Ein seltsames Bild bot sich am Forum in der Stadt. Eine Gruppe von Sklaven geführt von einigen Aufsehern erreichte das Forum und hielt. Die Sklaven ließen sich erschöpft nieder.
Einer der Aufseher machte sich auf den Weg in die Curia der Stadt.
Ein seltsames Bild bot sich am Forum in der Stadt. Eine Gruppe von Sklaven geführt von einigen Aufsehern erreichte das Forum und hielt. Die Sklaven ließen sich erschöpft nieder.
Einer der Aufseher machte sich auf den Weg in die Curia der Stadt.
Metellus ging hinaus zu dem etwas abseits gelegenen Lager der Sklaven, welche auf Arbeit warteten. Er haßte es, wenn etwas seinen Ablaufplan störte. Vor allem, wenn alles bereit war und nur eine Kleinigkeit fehlte: Der Augur! Helena hatte ihm gesagt, dass er ihn angefordert hatte, aber noch war nichts von ihm zu sehen.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Sklavenaufseher mitzuteilen, dass es noch etwas dauern könnte.
Aus Rom hatte Metellus immer noch nichts gehört. Dies würde seinen ganzen Zeitplan durcheinander bringen! So hatte er sich in die Gewölbe der Curia begeben und in den Archiven nach früheren Bauten in der Stadt gesucht. Ihm waren die Orte am Forum wichtig, wo früher noch kein Tempel oder ein anderer Kultbau gestanden hat. Metellus hatte in Erfahrung gebracht, dass ein Tempel nur auf einem Grundstück gebaut werden darf, das bisher keiner anderen Gottheit zugesprochen war. Nun hatte er die Unterlagen bei sich und verglich sie mit dem aktuellen Bauzustand. Er hatte einen Vermessungstrupp bei sich, der ihm half, die richtige Position auszumachen. Dann hatte er die Stelle gefunden, nach der er gesucht hatte: Es war eine ältere Insula, die im Besitz der Stadt ist. Es gab dort einige Geschäftsräume und einige Büros. In der oberen Etage befanden sich einige Wohnräume.
Um seinen Zeitplan einhalten zu können, überbrachte er den Mietern den Räumungsbefehl. Diese waren nicht sehr erfreut, auch wenn es eine Entschädigung gab. Die Grundstücke um die Foren sind sehr begehrt. Dann ließ er den Vermessungtrupp das Grundstück vermessen.
Nun stand genau fest, wieviele Gebäude für das Capitol weichen mussten und welche Ausmaße der Tempel einnehmen würde.
Die Gebäude waren bereits geräumt, das Grundstück abgeriegelt.
So machten sich die Sklaven an die Arbeit und trugen die Gebäude Stein um Stein ab. Metellus beobachtete jeden Arbeitsschritt. Es war ein riskantes Unterfangen, denn man durfte die Statik der Gebäude nicht gefährden und auch die anliegenden Gebäude durften keinen Schaden nehmen. Aber der Bautrupp kam gut voran und verteilte den abgetragenden Bauschutt auf dem Gelände, um das nötige Podest und Fundament für den neuen Tempel zu errichten. Staub lag in der sonnig-warmen Luft auf dem Forum.
Die Sklaven hatten ihre Arbeit beendet. Die Häuser wurden dem Erdboden gleich gemacht und der Bauschutt über das Grundstück verteilt, so dass dort nun ein Podest entstand. Begrenzt wurde das Podest durch dicke Steinblöcke, wovon die untersten zur Hälfte in den Erdboden eingelassen wurden, damit sie standhaft genug waren und die Masse, die das Podest füllte, sie nicht wegdrücken konnte. Nun wartete man auf die Lieferung der Pflastersteine und der großen Blöcke, aus der das Capitol entstehen sollte.
Metellus ging über das Podest und überprüfte alles genau. Es gäbe nichts schlimmeres, als wenn das Gewicht des Tempels das Podest auseinanderdrücken lassen würde. Nun hoffte er, dass die riesigen Säulen und der Marmor mit den Steinblöcken bald eintreffen würde. Zuerst würde er den Tempel in der Mitte bauen und dann die Nutzräume drumherum. Im Hafen stapelten sich schon die ersten Blöcke und warteten darauf, verbaut zu werden. Doch als erstes würde die Weihung des Grundstücks anstehen. Extra hierfür hatte Metellus aus Baubrettern Tische und Bänke erstellen lassen, damit dieser Akt in einem kleinen Rahmen gefeiert werden konnte.
Schwere Wagen bahnten sich ihren Weg durch die Stadt aufs Forum zu. Sie waren beladen mit fast ganz weißen Pflastersteinen, welche die Plattform des Tempels kleiden sollte. Metellus hatte sich dazu entschloßen, zumindest den Boden der Plattform noch fertig zu stellen, um so mindestens nahe an seinem Zeitplan zu bleiben. So würde sich die Festgesellschaft zumindest auch nicht die Füsse schmutzig machen, wenn es zur Grundstücksweihe kam. Das halbe Forum stand nun voll mit Lastkarren und Sklaven machten sich daran, diese zu entladen und die Plattform zu pflastern. Metellus mahnte seinen Vorarbeiter an, dass er auf eine saubere Verarbeitung achten sollte. Immerhin sollte der Boden auf der Plattform eben sein. Dann verließ Metellus die Bausstelle, um sich wieder seinen Amtsgeschäften zu widmen.
Tiberius kam nach einiger Zeit an der Baustelle an. Er nickte der Sklavin noch kurz zu, die ihn geführt hatte und sah sich dann um. Er hatte die trabea, die Purpurtoga, angelegt und den lituus, den Krummstab, bei sich, auf den er sich nun leicht stützte, als er mit zusammengekniffenen Augen über das abgegrenzte Areal sah.
"Salve!", rief er einem Mann zu, den er für den Vorarbeiter hielt, "Ich bin Augur Annaeus Sophus aus Rom. Es ist meine Aufgabe, hier ein Auspicium durchzuführen."
Der Vorarbeiter schaute den Mann schräg an. Der alte Mann vor ihm sah irgendwie komisch aus, erst hielt er ihn für einen orientalischen König mit seinem Stab, aber dann nannte er seine Funktion.
"Du willst den Bau inspizieren? Nur zu! Aber pass auf, wo du hin tritst, es sind noch nicht alle Platten richtig verlegt!"
Der Mann musste wichtig sein, so wie er aussah, dachte sich der Vorarbeiter und ließ ihn passieren.
"Danke, wenn ihr bitte dafür sorgen könntet, dass ich ungestört bleibe...", sagte Tiberius knapp und trat in den abgegrenzten Bereich. Er beachtete den Mann, der ihn eingelassen hatte nicht weiter sondern bemühte sich lediglich, einen recht offenen, möglichst zentralen Bereich der Baustelle zu finden und während seiner Suche auf den Boden vor seinen Füßen zu achten. Der Bau war bereits gut vorbereitet, man rechnete offenbar in jedem Fall mit einem positiven Urteil seinerseits. Er selbst vermutete ebenfalls, dass es so ausfallen würde, doch wusste er auch: Der Wille der Götter stand über dem der Menschen und so war ein negatives Urteil nie auszuschließen.
Der Arbeiter hatte recht gehabt, als er sagte, einige Platten seien noch nicht richtig verlegt, doch dennoch war bereits viel getan worden. Er war nicht wenig beeindruckt von der Arbeit, die man geleistet hatte, auch wenn sie ihm ein wenig verfrüht schien. Er sah sich um und seufzte kurz, bevor er sich dann, sich langsam über das bereits gepflasterte Gebiet bewegend, für eine in seinen Augen geeignete Stelle entschied. Er hob den Krummstab und zeichnete damit aus der Ferne die Abgrenzungen der Baustelle nach. Es handelte sich nicht um ein perfektes Rechteck, aber es reichte auch. Dann überprüfte er den Stand der Sonne und richtete sich selbst nach Süden. Es war nicht unbedingt notwendig, den Blick in eine bestimmte Richtung zu lenken, doch schien es ihm ob der Größe des Vorhabens angemessen, etwas enger am Ritual zu bleiben. Nun hieß es warten...
Er wusste nicht genau, wie lange es bereits her war, dass er hierher gekommen war, doch merkte er langsam, wie seine Beine einschliefen. Er hatte sich in der letzten Stunde kaum bewegt und nur hin und wieder hatte ihm einer der Arbeiter einen etwas verwirrten Blick zugeworfen. Die Vögel schienen sich am heutigen Tage von der Stadt fernzuhalten, obwohl es Frühling war und es wieder deutlich wärmer wurde. Die ersten Tiere sollten längst wieder in den nördlicheren Bereichen zurück sein.
Er blinzelte und kniff dann die Augen zusammen. Es dauerte noch eine Weile, ehe einige schwarze Punkte am Horizont auftauchten. Keiner von ihnen schien zuerst Anstalten zu machen, in Richtung der Baustelle zu fliegen, doch nach wenigen Minuten löste sich ein Tier aus dem Schwarm, scheinbar von irgendetwas angelockt, und in seine Richtung.
Der Vogel lenkte in eine weitläufige Kreisbahn ein, deren Mittelpunkt nicht genau zu bestimmen war, die aber die Baustelle streifte. Das Tier raste lautlos am Rande seines Sichtfeldes vorbei, um dann nach vielleicht einer Minute wieder in ihm aufzutauchen. Ohne seinen Kopf zu bewegen folgte Tiberius dem Verlauf des Fluges mit seinem Blick. Die Kreisbahn verschob sich langsam, so dass die Baustelle mehr in den Mittelpunkt rückte. Der Vogel schien das etwas nicht zu finden, dass ihn angelockt hatte. Es schien Tiberius kurz, als sei er im Begriff, wieder zum Schwarm zurückzukehren, doch dann schlug er mit den Flügeln, gewann rasch an Höhe, so dass Tiberius den Kopf verrenken musste, um ihn über sich zu sehen, und setzte dann den Flug in kleineren Kreisen und mit höherer Geschwindigkeit fort. Das Raubtier suchte seine Beute.
Der Vogel öffnete den Schnabel und schien einen Schrei ausstoßen zu wollen, tat es aber nicht, sondern beugte den Kopf, ging in den Sturzflug und verlor rasch an Höhe, den Schnabel zum Reißen des Beutetiers geöffnet, die Krallen zum tödlichen Griff bereit. Nun verschwand das Tier wieder aus Tiberius' Blickfeld, doch er wandte sich nicht um, blickte nur starr weiter nach Süden. Er vermutete, dass es ohnehin wieder sein Sichtfeld durchqueren würde, um zum Schwarm zurückzukehren, der immer noch am Horizont entlang zog.
Seine Vermutung bestätigte sich. Der Vogel tauchte wieder auf, ein blutiges fleischiges Etwas in seinen Klauen. Lautlos raste er zurück zu seinen Artgenossen, das tote Beutetier machte ebenfalls kein Geräusch. Nur eine kleine Feder aus dem Kleid des Vogels, vielleicht vom Beutetier abgerissen, löste sich und sank langsam auf die Erde herab.
Tiberius löste sich mit einem Ächzen aus seiner starren Haltung und ging - nicht rennend, aber zielstrebig - dorthin, wo die Feder hinzufallen schien. Bei seinem Lauf stolperte er beinahe über einen Pflasterstein, der noch nicht richtig fest gemacht worden war, doch schritt er unbeirrt weiter, bis die Feder den Boden berührte. Sie war auf einem kleinen Haufen noch nicht weggeräumter Bruchsteine eines abgerissenen Gebäudes gelandet. Er beugte sich herab und nahm das kleine Stück mit einem Lächeln auf. Er richtete sich wieder auf und wandte sich an einen Arbeiter in der Nähe.
"He!", rief er, "Mein Name ist Tiberius Annaeus Sophus. Ich bin ein Augur aus Rom. Wie komme ich zum Duumvir?"
Der Sklave richtete sich auf und schaute den Mann an.
"Duumvir? Ich kenne keinen Duumvir! Ich mach hier nur meine Arbeit!"
Mehr sagte der Sklave nicht sondern machte sich sofort wieder an seine Arbeit. Aber der Vorarbeiter hatte das gespräch mitgehört.
"Du willst zum Duumvir? Dann gehe einfach quer über das Forum. Dort steh die Curia der Stadt! Dort hat der Duumvir sein Officium! Ist alles ausgeschildert!"
Tiberius nickte dem Vorarbeiter zu.
"Ich danke euch. Ich bin hier nun fertig."
Er sah sich noch einmal um, als mache er sich noch einen letzten Eindruck von den bisher erfolgten Arbeiten.
"Gute Arbeit habt ihr hier geleistet, gute Arbeit. Mögen die Götter euch segnen."
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und der Vogelfeder in der Hand verließ der Augur die Bautelle.
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