Das Arbeitszimmer des Quaestor Principis

  • Inzwischen war Antoninus in Rom angekommen und hatte sich von den Sklaven ein eigenes Arbeitszimmer herrichten lassen. Hier schmiedete er nun erste Pläne, die zur Umsetzung seiner Vorhaben geeignet waren.


    Er nahm sich eine Wachstafel zur Hand und notierte sich diverse Namen von Persönlichkeiten, die er der Reihenfolge nach aufsuchen würde und mit denen er ins Gespräch kommen wollte. Allen voran natürlich der Kaiser. Antoninus wusste um die Audienz für die Quaestoren zu Beginn ihrer Amtszeit. Darauf konzentrierte er sich zunächst.

  • Leone brachte die Post vorbei und übergab sie.


    An Marcus Aurelius Antonius
    Quaestor Principis


    Salve,


    hiermit lade ich dich herzlich zum gemeinsamen Treffen aller neu gewählten Quaestoren in der Casa Pompeia ein.


    Decimus Pompeius Strabo
    Quaestor Pro Praetore

  • Antoninus gluckste vor Lachen, als er den Brief gereicht bekam. Der Quaestor Strabo war recht eifrig, hielt aber offensichtlich wenig von Absprachen. Antoninus störte das aber nicht weiter. Allerdings musste er einen Antwortbrief aufsetzen. Dabei hatte er geplant, als ersten Kontakt die Einladungen zu seiner Arbeitsbesprechung zu versenden. Er ließ sein Schreibzeug bringen und nach Fertigstellung den Brief von seinem Sklaven austragen.

  • Leone kam vom forum romanum und brachte seinem Herrn die gewünschten Auskünfte.


    "Herr, es sind noch nicht alle Eide abgelegt worden. Tiberia Honoria hat es bisher versäumt, sich an entsprechender Stelle einzufinden."


    Leone legte einen Brief vor.


    "Der Quaestor Pompeius Strabo hat bereits geantwortet."

  • Antoninus schüttelte den Kopf.


    "Was will man auch von einer Frau erwarten?! Ich werde die Herren Quaestoren einladen. Eine Zusammenarbeit mit der Frau bringt sicher nichts, wenn sie nicht einmal die Eidesablegung zuwege bringt, sondern lieber auf einer Hochzeit feiert. Das sagtest du doch gerade. Oder?"


    Der Sklave bestätigte nochmals.


    "Bring mir nochmals mein Schreibzeug, damit ich die Einladungen fertig machen kann."


    .

  • Die Tür zum Arbeitszimmer stand offen und so trat Tacitus ohne Umschweife herein, blieb aber noch im Eingangsbereich stehen.


    "Salvete die Herren. So folgte ich der Einladung unseres Gastgebers."


    Er blickt zu Aurelius und begrüßt ihn. Dann wendet sich sein Blick zu Pompeius und grüßt auch ihn.

  • Antoninus trat heran.


    "Salvete die Herren! Immer herein in die gute Stube. Nehmt Platz. Ein kleiner Imbiss ist in Vorbereitung und die Getränke kommen auch jeden Augenblick."


    Tatsächlich betraten mehrere Sklaven das Zimmer und stellten einige Teller mit verschiedenen Speisen ab.


    Sim-Off:

    Wisim


    "Wir sind ansonsten vollzählig. In meinem Sprachschatz gibt es keine Quaestrix und somit habe ich nur die Quaestoren eingeladen. Außerdem habe ich bereits bei meiner Kandidatur deutlich gemacht, dass ich gegen Frauen in Ämtern bin."


    Aurelius machte eine Pause, um den folgenden Worten Wirkung zu verleihen.


    "Ursprünglich wollte ich sie aus Höflichkeit laden. Nicht dass mich ihre Meinung interessiert, aber sie hätte die Besprechung still verfolgen können. Da sie es aber vorzog, sich auf einer Hochzeit zu amüsieren anstatt ihren Amtseid abzulegen, denke ich kann man die Frau komplett vergessen."


    Damit war für Antoninus das Thema abgehakt.


    "Anlass dieses Treffens soll sein, eine Arbeitsteilung zu finden. Das betrifft nicht nur die Erstellung der Chronik sondern ich werde euch auch noch mit anderen Aufgaben betrauen müssen. Es gibt keinen Quaestor Consulum. Per Gesetz muss ich dessen Pflichten miterfüllen und die des Quaestor Principis sind auch nicht eben klein. Hinzu kommt mein eigentlicher Wahlauftrag. Das mal als Einleitung. Bitte nehmt Platz."

  • Sim-Off:

    Frage: Woher weißt du, was Tiberia Honoria gemacht hat? ;)


    'Beim Barte des Iuppiter, macht der ein Brumborium um seine Person. Typisch Patrizier.', dachte ich im Stillen und blieb dabei ernst. Schließlich nahm ich Platz.


    "Gehört es grundsätzlich auch zu den Aufgaben eines Quaestor Principis, andere Quaestoren von Arbeitstreffen auszuschließen? Ich kann deinen Standpunkt verstehen, auch wenn ich ihn nicht vertrete. Trotzdem hätte ich einem Patrizier, noch dazu von einem Aurelier eine angemessenere Behandlung zugetraut."


    Ich konnte nicht fassen, dass hier ein Quaestor wissentlich ausgeschlossen wurde. Am liebsten wäre ich sofort gegangen, blieb aber Tacitus zuliebe sitzen.


    "Ungeachtet dessen beglückwünsch ich dich hier noch einmal zur geglückten Wahl und freue mich schon auf deine Taten in der Quaestur."

  • Tacitus hatte soeben Platz genommen und es sich commod gemacht, da hörte er die Worte des Quaestor principis. Es waren dieselben wie jener auf der Rostra sprach und glichen sie sich auch nicht im Wort, so meinten sie zumindest inhaltlich nichts anderes.


    Innerlich dachte Tacitus schon, seine Amtszeit finge ja gut an. Nachdem Pompeius sich erhoben hatte, fühlte auch Caius sich dazu genötigt, etwas zu sagen.


    "Aurelius ! Deine Absichten in ehren, aber das kann nicht Dein ernst sein, mit welchen Beweggründen du einen gewählten Magistrat ausschließt.
    Du bist der Gastgeber und letztlich ist es deine Entscheidung, wen Du in dein Haus lädst. Ich wäre kein guter Gast, würde ich das nicht respektieren. Doch sei mir erlaubt, anzumerken, daß ich es zweifelhaft finde, einen Quaestor zu einem offensichtlichen Arbeitstreffen der Quaestoren auszuschließen. Denn gleich, was für Gründe dich abhalten mögen, so sind wir alle gewählte Magistrate des Volkes, vom Senat ernannt, und durch den Imperator betreut."


    Er griff nach den Speißen, die aufgetragen wurden.


    "Sei wie es sei. Es gelten einige Angelegenheiten zu besprechen und wir sollten uns nicht aufhalten."

  • Antoninus hob erstaunt die Brauen, als er die Reaktionen der anwesenden Herren vernahm. Er äußerte sich ruhig und voll innerer Überzeugung zu dem Thema.


    "Laut Gesetz ist es dem Quaestor Principis für die Erarbeitung seiner Vorschläge gestattet, die Quaestores Provincialis und Pro Praetore zur Zuarbeit aufzufordern. Diese Mithilfe darf ihm nicht verweigert werden. Nirgends steht jedoch, dass er sie zwingend einbinden muss. Das trifft auch für die Aufgabenverteilung im allgemeinen zu. Sie soll in kollegialem Einverständnis getroffen werden, worum ich euch beide hier und heute bitten möchte. Mir widerstrebt es, zu bestimmen. Habe ich mich aber dazu entschlossen, keine der Aufgaben an Tiberia Honoria abzugeben, sondern den Anteil des vierten Quaestor selbst zu übernehmen, kann mich niemand zu etwas anderem zwingen.


    Das bedeutet weiter, da ich die Federführung bei der Aktualisierung der Chronicusa Romana habe, werde ich mich der Provinz Italia annehmen. Das ist äußerst viel Arbeit, aber ich verzichte ja freiwillig auf die Beteiligung der Tiberia Honoria, also ist das mein Problem. Die Provinzen Spanien und Germanien möchte ich gern in eure Hände legen. Es bietet sich an, dass der Quaestor pro Praetore, also Strabo, dabei Germanien übernimmt. Tacitus, wirst du für die Chronik aus Spanien die Daten besorgen?"


    Antoninus war bestimmt ein umgänglicher Mensch. Er war kompromissbereit und legte Wert auf gute Abstimmung. Dass er Frauen in Ämtern nicht akzeptierte war kein Geheimnis und wohl auch das einzige, das ihn schrullig erscheinen ließ. Für ihn, der nach dem Vorbild seiner Ahnen lebte, war es allerdings eine Selbstverständlichkeit, so zu denken.

  • Ich hörte seine Worte. Nach der kurzen Zeit der Ruhe hielt mich nichts mehr auf der Kline.


    "Quaestor, ich muss dir widersprechen. Mein Einverständnis wirst du nicht haben, wenn du wissentlich eine Quaestrix ausschließt. Und ich werde dir offen die Zusammenarbeit versagen, wenn du nicht endlich einlenkst.
    Lass dich nicht von deinen eigenen Interessen leiten, sondern denke an Rom! Der Quaestor Provincialis arbeitet traditionsgemäß mit dem Quaestor Pro Praetore zusammen. Und das werde ich auch tun. Ich habe kein Interesse daran, mit einem Mann zusammenzuarbeiten, der sich von seinen eigenen, konservativ-primitiven Gelüsten leiten lässt anstatt der Vernunft den Vorrang zu geben."

  • Tacitus blieb ruhig liegen, bemerkte aber die überhitzte Reaktion des Pompeius.


    "So, denn, sage mir, Aurelius. Du willst tatsächlich die Aufgaben des vierten Quaestors übernehmen ? So kann ich auch darauf vertrauen, daß Du dich der Chronik Hispanias annimmst und dem Proconsul Agrippa mit Rat und Tat zur Seite stehst ?" ;)


    Die Frage war ernst gemeint, auch wenn eine gewisse Ironie in Tacitus' Worten nicht zu verbergen war.

  • Antininus hörte sich an, was die Quaestores zu sagen hatten. Er blieb gelassen und trank zunächst von dem Wein. Dann richtete er das Wort an Strabo.


    "Nun mal ganz ruhig, Quaestor. Wie und ob du mit Tiberia Honoria zusammenarbeitest ist vollkommen deine Sache. Es wird dir allerdings nicht möglich sein, mir die Mitarbeit zu verweigern, denn das ist per Gesetz geregelt. Ich finde es nur bedauerlich, wenn wir auf dieser Grundlage arbeiten würden."


    Antoninus nickte dem Pompeier freundlich zu. Dann wandte er sich an Tacitus und musste lachen.


    "Das war ein guter Einwurf, aber er basiert auf einem Missverständnis. Ich habe nicht vor, die eigentliche Arbeit des Quaestors Provinzialis zu machen."


    Antoninus lachte nochmals und trank wieder Wein.


    "Unser heutiges Treffen soll nichts über eure ureigene Arbeit regeln. Das liegt ja in der Verantwortung eines jeden. Ich bespreche mit euch die Aufgaben, die entweder in Gemeinschaft ausgeübt werden, das ist die Chronik, oder die ich an euch übertragen kann. Übertragen kann ich die per Gesetz an die Quaestores Provincialis und Pro Praetore die Ausarbeitung von Vorschlägen für Auszeichnungen oder Standeserhebungen. Hier werde ich nicht an Tiberia Honoria deligieren. Dabei bleibt es. Punkt.


    Was nun die Chronik betrifft, soll sie in Gemeinschaftsarbeit geführt werden. Es liegt also auf der Hand, dass der Quaestor Pro Praetore in seiner Provinz für die Daten sorgt. Das ist dein Teil, Strabo. Du, Tacitus, bist Quaestor Urbanus und mit der Regelung und Überwachung des Reiseverkehrs beauftragt. Ich möchte dich damit betrauen, meinetwegen in Zusammenarbeit mit Tiberia Honoria die Provinz Spanien abzudecken. Ich selbst werde mich um Italien kümmern und dich dort anteilsmäßig gern noch einsetzen. Was genau müssen wir noch klären. Welchen Anteil du in Spanien übernimmst, ist mir wiederum auch gleich und selbst wenn du Tiberia alles machen lässt, soll es mir egal sein, nur eben ich werde sie nicht einbinden."


    Antoninus nickte freundlich. Das Gespräch mit dem Helvetier machte ihm zunehmend Spaß. Er war offenbar ein umsichtiger Mann.

  • Tacitus trank einen Schluck Wein während er den Ausführungen Aurelius' zuhörte.


    "In der Tat, da scheinen wir einem Mißverständnis aufgeflogen zu sein. Für mich hörte sich das so an, als ob Du beabsichtigst jene Aufgaben des vierten Quaestors mitzuübernehmen.


    Was die Aufarbeitung der Chronicusa Romana angeht, so schreibt der Codex Universalis jedoch eindeutig vor, daß sie im kollegialen Einverständnis der Quaestoren gemeinsam bearbeitet werden soll. Du mußt daher verstehen, Aurelius, daß ich mich nur schwer in der Lage sehe, etwas über die betreffende Chronik zur Provinz Hispania zu sagen, ohne dies mit dem amtierenden Quaestor provincialis zu erörtern."

  • "Wie wahr, wie wahr!", warf ich ein und setzte mich dann wieder.


    "Antonius, mir liegt nichts daran, die Quaestur so zu beginnen. Dieses Treffen wird dann eben ohne den Quaestor Provincialis beginnen. Da ich schließlich in Germanien sein werde, bin ich wohl weitesgehend abgeschnitten von allem, was hier passiert.


    Doch ich bitte dich, zumindest die Form zu wahren. In der Öffentlichkeit kein verfehltes Wort über diese Frau oder es wird dir den Hals brechen.


    Nun zu meiner Quaestur. Selbstverständlich werde ich dir zuarbeiten, doch nur unter der Voraussetzung, dass ich das in Zusammenarbeit mit dem Quaestor Provincialis tu, und du es absegnest."

  • Antoninus lachte herzhaft.


    "Da ich ja sogar die Arbeit des Quaestor Consulum mit erledigen muss, werde ich ganz bestimmt nicht noch die eines dritten machen.


    Noch mal, damit es nun klar ist: Ich werde niemandem vorschreiben, wie er zu arbeiten hat und wenn ihr mit Tiberia Honoria zusammenarbeiten wollte, dann tut das. Nur zu.
    Ich allerdings werde an niemanden Arbeit delegieren, der seine Prioritäten derart setzt, dass eine Hochzeit wichtiger ist als die Eidesablegung.


    Strabo, wir sind uns einig, dass du Germanien abdeckst und wie du das tust, ist deine Sache. Tacitus, du teilst mir am besten deine Entscheidung über Spanien mit, die du gern mit Tiberia Honoria aushandeln kannst. So wie sie ausfällt, beratschlagen wir zwei besser noch einmal, wie du dann für Italien einsetzbar bist. Haben wir es jetzt?"


    Antoninus wies auf die Speisen und Getränke.


    "Bedient euch. Mir ist an einer guten Zusammenarbeit gelegen. Euch zwei würde ich gern noch um Zuarbeit in den entlegenen Provinzen bitten, welche Kandidaten für die stets zum Ende der Amtszeit anstehenden Standeserhebungen herausfiltern soll."

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