"Natürlich, wenn du damit gut zurecht kommst", mischte sich nun auch wieder Macer mit in das Gespräch ein. "Das wäre ja ziemlich dumm von uns, die einen anderen Wagen zu geben, wenn du mit deinem gut klarkommst. Aber wenn du willst, kannst du auch gerne einen von unseren ausprobieren und dich dann entscheiden", bot er an. So oder so würde die Factio aber wohl genug Geld locker machen, um den jungen Mann mitsamt Wagen zu nehmen, wenn er denn wollte. "Hast du auch eigene Pferde oder zumindest welche, die du gerne mitnehmen würdest?" fragte Minatius Limetanus weiter. Langsam ging es darauf zu, sich Gedanken über die Kosten für diesen Fahrer zu machen.
[Domus] Factio Russata
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"Die Pferde gehören meinem Vater", erklärte er. "Er hat mir gesagt, dass er mir ein Pferd schenken würde, wenn ich eine Factio in Rom finde." Auch darauf schien Amasis stolz zu sein. "Das wird dann natürlich mein Leitpferd. Die anderen müsstet ihr meinem Vater aber abkaufen, wenn ihr das Gespann komplett halten wollt. Ich habe aber auch nicht immer dieselben vier im Gespann. Mein Vater hat ja an seinem Hof eine Pferdewechselstation. Und manchmal ist eben ein Pferd nicht da, wenn ich fahren will. Dann muss ich ein anderes nehmen."
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Als schnellster meldete sich diesmal der Trainer zu Wort. "Dann werden wir wohl einfach mal ausprobieren müssen, mit welchen Pferden wir ein gutes Gespann hinbekommen. Wir haben auch einige Tiere da, die du nehmen könntest. Bei uns fahren die Fahrer auf jeden Fall immer ein festes Gespann. Von Ersatzpferden mal abgesehen, wenn sich eines verletzt hat oder krank ist." Ganz stimmte das zwar nicht, denn auch die Fahrer der Russata probierten regelmäßig neue Pferde aus, aber immerhin konnten sie sich drauf verlassen, dass die Tiere wie erwartet am Morgen im Stall standen, wenn sie zum Training kamen, und nicht an Botenreiter verliehen worden waren.
Minatius Limetanus interessierte sich eher für den geschäftlichen Aspekt. "Weißt du denn, wieviel dein Vater für die Pferde würde haben wollen?" erkundigte er sich, denn bisher war er noch nicht wesentlich schlauer. Er kannte zwar die Preise für gute Rennpferde, aber vielleicht würde der Vater ja eine guten Preis machen, denn immerhin würde es um die Zukunft seines Sohnes gehen.
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Amasis malte sich im Kopf aus, wie er Tage und Wochen damit verbringen würde, immer wieder andere Pferde aus einem Stall zu holen und zu einem Gespann zusammenzustellen, um die Unterschiede zu testen. Er stellte sich das zeitaufwändig vor, aber auch spannend. Immerhin wusste er eine Menge über Pferde und hatte schon gemerkt, dass es gar nicht so einfach war, ein gutes Gespann zu bekommen. Dass er eine Auswahl haben würde, freute ihn daher. Beim Preis musste er dagegen zögern. "Vier Aurei vielleicht, vielleicht auch viereinhalb", antwortet er dann. "Kommt sicher auch drauf an, welche ihr kauft. Wir haben verschiedene." Er grinste verlegen, denn es war seinen Gesprächspartnern wohl klar, dass die Pferde nicht alle gleich sein würden.
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Nun ergriff Macer wieder das Wort, der die Unterhaltung bisher sehr interessant und angenehm fand. Es war schön zu sehen, dass er die Verhandlungen nicht immer alleine machen musste. Amasis machte auf ihn darüberhinaus auch noch einen recht sympathischen Eindruck. "Das heißt also, wenn wir dich haben wollen, dann sollten wir nicht nur die etwas Geld in die Hand drücken, sondern auch noch schauen, dass wir deinem Vater bis zu drei Pferde abkaufen, die dir geeignet erscheinen und für den Wagen legen wir auch noch was drauf", fasste er den Stand des Gesprächs zusammen. "Wird ein teurer Spass für uns", ergänzte er und nahm einen Schluck aus seinem Becher. Dann spielte er ein bisschen mit seinen Fingern, während er laut rechnete. "Sagen wir mal neun Aurei für die Pferde, dann etwas für den Wagen und etwas für dich, dann bin ich bei 13", schlug er vor, blickte nochmal auf seine Finger und dann zu Amasis.
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Amasis blickte den Princeps Factionis an, überschlug die Summe dann im Kopf und setzte ein lauerndes Grinsen auf. "Ich bin euch weniger Wert als ein Pferd?" fragte er. Bei der Rechnung war das nämlich der naheliegende Schluss.
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Die meisten Männer lachten auf angesichts dieser selbstbewussten Bemerkung. "Sehr schön. Ausgerechnet unser gewesener Aedil muss sich so einen Konter einfangen", kicherte Minatius Limetanus, zwinkerte Macer zu und lächelte Amasis wohlwollend an. "Wieviel sollen wir denn drauflegen, meinst du?" fragte er dann, um ein Gegenangebot zu hören.
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Diesmal zögerte Amasis nicht, denn es ging jetzt schließlich nicht um den Preis der Pferde seines Vaters, sondern um seinen eigenen. "Legt fünf drauf, dann sind wir bei 18", schlug er selbstbewusst vor. Ihm war klar, dass das ein zu höher Preis war, aber er hatte oft genug beim Pferdehandel mitgefeilscht, um das Spiel zu kennen.
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"Nichts da", wehrte Macer sofort ab. "Das wären ja mehr Aurei als du Sommer gesehen hast. Das geht schonmal gar nicht", führte er ein recht seltsames Argument ins Feld, aber bei einer gut gelaunten Verhandlung war ihm jedes Mittel recht. "Außerdem wärst du dann glatt zwei Pferde wert", konnte er den Konter von eben nicht ganz auf sich sitzen lassen, auch wenn er der Ansicht war, dass man Pferde und Lenker nicht wirklich miteinander vergleichen konnte. Den Gedanken, ob es eine lustige neue Sportart war, wenn man ein Pferd auf einen Wagen setzen würde, den man dann von vier Männern ziehen lässt, verdrängte er schnell wieder, um sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
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Amasis zog einen enttäuschten Gesichtsausdruck, auch wenn er mit einer Abwehr gerechnet hatte. "Na gut, dann also 17?" gab er die Antwort, die sich folglich aufdrängte. "Oder ihr wartet noch ein Jahr. Aber dann nimmt mich vielleicht vorher eine andere Factio."
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Proteneas sausten jetzt schon die Ohren angesichts dieser Zahlen und er tuschelte leise mit seinem Trainer. Für ihn war damals deutlich weniger Geld bezahlt worden, allerdings war bei ihm auch kein Kauf von Pferden mit im Gespräch gewesen. So gesehen war das Angebot wohl schon in einem Rahmen, der keinen Neid zwischen den Fahrern aufkommen ließ. Minatius Limetanus schien aber auch mit den 17 Aurei nicht einverstanden zu sein und nach einem Blick zu Macer wusste er, dass dieser das ähnlich sah. "Dann hätten wir aber keinen Spielraum nach oben, falls dein Vater mehr für seine Pferde haben will. Je mehr du jetzt nimmst, umso weniger haben wir übrig, um dir die Pferde zu kaufen, die du haben möchtest", versuchte er über die Vernunft zu argumentieren. "Wir könnten uns in der Mitte treffen und zwei Aurei drauflegen, dann sind wir bei 15", schlug Macer vor. In der Mitte treffen war schließlich ein übliches Spiel bei Verhandlungen.
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Während der enttäuschte Gesichtsausdruck des jungen Fahrers eben noch weitgehend gespielt war, blickte er nun ernsthaft nachdenklich drein. "Die Mitte von 15 und 17 ist 16", feilschte er routiniert. "Oder wir treffen uns einfach erst übermorgen wieder, dann kann ich zwischendurch mal mit meinem Vater reden, wie das mit den Pferden aussieht."
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Jetzt war es wieder an Macer, den Kopf zu schütteln. "Wenn du von 17 auf 16 gehst, gehen wir von 13 auf 14", stellt er trocken fest und hatte nicht vor, sich so einfach raufhandeln zu lassen. "Aber die Bedenkpause ist eine gute Idee", stimmte er dann zu. "Dann wissen wir, worüber wir reden. Minatius Limetanus wird dich begleiten, dann kann er direkt mit deinem Vater über die Preise verhandeln", schlug er vor. Er konnte sich denken, dass der jungen Mann ihnen sonst beim nächsten Mal alles mögliche erzählen konnte, um seinen Preis weiter nach oben zu treiben. Außerdem kam ihm die Pause ganz gelegen, um den Rest der Verhandlungen ohne Trainer und Fahrer zu führen. Die kamen sonst nur auf dumme Gedanken, für sich auch noch etwas raushandeln zu wollen.
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Mit einem Begleiter war Amasis nicht ganz so glücklich, aber er konnte wohl nichts dagegen tun. Also lächtelte er den Mann, der ihn überhaupt erst hierher gebracht hatte, freundlich an. "Ist gut. So machen wir das." Zur Bestätigung griff er zu seinem Becher und nahm erstmal einen großen Schluck. Während des ganzen Gesprächs hatte er nämlich noch gar nichts getrunken, wie er erst jetzt bemerkte.
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Das Gespräch plätscherte nun noch eine Weile dahin und man unterhielt sich über den Hof des Vaters, die Herkunft von Amasis, die letzten Rennen in Rom, die nächsten Rennen in Rom und was sonst noch so auf der Themenliste stand, wenn Rennfahrer und Rennanhänger zusammen saßen. ...
Sechs Tage später traf man sich wieder im Haus der Factio Russata, diesmal in etwas kleinerer Runde. Minatius Limetanus hatten den jungen Fahrer natürlich nicht die ganzen drei Tage lang begleitet. Dafür hätte er gar keine Zeit gehabt. Aber vier Tage hatte er für die Hin- und Rückreise opfern können, so dass ein paar Stunden für den Aufenthalt auf dem Hof des Vaters übrig geblieben waren. Am Tag seiner Rückkehr, setzte er Macer über die Ergebnisse der Verhandlungen dort ins Bild und noch einen Tag später war auch Amasis wieder in Rom und zu Gast im Haus der Factio Russata. "Nun, wo stehen wir?", eröffnete Macer das Gespräch, um die Lage aus Sicht des jungen Mannes kennen zu lernen.
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Für Amasis hatte sich an der Verhandlungssituation nicht vel geändert. Sein Vater hatte sich keinen besonderen Preisnachlass abhandeln lassen und seinen eigenen Preis wollte er auch nicht weiter senken. "Da, wo wir letzte Woche auch waren", sagte er daher. "Pferde gibt es nicht billiger und ich halte mich noch immer für wertvoller als ein Pferd."
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Minatius Limetanus hatte mit dieser Antwort gerechnet und nachdem er die Pferde, um die es ging, selber gesehen hatte, konnte er sie auch verstehen. Sie waren ihr Geld sicher wert und der Vater von Amasis verstand sein Geschäft offenbar ganz vorzüglich. Die Factio Russata würde wohl wirklich bis an die Schmerzgrenze gehen müssen, was den Preis betraf. Aber das durfte natürlich nicht zu schnell gehen, sonst ging es auch noch darüber hinaus. "Letzte Woche waren wir bei 14 Aurei", griff Macer dann auch das letzte Angebot auf, auch wenn es sicher eine Frage der Interpretation war, was nun das letzte Angebot gewesen war. "Nachdem wir eure Pferde gesehen haben, legen wir auch gerne noch einen halben Aureus drauf", bot er an.
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"Dein letztes Gebot lautete 15 Aurei", erinnerte dann auch prompt Amasis den Senator an den genauen Gesprächsinhalt. "Das hattest du als Mitte vorgeschlagen. Aber ich war noch bei 17, so dass das mit der Mitte nicht stimmte." Ein Gegenangebot machte er erstmal nicht. Der Senator schien ihm ein harter Verhandler zu sein, dem jedes Mittel recht war. Er wollte ihn ein wenig aus der Reserve locken.
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Macer und Minatius Limetanus warfen sich kurz einige Blicke zu. Unter 15 Aurei würden sie aus der Sache wohl nicht rauskommen, wenn sie den Fahrer samt einiger guter Pferde haben wollten. Aber das war ihnen eigentlich auch schon vor dem Gespräch klar gewesen. Diesmal gab Minatius Limetanus das nächsthöhere Gebot ab. "Na gut. Dann also den halben Aureus auf die 15 drauf. Aber jetzt musst du dich auch mal bewegen, sonst wird das nix mehr mit uns."
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Amasis hätte nun auch gerne jemanden gehabt, dem er ein paar Blicke zuwerfen konnte, aber er war wieder alleine gekommen. Jetzt musste er es also auch alleine zu Ende bringen. An 17 Aurei war wohl nicht zu denken, die würde er nicht herausbekommen. 16 hatte er vorgeschlagen und war damit auch nicht auf Gegenliebe gestoßen. Jetzt stand das Gebot bei 15 und einem halben. Er überlegte, ob es weiteres Verhandeln wert war, oder ob er sich damit alles kaputt machen würde. Schließlich entschied er sich für die sicherere Variante. Er würde ja heute nicht zum letzten Mal Geld von seinem neuen Arbeitgeber bekommen. "Einverstanden. 1550 Sesterze für mich, meinen Wagen und zwei Pferde."
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