• An diesen Ort führte mich mein Weg immer, wenn ich in Rom war. Die Buchhandlung des Marius, mit all seinen Pergamenten, den Abschriften der alten Meister und den Originalen, die man nur nach Rückfrage zu sehen bekam. So manch gutes Stück fand ich hier schon und so schaute ich auch heute wieder mit großem Interesse herein. Auf meine frage, ob der gute Marius ein original von Horaz hätte, da musste er lachen. Nun, auch ich musste lachen. Horaz im Original zu bekommen war äußerst schwierig. Ein einziges Exemplar seiner jungen Schrift hatte ich in Griechenland erhalten. In Griechenland wohlgemerkt. Unvorstellbar.

  • Zwei Tage vor ihrer Hochzeit ( ;) ) hat Livia sich noch einmal vom Stress der Hochzeitsvorbereitungen und vor allem der neuen Praetur losreißen können. Mit nur zwei Sklaven spaziert sie zur Entspannung unauffällig über die Märkte und sieht sich ein wenig um. Von Stoffen, Kleidern, Schuhen und dergleichen hat sie in den vergangenen Tagen jedoch so viel sehen und begutachten müssen, dass der Sinn ihr hiernach jetzt garnicht steht. Nach einigem hin und her landet sie so nun doch wieder bei einem der zahlreichen Buchhändler. Allzu selten bleibt der Patriziern die nötige Muße, sich selbst hier umzusehen. Doch heute nimmt sie sich die Zeit.


    Gerade will Livia sich beim Händler nach interessanten Objekten erkundigen, da fällt ihr ein weiterer Kunde auf. Sie erkennt Aurelius Cicero und grüßt ihn höflich. Nach den unerfreulichen Auseinandersetzungen mit seinen Verwandten auf der Rostra ist sie jedoch noch etwas vorsichtig.


    "Salve, Aurelius. Bist du auch auf der Suche nach einer interessanten Schriftrolle?"

  • Gerade vertiefte ich mich in den Worten meines Camensvetters Cicero, als ich aus meinem Studium herausgeholt wurde. Sichtlich abgelenkt murmelte ich ein "Qui bono" und musste kopfschüttelnd über meine Geistesabwesenheit lächeln.


    Weitaus realistischer war die Gegenwart der Frau, die ich zu Gesicht bekam. Tiberia Livia. Auf der Rostra hatten meine Verwandten deutlich ihre Position und Meinung geäußert. Auch wenn die Begrüßung ein wenig kühl ausfiel, so freute ich mich doch sehr über dieses Zusamentreffen. Und ich musste unwillkürlich an den alten Horaz denken.


    "Tiberia, ich bin ebenso überrascht wie erfreut, dass Du den kleinen Laden des Marius kennst. Ich hoffte stets, das er den Sammlern excuisiter Schriften verborgen blieb, auf das ich selbst mich am besten bedienen könnte."


    Ein Augenzwinkern ging in Richtung des Buchhändlers, der so manche Sesterze an mir verdiente.


    "Auf der suche bin ich schon, doch weiß ich nicht recht, wonach ich suchen soll. Doch habe ich ja noch ZWEI Tage Zeit."


    Leicht verneigte ich mich vor Tiberia."Wie fühlst Du Dich so kurz vor dem Tag der Tage?"

  • Erleichtert nimmt Livia zur Kenntnis, dass er ihr nicht augenblicklich an die Gurgel zu springen versucht und erwidert sein Lächeln nun doch etwas freundlicher.


    "Nun, ich fürchte 'kennen' wäre übertrieben. Zumeist begebe ich mich nicht persönlich auf die Suche nach neuen Schriftstücken, sondern lasse das von einem Sklaven erledigen. In Tarraco hatte ich noch mehr Zeit diese Dinge selbst zu tun. Doch hier in Rom bin ich meist zu beschäftigt."


    Sie lächelt entschuldigend und wirft einen Blick auf die Schriftrolle, welche das Interesse ihres Gegenübers geweckt zu haben scheint. Den Autor kann sie jedoch nicht erkennen.


    "Es handelt sich dabei nicht zufällig um Terenz? Ein Werk von ihm würde meinem heutigen Geschmack zusagen."


    Als er das Gespräch auf die bevorstehende Hochzeit bringt verkneift Livia sich einen Seufzer. Sie ist mittlerweile schon so oft darauf angesprochen worden, dass sie keine Miene mehr verzieht und lächelnd nickt.


    "Ich fühle mich gut. Die Vorbereitungen laufen planmäßig und ich bin guter Hoffnung, dass es eine schöne Feier wird. Dennoch sehne ich mich schon nach der anschließend hoffentlich einkehrenden Ruhe. Mein neues Amt wird mir zwar nicht allzu viel Zeit dazu lassen, doch einen halben Tag der Entspannung werde ich mir schon irgendwie gönnen. Wie steht es um dich? Laufen die Geschäfte gut? Hat mein Subauctor dich kontaktiert?"

  • Mein Lächeln hellte sich noch weiter auf.


    "Dir ist nach Terentius Afer zumute? Ist das alltägliche leben nicht Komödie genug?"


    Ein kaum vernehmbares Zwinkern schickte ich Tiberia entgegen, und ich überlegte, was mir zu Terenz einfiel.


    "Hoc erat in votis."


    Sim-Off:

    Das gehörte zu meinen Wünschen.


    "Nun, zu meinen Wünschen würde er jetzt gehören, dürfte ich ein wenig zeit mit Dir verbringen, um mich an Deinem literaischen
    Geschmack zu erfreuen.


    Ich las kürzlich 'Heauton Timorumenos', doch weiß ich nicht recht, ob ich es Dir empfehlen sollte."


    Über Politik wollte ich eigentlich nicht reden, ich war hier als privat. Doch das Thema mantua lag mir eben doch sehr am Herzen.


    "Ich habe derzeit sehr vieels mit Mantua in Arbeit. Ja, ich wurde von Besuch aus Rom beehrt, doch weiß ich nicht mehr recht den Namen. Wen schicktest Du mir?"

  • "Nun, ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd. Insofern kann eine gute Komödie auch das alltägliche Leben noch angenehm bereichern."


    Livia schmunzelt und sieht ihn abwartend an, ob er sich an das eingefügte Zitat noch erinnert.


    "Wobei ich eigentlich anlässlich meiner Hochzeit an die 'Hecyra' gedacht hatte, auch wenn die Mutter meines künftigen Gemahls nicht mehr unter uns weilt. Doch ich muss zugeben, dass ein Exemplar des 'Heauton Timorumenos' sich ebenfalls noch nicht in meinem Besitz befindet. Ist denn tatsächlich eines von beiden hier erhältlich?"


    Sie wirft einen kurzen Blick auf den Händler, den sie jedoch erst später dazu befragen will. Lächelnd sieht sie daher wieder Cicero an.


    "Der Subauctor Lucius Flavius Furianus war es, welcher sich freiwillig für dieses Thema meldete. Hat er sich mit dir in Verbindung gesetzt?"

  • "Ich bewundere die Qualität Deiner Zitate."


    Mein Schmunzeln war nicht zu übersehen, so hofte ich doch sehr. Nichts wäre mir unangenehmer, als wenn meine Gesprächspartnerin mich als eitel ansehen würde. Oder schlimmeres.



    "Furianus. Oh, ich habe oft mit ihm zu tun, er wurde mir zu einem rechten Freund. Doch ehrlichgestanden, ich weiß just nicht, ob wir darüber sprachen. Doch bin ich eh in Kürze bei ihm."


    Ohne neugierig wirken zu wollen, fragte ich sie.


    "Erzähle mir von Deiner Familie. Wer waren Deine Ahnen?"

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