Ihr Atem ging rasch und unruhig. Sie hatte wahrlich Angst vor diesen Männern. Und noch mehr Angst hatte sie um Marcus. Sie allein hatte ihn in diese missliche Lage gebracht - wie konnte sie ihn nur wieder hier herausbringen? Als Marcus sie aufforderte, zu laufen, wenn sie die Möglichkeit hatte, und er sich dem Säufer zuwandte, wurde ihr Herz klamm vor Nervosität. Sie konnte doch nicht einfach fortlaufen und ihn hier zurücklassen. Nein! Das konnte sie fürwahr nicht. Sie riss sich hektisch den Beutel ab und machte ein paar stolpernde Schritte in Richtung Rückwärts und Wand. Doch der Dolch hatte sich festgeklemmt, er war einfach zu lang für diesen Beutel. Nun wütend und ungeduldig schnitt sie einfach den Beutel auf, wobei ihr ein paar Denare herausfielen. Und der kleine Mond, den sie einst als Fußkettchen getragen hatte. Sie selbst nahm keine Notiz davon, dass sie sich so quasi als Patrizier offenbarte, doch der Blick des Mannes der sich ihr näherte, erstarrte.
"Leute!" rief er mit einem Mal und irritiert sah Minervina ihn an. "Lasst sie wirklich auf gar keinen Fall entkommen." Wie mechanisch deutete er auf das Metall am Boden. Rasch duckte sich die junge Rediviva um die Kette wieder aufzunehmen. Das hatte sie ja wieder toll hinbekommen!
"Marcus!" rief sie beinahe verzweifelt und rutschte an der Wand entlang, den Blick auf ihren Freund gerichtet, fort von dem schlangenzüngigen Verbrecher, als sie strauchelte und in die Knie ging. Erst hatte sie die Augen vor Schmerz geschlossen gehalten, doch als sie diese öffnete erblickte sie den Leichnam des Mannes neben sich und sie stieß einen gellenden Schrei aus, der die Verbrecher nervös werden ließ. Panisch schob sie sich weg und blieb stoßartig ein- und ausatmend an die Wand gelehnt sitzend.
Auf Marcus hingegen bewegten sich nun die verbliebenen beiden Männer zu. Der Betrunkene hatte noch so seine Probleme, sich wieder zu erheben, während Kassander sich auf Minervina zubewegte. Der edel aussehende, mit der feinen Tunika hielt sich dezent im Hintergrund. Fünf Männer waren es also, wie Minervina nun in den Blick gefasst hatte..