Besprechung der Aedile

"Du übernimmst die beiden Fälle also", verbuchte Macer die Äußerungen seines Kollegen als positive Antwort auf seine Frage.

"Ich wüsste halt im Moment nicht, auf was man sie verklagen könnte. Den Aedilen Arbeit zu machen ist kein definierter Straftatbestand, soweit ich weiss." Andererseits war er sich durchaus im Klaren, dass es mit der Durchführung einer Bestrafung im Zivilen wohl nicht ganz so einfach war wie beim Militär.

"Aber Du wirst da schon was finde, denke ich.

Ich hoffe, es gibt nicht zu viele offene Fälle dieser Art. Bei der Verhandlung zum Widerspruch gegen ein Edikt von Commodus werde ich mich wohl mal unter die Zuschauer mischen, um die Sache weiter zu beobachten."

"Nun ja, die verweigerte Zahlung einer vom Aedil verhängten Geldstrafe mit einer vom praetor verhängten weiteren Geldstrafe einfordern zu wollen ist nicht unbedingt erfolgversprechend", schmunzelte Macer. "Aber Du wirst sicher einen geeigneten Weg finden."

Auf die Verhandlung des Einspruchs vor der Praetrix war er selber gespannt und erhoffte sich ebenfalls einige interessante Informationen oder Ideen für eine saubere und erfolgreiche Amtsführung.

Eine Kleinigkeit fiel ihm gerade ein, als er zufällig zur Tür blickte: "Als wir eben draußen waren sah ich da zwei abgegriffene Aushänge mit Gesetzestexten. Lex Mercatus und noch eine andere müssten das sein. Lassen wir die da hängen oder nehmen wir sie runter, wo doch alle Gesetze für jedermann gut erreichbar im Tabularium ausliegen?"

"Ich dachte keineswegs daran, die ausbleibende Zahlung einfach so hinzunehmen. Eher im Gegenteil..." Aber sein Kollege würde schon einen geeigneten Weg finden, da war sich Macer sicher.

"Ich bin kein Freund unnötiger Kopien der gleichen Texte, das ist alles. Ein Gesetz mehrfach auszuhängen heißt, es auch mehrfach korrigieren zu müssen, wenn es mal geändert wird. Außerdem glaube ich nicht, dass den Aushängen viel Beachtung geschenkt wird - ich bemerkte sie selber eben erst."

"Dann machen wir das doch einfach", sprach macer, stand auf und verliess das Officium.

Wenig später kam er zurück.

"Ich sollte genauer hinschauen," meinte er, "das eine ist eine alte Frumentationsliste. Steht zwar niemand drauf, aber die soltlen wir der Form halber hängen lassen, bis sie möglicherweise durch eine neue ersetzt wird. Wobei ich es durchaus beachtlich finde, dass sich niemand eingetragen hat.

Der andere Aushang ist jetzt weg."

"Ja, solche Gründe werden es wohl sein. Aber die Bürger werden es selber am besten wissen. Und ich habe nicht vor, jeden einzeln zu fragen. Als Aedilis Plebis ist es meine Aufgabe, die Brotzuteilung zu überwachen - nicht nach den Gründen für einen nicht geäußerten Zuteilungswunsch zu forschen."

Er dachte noch kurz ein wenig weiter, dann war das Thmea für ihn erst einmal erledigt. Die Bürger würden in diesem Fall schon auf ihn zu kommen, wenn er tätig werden sollte.

"Dann scheinen wir ja erst einmal alles notwendige besprochen zu haben, nicht wahr? Du kümmerst dich um die beiden bekannten Altfälle, ich werde mich einmal ein wenig in die Akten einarbeiten, ob noch einiges nachzuholen ist."

Wieder blickt er zur Tür hinaus.

"Und dann geht es raus auf die Sträßen und Plätze." Ein zufriedenes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit und er war sich sicher, dass es eine gute Idee war, sich zum Aedil wählen zu lassen.

Macer erhob sich ebenfalls.

"Ja, diese Einladung nehme ich gerne an. Auch wenn es bis zum Ende unserer Amtszeit ja noch eine lange zeit ist, kann es sicher nicht falsch sein, schon zeitig mit den Planungen zu beginnen. Du nennt mir den Termin für dieses Mahl dann noch?"

"Danke, aber ich bin mir fast sicher, dass ich etwas finden werde", schmunzelte Macer zum Abschied.

Dann begab er sich wieder an seinen Tisch, um sich einige Notizen für seine Planung der nächsten Tage zu machen.