Mit ein wenig Glück

  • Sim-Off:

    Fortsetzung von hier


    Nachdem wir den Grenzübergang schon eine Weile hinter uns gelassen hatten, verwandelte sich die Straße je weiter wir in das freie Germania kamen immer mehr in einen matschigen Weg aus Morast und Lehm. Die Karren kamen nur langsam voran und einumsanderemal mussten sie mit vereinten Kräften aus dem Schlamm gehievt werden.
    Die von Kastellen gesäumte Heeresstraße hatten wir längst hinter uns gelassen, als wir in einen seitlichen Pfad einbogen, der uns in ein kleines Wäldchen führte. Ich hoffte, ich würde mich auf meinen Orientierungssinn und der Zuhilfenahme meiner Karte verlassen können.
    Es wurde dunkler, obwohl es heller Mittag war. Der Schatten der bedrohlich wirkenden Bäume verdunkelte die Umwelt. Ein frischer Wind blies auf und Wolken zogen sich zusammen.


    "Das gibt noch ein Unwetter !" rief ich zu Numerius. "Lass die Männer die Planen überprüfen, dass sie auch wirklich festgemacht sind. Ich will keine bösen Überraschungen."


    Gesagt getan, zurrten und zerrten die Männer an den Seilen und strafften wenn nötig die Planen, die das wertvolle Gut darunter schützen sollten, als die ersten Tropfen niederprasselten.
    Der Wald fing den Regen ein wenig auf und so wurden wir nicht völlig durchnässt. Ich sprang vom Karren ab und ging vorne weg. Durch die aufgeweichte Erde würde es für die Tiere noch schwerer sich durch den Schlamm zu bewegen, so dass sie auf mein Gewicht gut verzichten konnten.


    In der Ferne sah ich bereits die Siedlung der Germanen.

  • Endlich Frühling! Das erkannte man auch an der gesteigerten Agilität in der Siedlung. Keine fünfzig Menschen lebten hier, aber alle waren sie, trotz Regen, auf den Beinen um die Felder und alles drumrum für die Aussaat bereit zu machen.
    Niemand hatte bisher die kleine Karawane gesehen. Erst als sie recht nah schon an der Siedlung dran waren, bemerkte man sie.
    Fremde, sagte einer der Männer zum Furisto, dem Dorfobersten, der sofort eine Handbewegung machte und ein paar Männer sich bewaffneten, so, dass es eher zufällig wirkte, und die Frauen sich aufmachten, alles für eine gastfreundschaftliche Begrüßung zu bereiten, falls es kein feindlicher Akt war.

  • Die Bewohner hatten uns bemerkt und langsam rollten wir mit unseren Karren durch den triefenden Regen immer näher, bis wir in Hör- und Sprechweite waren.


    Mit meinen paar Brocken germanisch, die mir Furnilla beigebracht hatte, bemühte ich mich redlich und wandte mich an den Dorfobersten.


    "Heilsa ! Wir kommen in friedlicher Absicht. Wir sind Römer aus der 'Colonia Agrippina'. Unser Ziel ist der Handel und der Austausch von Waren."

  • Welch grausamer Akzent. Das konnten ja nur Römer sein. Aber nun, Händler waren immer gerne gesehen, besonders nach solch langen Wintern wie dieses Jahr. Heilsa, antwortete Raginaharti, der Furisto. Seid Willkommen in diesem Dorfe und erlaubt uns Euch unsere Gastfreundschaft angedeihen zu lassen. Wie aus dem Nichts trat eine Frau nach vorne und reichte ihm ein mit Silber beschlagenes Horn mit Met gefüllt. Er nahm dieses und trank einen Schluck daraus, ehe er es dem Sprecher der Römer reichte.

  • Dankbar nahm ich das Trinkhorn und entgegen. Der Met schmeckte kräftig. Ich schüttelte mich und machte eine kopfnickende Geste als Zeichen der Dankbarkeit für die Gastfreundschaft. Dann gab er das Horn dem Gastgeber zurück.


    "Odin sei mit Dir, mein Freund. Ich bringe Waren aus der Stadt. Feinkeramik, Geschirr, und Schmuck für eure Frauen."


    Ich winkte einen meiner Begleiter herbei und führte Raginaharti zu einem der Karren. Der Begleiter lichtete die Plane, nur ein wenig, da es nachwievor in Strömen regnete. Im Augenwinkel sah ich einzelne Dorfbewohner, die näherkamen, um zu sehen, was die Händler bringen würden.

  • Raginaharti betrachtete nachdenklich die Waren, auch wenn man nicht viel erhaschen konnte. Dann nickte er: Bringt die Wagen in den Stall dort, er deutete auf einen, nahe des Dorfplatzes, der für Gäste vorgesehen war, wie auch das Haus daneben. Wenn Ihr es wünscht, werden ein paar meiner Männer Euch dabei helfen. Man wird Euch das Gästehaus in der Zeit bereiten und ihr werdet Euch ein wenig erholen und frisch machen können. Dann kommt in mein Haus, wo Euch ein warmes Mahl und Bier und Met erwarten wird. Bei diesem können wir uns dann über einen möglichen Tausch unterhalten.
    Er winkte ein paar Männern, die sogleich erschienen um den Fremden zu helfen.

  • Ich winkte meinen Begleitern zu, die Karren in den Stall zu bringen, auf den der furisto deutete. Ich nickte meinem Gegenüber zu.


    "Ich danke dir für deine Gastfreundschaft."


    Es hatten sich einige Dorfbewohner, hauptsächich Frauen, versammelt, um die unsere Ankunft zu erwarten. Scheinbar waren wir wirklich die ersten Händler, die nach dem langen Winter in ihr Dorf kamen und ich grinste in der frohen Aussicht ein gutes Geschäft zu machen.
    Während die Ochsen sich in Bewegung setzen, drehte ich mich zu Raginaharti und fragte ihn


    "Sag, sind schon viele Händler durch das Land gezogen und haben bei euch Halt gemacht ?"

  • Ich folgte den Karren über den Dorfplatz zu den Ställen. Der Regen hatte mich vollkommen durchnäßt. Und überall diese Blicke von diesen Germanen, ich fühlte mich wirklich unbehaglich. Ich sprang vom Kutschbock. Die Erde war aufgeweicht und ich stand mit einem Bein im triefenden Matsch. Ärgerlich blickte ich zu mir herunter. Ich ignorierte die Blicke oder versuchte es zumindest und machte mich an meine Aufgabe. Gegen das Prasseln des unaufhörlichen Regens brüllte ich einige Anweisungen zu den Arbeitern, die die Wagen begleiteten.


    "Veni veni, celeriter !"
    Komm, komm, schnell !


    Ich kniff die Augen zusammen. Die Papyrusrolle unter meinem Arm war schon fast aufgeweicht und ich drückte sie näher an die Brust, damit weniger von der Nässe abbekommen würde.


    Einige aufgeweckte Germanen, die schnell reagierten, wiesen uns den Weg zu den Ställen. Unter den hohen Giebeln des Daches parkten wir die Fuhrkarren und o wunder das Dach schien tatsächlich dicht zu halten. Bestaunend blickte ich nach oben, machte dann einen Gang um die beiden Karren und entfernte mit einiger Hilfe die Planen, um zu sehen, ob die Waren den Transport gut überstanden haben würden.

  • Zitat

    Original von Titus Didius Gordianus
    "Sag, sind schon viele Händler durch das Land gezogen und haben bei euch Halt gemacht ?"


    Dieses Frühjahr noch keine, aber der Winter dauerte ungewöhnlich lang, so ist es nicht verwunderlich. Und nun, geht, macht Euch frisch, einer meiner Leute wird Euch später in mein Haus geleiten, wo das Essen auf Euch warten wird!
    Er gab entsprechende Anweisungen weiter und ein hektisches Treiben begann überall. Ich erwarte Euch bei Sonnenuntergang!

  • "Ich danke Dir."


    Ich deutete eine Verneigung an, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. Dann folgte ich meinen Begleitern in das Haus, in welches uns der furisto wies.


    Das Dorf war nicht mehr als eine kleine Siedlung, zwei, drei Gehöfte, vielleicht auch vier. Das Haus, in das uns der Dorfoberste wies, war vielmehr ein kleiner Anbau. Ein paar Stufen führten hinab, eine Tür öffnete sich und in dem Raum dahinter war es angenehm war, genau richtig zu der kalten Nässe und dem rauhen Wind, der draussen herrschte.
    Ich war froh, dass wir uns ein wenig zurecht machen konnten, meine Tunika und mein Umhang waren durch den Regen und den Schlamm sehr in Mitleidenschaft gezogen und so nahm ich die großzügige Gastfreundschaft an, entledigte mich meiner Kleider, und nachdem ich mich hinreichend gewaschen hatte, zog ich mir eine frische Tunika über. Auf eine Toga verzichtete ich, wäre sie doch sehr unpraktisch gewesen.
    Ich schnürte meine Caligae zu, dazu diente mir ein Schemel als Ablage und strich die Tunika glatt. Unter dem knielangen Gewand trug ich der Kälte wegen eine von diesen Hosen wie sie die Germanen trugen und wir sie bereits bei der Cohors II besaßen.


    Ein Blick durch die kleine Öffnung ins Freie verriet mir, dass der Sonnenuntergang nahe war. Der Regen hatte sich abgeschwächt und ein paar Tropfen plätscherten nur so vor sich hin. Die Aufregung im Dorf hatte sich wieder gelegt und der Platz vor dem Haus war leerer geworden. Gerade kam Numerius herbei. Er war in dem Bereich für die Stallungen gewesen und hatte die Waren nochmal peinlichst untersucht und sich um die Versorgung der Ochsen gekümmert. Jetzt trat er die wenigen Stufen hinunter zu unseren Aufenthaltsraum, die Tür öffnete sich und er betrat die Unterbringung.


    "Numerii, alles zu meiner Zufriedenheit ?"


    "Ja, alles in Ordnung."


    Er übergab mir eine Liste und ich warf prüfend einen Blick darüber.


    "Bene. - Komm, wasch dich. Das Wasser ist nicht gerade warm, aber sauber."


    Schließlich wollte ich, dass auch meine Sklaven einen guten Eindruck machten. Etwas widerwillig schien Numerius das ihm aufgetragene zu erledigen und seine Kleidung abzulegen, obwohl er doch sonst meine Anordnungen immer sofort und zuverlässig erledigte.
    Wahrscheinlich war es ihm einfach unangenehm sich vor seinem Herrn zu entblößen.
    Ich wand mich derweil von Numerius ab und konzentrierte mich auf die Liste, die mir mein Vilicus ausgehändigt hatte.


    Nachdem sich Numerius dann auch gewaschen hatte und seine Sklavenrobe wieder angelegt hatte, schien es Zeit sich bei unserem Gastgeber zu melden. Ich öffnete die Tür und trat ins Freie, während Numerius mir dicht folgte. Wir gingen über den Platz und einige Männer schienen uns schon bemerkt zu haben und winkten uns herüber zu dem größten der Häuser. Rauch stieg oberhalb des Dachs hervor und die Raben krähten in der Höhe. Ich schmunzelte und war zufrieden. Mögen sie uns hold sein, dass es ein guter Abend werde.
    Wir betraten das Haus, welches mit zahlreichen Leuten gefüllt war. Der hiesige Furisto mußte zweifelsohne über eine große Gefolgschaft verfügen. Ich erkannte ihn wieder in der Nähe des Feuers, als er sich erhob. Ich trat auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.

  • Heilsa und Willkommen in meinem bescheidenen Heim! Kommt rein und lasst uns Trinken. Das Essen ist auch bereitet und wartet nur darauf vertilgt zu werden. Esst und trinkt nach Herzenslust und lasst uns den Abend geniessen. Ihnen würden alle etwas zu trinken in die Hand gedrückt und der Furisto deutete auf die Tafel. Nehmt Platz! Greift zu!

  • Von diesem Trank, den sie Met nannten, hatte ich schon gehört. Er schmeckte süß, und doch war er für den Gaumen eines Römers gewöhnungsbedürftig.
    Auf das Zeichen unseres Gastgebers nahmen wir Platz, ich an oberer Stelle in der Nähe des Furisto, Numerius und die Knechte auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches.


    "Deine Gastfreundschaft ehrt uns. Im Namen Odins, möge sie der Ausgangspunkt sein für harmonische Beziehungen und ein glückliches Geschäft."


    Ich erhob mein Füllhorn und prostete Raginaharti zu. Anschließend griff ich nach den duftenden Speißen. Das Wild schmeckte vorzüglich und ich genoß es. Zwar waren die Traditionen hier ein wenig anders, als bei einem römischen Gastmahl, aber ich passte mich schnell an die hier herrschenden Sitten und Gebräuche an.
    Ich ging nicht sofort auf das Geschäftliche ein. Erstens wollte ich nicht aufdringlich wirken und zweitens wollte ich Raginaharti die Gelegenheit geben, das Gespräch zu beginnen, zumal der Kontakt mit Germanen diesseits des Rhenus nie leicht war und ein Fingerspitzengefühl an diplomatischen Regeln erforderte. So beschränkte ich mich vorerst auf ein dankendes


    "Dein Weib kocht wirklich hervorragend. Ich habe selten so gut gegessen."


    und im geheimen dachte ich, ob nicht Dankward, unseren germanischen Koch, mal hier her in die Lehre schicken sollte. ;)

  • Ich werde die Komplimente weiter geben, meinte er schmunzelnd und trank und aß genüsslich. Nun, erzähl mir Neuigkeiten von der anderen Seite des Limes, meinte er nach einem kräftigen Schluck.

  • Ich setzte an.


    "Nun, es ist noch keine Mondumdrehung vergangen und der neue Statthalter hat sich schon in der Regia eingenistet und nimmt emsig den Betrieb auf.
    Hast Du von ihm gehört ? Er soll bereits davor in Germania stationiert gewesen sein als Legionskommandant der IX. Ein gewisser Decimus Meridius."




    /edit: Sig geändert

  • Nein, von ihm hab ich nicht gehört. Was ist er für einer? Ich kenne noch den Sedulus und der letzte, nach dem, soll irgendein Macer oder Macre oder so sein. Gab schon wieder einen Neuen? Könt Ihr Euch nicht einigen?

  • Meinem Gastgeber zustimmend seufzte ich.


    "Die Beweggründe des Imperators zu verstehen, fällt einem Sterblichen zuweilen nicht leicht." ;)


    Ich machte eine kurze Pause und schluckte den Bissen hinunter.


    "Der neue Statthalter, er stammt aus dem Hause der Decima. Die Familie besitzt große Ländereien in der Provinz Hispania und hat auch am Kaiserhof einen nicht unerheblichen Einfluss."




    /edit: Sig geändert

  • Römer, murmelte er nur. Vielleicht solltet Ihr Euch doch mal uns zum Vorbild nehmen und nicht immer darauf drängen, dass wir uns an Euch eines nehmen sollen. Er trank einen tiefen Schluck. Und was führt Dich nun letztlich hierher?

  • "Ich bin der Meinung, jeder sollte nach seiner Facon glücklich werden.* Es nicht nötig, dass sich die einen am anderen ein Vorbild nehmen."


    fügte ich noch an und ging dann zum eigentlichen Punkt unseres Treffens über.


    "Ich erhoffe mir einen regen Handel mit deinem Stamm und hoffe, du bist diesem nicht abgeneigt. Römische Frauen und eitle Offiziere sind ganz verrückt nach germanischen Bernstein. Ich bin also bereit einige Menge von Dir zu erwerben. Im Gegenzug kann ich Dir einige meiner Waren überlassen, die ich geladen habe."


    Ich winkte einen Knecht herbei. Dieser stand auf und ich schickte ihn zu den Karren, wo die Ladungen verstaut waren und ordnete ihm an, zwei von den Kisten herbezuholen, was dieser daraufhin tat.




    /edit: Sig geändert

  • So, Bernstein? meinte er nachdenklich. Dann lass doch mal sehen, was Du so zu bieten hast!



    [SIZE=7]*sfz* die leidige sig[/SIZE]

  • Geschwind kam der Knecht wieder. Er keuchte schwer unter der Last der Kisten. Diese waren offenbar nicht so leicht. ;)


    "Ist gut, stell sie hier vorne ab." deutete ich an, dass er sie auf den Boden zwischen Raghinarti und mir stellen sollte.
    Anschließend brach ich die Kiste auf. Darin waren fein säuberlich allerlei Keramik verpackt. Geschirr, Vasen, Becher.
    Ich griff nach einem Gegenstand, einer bemalten Schüssel und holte einen zweiten Gegenstand hervor. Beide stellte ich vor Raghinarti auf den Tisch und schob sie zu ihm herüber.


    "Trifft das euren Geschmack ?"




    /edit: Sig geändert

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