• Hungi hatte kein gutes Gefühl. Nur zu gut erinnerte er sich daran, was beim letzten Mal herauskam. Etwas nervös blickte er sich um, und doch versuchte er, so souverän und lässig wie möglich herüberzukommen, so als wäre eine Orakelbefragung etwas ganz normales und alltägliches. War sie vermutlich auch, doch seit der Geschichte von damals hatte er die Gegend um das Orakel wie eine ansteckende Krankheit gemieden. Mit Livia im Schlepptau wartete er nun vor dem Orakel und hoffte, daß ein Priester bald herkommen möge...

  • Ein wenig irritieren Livia Hungis nervös anmutende Blicke und sie wirft ihm einen fragenden Seitenblick zu. Da seine Aufmerksamkeit jedoch scheinbar von anderen Dingen angezogen wird, lässt sie es damit bei sich belassen und wartet an seiner Seite geduldig auf das weitere Prozedere.

  • Der alte Priester, der meist hier seinen Dienst tat, kam auf die beiden zu.
    "Seid gegrüßt, ihr beiden. Und tretet näher."
    Er stellte sich zwischen die beiden, legte jeweils eine Hand auf die Schulter der beiden und ging langsam mit ihn weiter.
    "Ihr kommt zur Sibylle um eine Weissagung?
    Lasst mich raten. Ihr seid ein hübsches Pärchen. Ihr wollt etwas über eure gemeinsame Zukunft erfahren, nicht wahr?"

    Währenddessen schaute er schon neugierig auf die Hand des Mannes und suchte nach einem Beutel Weihrauch.

  • Hübsches Pärchen? -.^ Aha, na wenn er meint...


    Genauso ist es. Das heißt, eigentlich nur, ob die Götter etwas gegen unsere Ehe haben.


    Dann hielt er dem Priester den Beutel Weihrauch hin.


    Es sollte der richtige sein... murmelte Hungi.

  • Während er den Weihrauch nahm und hineinroch, wiederholte der Priester.
    "Ob die Götter etwas gegen eure Ehe haben."
    Meist sind die Fragen ja doch etwas anders formuliert. Er schaute zu den beiden.
    "Noch etwas?"

  • Auch Livia sieht Hungaricus aufgrund der Formulierung der Frage etwas verwundert an. Doch sie sagt nichts und lässt ihn gewähren, da ein Teil von ihr sie möglicherweise ebenso formuliert hätte. Während sie auf die Rückkehr des Priesters warten, lässt sie ihre Blicke interessiert über die Ausgestaltung dieses mystischen Ortes wandern.

  • Der Priester kam einige Zeit später mit dem auf einer Schriftolle notierten Spruch zurück. Er schaute während dem Gehen ungläubig darauf und blieb bei dem Paar stehen. Die Stirn gerunzelt schaute er die beiden an.
    "Ihr habt wirklich einen außergewöhnlich guten Tag für einen Spruch von der Sibylle erwischt. "
    Dabei schüttelte er noch immer ungläubig den Kopf.
    "Entweder die Götter meinen es wirklich gut mit euch oder der Weihrauch enthielt etwas, das der Sibylle nicht gut tat."
    Er entrollte das Papyrus und begann vorzulesen.




    Die schwarze Rüstung für immer verbannt,
    das Schwert ihm entrissen aus stählerner Hand.
    Ist der gift'ge Stachel erst abgelegt,
    eurem Glücke nichts mehr im Wege steht.
    Der harte Kern ist durchdrungen und die Blüte geht auf,
    euer weiteres Schicksal nimmt vereint seinen Lauf.
    Die Zukunft erstrahlt im glanzvollen Licht,
    vorbei sind die Zeiten von Trug und Verzicht.
    Den Weg der Ehre nun gemeinsam beschreiten,
    dem Guten dienen, für das Schwache zu streiten.
    Der Tag wird auch kommen, voll Glück und voll Segen,
    aus vereinter Liebe, erschafft neues Leben.
    Gemeinsames Glück, verbinde Freud und auch Leid,
    was in Liebe vereint, nie mehr geteilt.

  • Hungi hörte sich erstaunt die Worte der Sibylle an, dann schaute er fragend zu seiner Verlobten hin.


    Aha. kam es sehr eloquent aus seinem Mund. Er kratzte sich am Kopf und sah wieder zum Priester hin.


    Das klingt wirklich... gut.

  • 'Was für ein Unfug...' sind die ersten Worte, die Livia in den Sinn kommen. Sie spricht sie jedoch in Gegenwart des Priesters lieber nicht aus und presst die Lippen nur fest aufeinander. Dann erwidert sie Hungaricus fragenden Blick wortlos und weiß nicht so recht, wie sie das kommentieren soll. Der Spruch scheint ihr so fern der Realität, dass sie nicht weiß ob sie darüber lachen oder weinen sollte. Vermutlich hat sich der Priester einen schlechten Scherz mit ihnen erlaubt. Abwartend sieht sie ihn an, dass er dem ein Ende macht und die tatsächliche Antwort der Sibylle vorliest.

  • Die Reaktion der beiden war dem Priester absolut unverständlich.
    Er rollte das Schriftstück wieder zusammen und hielt es dem Mann hin.
    "Bitte! Ihr dürft euch den Spruch mitnehmen."

  • Livia sieht den Priester an, als spräche er ägyptisch. Der Spruch kann einfach nicht echt sein und schon garnicht für sie und Hungaricus. Andererseits passt er wiederum nur auf gerade sie. Doch die Prophezeihung ruft unbändige Wut in ihr hervor, welche sie nun mühsam unterdrückt. Ein böse funkelnder Blick fällt auf ihren Verlobten. Wenn er es wagen sollte sie zu erfüllen, mögen ihm die Götter gnädig sein. Für Livia kommt dies rein garnicht in Frage. Mit eisigen Augen mustert sie den Priester erneut.


    "Ich nehme an, dass unsere Ehe auch ohne eine Erfüllung des ersten Teils der Prophezeihung eine Zukunft haben kann?"

  • Hungi nahm das Papyrus vom Priester etwas geistesabwesend entgegen.


    Ich danke dir... und der Sibylle natürlich auch... er stockte etwas für die wunderbare Nachricht. Nochmals vielen Dank.


    Er hängte verwirrt noch kurz einigen Gedanken nach, die er irgendwie so gar nicht sortieren konnte. Ihm selbst war dieser Spruch vollkommen unverständlich. Bis sich dann ein böser Gedanke in ihm festsetzte: Spielten die Götter wieder ein merkwürdiges Spiel mit ihm? Das letzte Mal war es doch auch so. Livia hatte er in der Zwischenzeit fast vergessen, bis er ihre Worte hörte. Unverständlich schaute er sie an.


    Livia, bitte. Du vergisst dich. Lass uns gehen, wir haben, was wir wollten. Oder so ähnlich, dachte Hungi den letzten Satz zu Ende.

  • Livias vernichtender Blick fällt auf Hungaricus und sie fragt sich ob er nicht verstehen kann oder will.


    "Ich vergesse mich nicht. Das ist eine berechtigte Frage. Ich hoffe du weißt, dass ich das nicht zulassen werde."


    Mit noch immer zornig funkelnden Augen nimmt sie nun doch seinen Arm und lässt sich widerstrebend hinausbegleiten. Doch in dieser Angelegenheit ist für Livia noch längst nicht das letzte Wort gesprochen.

  • Mit dem Papyrus in der Hand begleitete er seine Verlobte hinaus. Ihr Ton gefiel ihm so gar nicht und er merkte, wie sehr er sich zurückhalten mußte. Erst als sie vom Gebäude heraußen waren, ließ er seinen Gefühlen freien Lauf.


    Erstens: Was bei allen Göttern hast du dir dabei gedacht, da drinnen so einen Terz zu veranstalten? Und zweitens: die Sibylle drückt sich immer mißverständlich aus, also denke nicht, daß DEINE Interpretation der Weisheit letzter Schluß wäre. Und noch was, junge Dame, wegen DIR oder wegen unserer Ehe höre ich SICHER NICHT als Praefectus Praetorio auf, ist das klar? Das zu entscheiden liegt immer noch im Ermessen des Kaisers. Wir haben uns verstanden?


    Der Ausdruck in seinem Gesicht wurde während seiner Worte immer finsterer.

  • Der Ton, in dem ihr Verlobter mit ihr redet, gefällt Livia ganz und garnicht. Sie erwidert seinen finsteren Blick nicht weniger erbost. Auf seine Frage hin reckt sie ihr Kinn leicht in die Höhe und giftet mit gesenkter Stimme zurück.


    "Missverständlich? Missverständlich? Was war denn bitteschön an diesem Spruch missverständlich? Eindeutiger geht es kaum! Deinen Worten entnehme ich doch, dass auch du es genau wie ich verstanden hast. Oder weshalb versicherst du mir nun, dass die Entscheidung dazu beim Kaiser liegt? Hast du wirklich geglaubt, ich würde soetwas von dir verlangen? Pah! Im Gegenteil..."


    Sie sieht ihn herausfordernd an.


    "Aber, gut... Wenn du noch eine andere, bessere Interpretation hast, dann nur zu. Erzähle sie mir. Ich bin ganz Ohr."

  • Dieses Weib würde eines Tages sein Sargnagel werden, das spürte Hungi. Die Götter mögen ihn vor Arbeitslosigkeit und der dazugehörigen vielen Freizeit im eigenen Hause bewahren...


    Mein liebes Kind. Da steht doch ganz deutlich, daß wir beide glücklich werden, wenn ich nicht mehr Praefectus Praetorio bin. Es steht aber NICHT drinnen, daß wir es nicht werden können, wenn ich PP bleibe. Wenn, dann liegt es wohl eher an uns beiden. Also führ dich nicht so auf.


    Hungi wußte, daß sie ihn nur wegen seiner Stellung heiratete, und es störte ihn auch nicht. Aber das mußten ja nicht alle gleich mitbekommen...

  • "Ich führe mich nicht auf!"


    Am liebsten würde Livia ihn erwürgen. Doch angesichts der allzu öffentlichen Kulisse versucht sie sich mühsam zu beherrschen. Ein paar Male tief durchgeatmet hat sie sich wieder einigermaßen im Griff.


    "Gut, dann hoffen wir, dass du recht hast. An mir wird diese Ehe in dem Fall nämlich nicht scheitern. So. Bring mich heim."


    Ein Lächeln bekommt sie nicht mehr hin, doch ihre Gesichtszüge glätten sich wieder und suchend schaut sie sich nach ihrer Sänfte um. Die Träger haben sie bereits entdeckt und warten nun in gebührendem Abstand.

  • Hungi sagte nichts mehr dazu, er schüttelte nur den Kopf und verwünschte den heutigen Tag. Die Götter schienen Hungi immer wieder zu verhöhnen, er nahm sich jetzt fest vor, nie mehr wieder hierherzukommen, wenn es um seine eigenen Angelegenheiten ging.


    Er winkte den Trägern zu, die auch gleich herkamen, und half seiner Verlobten beim Einstieg in die Sänfte. Ein weiterer Wink und die Träger setzten sich in Bewegung. Er sah der Sänfte noch nach, stieg dann in seine eigene ein und ließ sich selber nach Hause führen.

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