ihr schon lange genommen. "Nein.." flüsterte sie geschwächt. "Nein!!!" rief sie kurz darauf laut und schlug mit ihrem Kopf gegen die Wand, als sie all den Schmerz in ihrer Brust nicht mehr aushielt.

  • Kaya war nach all den Tränen erschöpft eingeschlafen und dies noch aus ihrer sitzenden Position heraus. Dass sie zur Seite weggeschwankt war, hatte sie gar nicht recht mitbekommen. Und diese Erschöpfung hielt solange an, dass sie selbst den nächsten Morgen verschlief. Ein sanftes Klopfen an der Türe weckte sie letztlich gegen die Mittagsstunde und erschöpft richtete sie sich auf. Sämtliche Glieder schmerzten und sie fror. Selbst im Sommer würde sie hier frieren, denn der Boden war bestialisch kalt. "Ja.." kam es aus ihrer trockenen Kehle. Sie schmerzte und fühlte sich spröde an. Wielange hatte sie geschlafen? War es gar der nächste Tag? Oder waren es nur wenige Stunden gewesen?


    Kaya vernahm eine leise Stimme hinter der robusten Holztür. "Bist du dort drinnen, Kaya?" fragte diese leise flüsternd und Kaya glaubte zu erkennen, wer dort sprach. "Ist alles in Ordnung mit dir? Der Herr ist furchtbar wütend gewesen." wisperte die junge Sklavin, von welcher Kaya mittlerweile sicher war, dass es sich um Pentesilea handelte. Kaya seufzte schwer und murmelte: "Bitte, Kassandra, bring mir etwas zu trinken. Bitte." Sie konnte nicht mehr, das alles setzte ihr fürchterlich zu. Und in Anbetracht der Zeit, die sie hier unten noch verbringen würde, war es eine schwache Leistung, schon jetzt aufzugeben.


    "Ich kann dir nichts bringen." vernahm Kaya die niederschmetternde Antwort der Kassandra. "Der Herr hat den Schlüssel, sonst würde ich es nur zu gern tun." Doch diese Worte hallten nur in Kayas Kopf wieder. Ja, jeder würde gerne, täte gerne, hätte gerne - aber wurde irgendwann einmal ein Mensch auch tätig? Selten. Und so seufzte sie nur ergeben, als sie einen erschrockenen Laut vernahm und davoneilende Schritte das einzige Geräusch neben ihrem Atem waren - bis vollendete Stille eintrat.

  • Nun, da bereits wieder der Abend dämmerte, war sie an einem Punkt angelangt, wo sie sich vor Callidus auf die Knie fallen lassen würde und um Gnade flehte. Doch diese Möglichkeit erhielt sie nicht und das machte sie schier rasend vor Verzweiflung. Sie streckte sich auf dem steinernen Boden und barg ihr Gesicht in den schmalen Händen. Sie hatte Hunger, ihre Kehle brannte. Doch weit mehr noch schmerzte ihr Herz. Sie ertrug es nicht, eingesperrt und von allen abgeschnitten zu sein. Lautes Schluchzen drang aus ihrer Kehle, welches von Würgen gefolgt wurde. Das Kratzen in ihrem Hals verursachte ihr Übelkeit.


    Sie wälzte sich auf die Seite und starrte in Richtung der Tür, die begann in der Dunkelheit zu verschwinden. Oh würde sie sich doch nur öffnen, doch diesen Gefallen tat sie ihr nicht. Sie blieb roh und drohend - und verschlossen. Vage Hoffnung hatte von ihr Besitz ergriffen - oder war es schon der Wahnsinn? Sie richtete sich matt auf ihre Knie um auf diesen zur Tür zu rutschen und hängte sich an den Griff, drückte ihn langsam und mit pochendem Herze herunter - vergeblich. Verzweifelt rüttelte sie mit aller ihr verbliebenen Macht an der Tür, presste die Klinke immer wieder herunter, doch all das änderte nichts an ihrer Einsamkeit und Abgeschiedenheit.


    "LASST MICH RAUS!" rief sie laut und mit sich überschlagender Stimme. Sie spürte Hsterie in sich aufstiegen und stand auf. Heftig pochte sie gegen die Tür, doch noch immer geschah nichts. Tränen rannen ihr über die Wangen und über die sich entzündende Wunde. Lautes Schluchzen, unbestimmte Schreie - all dies rang sie sich unter Qualen ab. "Hier raus..." kam es nur noch aus heiserer Kehle in einem hellen, verzweifelten Ton. Die Dunkelheit, der Hunger, der Durst und die Einsamkeit - oh sie würde jetzt gewiss nicht das widerspenstige Biest spielen. Doch...


    Leise wandte sie sich von der Tür ab und schlurfte still in eine Ecke, in welche sie sich kauerte. In die andere Ecke, in welcher sich noch kein Unrat befand, den sie bis vor wenigen Stunden hatte zurückhalten können. Doch glücklicherweise zog ein wenig durch den Spalt an der Decke ab. Die Übelkeit blieb trotz Allem. Und langsam schlief sie ein...

  • Seufzend machte sich Callidus auf den Weg in den Keller um sich um die aufmüpfige Sklavin zu kümmern. Vielleicht würde sie ja ihre Fehler einsehen und sich so aus ihrer Lage befreien.


    Callidus steckte den Schlüssel in das Schloß und öffnete die schwere Holztüre. Es dauerte ein wenig, bis er sich an die beinahe Dunkelheit in dem Raum gewöhnt hatte. Dann sah er sie in einer Ecke sitzend.


    "Kaya!"


    Mittlerweile hatte er auch ihren Namen erfahren. Er lehnte sich an den Türrahmen.


    "Kaya, du weißt, dass du nicht hier unten bleiben musst. Wir können diese Situation ganz schnell entschärfen, wenn du dich für deine Worte entschuldigst! Dann kannst du hinauf in deine Kammer, dir was anziehen und etwas essen. Ich gebe dir eine zweite Chance und ich rate dir, nutze sie!"


    Irgendwie hatte er Zweifel daran, dass sie sein Friedensangebot annehmen würde, obwohl es ihm einiges an Überzeugungskraft gekostet hat, überhaupt hier hinunter zu kommen.

  • Ihr war schwindlig, denn seit sie hier unten saß, hatte sie weder zu Essen noch zu Trinken gehabt. Ihr war entsetzlich kalt und der Kopf dröhnte. Alles schien zu Dröhnen, wenn sie nur diese kargen Mauern sah, keine Stimmen und nur gute Gerüche von oberhalb vernahm. Da endlich hörte sie die Tür, wie sie sich langsam öfnete und nur mühsam erkannte sie eine Silhouette. Sie schloss kurz wieder die Augen, um sie kurz darauf wieder zu öffnen. "Hmm..." kam es nur unbestimmt und müde über ihre Lippen. Se wusste nicht, was sie sagen sollte, denn sie hatte auch nicht recht verstanden, was diese Gestalt da von ihr wollte, die ja offensichtlich dieser Callidus war. Sie hatte nur einzelne Worte wahrgenommen, die für sie aber noch keinen Sinn ergaben. "Wasser." murmelte sie und ließ den Kopf wieder in die vorige Position sinken.

  • Callidus schaute sie schräg an.

    "Wasser? Das ist kaum die richtige Antwort auf meine Frage!"


    Er seufzte. Sie war nur noch ein Häufchen Elend.


    "Also entschuldigst du dich nun für deine Worte, die du gegen mich und meiner Familie gerichtet hast? Und schwörst du bei Jupiter nun brav zu sein?"


    Callidus grinste. Hatte er sie nun endlich gebrochen? Er hoffte es, ansonsten würde er zu anderen Mitteln greifen müssen.

  • Sie verstand noch immer nicht so recht, was er von ihr wollte und seufzte nur leise. Aber er hat das Wort "Wasser" verwendet. Sie wandte den Kopf wieder erschöpft in seine Richtung. Die Wunde an ihrer Schläe hatte noch immer das Aussehen wie vom ersten Tage hier unten und war eitrig. Ihre Haut war aufgeschürft von den vielen Versuchen, jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Sie wusste auch nicht mehr, wieviele Nächte sie hier unten zugebracht hatte. Sicher war Helena schon da. "Ja.." murmelte sie nur, hoffend dass diese Antwort zu seiner Befriedigung war. "Herr." fügte sie noch schlaff an. Das wollten doch alle Herren immer hören.

  • 'Ja? Will sie mir etwas ausweichen?' dachte er. Er betrat die Kammer und öffnete einen Wasserschlauch und kippte ihn über ihr Gesicht.


    "Vielleicht kannst, du mir nun eine konkrete Antwort geben Kaya! Bitte um entschuldigung für die Worte die du gegen mich und meine Familie gerichtet hast. Sei bitte nicht dumm und glaube dass du triumphieren kannst!"


    Er richtete den Wasserschlauch wieder auf und verschloß ihn. Dann lehnte er sich an eine Wand und wartete auf Antwort.

  • Sie spürte langsam wieder Wut. Wollte er sich über sie lustig machen? Wie sie hier am Boden lag, wehrlos? Von all dem kostbaren, so wertvollen Wassers bekam sie kaum etwas in ihren Mund geflitert, es lief an ihr herunter. "Bitte... Herr.." murmelte sie gegen ihren Willen, aber jetzt war ihr alles gleich. Sie wollte nur noch hier raus. "Verzeih..." Das wollte er doch? Sie wusste nicht, weshalb, sie hatte wieder kaum einen Sinn hinter seinen Worten vernommen, aber das war es doch?

  • Callidus zuckte mit den Schultern. Mehr würde er wohl nicht aus ihr heraus bekommen.


    "Nun gut! Das reicht mir fürs erste. Die Zeit wird zeigen, ob du es auch ernst meinst!"


    Er pfiff einmal kräftig und eine Sklavin kam herein um Kaya zu helfen. Er hatte seine Pflicht als freier Mann getan und drehte sich um.


    "Dummerchen!"

  • Hätte sie die Kraft, wäre sie bei ganz normalem Bewusstsein, hätte sie ihm am liebsten hinterhergespuckt. Nie hatte sie solche rebellischen Gefühle gehegt, doch die Ungerechtigkeit, die ihr hier wiederfuhr war unerträglich. Sie war froh, als sie Kassandra sah und ließ sich gern von ihr helfen. Das, was sie noch spürte, verursachte ihr Schmerz und so schleppte sie sich mithilfe ihrer Freundin in die Sklavenunterkünfte, wo sie sich verarzten ließ. "Bastard." murmelte sie schwächlich.

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