Ein Dank und ein Gespräch

  • Noch eines? Haben die das erste nicht genommen? Die nehmen es aber genau. Erstaunlich - und löblich! Aber diesmal ist erst Recht nichts zu finden, die Ministri haben eine schönes Tier ausgesucht.

  • Victor begutachtet die Eingeweide und ist dieses mal ziemlich sicher, dass Mars das Opfer angenommen hat, denn die Stücke präsentieren sich ihm makellos.


    "Litatio!" Vic nickt dem Popa zu und dieser beginnt daraufhin, das Tier auseinander zunehmen. Die Opferhelfer eilen davon, um einen Kessel aus der Tempelküche zu organisieren. Vic reinigt sich die Hände und tritt auf Macer zu. "Wie möchtest du, dass mit dem Opferfleisch verfahren wird?"

  • Macer war sichtlich erleichtert, dass dieses Opfer angenommen wurde. Er atmete zunächst tief durch, bevor er dem Sacerdos und seinen Helfern erst einmal für ihre Dienste dankte. "Für das Fleisch habe ich keine direkte Verwendung und könnte es jetzt auch nicht sofort mitnehmen. Es ist wohl das einfachste, wenn ihr es hier behaltet, zubereitet und dann verteilt. Ich werde einen Sklaven vorbeischicken, der eine kleine Portion für meinen Haushalt abholt."


    Dann kam ihm die Frage wieder in den Sinn, die er sich nach dem ersten misslungenen Opfer gestellt hatte: "Aus Interesse gefragt, weil ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht habe: was passiert eigentlich mit dem Fleisch eines misslungenen Opfers?"

  • "Du hast es gehört." wendet sich Victor an den Popa. "Teil es wie üblich auf." An so einem Schwein ist eine Menge dran. Nicht nur die Angestellten des Tempels des Mars Ultor würden am Abend gut essen, auch die Sacerdotes Dianae würden einen Teil für die Verteilung an die Bedürftigen bekommen, vor allem vom ersten Schwein.


    Vic wendet sich wieder Macer zu. "Die zurückgewiesenen vitalia werden mit den Opfergaben aus dem Tempel entsorgt, welche nicht mehr verwendbar sind. Das Fleisch werden wir extra zubereiten und an die Diana-Priesterinnen für ihr Projekt vor der Stadt weitergeben. Dadurch, dass das Opfer nicht in den Bereich der Götter übergegangen ist, wird es für unsere Welt ja nicht schlecht."

  • "Ja, das klingt natürlich in der Tat logisch", konnte Macer nur zustimmen. Wiedereinmal kam ihm der Umgang mit den Göttern unglaublich praktisch vor. Auch wenn er es sein Leben lang schon immer so gemacht hatte, begeisterte ihn diese Tatsache doch immer wieder auf neue.


    "Wie läuft der Dienst am Tempel ganz allgemein im Moment? Wird viel für Mars geopfert?"

  • "Jo, ich kann nicht klagen. Nachdem das Kriegsjahr begonnen hat, opfern wieder vermehrt Angehörige von Soldaten zu deren Wohl. Man hört zwar nicht mehr viel aus Germania was kriegerische Handlungen angeht, aber irgendwie rechnet wohl jeder damit, dass die Germanen nochmal angreifen werden, wenn sie erstmal ihre Felder bestellt und wieder Zeit haben."


    Vic mustert Macer und denkt an die Jungs bei der Ala. "Du warst doch lange genug dort oben, ist da was dran?"

  • "Die letzte Konfrontation hat beide Seiten geschwächt, sowohl uns als auch die Germanen. Mit größeren Zusammenstößen ist zunächst nicht zu rechnen." Macer ist sich sicher, dass es früher passieren wird, als ihm persönlich lieb ist, aber in nahe Zukunft befürchtet er wirklich nichts.
    "Kleine Überfälle sind häufiger, deshalb werden sie in Rom wohl kaum großartig bekannt gemacht. Ich bekam sie auch immer nur gemeldet; die Legionen musste deswegen nie ausrücken. Ist alles ein Fall für die Hilfstruppen am Limes und die Reiterei als Abfangtruppe."

  • Also doch die Jungs bei der Ala. Aber mit dem Magnus an der Spitze würde die Zweite die Germanen schon zurückschlagen, da hat Vic keinen Zweifel.


    "Nuja, hört sich ja nicht ganz so schlimm an. Ich hatte überlegt, ob ich mal einen Legions-Besuch einplane, hier in Rom wird Mars ja nicht ganz so dringend gebraucht. Aber nun sind schon einige andere Sacerdotes nach Germania und ich muss mich hier um Discipuli kümmern. Mal sehen."


    Bei den Discipuli fällt Vic wieder dieser eine spezielle ein. "Wo wir grad bei Discipuli sind. Ich hatte hier einen Purgitius Largus, der ist nicht zufällig mit dir verwandt?"

  • Macer musste Grinsen. "Nein, nicht zufällig. Ich gehe davon aus, dass ihn meine Eltern völlig absichtlich ein paar Jahre nach mir in die Welt gesetzt haben.


    Wie geht es ihm? Ich habe schon länger nichts mehr von ihm gehört. Ist er auf Reisen?"

  • "Ach wat, das ist dein Bruder?" Nun ist Vic doch erstaunt. "Die Welt ist wirklich klein. Tja, also er war hier, er ist dem Cultus Martialis beigetreten. Er wollte sogar Sacerdos Martialis werden!" Victor zieht die Augenbrauen zusammen, was ihm einen leicht grimmigen Ausdruck gibt. "Aber er war schon eine ganze Zeit lang nicht mehr hier. Er hat sich samt einer Religionfibel abgesetzt. Ist einfach nicht mehr aufgetaucht."

  • Macer machte ein besorgtes Gesicht. Da war er gerade so froh, dass das Opfer im zweiten Anlauf geklappt hatte, und jetzt musste er erfahren, dass sein Bruder verschwunden war. "Das wäre aber sehr ungewöhnlich. Ich habe ihn zwar schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen und nur selten Briefkontakt mit ihm gehabt, aber einfach so zu verschwinden ist eigentlich nicht seine Art."


    Allerdings hatte er sich nicht mal in der Casa in Rom gemeldet, was macer nun doch etwas verwunderlich vorkam.


    "Weisst Du, wo er hier in Rom gewohnt hatte? In meiner Casa nämlich nicht.


    Und was hat es mit der Fibel auif sich?"

  • "Keine Ahnung wo er wohnte, ich hatte sogar versäumt ihn danach zu fragen, ob und wie er mit dir verwandt ist. Ich war so froh, endlich mal wieder einen Schüler zu haben, der mit Leib und Seele dem Mars dienen will, da war alles andere unwichtig."8) Vic hebt die Schultern.


    "Die Religionsfibel geben wir den Discipuli zur Abschrift raus. Darin sind die Grundlagen zum religiösen Handeln zusammengefasst, eben das, was jeder Schüler können muss. Er hat sie zur Abschrift mit nach Hause genommen, ist aber dann wie gesagt nicht mehr wieder gekommen. Nuja, ich hoffe ja mal, dass ihm nichts passiert ist, aber unter dem Schutz von Mars ist das fast unmöglich."

  • "Das will ich doch sehr hoffen, dass er unter dem Schutz des Mars steht", schloss sich Macer an. "Sorgen mache ich mir trotzdem. Wann hast Du ihn zum letzten Mal gesehen?"


    Die Fibel schien Macer in diesem Augenblick weniger wichtig. Für die konnte man Ersatz beschaffen. Für einen verschollenen Bruder war das schwieriger.

  • Vic überlegt eine Weile während er den Gibel des Tempels mustert. "Das muss vor ungefähr einen Monat gewesen sein. Lang war er auch nicht hier."


    Er schüttelt den Kopf. "Für dich mag es etwas anderes sein, für dich ist er ein Bruder, aber ich mache mir da ehrlich gesagt nicht viele Gedanken drüber. Irgendwie passiert mir das ständig, Discipuli kommen, nehmen eine Weile am Unterricht teil und dann sieht man sie nicht wieder. Vielleicht liegts an mir, vielleicht lassen sie sich alle irgendwohin versetzen. Oder sie merken einfach, dass der Cultus doch nichts für sie ist. Nuja, ich hab da nicht den Geist hinterher zu laufen, das muss man im Cultus sowieso schon genug machen."

  • "Dann besteht ja noch Hoffnung, dass ich Nachricht von ihm erhalten kann. Er kann ja schließlich nicht einfach verschwinden." Ganz sicher war er sich da zwar nicht, aber immerhin ging es hier um seinen Burder. Die Gleichgültigkeit des Sacerdos konnte er natürlich verstehen, für diesen war er wohl nur ein Schüler von vielen gewesen. Ebenso hatte es Macer nie gestört, wenn bei der Legion Probati während der Grundausbildung merkten, dass sie nicht für die Legion geeignet waren.


    Einen Augenblick lang folgte Macer seinem Blick zum Tempelgiebel, dann blickte er ihn wieder an. "Wie steht es um die geplante Renovierung des Tempels? Über die Kosten für den Architekten sprachen wir ja schon vor längerer Zeit. Hat sich weiteres ergeben? Die Maßnahmen während meiner Zeit als Aedil zu unterstützen, würde mich natürlich sehr freuen."

  • Das Thema ist nun gar keins, auf das Vic gern zu sprechen kommt, denn der ganze Verwaltungskram ist nichts, mit dem er sich gerne rumschlägt.


    "Nuja, das ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Verantwortlichkeiten werden da etwas hin und hergeschoben. Ich habe versucht herauszufinden, wieviel Geld der Cultus Deorum bereit stellt um dann zu einem Architekten gehen zu können und zu sagen, hier, soviel ist es, was kannst du machen? Doch der Cultus Deorum gibt ungern Auskünfte, und wenn, dann nur so fadenscheinige wie, es wird sicher nicht an zweitausend Sesterzen scheitern. Wobei das auch nicht das ist, was ich wissen wollte, sondern, wieviel Geld für den Tempel des Mars Ultor gespendet wurde. Ich muss jedoch zugeben, in der letzten Zeit ist die ganze Sache etwas liegen geblieben."


    Vic verschweigt, dass dies nicht nur an der Menge an Arbeit lag, die angefallen war, sondern auch daran, dass er nicht wirklich große Lust dazu verspürt in die Regia zu latschen und dort zu versuchen an eine verbindliche Information heranzukommen. Denn wenn er sich mit Beamten-Kram hätte herumschlagen wollen, dann wäre er nicht zum Cultus Deorum gegangen.

  • Macer kratze sich am Kopf, immerhin war es schon ziemlich lange her, dass er eine erste Rate bereit gestellt hatte.


    "Als Aedil habe ich mich ja auch im die Tempel zu kümmern und es dürfte dich nicht verwundern, dass mir dieses Projekt natürlich besonders am Herzen liegt.
    An wen müsste ich mich denn deiner Meinung nach wenden, wenn ich versuchen will, Auskünfte zu erhalten? Das Collegium Pontificium ist nicht unbedingt etwas, wo ich mich gut mit den Verantwortlichkeiten auskenne."

  • "Na da wirst du deinen Spaß haben. Beim Cultus Deorum weiß keiner, wer wofür verantwortlich ist, verantwortlich fühlen tut sich erst recht keiner und Verantwortung tragen..." Er schüttelt verärgert den Kopf. "Wer weiß schon, ob es diese Personen überhaupt noch gibt. Wir hätten die Spenden in einem Topf im Tempel sammeln sollen, das wäre das Beste gewesen.


    Aber so, ich fürchte du musst in der Regia anfangen und dich durchfragen. Und harte Nerven beweisen."

  • Macer blickte erst dem sichtlich verärgerten Sacerdos ins Gesicht, dann zum Tempelgiebel, dann wieder zum Sacerdos.


    "Nun gut. Mars hat mir bisher in jedem Kampf beigestanden, auch wenn es davon zum Glück nicht viele gab. So wird er mich auch diesmal hoffentlich beschützen."


    Er dachte kurz darüber nach, angesichts der bevorstehenden Finanzangelegenheit auch noch Merkur zu opfern, entschied sich dann aber dagegen. Wenn er Erfolg hätte, würde ein Dank auch reichen.


    "Nun, dann werde ich mich mal auf die hoffentlich erfolgreiche Suche nach dem Zuständigen für die Tempel, nach meinem Bruder und nach deiner Religionsfibel machen.


    Ich danke dir für deine Hilfe. Vale."

  • "Nichts zu danken, vale bene, Aedil. Und viel Erfolg."


    Vic schaut ihm noch nach und dann zum Tempelgiebel empor. "Deinen Schutz braucht er wohl nich unbedingt. Aber wenn du ihm nen starken Geduldsfaden an die Hand gibst und ne Portion extra Glück, dann is ihm sicherlich geholfen."


    Etwas wehmütig schaut sich Vic den Tempel an, der trotz allem nicht in übermäßig schlechtem Zustand ist.

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