Officium des Kommandeurs

  • "Matinius Fuscus, tritt ein" begrüßte Macer den Gast nach dem Anklopfen. Er kannte ihn schon, aber selber wenn nicht, hatte ihm sein Schreiber ja gerade gemeldet, wer dort vor der Tür stand. "Meinen Glückwunsch zum neuen Posten bei den Cohortes Urbanae. Ein abspruchsvoller Posten, aber man bleibt in Rom. Oder wärst du lieber in die Provinzen gegangen?"


    Macer hatte sich zur Begrüßung erhoben und deutete jetzt auf eine Sitzgelegenheit, während er selber auch wieder Platz nahm.

  • Er nickte dankbar zu der Sitzgelegenheit und nahm Platz, ehe er antwortete. "Ich danke Dir für die Glückwünsche. Fürwahr ein anspruchsvoller Posten, doch letztlich ist jeder Posten auf seine Weise anspruchsvoll, sei es als Quaestor oder als Mitglied der Cohorten. Dennoch hoffe ich, dass ich diese Aufgabe zur Zufriedenstellung des Praefectus Urbis und vor Allem des Kaisers erledigen kann." Leicht lächelnd schüttelte er den Kopf. "Rom kam mir, aus diversen Gründen, recht gelegen. Italia an sich, doch bin ich in den Provinzen geboren und habe lange in diesen für das Imperium meine Aufgaben getätigt, deshalb ist Italia und Rom eine willkommene Abwechslung, auch wenn diese bereits eine Weile anhält."
    Irgendwie hatte er gerade das Gefühl ins Schwafeln abzudriften, was eigentlich nicht seine Art war.

  • "Zumindest bisher hast du deine Aufgabe als Quaestor doch offenbar hervorragend bewältigt, dass dir der Kaiser zwei Amtszeiten direkt hintereinander gewährte", erwiderte Macer auf die erste Antwort des Tribuns. "Dass man dich auch danach in Rom behalten wollte und nicht weg geschickt hat, spricht doch auch für dich. Dafür zieht ja jetzt der Kaiser selber nach Osten."


    Da der Tribun aber vermutlich nicht gekommen war, um darüber zu sprechen, bot Macer einen Themenwechsel an. "Nunja, das können wir vielleicht bei Gelegenheit in den Thermen weiter erörtern. Was führt dich an die Academia?"

  • Er nickte bei den Worten leicht. Langsam, die Zeit in Rom war da ein guter Lehrer gewesen, hatte er sich daran gewöhnt nicht jedes Mal schüchtern rot anzulaufen, wenn jemand was Positives über ihn sagte. Als er auf die Thermen zu sprechen kam, nickte er erneut. "Darauf werde ich gerne zurückkommen." Dann aber kam die Frage, weswegen er denn nun hier sei und so setzte er zu der Antwort an. "Wenn ich mich recht entsinne, war es Zivilisten zwar erlaubt die Academia zu besuchen, aber, besonders aus Militärkreisen, war das nie sonderlich gerne gesehen. Ich habe, wie Du vielleicht weisst, das Examen Primum vor einiger Zeit abgelegt und würde nun gerne die offizielle Erlaubnis einholen, auch die restlichen Examina ablegen zu dürfen. Derzeit bin ich in einem militärischen Rang, doch wird das, unter Umständen, ja nicht ewig vorhalten."

  • Ein Schmunzeln erstreckte sich über Macers Gesicht, als Fuscus von der Abneigung der Militärs gegen die Zivilisten an der Academia sprach. "Ja, sicher bleiben manche Militärs lieber unter sich. Andererseits ist es so, dass jeder Offizier vorher einmal Zivilist war und auch erst einmal den Einstieg packen musste. Man darf das nicht so eng sehen, auch wenn es sich natürlich rein formell auch in den Kursgebühren niederschlägt."


    Einen Moment dachte Macer darüber nach, ob man unter diesem Gesichtspunkt die Kursgebühren nicht verändern müsste, schob den gedanken dann aber wieder zur Seite. "Aber sicher, wenn du das Examen Primum abgelegt hast, kannst du nun am Examen Secundum teilnehmen. Als aktiver Offizier ist diese Teilnahme dann sogar kostenfrei."

  • Erfreut über diese Nachricht nickte er zufrieden. "Findet da demnächst ein Kurs statt oder wird dies ähnlich gehandhabt wie zum Examen Primum?" fragte er interessiert nach und überlegte, wie und ob sich damit seine Möglichkeiten für die Zukunft veränderten. Es würden sich dadurch zumindest weitere Wege bieten, auch wenn er sich noch keines Weges wirklich sicher war.

  • "Es gibt ein Examen Secundum über den Aufbau von Militärlagern, das permanent angeboten wird", erläuterte Macer das Kurssystem, welches vor einiger zeit geändert worden war. "Das Studienmaterial liegt hier in der Academia vor. Du erarbeitest es selbständig und legst dann eine schriftliche Prüfung darüber ab."

  • Er musste nicht lange darüber nachdenken und so meinte er: "Wenn es möglich wäre, würde ich diesen Kurs dann gerne in Anspruch nehmen." Was er heute konnte besorgen...
    Fragend sah er den Senator an und seine Gedanken gingen dabei schon weiter.

  • Macer nickte. "Da wird dir mein Schreiber im Anmeldebüro sicher weiterhelfen können. Er führt die Anmeldelisten und gibt die Prüfungsunterlagen aus."

  • Er nickte dankbar. "Dann werde ich mich nachher noch dorthin begeben, wenn es recht ist und auch gleich die Prüfung ablegen." Er überlegte, ob er noch etwas hatte, aber momentan fiel ihm nichts ein und so war es dann höchstens an Macer, ob er noch was hatte.

  • "Ich wünsche viel Erfolg. Über Rückmeldungen zum Unterrichtsmaterial freue ich mich auch immer, es kann dadurch nur besser werden." Diese waren zwar in der Regel extrem selten, aber man konnte ja mal darauf hinweisen. Macer erhob sich zur Verabschiedung.

  • Den ersten Teil des Vormittags hatte Macer damit verbracht, die abgegebenen Prüfungsantworten des Examen Primum und Secundum aus den letzten Tagen und Wochen zu korrigieren. Der Krieg sorgte zwar nicht für ein besonderes Interesse an der Academia, aber auch nicht für einen spürbaren Rückgang der Arbeit. Nachdem er diese Arbeiten alle erledigt hatte und sein Schreiber die Studentenliste entsprechend ändern konnte, widmete sich Macer den sonstigen Anliegen. Einige Briefe lagen vor, darunter einer aus Aegypten. Der neue Praefectus Aegypti wollte dort eine Außenstelle der Academia errichten. Macer dachte kurz nach und griff dann zum Schreibgerät, um die Antwort zu verfassen.

  • Nach der jüngst stattgefundenen Cena im Hause der Aurelier in Roma hatten Andreia und ich noch einige Tag zusammen in Roma verbracht. Die Zweisamkeit hatte gut getan, weit weg von ihren Pflichten in Mantua und meinen Pflichten in Misenum. Nun aber rief der Alltag wieder. Andreia war nach Mantua zurückgekehrt und ich selbst machte mich auf in Richtung Academia Militaris.


    Lange war es her, seit ich hier die letzten Prüfungen abgelegt und danach die Academia verlassen hatte. Nun aber sollte ich mich vielleicht schon bald wieder vermehrt hier aufhalten.


    Ich betrat das Gebäude, für einmal schon beinahe "zivil" bekleidet, in einer hellblauen Tunika der Classis mit den entsprechenden Streifen meines Ordo versehen, cingulum militare und entsprechendem Mantel. Es war kalt geworden in Roma und der schwere, wollene Cucullus gab den notwendigen Schutz.


    Als ich endlich das Büro des Kommandanten, Senator Macer, gefunden hatte, liess ich mich melden.


    Praefectus Classis, Angehöriger des Ordo Senatorius, Lucius Annaeus Florus. sagte ich zum "Büroassistenten" welcher mich danach fragte. Die offizielle Anrede mit Ordo gehörte im politischen Roma zum Standard, doch ich tat mich damit noch recht schwer.

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  • Die Absprache bei der Cena war zwar nicht ganz präzise gewesen, aber immerhin genau genug, dass Macer am Tag des Besuches auch in der Academia war und den Gast empfangen konnte. Der Schreiber im Büro war dementsprechen informiert und sprang sofort auf, um den Flottenpräfekten zuerst zu begrüßen und dann in das Büro von Macer zu führen.


    Dieser erhob sich ebenfalls zur Begrüßung. "Salve, Annaeus Florus. Schön, dass es wie geplant geklappt hat. Ich hoffe, dein Aufenthalt in Rom neigt sich nicht zu schnell dem Ende entgegen?"

  • Ich folgte dem Schreiber in das Büro, wo ich erwartet wurde.


    Salve iterum, Purgitius Macer. Auch ich freue mich, dass wir unser Gespräch heute fortsetzen können. Was die Länge meines Aufenthaltes angeht, so hängt sie sehr wahrscheinlich auch von Faktoren ab, auf welche wir wenig Einfluss haben. Es könnte durchaus sein, dass ich in nächster Zeit sehr viel zwischen Misenum und Roma unterwegs bin.


    Bei einem freundlichen Gespräch wie diesem, zwischen zwei hochrangigen Offizieren welche auch im Privatleben einflussreiche Männer waren, viel der militärische Gruss einfach weg.

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  • "Um diese Jahreszeit sind das sicher keine ganz angenehmen Aussichten", konnte Macer leicht mitfühlend erwidern, auch wenn er nicht den Eindruck hatte, dass die Reisen Florus jetzt schon lästig waren. "Die Strecke von Misenum nach Rom ist ja noch recht angenehm. Von Mantua aus hatte ich damals kaum Gelegenheit, nach Rom zu reisen. Das kam nur für sehr dringende Angelegenheiten in Betracht. Du reist per Schiff oder auf dem Landweg?"

  • Das stimmt. Mantua hat da einen entscheidenden Nachteil. :D lachte ich Macer an.
    Wie ich reise kommt auch sehr auf das Wetter an. Wenn es stürmt oder schneit, was man ja leider auch in Italia nie ausschliessen kann, dann bin ich mit dem Pferd viel schneller als mit dem Schiff, da ich als Militär ja noch von den Wechselstationen profitieren kann. Nun ja, man weiss eben nie, was auf einen zukommt. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass ich nicht nur wegen meiner Arbeit bei dir im Büro sitzen würde.

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  • Das war ein gutes Stichwort und Macer deutete einladend auf die verfügbaren Sitzmöbel. "Nehmen wir doch Platz. Etwas verdünnten Wein?" Der Schreiber aus dem Büro hatte dezent im Hintergrund gewartet, um die beiden Herren zu bedienen, falls nötig.


    "Nun, dann fangen wir doch erst einmal mit deiner Arbeit an. Du hast dich also mit unserer Flotte befasst und möchtest das nun als Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen?"

  • Ich suchte mir ein Möbel aus, welches als Sitzgelegenheit einen bequemen Eindruck vermittelte. Leider stellte ich schon beim Absitzen fest, dass der Schein auch trügen konnte. Dieser Stuhl war nichts für meinen Rücken. :D


    Einen Schluck Wein nehme ich gerne, danke.


    Vielleicht würde dieser dann über den schmerzenden Rücken hinwegtrösten.


    Ja, das ist richtig. Ich habe eine Arbeit geschrieben, weil ich feststellte, dass viele Männer in der Classis keine Ahnung haben, woher unsere Flotte kommt, wie sie aufgebaut ist und wer eigentlich welche Aufgaben zu erledigen hat.


    Viel zu oft kam es daher zu Streiterei wegen der Kompetenzen, oder andere Dinge blieben einfach liegen, weil sich niemand dafür verantwortlich fühlte.


    Ob diese Arbeit als Kursmaterial dienen kann, das kann ich nicht beurteilen, doch das Wissen wollte ich auf jeden Fall zur Verfügung stellen und sehen, ob sich damit auch etwas Lob einheimsen liesse. ;)

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