Audienz für den Senator Prudentius Commodus

  • Der Magister Domus Augusti kam in die Aula Regia. Mit ihm betrat ein älterer Mann die Halle, der unschwer als Senator zu erkennen war.




    “Unterrichte den Kaiser, dass der mich begleitende Senator Prudentius Commodus darum bittet, ihn sprechen zu dürfen.“, wies Quarto einen der anwesenden Palastdiener an.

  • Quarto nickte ihm aufmunternd zu und raunte: “Was immer du vorbringst, Senator, bitte überlege gut, wie du es sagst. In seinem Herzen ist der Kaiser noch immer ein Feldherr und als solcher liebt er es nicht besonders, wenn seine Entscheidungen im Nachhinein in Frage gestellt werden. Wer immer es doch tut, der muss gute Gründe haben und sie gewandt vorbringen.“

  • Commodus nickte. "Ich bin von den Gründen überzeugt und hoffe, dass der Kaiser mir die Gelegenheit gibt sie ihm darzulegen. Wie er darauf reagieren wird, wissen die Götter. Wenn sein Zorn mich treffen wird, so bin ich der festen Überzeugung, dass dies mein Schicksal sein soll."

  • Der Kaiser betritt wenig später die Aula Regia.


    "Sei gegrüßt, Senator. Ich hörte bereits davon, dass du in Germania dein Amt als Comes aufgegeben hast und freue mich, dich dafür jetzt wieder in Rom zu sehen.


    Was führt dich zu mir?"

  • Commodus verneigte sich leicht.


    "Mein Kaiser, ich danke dir dass du mich empfängst."


    Jetzt zählte es also.


    "Um ehrlich zu sein führt mich der Ort meines letzten Wirkens, die Provincia Germania, zu dir. Wenn du es mir gestattest, gäbe es eine kleine Sorge zu äussern."

  • "Die Sorge scheint groß genug zu sein, um sie mir persönlich vortragen zu müssen. Bitte, trage sie vor."


    Der Kaiser nimmt Platz und schaut den Senator aufmerksam an.

  • Commodus versucht seine Worte diplomatisch zu wählen.


    "Es geht um deinen Statthalter für die Provincia Germania. Präziser formuliert geht es darum, dass durch die Wahl des Statthalters ein gewisses Konfliktpotential innerhalb der obersten Verwaltungsschichten Germanias entstanden ist."


    Er hoffte wirklich, dass alles so rüber kam, wie er es beabsichtigte.


    "Seit Bekanntwerden des Wechsels an der Germanischen Spitze konnte man innerhalb der Curia Provincialis und auch in fast jedem zivilen Verwaltungsgebäude der Provinz eine gewisse Anspannung fühlen. Diese Spannung wurde noch größer, als ein paar kleine Stolpersteine bei der Amtsübernahme den Weg des neuen Legaten pflasterten, die den zivilen Beamten und auch Teilen der zivilen Bevölkerung negativ auffielen."


    "Ich möchte Decimus Meridius als Person unter keinen Umständen schlecht machen, oder deine Entscheidung anzweifeln, doch glaube ich, dass es von einer gewissen Wichtigkeit ist, dass du, mein Kaiser, über die Stimmung auch der entfernteren Provinzen unterrichtet sein solltest. Und da ich diese aus erster Hand erfahren habe, beschloss ich hierher zukommen und mit meinen Bedenken vor dich zu treten."

  • Der Kaiser hört aufmerksam zu und denkt eine Weile nach.


    "Du müsstest mir dieses gewisse Konfliktpotenzial und diese kleinen Stolpersteine schon genauer beschreiben, bevor ich sie einzuordnen weiss. Dass ein Wechsel in einer solchen Position nie reibungslos verläuft, ist mir bekannt."

  • "Um mit den Stolpersteinen zu beginnen, wäre die Art des Amtsantrittes zu nennen. Vor seinem Eintreffen empfing die Magistra Scrioniorum der Regio Germania Superior ein Schreiben des Legaten, in dem er die Kommandoübernahme in der Provinz ankündigte. Die Wortwahl dieses Schreibens war, vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es sich um ein Schreiben für die zivile Administration handelte, etwas zu militärisch. Ich habe dieses Schreiben gesehen und auch die Reaktionen der Obergermanischen Verwaltungsspitze blieb mir nicht verborgen."


    Er pausierte kurz.


    "Die Spannungen, die entstanden sind, lassen sich an einem kleinen Ereignis, welches in Mogontiacum beobachtet werden konnte, gut verdeutlichen. Vor der Regia des Legaten wurden direkt nach seiner Ankunft Wachposten in voller Rüstung aufgestellt. Etwas, dass seine Amtsvorgänger, die die Wachen auf das Innere der Regia beschränkten, nie für nötig erachteten. Ich habe von einigen Bewohnern der Stadt Klagen darüber vernommen, dass der Legat seiner Bevölkerung scheinbar nicht über den Weg traut und in jedem Bewohner einen potentiellen Angreifer sieht."


    Er versuchte ruhig zu bleiben.


    "Ich weiss natürlich, dass Decimus Meridius in seinem Leben immer ein Soldat gewesen ist und dies auch immer sein wird, doch befürchte ich, dass ihm dies in seiner neuen Position zum Verhängnis werden könnte. Ich habe die Legio IX unter seinem Kommando in Hispania gesehen und weiss daher, dass er als Feldherr und Kommandant kompetent und fähig ist, doch habe ich den Eindruck, dass seine Fähigkeit zur Führung von Zivilisten etwas weniger gut ausgeprägt ist."


    "Ich könnte dir noch ein paar Punkte aufzählen und auch das eine oder andere Wort, welches innerhalb der germanischen Administration als Reaktion auf seine Ernennung gefallen ist wiederholen, wenn du dies wünschst."

  • "Wenn Du bereits indirekt aus dem Schreiben des Legaten zitierst, wäre es nur gerecht, auch Worte aus der Administration zu zitieren.


    Über die Wachen würde ich mir keine Gedanken machen. Jeder stellt sie so auf, wie er es gewohnt ist. Ich gehe davon aus, dass die Bevölkerung in Germania den Anblick von Soldaten ebenfalls ohnehin gewohnt ist. Ferner gehe ich davon aus, dass der Legatus diese Maßnahme nicht als drohende Geste gegenüber der Bevölkerung gedacht hat."


    Dass der Senator dem Legaten mit seinen weiteren Worten indirekt Inkompetenz unterstellt hat, bemerkt der Kaiser sehr genau, geht aber zunächst nicht darauf ein.

  • "Natürlich, mein Kaiser. Ich vernahm aus den Reihen der Administratio einige sehr verstimmte Worte über den erneuten Führungswechsel und hörte auch einige Beamte, die darüber sprachen lieber ihre Arbeit niederzulegen als mit dem Legaten zusammenzuarbeiten. Dies erschrak mich etwas, da ich die Arbeit dieser Beamten kenne und weiss, welchen möglichen Schaden ihr plötzlicher Verlust für die Administratio und die Provinz bedeuten kann."


    "Ich gehe davon aus, dass sich die Bevölkerung an das veränderte Bild des Regiatores gewöhnen wird, jedoch ist das Gefühl, dass dieser Anblick in den Menschen hervorruft durchaus verständlich und wird vermutlich noch Nachwirkungen haben. Von den bisherigen Legaten fühlten sich die Bewohner der Stadt auch respektiert und sie vertrauten den Legaten, da diese ihnen augenscheinlich auch vertrauten, doch ist dieses Vertrauen von Seiten des Legaten nun nicht mehr so offensichtlich, da er sich, so die auf den Strassen zu hörende Meinung, vor ihnen zu schützen sucht."

  • Quarto lauschte den Worten des Senators aufmerksam, doch sein Mienenspiel ließen keine Deutungen zu, was er dabei dachte. So hielt er sich weiter im Hintergrund, wie er es getan hatte, seit der Kaiser die Aula Regia betreten hatte.

  • Der Kaiser hört weiterhin bedächtig zu und versucht, die Absicht hinter den sorgsam gewählten Worten zu ergründen.


    "In der Tat sind solche Äußerungen aus der Administration ein beunruhigendes Signal. Vor allem im Bezug auf deren Professionalität. Mir ist bekannt, dass die Person des Legaten nicht unumstritten ist - aber es geht hier offenbar um Ämter. Ich erwarte von den Beamten, dass sie meinem Statthalter so repektieren, wie sie mich respektieren würden. Er hat mein Vertrauen, Entscheidungen in meinem Namen zu fällen. Kritik an ihm ist Kritik an mir und meiner Entscheidung - sie ist gestattet, sofern sie begründet ist und angemessen vorgetragen wird."


    Der Kaiser schweigt einen Moment, um die letzte Aussage zu betonen.


    "Und da Du so sehr auf dem Punkt der Wachen vor der Regia beharrst muss ich schon sagen, dass mir Legatus Purgitius Macer von wichtigeren Aufgaben für die Provinz berichtete, als dass man ausgiebig über den Standort der Wachposten diskutieren könnte. Wenn es regnet, werden die Männer schon von selber um eine Stationierung in der Regia ersuchen."

  • Commodus war recht erfreut, dass sein Kopf sich noch dort befand wo er hingehörte und verbuchte dies als Zeichen dafür, dass der Kaiser den Sorgen seiner Untertanen zumindest ein wenig sein Ohr leihte.


    "Ich bin mir sicher, dass der Respekt der germanischen Beamten gegenüber dem Amt und der Aufgabe des Legaten sowie deiner Person gegenüber, ebenso gross ist, wie der Respekt jedes anderen Bürgers dir gegenüber. Lediglich der Person des Legaten sind viele nicht zugetan, doch dies ist meines Wissens auch hier in Rom der Fall."


    "Mir geht es nicht darum, wo die Wachen postiert sind und ich empfinde dies auch nicht als Thema von extremer Wichtigkeit, doch ist es nicht wegzudiskutieren, dass die Bevölkerung verärgert reagiert."

  • "Die Person des Legaten steht nicht zur Debatte."


    Der Kaiser hat allerdings das Gefühl, dass es für einige doch genau nur um die Person geht, aus welchen Gründen auch immer.


    "Ich möchte nichts wegdiskutieren. Ich bezweifle jedoch, dass es tatsächlich notwendig ist, dass ein Senator und Mitglied der Provinzcurie der Provinz Germania nach Rom reist und bei mir persönlich vorspricht, um über den Standort der Wachen vor dem Statthalterpalast zu diskutieren."


    Je länger er darüber nachdachte, umso lächerliche kam ihm das vor.


    "Werden wir dich nach deinem Rücktritt als Comes auch wieder so engagiert im Senat sehen können?"

  • Und da fühlte er seinen Kopf schon fast rollen.


    "Ich bin weder als Senator noch als Mitglied der germanischen Provinzcurie hier, sondern als einfacher Bürger der Provincia Germania und des Imperiums, der die beobachtete Besorgnis der Bevölkerung und der Administration aus erster Hand an seinen Kaiser heran zu tragen sucht."


    "Sofern es meine Gesundheit mir ermöglicht werde ich regelmässig nach Rom reisen um dem Imperium in den Hallen des Senates zu dienen."

  • "Die Kurbäder bei Aquae Sextae im Sabinerland hier in Italia sollen der Gesundheit sehr zuträglich sein. Du wärst sicher nicht der einzige Senator, der dort seine Gesundheit pflegt.


    Richte den Bürgern von Germania bei deiner Rückkehr meine Grüße aus. Ich kenne nun ihre Sorgen und werde sie angemessen berücksichtigen."

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