Am frühen Morgen, als sich die goldene Farbe der Aufgehenden Sonne über die großen Bauten der Geschichte legte, entstieg Furianus seiner Sänfte. Der Tross von einigen Sklaven und unzähligen Klienten lag ein wenig zurück und würde den Schauplatz des Geschehens schon rechtzeitig erreichen.
Furianus war wie bei seinem letzten Mal wie versteinert und trank sogleich einen großen Schluck aus dem Becher, welchen ihm der Sklave reichte. Die Kehle nun befeuchtet und die Toga nochmal zurechtgerückt, setzte er den Gang zu seinem Schicksal fort. Seine Schritte waren fest und das Gesicht war bewusst unter der Maske von Ruhe und Gelassen verborgen.
Als er nun oben stand klatschten schon Einige, welchen er sogleich durch ein lächendes Nicken dankte und gleichzeitig bedeutete nun ein wenig stiller zu sein.
Mit kräftiger Stimme, damit ihn jeder hören konnte, setzte er zu seiner Rede an und wusste nicht welche Gefühlsschwankungen ihn dabei ereilen würden. Ob er nun vor Stolz eine Träne verlieren würde oder sich fassen konnte wusste er nicht. So hoffte er auf die Hilfe des Mercurius facundus, welchem er für den glücklichen Ausgang seiner Rede und der Schlacht danach bat.
"Römer, hört mich an!
Man sagt sich „Qualis autem homo ipse esset, talem esse eius orotionem!“ (Den Mann erkennt man an der Rede!) und dies kann ich nur befürworten.
Wir sind ein Volk, welches schon seit vielen Jahrhunderten gegenüber anderen Völkern exzelliert. Wir sind das Volk, welches seine Feinde nur beim bloßen Namen erschaudern und unsere Freunde sich in unserer Anwesenheit unbesiegbar fühlen lässt. Wir sind das Volk, welches andere Völker vor Neid erblassen lässt, sie uns jeden Augenblick ihres noch so unbedeutenden Lebens beneiden. Wir sind das Volk, welches Kultur, Wissen und allgemein die Zivilisation unseren Feinden, sowie auch Freunden ,voller Gutmütigkeit und Erbarmen, schenkt. Doch wer sind wir wirklich, was für ein Volk sind wir, dass uns die Götter so lieben? Habt ihr euch diese schwierige Frage gestellt? Und warum stelle ausgerechnet ich euch solch eine Frage, warum hier?
Weil ich die simple Antwort auf solch eine schwierige Frage kenne.
Wir sind Visionäre, wir sind Römer.
Römer, Herrschaften, Römer voller Tugenden. Und DAS, gerade das, zeichnet uns aus. Gerade das lässt uns exzellieren, macht uns zu den Herren der Welt.
Schaut euch die Griechen an, ein Volk voller Wissen, Geist und großer Männer, doch eines fehlt ihnen. Sie sind Realisten. Realisten, wie sie es sind, hätten dies nie vollbracht, sie hätten Rom nie so erstrahlen lassen wie es unsere Vorfahren taten. Und darum, ja darum, stehen wir ihnen voran.
Wir sind Römer.
Und darum, Bürger Roms, werde ich euch keine Versprechen geben, ich werde euch nicht preisen was ich für Werte habe, was ich bereit bin zu geben. Ich werde euch hier nicht mit Schmeicheleien um meine Person betören, werde euch nicht meine Aufopferung und meinen Dienst anpreisen. Ihr kennt mich, ihr wisst was ich geben werde, ihr wisst welche Werte ich habe, ihr wisst, dass ich Rom mit meinem Herzen, Seele und meiner Kraft dienen werde.
Warum wisst ihr dies? Ganz einfach...
Ich bin RÖMER.
Ich bin Römer und DIES, Herrschaften, ist die höchste Qualifikation, die mich auszeichnet. Ihr kennt meine Werte, ihr kennt meine Bereitschaft und meinen Dienst am Vaterland einzuschätzen, denn IHR seid auch Römer wie ich es bin. Ihr wisst um die römischen Tugenden, ihr kennt mich.
Doch welch ein Römer bin ich, der hier steht mit solch jugendlichem Blut und euch dies erzählt?
Mein Name ist Lucius Flavius Furianus, Sohn der Aemilia Claudia Ingens Animi, Sohn des Senators Secundus Flavius Felix.
Meinen Anfänge verbrachte ich in der Legio, diente auch bei den Vigiles bis zum Rang des Optio und hatte vor einigen Tagen noch das ehrenvolle Amt des Qaestor Principis inne. Außerdem agiere ich als Subauctor der Acta Diurna und so mancher Artikel trägt meine Handschrift und Mühe. Ich hoffe meine Taten spiegeln sich in den Ernennungen zu den verschiedenen Ordines wieder, den neuen Bürgern, welche ich zur Erlangung des Bürgerrechts kürzlich vorschlug.
Ich tat meine Pflicht für das Vaterland, als Römer, und so gut ich konnte. So bitte ich euch nun erneut um euer Vertrauen. Ich kandidiere für das Amt des Aedilis Curulis, da ich Patrizier bin. Und Patrizier zu sein erfüllt mich nicht minder mit Stolz wie mich auch Römer nennen zu dürfen, so wie die Meißten von euch stolz sind Plebejer zu sein. Und doch sind wir Römer, wir alle, vergesst dies nicht.
Was ich nun vor habe zu bewegen, fragt sich der Ein oder Andere. Dies werde ich euch nun offenbaren, denn als Aedil hat man doch ein weitgefächertes Aufgabenfeld, welches ich im Amte des Quaestors misste.
Meinen Pflichten als Aedil werde ich selbstverständlich gerecht werden und die Märkte, sowie auch den Zustand der Bauten strengstens kontrollieren und bei Verstoß oder Bedarf handeln. Ich hoffe doch als erfolgreicher Absolvent des Cursus Architecturae notwendiges Fachwissen erlangt zu haben. Die Tempelanlagen und weitere öffentliche, bedeutende oder kunstvolle Bauten schließe ich da natürlich mit ein.
Auch habe ich vor mit dem Praefectus Annonae über die Getreideversorgung Roms und die Vorräte zu sprechen, da der Winter doch an den Getreidevorräten nagte und noch vor einigen Tagen Bürger nach frischen Waren lechzten.
Als Aedil wäre ich natürlich auch für die Sicherheit der Stadt zuständig, was jedoch einen gravierenden Punkt meiner Aufgaben kennzeichnen soll. Denn es ist unerhört und erniedrigend, dass Casae und Villen, eure Häuser Römer, ausgeraubt werden. Es ist unerhört, dass viele verdiente Männer vor kurzer Zeit Gewaltverbrechen zum Opfer fielen. Diese Tatsachen schürren Gerüchte, Gerüchte, welche dem Imperium und somit auch allen Römern schaden.
Natürlich wird mein Officium euch allen für Fragen, Anregungen oder Anderweitiges offen stehen.
Und nun ein Punkt, welcher vor einiger Zeit dem Ruf der Aedilen Roms schadete. Die Spiele.
Sofern sich die Götter nicht gegen dieses Vorhaben stellen, werde ich große Spiele ausrichten. Große Spiele für euch, die Bürger Roms, welche Unterhaltung nur zu oft verdienen. Ihr werdet begeistert sein, davon gehe ich aus, denn es wird wohl für jeden Geschmack etwas geboten werden.
Nun komme ich dem Ende zu, Volk Roms, ihr, das größte aller Zeiten.
Ich verlange nicht viel, ich verlange lediglich euer Vertrauen. Euer Vertrauen in einen Römer, einen Römer, dessen Herz genau so schlägt wie eures, dessen Herz für Rom und den Kaiser schlägt!
Ich danke euch für euer Gehör.
Und er blieb noch auf der Rostra und überlegte sich während die Menge klatschte, wer denn zuerst kommen würde, um seine Kandidatur in Frage zu stellen.