[Cubiculum] Livia

  • Ihre Hände glitten zu meinen und hielten mich fest. Meine Hände blieben, wo sie waren, aber ich nahm sie dann weg, als Livia sich erhob. Wieder fühlte ich mich, als hätte ich einen unverzeihlichen Fehler gemacht, auch wenn sich die junge Frau nur positiv äußerte. Ihre Taten sprachen Bände. Als sie so dastand und mir zuzwinkerte, brachte ich ein kleines Lächeln zustande und stand ebenfalls auf. Ich hob ihre Tunika vom Boden auf und reichte sie ihr.
    "Hier", sagte ich.
    "Du ziehst dich besser wieder an."


    Einen Moment sah ich ihr direkt in die Augen, dann wich ich ihrem Blick aus und sagte:
    "Verzeih, wenn ich zu weit gegangen bin. Vielleicht sollte ich dich jetzt allein lassen und dem Legatus Bescheid sagen, dass du wach bist."
    Obwohl das das letzte war, was ich eigentlich wollte in diesem Moment.
    Aber schließlich waren wir beide erwachsene Menschen, warum also sollten wir nicht darüber reden können? Immerhin hatte alles damit angefangen, dass ich die Dinge wohl falsch interpretiert hatte. Und ja, ich fühlte mich auch einsam und allein. Vielleicht wollte ich einfach nur...
    Nein. Das wäre eine Lüge. Es war nicht, weil ich sie liebte oder weil ich mich einsam fühlte. Sie wirkte einfach anziehend auf mich, war mir sympathisch und ihre Reize hatten den Mann in mir mehr als nur beeinflusst.

  • Ich nahm die Tunika entgegen und wie auch schon zuvor streifte ich sie mir über den Kopf und erst als ich mich versichert hatte, dass alles richtig saß, ließ ich die Bettdecke zu Boden gleiten. Dann sah ich Marius lächelnd an und sagte leise "Es war schön Marius. Danke." Ich zupfte meine Tunika zu Recht. "Ja, vielleicht solltest du deinem Legatus bescheid sagen." Dann holte mich die Realität wieder ein und ich setzte mich mit einem traurigen Gesichtsausdruck auf das Bett. "Ich denke, dass ich mich bei ihm bedanken werde und dann wieder gehen muss. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich nicht wohin. Meine Eltern sind Tod und…. und unser Hof höchstwahrscheinlich bis auf die Grundmauern niedergebrannt." Traurig sah ich zu Boden.

  • Ich wollte sie ja gern trösten, aber ich hatte sie schon zu sehr verwirrt mit dem, was ich getan hatte. So trat ich nur kurz zu ihr und strich sanft über ihre Wange.
    "Der Legat wird dich nicht einfach so wegschicken, glaub mir. Er hat ein gutes Herz und wenn du ihm erzählst, was dir widerfahren ist, darfst du sicher bleiben. Vielleicht...hat er sogar Verwendung für eine zusätzliche Arbeitskraft. Kannst du lesen und schreiben? Oder gar germanisch? Ein Übersetzer wäre vielleicht von Vorteil. Aber...ich sage ihm Bescheid und dann sehen wir weiter", sagte ich und lächelte zuversichtlich.

  • Marius brachte mich wieder zum lächeln. "Natürlich spreche ich germanisch du Dummerchen! Ich bin doch eine Germanin. Mein Vater verkaufte seine Waren immer an die Händler in der Stadt und hat so römisch gelernt. Später dann, lernte er es mir - genauso wie lesen und schreiben. Denkst du wirklich, das er einen Übersetzer brachen könnte?"

  • Ich verzog kurz das Gesicht, als Livia mich ein Dummerchen nannte. Das gab mir irgendwie das Gefühl, zwanzig Jahre jünger und damit ein neunjähriger Junge zu sein.
    "Livia ist nicht gerade ein germanischer Name", gab ich zu bedenken. Als Verteidigung, sozusagen. Dann zuckte ich mit den Schultern.
    "Ich weiß es nicht. Aber es kann ein. Wir finden schon eine Lösung. Du hast schon sicher bessere Chancen, weil du lesen und schreiben kannst."
    Ich stand noch immer an der Tür, die Klinke in der Hand. Irgendwie konnte ich mich nicht von Livias Anblick losreißen. Ich vermutete, dass wir uns selten bis gar nicht mehr sehen würden, wenn ich Livianus nun holte. Aber es führte schließlich kein Weg daran vorbei. Also öffnete ich die Tür.
    "Ich werde ihn holen gehen. Warte hier", sagte ich und verschwand dann.

  • Einige Zeit nachdem Marius verschwunden war, klopfte Livianus am Zimmer seines neuen Gastes und trat dann ein.


    „Salve! Ich bin Marcus Decimus Livianus. Marius hat dir ja bereits gesagt, dass du dich in meinem Haus befindest.“

  • Als ich dir Türe hörte, sah ich auf. Zuerst dachte ich, dass es Marius sei. Doch als ich jemand anderen eintreten sah, erschrak ich ein wenig und sah den Mann mit großen Augen an. Anders als Marius trug er eine Rüstung… und was für eine! Die Verziehungen und die edlen Stoffe zeigten von Anfang an, dass es sich um einen hohen Offizier handeln musste. Ich stand vom Bett auf und stellte mich davor – meinen Kopf zu Boden gesenkt. Als er sich vorstellte und seinen Namen nannte, war ich etwas erleichtert. Er war also der Legatus Legionis, der mich gefunden und hier her gebracht hatte. Auf seine Frage hin, nickte ich nur.

  • Livianus trat etwas näher.


    „Bitte setz dich wieder. Marius hat mir auch berichtet, was dir widerfahren ist. Es tut mir sehr Leid um deine Familie. Ich werde nachher einen Trupp Reiter ausschicken um nach euren Hof zu sehen. Vielleicht finden sie Spuren die auf die Täter zurückführen.“

  • Als er weiter auf mich zukam, hielt ich für einen Moment die Luft an. In seiner Rüstung machte er eine imposante aber auch ein wenig furchteinflössende Gestallt. Als er mich erlaubte mich zu setzen, atmete ich wieder aus und setzte mich schnell auf die Kante des Bettes. Er wirkte sehr freundlich und machte auf mich einen führsorglichen Eindruck. "Danke.“ sagte ich leise.

  • „Marius meinte auch, dass du nicht weißt, wohin du nun sollst. Du kannst gerne vorerst einmal hier bleiben. Fühle dich ganz wie zu Hause. Ich selbst bin ohnehin eher selten im Praetorium, aber Marius wird um dich kümmern. Wenn du etwas brauchst, dann lasse nach mir rufen oder sage es einfach Marius.“

  • Ein großer Stein viel mir vom Herzen, als er mir anbot hier zu bleiben. Ich wusste ja wirklich nicht wohin ich sollte. Leise, fast unmerklich seufzte ich, als ich darüber nachdachte. Ich wusste nicht wirklich was ich sagen oder wie ich ihn dafür danken sollte. Also nickte ich nur wieder mit dem Kopf, sah aber diesmal zu ihm auf und sagte wieder leise "Danke!“

  • Livianus nickte.


    „Du brauchst mir nicht danken. Du bist mein Gast und kannst bleiben solange du möchtest.“


    Das Mädchen wirkte noch sehr eingeschüchtert und verschreckt. Livianus wollte es vorerst gut sein lassen.


    „Ich werde nun wieder gehen. Wir sehen uns heute Abend wieder. Vale Livia!


    Mit diesen Worten wandte er sich um und verließ das Cubiculum.

  • Ich sah ihm nach, als er wieder aus dem Zimmer ging und rief ihm noch ein leises "Vale!“ hinterher, bevor er endgültig verschwand und die Türe hinter sich schloss. Als er draußen war, zog ich wieder die Füße an mich und starrte die Türe an. Ein wirklich netter Mann. Marius hatte nicht übertrieben. Vor allem aber war ich froh, dass er mich vorerst hier bei sich aufnahm. Hoffentlich kam Marius bald wieder…. Ich wusste nicht wirklich, was ich nun machen sollte.

  • Gute zwanzig Minuten später klopfte ich an der Tür und trat dann ein. Ich sah Livia an und lächelte.
    "Na, alles gut gegangen?" fragte ich sie.

  • Nach einiger Zeit klopfte es und ich sah wieder zur Türe. Als Marius eintrat lächelte ich und stand auf, um ihn entgegen zu stürmen. Voller Freude und mit vollem Schwung viel ich ihm um den Hals. "Ja! Stell dir vor! Er hat gesagt, dass ich bleiben darf!“

  • Ich stand wie versteinert da und wusste im ersten Moment nicht einmal, was ich erwidern sollte, dann lächelte ich ebenfalls und strich ihr über den Rücken. Nachdem ich ihr Haar beiseite gepustet hatte, meinte ich:
    "Siehst du, ich hab dir doch gesagt, dass er nett ist."

  • Ich löste mich ein wenig von Marius, um ihn in die Augen schauen zu können. "Ja! Das ist er! Aber ich glaube, dass ich nicht gerade einen freundlichen Eindruck auf ihn gemacht habe. Ich habe eigentlich immer nur Ja gesagt und genickt. Er hat mich dann auch nicht wirklich viel gefragt, sondern eher mehr mit mir gesprochen. Du hast ihm ja anscheinend schon alles vorher erzählt!“ Mein Blick wurde beim letzten Satz etwas vorwurfsvoll. Gleich darauf begann ich jedoch wieder zu grinsen und löste meine Arme nun ganz von seinem Hals. "Möchtest du mir nun das Haus zeigen?“

  • Ich schmunzelte und sagte:
    "Er hat mich gefragt. Und man sollte keinen Befehl verweigern. Außerdem habe ich ihn gebeten, dich hier zu behalten. Aber das war gar nicht nötig. Er hat es schon von sich aus vorgeschlagen."
    Ich lächelte sie an und griff dann nach ihrer Hand.
    "Wenn du das Haus gern sehen möchtest, dann gern. Ich bin quasi abkommandiert, um dir zu Diensten zu sein", sagte ich und zwinkerte ihr zu. So mit Livia an der Hand fühlte ich mich schon etwas seltsam. Ich öffnete die Tür und ließ sie dann wie zufällig los, damit es draußen nicht so auffällig wirkte.
    "Was möchtest du zuerst sehen?" fragte ich Livia.

  • Voller Spannung und Vorfreude nickte ich, als sich Marius mit meinem Vorschlag einverstanden zeigte. Er nahm mich an der Hand und ich folgte ihm nach draußen. Als er mich fragte, was ich zuerst sehen wollte, zuckte ich verlegen mit den Schultern. "Keine Ahnung! Ich war noch nie in so einem großen Haus. Was gibt es denn hier alles zu sehen?“

  • "Hmmm....Hortus, Triclinum, Culina, verschiedene Cubiculi, Ara....naja, die Latrinen wirst du wohl nicht sehen wollen, wobei es immer besser ist, wenn man weiß, wo sie sich befinden..."
    Ich grinste Livia an und machte eine Verbeugung, zusammen mit einer auffordernden Geste.
    "Wenn die Dame mir bitte folgen möchte...?"
    Und damit führte ich Livia in den Garten.

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