Vorbereitungen auf den Konvoi nach Britannia

  • Früh morgens stand ich auf und vollführte meine Übungen am Gladius. Schließlich ließ ich mir ein Pferd bringen. Vor dem Castellum hatten sich bereits zwei Kohorten versammelt, in voller Montur zum Übungsmarsch angetreten.
    Freudig ritt ich die Kolonne ab und empfing dabei die Grüße der Soldaten. Schließlich kam ich an der ersten Kohorte an.


    "Centurio, sind die Männer marschbereit?"


    "Ja, das sind sie, Herr!"


    Ich nickte und gab den Befehl zum Abmarsch. im Marschtempo entfernte sich die Kolonne vom Castellum und machte sich auf den Weg zum ersten Wegpunkt.

  • Die Kolonne marschierte zum ersten Wegpunkt, einer ebenen Fläche in der Nähe eines Waldes. Noch war eine gute Strecke zurückzulegen und ich sprach mit dem Centurio der ersten Zenturie.


    "Centurio, wie sieht es mit dem Wald dort drüben aus?"


    "Ich habe gestern einen Bautrupp damit beuaftragt, den bisherigen Weg zu verbreitern. Es dürfte also kein Problem für uns sein, den Wald zu durchqueren."


    "Gut... vergiss dabei aber nicht die Überraschung, die auf die Männer wartet."


    "Optio, darf ich erfahren, worum es sich dabei handelt?"


    "Sicher..."


    Ich lehnte mich auf dem Pferd näher zu ihm, sodass wir nun im Flüsterton reden konnten.


    "Im Wald wird den Männern ein Hinterhalt gestellt. Die Vorhut wird den Wald noch unbeachtet durchqueren können, danach schnappt die Falle zu. Eine Kohorte von Germanen, die ich für ihren letzten Gang bestechen konnte, wird sie in die Zange nehmen. Die Germanen hätten in die lebenslange Sklaverei gehen müssen. So bleibt ihnen dieses Schicksal erspart und sie sterben ehrenvoll."


    "Optio, ich bin überrascht. Was ist, wenn unsere Männer diese Überraschung nicht verkraften?"


    "Das werden sie schon. Die Germanen marschieren schon seit Tagen ohne ordentlichen Proviant und sind am Ende ihrer Kräfte. Sie werden allein von ihrem Überlebenstrieb angeführt."


    "Wollen wir es hoffen, Optio!"


    "Ja, Centurio."


    Die Männer hinter uns wussten nichts von dem, was sie erwartete. Fröhlig schwatzend marschierten sie in gemächlichem Tempo. Ich lächelte. Das würde ein großer Tag werden.


    Wir näherten uns endlich dem Waldessaum. Als das Licht etwas schwächer und die Geräusche gedämpfter wurden, sah ich den Männern an, dass sie nicht gern hier marschierten.
    Die Vorhut würde bald durch den Wald hindurch sein. Ich nickte und blickte nach hinten. So langsam näherte sich auch die letzte Zenturie dem Waldessaum, bis wir endlich darin waren. Der Marsch führte uns über den breiten Waldweg, den der Bautrupp zu meiner vollen Zufriedenheit geschlagen hatte, als plötzlich von beiden Seiten lautes Horngeblase erscholl.
    Aufgeregt blickten sich die Männer um und erblickten bald, dass sie in die Zange genommen wurden.


    "Formation!"


    Die Männer taten wie geheißen. Dann gab ich weitere Befehle, die nach hinten weitergebrüllt wurden.


    "Pila sursum! (Speere hoch!)
    Tollite pila! (Fertigmachen zum Wurf!)
    Mittite! (Feuer!)"


    Durch die Luft sirrten unzählige Speere. Das Wehklagen und Aufschreien der Germanen zeigten mir, dass die Ziele getroffen wurden.
    Sofort krachten die ersten Krieger gegen die Verteidigungslinien der Nautae. Sie wurden niedergestochen oder im Handgemenge niedergetrampelt. Trotzdem fiel hier und dort ein Nauta. Diese Übung sollte den Männern noch einmal einhämmern, dass sie es im Norden mit einem sehr viel gefährlicheren Gegner zu tun haben würden.
    Nachdem die Angriffswelle der Germanen zurückgeschlagen worden war, wurden die verletzten Germanen niedergestochen und die letzten gefangengenommen.


    "Was soll nun mit den Gefangenen geschehen?", fragte mich der Centurio.


    "Alle liquidieren, wir haben nicht genügend Proviant, um sie auch noch durchzubringen."


    Der Befehl wurde strikt ausgeführt. Endlich war dieses Gefecht gewonnen und die Kolonne bewegte sich weiter aus dem Wald heraus. Insgesamt waren etwa 20 Männer gefallen, was einen geringen Preis dafür darstellte, was mit den Germanen passiert war. Ihr Blut tränkte nun den Waldboden. Sicherlich würde es den umliegenden Dörfern und Siedlungen eine Lektion sein, die römischen Herren nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen.


    Als die Kohorte den Wald verließ, sahen wir endlich die Hochebene, auf der wir uns niederlassen würden. Ich gab den Befehl, hier ein Marschlager zu errichten.
    Die Vorhut hatte bereits mit Fähnchen den Platz abgesteckt und die Nauta waren nun damit beschäftigt, einen provisorischen Wall auszuheben und dahinter das Lager zu errichten.

  • Die Männer hatten endlich das Lager errichtet und die Verletzten - trotz der Sicherheitsvorkehrungen gab es hier und dort Schnittwunden und Stauchungen - wurden im Notlazarett versorgt.
    Alles in allem verlief alles nach Plan und am Abend würfelten die Männer in geheimen Ecken, während die Patrouillen durch das Lager wanderten.


    Endlich konnte auch ich schlafen, nachdem ich am Reiseschreibtisch eingenickt war und mich mühsam zur Pritsche geschleppt hatte. Neben mir schnarchten acht weitere Nautae herzhaft und ich musste lächeln, denn obwohl ich Optio war, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, bei ihnen zu nächtigen.


    "ZUM MORGENAPPELL!!!", schallte es durch die Zelte und die Glocken wurden geläutet. Als auch die letzte Zenturie marschbereit die Zelte abgebrochen hatte, gab ich das Zeichen zum Aufbruch. Langsam marschierte die Kolonne wieder durch den Wald, in dem die "Germanen" gewütet hatten.


    Gegen Mittag erblickten wir vor uns den Stützpunkt. Als die Kolonne durch die Porta Praetoria einzog, atmete ich tief durch und sattelte dann mein Pferd ab.


    Als Nächstes würde etwas Nautisches auf dem Plan stehen.

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