Auf der Suche nach des Herzens Weg

  • Nun stand sie hier, recht nahe des Hafens. Sie wusste selbst nicht mehr so richtig, wie sie hierhergekommen war, denn ihr Herz hatte sie geführt, nicht ihr Verstand. Sie war aus der Casa herausgeeilt, humpelnd, beinahe wie auf der Flucht. Heute hatte es ein schöner Tag werden sollen und zugleich ward es der Schlimmste ihres ganzen Lebens. Noch am Morgen hatte sie sich auf Metellus gefreut, mit ihm gelacht und wichtige Dinge durchgesprochen.


    Nur wenige Stunden später geschah es.


    Es wurde der schlimmste Tag ihres Lebens. Der schönste Tag des Monats entwickelte sich zum traurigsten ihres ganzen Lebens. Ihr Gatte war in Tarraco angekommen - tot. Sie schien alles zu verlieren, ihren Vater, ihren Sohn und nun auch noch ihren Mann. War es nicht auch in alten Sagen so, dass 'Helena' vielen Männern den Tod einbrachte? Offenbar änderte sich nichts daran. Und sie war Schuld. Nur weil sie sich in einen neuen Mann verliebte, der zu jener Zeit noch ihr Bruder war, hatte sie ihren eigenen Gemahl ins Verderben gesandt.


    Die Götter hatte sie angefleht, ihr und Metellus einen Weg zu eröffnen. Erst sah es gut aus, die gens Rediviva eröffnete ihr, dass sie zu ihnen gehörte und das alles wenigstens kein Inzest war. Und nun eröffnete die Matinia ihr wiederum, dass ihr Mann hier war - tot. Sie könnte verzweifeln, nein, sie war verzweifelt. Und sie wusste wahrlich, was Verzweiflung bedeutete. Dies hier war blanker Schmerz.


    Und das alles an diesem wunderschönen Tag. Die Sonne schien warm vom Himmel, wenngleich sie sich langsam schon dem Horizont näherte. Doch es blieb dennoch warm. Ihr Kopf war in Trauer gehüllt, trug sie doch schwarze Gewänder. Ihre blaue Tunika vom Morgen stand hierzu in starken Kontrast. Das blonde Haar war vollkommen verborgen und kaum eine Strähne lugte hervor.


    Sie erblickte in der Ferne schon das Meer und je mehr sie sich dem Glitzern näherte, je unwirklicher wurde das Treiben um sie herum. Es war, als tauche sie langsam in eine andere Welt.


    Sim-Off:

    Reserviert :)

  • Mit einem Fluch auf den Lippen wachte Xeones auf. Seine Wunde am Rücken meldete sich mal wieder. Irgendwie war er froh, dass der Leiter der Gladiatorenschule noch in Rom weilte. Das gab ihm Zeit, zu heilen und sich wieder in Form zu bringen. Schließlich war sein Auftreten nicht gerade zurückhaltend gewesen und diesen Eindruck wollte er bei den Mitgliedern der Schule nicht zerstören, in dem er schlaff und ohne Kraft und Ausdauer erschien.


    Er schaute hinaus. Es musste bereits später Nachmittag sein, aber er konnte sich auch täuschen. In letzter Zeit war sein Tagesablauf eher unregelmäßig verlaufen und mit jedem Tag schwanden seine letzten noch vorhandenen Geldreserven. Heute reichte es für vielleicht noch einige Tage, höchstens eine Woche… er hoffte, dass der Lanista bis dahin aus Rom zurück sein würde.


    Nach der Reinigung und einem – mehr als – bescheidenen Frühstück aus einfachstem Brot, einem Happen Käse und stark mit Wasser verdünntem Wein ging er raus. Er wollte zum Hafen. Angeblich tat die frische Meeresluft gut, wenn es um Genesung ging. Außerdem bestand dort die Möglichkeit, eine Stelle zu finden, um etwas dazu zu verdienen.


    Der Hafen lag nur wenige Minuten entfernt. Xeones lief die Strecke. Der Tag war herrlich. Strahlender Sonnenschein, gemischt mit einigen wenigen weißen Wolken, die langsam am Firmament entlang zogen. Angenehmer, frischer Wind belebte die Haut. Seltsam, dass er auf so etwas überhaupt achtete… musste wohl daran liegen, dass er nur knapp dem Tode entronnen war.


    Dann sah er sie. Einsam und verloren stand sie in schwarzem Trauergewand, wenngleich sie von der Schreckensnachricht offensichtlich überfallen wurde, denn die Unterbekleidung passte nicht wirklich dazu. Xeones kannte diesen Blick. Doch was - letztendlich - ging es ihn an. Jeden Tag starb irgendwo irgendwer. Jeden Tag gab es etliche Witwen mehr, etliche Väter verloren ihre Söhne, Söhne ihre Väter und Brüder. Was war das Leiden einer Frau gemessen am Geschehen der Welt.


    In wenigen Schritt Entfernung ging er an ihr vorbei... was war der Tod eines Mannes gemessen am Geschehen der Welt. Er lag damals in der Gasse. Schwer verwundet. Halbtot. Verraten. Allein. Und Ophelia nahm sich seiner an. Obwohl sie ihn nicht kannte. Obwohl sie keinen Grund hatte. So wie er jetzt.


    Er zweifelte. War unsicher, wie sein nächster Schritt auszusehen vermochte…

  • Die Stimmen rückten zunehmend in den Hintergrund und auch den besorgten Blick einer Marktfrau, der sie traf, erweckte nicht ihre Aufmerksamkeit. Sicher trafen sich ihre Blicke, doch der Helena's ging in die Leere und wirkte eher wie der eines einsamen Kindes. Manch einer kannte sie hier. Immerhin war sie Pontifex und.. Witwe eines Senators. Dann rissen sich die Blicke los und Helena schritt weiter voran, während der fragende Blick weiterhin auf ihrem Rücken haftete.


    Manch einer überholte sie bei ihren langsamen Schritten, aber hatte sie auch keinen Grund zu eilen. Sie war gefangen, gefangen in einer Ebene, die sie nicht kannte, aber als Traum bezeichnete. Sie war nurmehr ein Schatten ihrerselbst und mehr verdiente sie auch nicht zu sein. Sie hatte Verrat begangen, Mord. Mochte er aus unbedachtem Handeln hervorgegangen sein, machte diese Tatsache es dennoch nicht ungeschehen.


    Der leise, nun aufkeimende Abendwind unterstrich ihre Gefühle. Er war trotz - oder gerade wegen - seiner Wärme nicht freundlich. Er zerriss sie, machte ihr Leid vollkommen. Er zeigte ihr, sie lebte alleine in dieser Traumwelt. All die anderen nahmen diesen Wind gewiss auch wahr, doch mochten die letzten Sonnenstrahlen und der leise Abendwind tröstend für sie sein. Auf Helena spottete er. Spottete auf ihre Einsamkeit, die sie sich selbst zuzuschreiben hatte.


    Das Meer, ein weiter Hort des Wassers. Sie hatte lang nicht mehr von hier aus auf das mare internum geblickt, den Anblick vermisst. Jeder der hier Anwesenden hatte seine eigenen Gedanken. Der eine mochte seiner Liebsten die schönsten Versprechungen für ihre Zukunft machen, während der nächste direkt daneben einer verflossenen Liebe nachtrauerte. Doch sie, Helena, trauerte zweier Menschenleben nach. Jenem ihres Mannes und dem eigenen, denn niemals mehr würde sie die Alte sein. Ein wichtiges, für sie wunderschönes Kapitel war zugeschlagen, versiegelt und versperrt.


    Ihre langsamen Schritte waren unkontrolliert und mehr als dralle Farben nahm Helena nicht länger war. Gemurmel drang aus weiter Ferne an ihr Ohr, doch mochte sie nicht zwischen Wind und Mensch zu trennen. .. 'Oh seht nur..' oder ...'was mag sie nur haben' machten für sie keinen Sinn. Da verlor sie den Rückhalt und taumelte einen Schritt nach hinten. Es war als habe ihr jemand einen Schlag auf den Kopf versetzt, hatte das gar jemand? Oder war es die Leere?

  • Es war schon erstaunlich, zu sehen, wie voller Gegensätze das Leben sein konnte. Dies konnte er an seiner eigenen Geschichte deutlich sehen. Eine Frau zu lieben, obwohl beide wussten, dass es kein gutes Ende nehmen würde… in Trauer des Abschieds jemanden kennen zulernen, der glücklich schien… den Tod in der Arena suchen, während man sich so fest an das Leben krallte… zufrieden zu sein, während andere litten…


    Xeones sah der Frau im Trauergewand nach, während sie an den Marktständen entlangging… oder entlang glitt, denn der Hauch von Eleganz in ihrem Gang war ihm nicht entgangen. Die Gaffer schauten sie neugierig an, machten aus ihrer Neugier keinen Hehl. Plötzlich schwankte sie. Xeones eilte hin. Innerlich tobte er über die Gleichgültigkeit der anderen… und über seine gelegentlichen Anfälle von Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft. Doch es war nicht zu ändern. Ohne die Hilfsbereitschaft anderer wäre auch er nicht hier… die Götter mussten ihre Finger wohl im Spiel haben, auch wenn er zweifelte, dass sich die Götter wirklich für jemanden wie ihn Zeit nehmen würden.


    Vielleicht… vielleicht nahmen sie sich für die Frau Zeit. Vielleicht war er ja hier… er konnte nicht zu Ende denken, denn sie verlor den Halt. Vermutlich verließen ihre Kräfte sie. Sie würde mit dem Kopf auf dem Pflaster aufprallen und sich vermutlich schwer verletzen. Er fing sie auf. "Hey hey" sagte er mit beruhigender Stimme "alles in Ordnung?" Fragte er sie und sah sie an. Ihr Eindruck war wirklich nicht der beste… sie war ausgesprochen hübsch, keine Frage, doch die Blässe und der trübe Blick beunruhigten ihn etwas.


    Sanft lehnte er sie an eine Bank und wandte sich an einen der Händler. "Hol Wasser, schnell." Der Händler war drauf und dran, Einwände zu erheben, doch Xeones’ eisiger Blick verhieß ihm nichts Gutes und er gehorchte widerwillig.


    Nörgelnd brachte er eine Schale Wasser und Xeones feuchtete ein Tuch an, das des Händlers Frau – oder vielleicht war es auch eine Sklavin, aber in diesem Augenblick spielte es für Xeones keine Rolle – ihm gab und führte es an die Stirn der Trauernden. "Hier, das wird dir erst Mal etwas helfen. Bei den Göttern, an welche auch immer du glaubst Frau, bleib mir bloß wach, hörst du?" Die Nervosität in seiner Stimme war nicht zu überhören, auch wenn es ihm selber in diesem Moment gar nicht bewusst war.

  • Sie sah noch, während sie nach hinten sackte, wie der Himmel sich drehte. Sie hatte irgendjemanden angerempelt, denn sie hörte einen lauten Fluch. Aber was sollte sie tun? Dann knickte ihr Knie ein und sie machte sich schon auf den Sturz gefasst. Doch es trat kein stechender Schmerz an ihrem Hinterkopf auf und keine weiche Dunkelheit umgab sie. Sie wagte es die Augen einen Spalt zu öffnen, doch die Bilder, all die Eindrücke waren so verwischt, dass sie die Augen lieber wieder schloss. Warum hatte man sie nicht einfach stürzen lassen? Kaum diesen Gedanken gedacht, schämte sie sich sogleich wieder, doch derzeit deucht es ihr besser, die elysischen Felder zu betreten.


    "Hmm!" machte sie nur um sich zu 'Worte' zu melden. Sie hatte diese Stimme noch nie gehört, aber das war ja auch kein Wunder. Sie war dankbar ob des Haltes, den sie erhielt und lehnte sich nach hinten. Was war geschehen? Sie würde auf diese Frage nicht zu antworten wissen, würde sie ihr gestellt werden. Da spürte sie etwas kaltes, feuchtes auf ihrer Stirn und öffnete abermals widerwillig die Augen. Es war gerade noch so schön ruhig um sie herum gewesen und nun war da wieder der Geräuschpegel. Und dieses Gesicht. Hatte er sie aufgefangen?


    "Wo bin ich?" murmelte sie schwächlich, würde sich aber am liebsten über diese Frage aufregen. Wo sollte sie schon groß sein? Sie war zum Hafen gelaufen. Aber nun da sie für kurze Zeit so schwummrig gesehen hatte, war sie doch etwas verwirrt. "Publius?" fragte sie mit flüsternder Stimme und sah in die Augen des Mannes. Nein, das war nicht ihr Gatte. Ihr Gatte war.. Ja, wo war er eigentlich?


    Langsam glitten ihre Augenlider wieder nach unten. Sie wusste nicht ob sie darum kämpfen sollte, wach zu bleiben, oder ob sie sich einfach gehen lassen konnte. Für beides sah sie keinen ausschlaggebenden Grund. Doch. Niemand kannte sie hier besser und niemand konnte ihr helfen, wenn sie dahinglitt. Sie zweifelte doch arg, dass die Menschen geduldig genug wären und darauf warteten, dass sie zu sich kam. Und doch sank ihr Kopf nach und nach zur Seite. "Mmmh" kam es leise über ihre Lippen.

  • Sie nannte einen Namen. "Publius". Xeones kannte niemanden mit diesem Namen und es konnte Dutzende, vielleicht sogar Hunderte Männer mit diesem Namen geben. Wenn er bloß wüsste, aus welchem Hause sie stammte, dann wäre es wohl etwas einfacher, diesen Publius ausfindig zu machen… er hielt einen Moment inne, denn der Verdacht traf ihn plötzlich. War dieser Publius vielleicht derjenige, um den sie trauerte. Ihr Mann? Ihr Bruder? Ihr Sohn?


    Plötzlich entschwand sie dem Leben wieder. "Scheiße" fluchte Xeones lautstark. "Hey, hey du. Hörst du mich. Verstehst du, was ich sage, Frau?" Er packte sie mit einer Hand am Kinn und hielt ihren Kopf gerade, während er mit der anderen Hand leicht auf ihre Wange klatschte, um sie wachzurütteln. "Komm schon, sieh mich an. Wie…" er rückte ihren kraftlosen, ja fast leblosen Kopf gerade und sagte langsam, laut und deutlich …wie ist dein Name? Dein Name?


    Doch sie schien nicht zu reagieren. Etwas ratlos schaute sich Xeones um. Derweil waren immer mehr Gaffer angekommen und er wunderte sich, dass sie nichts Besseres zu tun hatten, als hier ihrer Sensationslust nachzugehen. Wütend schnaubend schüttelte er den kopf und wandte sich wieder der Unbekannten zu. Die Götter mussten makaber sein, wenn sie sie hier sterben ließen. Er hielt ihren Kopf gerade und sprach zu ihr, bemühte sich, sie wach zu halten.


    Der Händler, vor dessen Stand sich alles abspielte, war keineswegs erfreut über dieses Schauspiel, denn er fürchtete wohl um seinen Absatz. "Lass sie sterben. Mach es nicht noch schwerer, als es ist…" sagte er mit einer Gleichgültigkeit, die Xeones’ Blut zum Kochen brachte. Er sprang ihn wie ein Löwe an und packte ihn am Kragen. Die Aufschreie seiner Familie waren unüberhörbar. "Nicht heute…" sagte er ihm. "Kennst du sie?" Der Händler schwieg, seine Hände zitterten unsicher und er sah mal zur Sterbenden, mal zu Xeones. "Kennst du sie?" fuhr Xeones ihn an.


    "Ich kenne sie" sagte plötzlich eine Stimme aus der Menge...



    Sim-Off:

    ich hatte da an einen NPC gedacht, hoffe, das geht in Ordnung so

  • Die Geräusche drangen immer weiter in die Ferne und es ward angenehm still um sie herum. Ihr Körper entspannte sich immer mehr. Sie wusste nicht mehr, was sie hier tat und sie wusste auch gar nicht, warum sie überhaupt hier war. Sie wusste nur, dass diese samtene Dunkelheit sehr angenehm war.


    Da wurde sie plötzlich wieder aus der eintretenden Bewusstlosigkeit gerissen, weil ihr irgendjemand auf die Wange klatschte. Sie öffnete widerwillig wieder die Augen und erblickte dieses Gesicht... Sie kannte es, doch woher? War es der der sie schon eben geweckt hatte? Was wollte er denn nur von íhr? Warum quälte er sie denn so. "Was...?" begann sie ihre Frage, brachte aber kein weiteres Wort hervor. Schonn dieses eine Wort hatte starken Kraftaufwand gekostet.


    Jetzt verstand sie was er wollte, doch wieder kam kein Laut aus ihrem halbgeöffneten Mund. Die Zunge war so schwer, ließ sich einfach nicht bewegen. Doch dann verschwand mit einem Mal der Widerstand und ihr Kopf sank wieder zur Seite. Helena bemerkte nichts von all den Leuten um sich herum, doch selbst wenn, würde es sie heute vermutlich nicht im Geringsten interessieren. Ihre dignitas war es, die hier nun in Gefahr geriet, doch was machte das schon aus, wenn man ihren Verlust bedachte? Wer achtete schon auf Ehre, wenn ein geliebter Mensch verstarb?


    Sie versuchte die Augen zu öffnen. Vielleicht war dieser Mensch aber auch jemand, der sich um sie sorgte. Vielleicht ein Bekannter von Callidus? Doch wieder erkannte sie nur verschwommene Farben. "Hel.." krächzte sie unter Anstrengung doch klappte ihr Kiefer gleich wieder zu, während sich eine Träne in ihrem Augenwinkel bildete. Diese Hilflosigkeit machte sie wütend. Sie hasste es, hilflos zu sein. Vorsichtig tastete sie mit ihrer Hand nach dem Untergrund auf dem sie lag, doch sie schaffte es nicht, sich aufzurichten. Dafür wurden allerdings die Farben etwas klarer. Sie sah viele Gesichter.


    Und kaum dass sie all die Gesichter erblickt hatte, schloss sie ihre Augen wieder. Es war unangenehm so im Mittelpunkt zu stehen und sich nicht einmal dagegen wehren zu können. Ihr größter Wunsch war es, all den Blicken entzogen zu werden.



    Sim-Off:

    Natürlich =) Es können ja viele sie kennen, sie ist ja schon eine äusserst angesehene Persönlichkeit in Hispania und zudem Pontifex =)

  • Xeones fuhr herum. Zunächst sah er die Person nicht, die sich gemeldet hatte. Er suchte in der Menge, sein Blick sprang von einem Menschen zum anderen. "Ich kenne sie" sagte die Stimme wieder. Dann sah er sie. Eine unscheinbare, dürre, aber nicht unterernährte junge Frau, eher ein Mädchen, von vielleicht gerade mal 15 Jahren. Etwas unsicher trat sie hervor.


    Xeones ging auf sie zu, während die Frau des Händlers, vor dessen Stand sich alles abspielte, das Tuch nahm und die Stirn der unbekannten damit befeuchtete und behutsam auf sie einredete, auf das sie wieder wach zu werden vermochte. Vielleicht war es auch eine Sklavin, doch in diesem Moment interessierte es ihn nicht… auch wenn er sich gestand, dass sie, im Gegensatz zu ihrem Mann oder Herrn wenigstens Mitgefühl und etwas Hilfsbereitschaft an den Tag legte und dafür die unzufriedenen Blicke des Händlers erntete.


    "Wie ist dein Name, Kind?" fragte Xeones die Kleine, deren schüchterner und scheuer, und dennoch neugieriger Blick mal zu ihm, Mal zu der bewusstlosen Frau am Boden ging. Paccia… ihr Name war also Paccia. Irgendwie kamen Xeones in diesem Moment die Sekunden wie endlose Stunden vor. "Und sie…" sie deutete auf die Bewusstlose "...ist Helena."


    Sie wollte wohl noch etwas sagen, doch Xeones unterbrach sie. Hatte Kaya ihm gegenüber nicht diesen Namen erwähnt. Er fragte sich, wie er ausgerechnet jetzt darauf kam und verwarf diesen Gedanken wieder. Die Chancen, dass es sich um dieselbe Helena handelte, die Kaya's Herrin war, Rediviva Helena, waren lächerlich gering. "Weißt du wo ihr Heim ist?" Sie musste weg hier. Weg vor den gierigen Blicken der Gaffer, deren Schar immer größer wurde… Paccia nickte. "Gut, du gehst voraus" sprach er, während er Helena auf die Arme nahm. Kein würdiger Moment, aber manchmal zählen die einfachen Dinge, wie das Leben, mehr.


    Paccia blieb stehen und wieder verriet ihr Blick Unsicherheit. "Ich... ich muss arbei..." "Hör zu. Hör mir zu, Paccia. Diese Frau hier…" er deutete mit dem Kopf auf Helena, die er in den Armen hielt, "sie braucht dringend einen Medicus. Da sie vornehme Kleider trägt und nicht unbekannt ist, muss sie wohl aus noblem Hause stammen." Paccia schwankte. "Ich weiß, du musst arbeiten. Aber wenn wir sie retten, wird sie sich dir gegenüber vielleicht erkenntlich zeigen… na los, Kind, geh schon."


    Xeones wusste nicht, was es letztendlich war. Ob es die Aussicht auf den Dank Helena’s oder seine Überredungskraft war, an letzterem zweifelte er arg, aber Paccia half ihm. Sie ging voraus und Xeones folgte ihr, Helena in den Armen haltend. Sicher hatte sie Angst... doch er versprach sich selbst, nach ihr zu sehen, wenn das alles hier vorbei war und wenn ihr Herr ihr auch nur ein Haar krümmen würde, nur weil sie ihm half, dann... er fand keine richtigen Worte dafür.


    Helena lag indessen in seinen Armen und er war froh, dass sie wenigstens nicht aufgegeben hatte. Sie war schwach, zu schwach. Die Verlockung, loszulassen und sich dem Elysium zu widmen, denjenigen wieder zu treffen, den sie verlor, diesen... diesen Publius, musste groß sein. Doch er sah, wie sie mit sich kämpfte. Sah, dass sie nicht losließ, obgleich die Leblosigkeit sich wie ein Schleier um sie legte... die Träne in ihrem Auge war das Leben, an das sie sich festkrallte. "Gut so, sut so... wir sind gleich... da... gleich da..." stammelte er, während sein Atem raste und er, die Blicke der Passanten auf sich ziehend, zusammen mit Helena auf seinen Armen und Paccia folgend durch die Strassen Tarraco's eilte...

  • Sie vernahm auch die Geräusche um sich herum wieder klarer als noch eben gerade. Irgendjemand rief ihren Namen. Offensichtlich kannte man sie hier doch. Sie wollte wieder etwas sagen, um dadurch zu zeigen, dass sie ihr war, aber sie schaffte nicht mehr als ein undefinierbares Geräusch. Das Wasser auf ihrer Stirn, welches sie eben noch als störend empfunden hatte, war nun eine wahre Wohltat die es ihr erlaubte, bei Besinnung zu bleiben und ihre Gedanken beisammen zu halten.


    Dann spürte sie, wie man sie hochnahm. Es war nicht unbedingt bequem, aber was zählte das? Offensichtlich sorgten sich diese Leute um sie und zu wissen, dass sie nicht allen egal war, tat gut. Sicherlich war dies ein sehr unpassender Zeitpunkt für solche Feststellungen, betrachtete man die gesamte Situation mit nüchternem Blick – aber eben dieser nüchterne Blick fehlte Helena. So lehnte sie ihren heißen Kopf nur dankbar an die unbekannte Brust ihres Trägers, der offensichtlich gewillt war, ihr zu helfen. Sie wurde ziemlich durchgeschüttelt und gab aufgrund dessen ein unwilliges Stöhnen von sich.


    Dann endlich schaffte sie es und öffnete die Augen voll und ganz. Mit glasigem Blick sah sie fragend in das Gesicht über sich. Es war wieder der nette junge Herr von vorhin. „Wer..?“ brachte sie unter großer Anstrengung hervor, war aber auch sehr stolz darauf, etwas gesagt zu haben. Ein wirres Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie wusste selbst nicht warum sie dieses Lächeln auf den Lippen trug, aber genauso wenig wusste sie, was dagegen sprechen würde. Sie schloss kurz wieder die Augen um sie kurz darauf wieder zu öffnen. Ihr Atem ging ein wenig rasselnd, doch stetig.

  • Frauen… Dass sie immer so emotional reagieren mussten. Xeones ertappte sich bei diesem Gedanken du musste etwas schmunzeln, auch wenn ihm bewusst war, wie unpassend es war, aber vielleicht würde sein Lächeln wenigstens etwas positiv auf Helena wirken. Er dachte an sich selbst, wie er am Strand war, an dem tag, als er Abschied genommen hatte von Iustina… er selbst war den Tränen nah… auch wenn er es heute niemals zugeben würde… außer vielleicht Iustina gegenüber.


    Sie machte die Augen auf und er hörte ihre schwache, leise Stimme, die ihn fragen wollte, wer er war, auch wenn Helena nicht imstande war, einen ganzen Satz zu sagen. "Sssssscht" sagte Xeones. "Bleib ruhig, Helena" er sprach sie beim Namen an, um sie zu beruhigen. Dass sie plötzlich in Panik geriet, weil irgendein Unbekannter sie irgendwohin schleppte, wollte er um jeden Preis verhindern. Du bist vorhin fast umgefallen und warst bewusstlos… er hütete sich davor, ihr zu sagen, wie blass und kraftlos sie tatsächlich war. Offenbar musste der Verlust dieses Publius sie schwer getroffen haben. Ich bringe dich heim, dann wird es dir etwas besser gehen.


    Paccia lief derweil wortlos vor ihnen her und zeigte ihm den Weg. Strasse um Strasse ließen sie hinter sich, bis sie schließlich eine Residenz erreichten, die das Heim Helena’s sein musste. "Hier muss es sein…" sagte sie, wenn auch etwas unsicher. "Bist du sicher?" fragte Xeones vorsichtshalber nach. Das falsche Haus zu erwischen wäre nicht nur peinlich, sondern unter Umständen sogar gefährlich. "Ich denke schon…" sagte sie und Xeones schüttelte nur den Kopf über die Unsicherheit und Unentschlossenheit dieser jungen Frau.


    "Helena, wir sind da. Sieh…" Er biss sich an die Unterlippe, während er mit dem Bein an die Pforte schlug, um Aufmerksamkeit zu erregen, Helena immer noch in den Armen haltend. Dann wandte er sich an Paccia. "Du wartest hier, Kind." Sie senkte den Kopf, widersprach nicht.


    Sim-Off:

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