Theatri Culinari Mantuana

  • Sie folgte ihrem Bruder und dem Aurelier mit einem Lächeln auf den Lippen - natürlich gingen die Männer voraus, alles andere war undenkbar - und blickte sich interessiert im Innenhof um. Eine kundige Hand schien für die Pflanzen verantwortlich, und der süsse Duft einiger Frühsommerblüten schuf eine warme, vertrauliche Atmosphäre, umrahmt vom leisen Plätschern des Brunnens. Sie ließ sich auf einer der Sitzbänke nieder, legte die Hände ineinander und genoß die Ruhe und den Frieden des Moments - nach den Menschenmengen der Ludi Florales war es nur zu willkommen, nun ein wenig durchatmen zu können. Und da es ihrem Bruder zukam, zu sprechen, verharrte sie still und ließ die Friedlichkeit der Umgebung auf sich wirken.

  • Constantius schritt neben Titus Aurelius Cicero her, um ein etwas schattigeres Plätzchen aufzusuchen. Als er bemerkte, dass Helena nun nicht mehr neben ihm sondern hinter ihm her schritt, ergriff ihn ein etwas beklemmendes Gefühl. Sie war doch schließlich der Grund gewesen, warum sie in dieses Gasthaus eingeladen worden war und nicht er. Nun sollte etwa er, der von den Göttern nicht sehr reichlich mit der Gabe der Redekunst ausgestattet worden war, das Gespräch führen?
    Doch was blieb ihm anderes übrig als das Wort zu ergreifen? Immerhin war das Interesse des Magistratus aufrichtig gewesen und die Frage in seine Richtung gestellt worden. Hätte er das Wort an Helena weitergereicht, dann hätte er gegen die elementarsten Anstandsregeln verstoßen. Eine Zwickmühle. Und der einzige Ausweg hieß „Reden“,


    Nachdem Constantius sich ebenfalls gesetzt hatte, ergriff er schließlich das Wort.


    „Ich fürchte sehr viel gibt es nicht über mich nicht zu berichten. Ich selbst bin erst vor kurzem aus Hispania nach Italia zurückgekehrt. An Rom hatte ich so gut wie keine Erinnerungen mehr, verbrachte ich meine Jugend doch in Tarroco. Doch meine Wurzeln sind fest in Rom verankert und deshalb musst eich einfach heimkehren. Soll der Name unserer Familie doch wieder laut in der ewigen Stadt ertönen und nicht nur auf Schriftrollen bewahrt werden. Doch Helena weiß sehr viel mehr über Rom als ich. “


    Hatte er es geschafft? Hatte er sich aus der Zwickmühle befreit ohne wie ein Elefant über ein Schlachtfeld zu poltern?

  • Es schien mir so, als hätte ich den ersten Vertreter der ruhmreichen Julier gefunden, der sich nicht gerne reden hörte. Vielfach studierte ich die Commentari des Gaius Julius, und oftmals musste ich mir erneut randnotizen machen. so fiel mir auf, das er nicht nur, wie allgemein behauptet wird, von "er" und "ihm" sprach. Nein, er sagte sogar in mancherlei Situation das Wort "ich". Doch dieses fällt einem nicht beim ersten Male auf.


    "Es ist ein edles Ansinnen, den Namen und die Gens der Julier wieder aufkeimen zu lassen. ein edles Geblüt. So müsstet Ihr doch also auch einen regen Kontakt zu der Gens der Annea haben, oder? Sind denn nicht auch sie Abkömmlinge des besagten Anneus?


    Doch sage mir, was konkret planst Du, Deine Ziele zu verwirklichen?
    Ich hörte schon von klugen Ansichten. und vielleicht mag ein Aurelier ja einem Julier helfen können?"


    Dabei sah ich zu der jungen Frau.

  • Für einen sehr kurzen Augenblick leuchteten die Augen der Iulierin auf, denn der Ausflug nach Mantua schien weit mehr gebracht zu haben, als sie es sich bisher hätte erträumen können. Die schiere Möglichkeit, die in den Worten des Aureliers lag, sprach mehr als tausend Sätze es hätten bestreiten können - wenn ein Patrizier von sich aus Interesse an einem Plebejer äusserte, schienen sie schon keinen allzu schlechten Eindruck gemacht zu haben. Was daraus werden konnte, musste die Zeit zeigen, doch der erste Schritt eines langen Weges schien in greifbarer Nähe .... wenn Constantius auch erahnte, was ihm hier eröffnet worden war. Wenn nicht, würde sie dafür sorgen müssen, dass er es ahnte ...


    "Bisher hatten wir noch nicht das Vergnügen, die Verbindungen unserer gens mit der ehrenwerten gens Annaea zu vertiefen, aber so lange weilen wir auch noch nicht in Rom. Du kannst Dir sicher sein, dass solche alten Bande jedoch nicht vergessen werden und ich meinem Bruder in jeder erdenklicher Weise zur Seite stehen werde, wo ich nur kann," warf sie mit sanfter Stimme ein und lächelte. Mehr kam ihr auch nicht zu, sie war sich über das konservative Bild der meisten Aurelier durchaus bewusst. Man musste schließlich nicht mit der Tür ins Haus fallen.

  • Man muss es wohl jungen Männern wie Constantius nachsehen, dass sie sich für wichtiger und stärker halten, als sie es in Wirklichkeit sind. Das junge Blut strömt temperamentvoll durch die Adern und verleiht den irrsinnigen Glauben, man bedürfe keiner Hilfe.
    Es ist wohl somit ein Vorrecht der Jugend zu glauben, man könne die Welt aus den Angeln heben ohne dabei auf eine helfende Hand angewiesen zu sein.


    Als Constantius das Wort „Hilfe“ vernahm, setze sich eben jener Automatismus in Bewegung, der die so nachteilige Blockierung logischen Denkvermögens nach sich zieht.
    Es ist ein Vorgang, dessen Fundament ungebrochener Stolz ist und dessen tragende Säulen Wagemut und Dickköpfigkeit sind. Was übrigens eine Eigenschaft ist, die Constantius oft zur Tugend perfektioniert hatte. Es war auch eben jener Automatismus der die Erkenntnis über den labilen Zustand dieses Gebildes verhinderte. Jedoch an Lebenserfahrung reichere Menschen wussten, dass der Tag kommen musste, an dem nur eine stützende und helfende Hand von außen den totalen Zusammenbruch verhindern konnte.


    So mochte man es dem jungen Mann nachsehen, als er mit jugendlichen Stolz sprach:


    „Dein Angebot ehrt uns. Und ich werde es nie vergessen.“


    „Ich selbst habe mich noch nicht entschieden, welchen Weg ich in Rom einschlagen werde. Die Götter statteten mich nicht mit der Gabe der Diplomatie und der Rhetorik aus, wie sie es bei so vielen meiner Ahnen taten. Doch gaben sie mir Kraft und Wachsamkeit. Vielleicht werde ich deshalb zu den Cohortes urbanae gehen oder doch den Streitkräften der Legion beitreten. Doch eine Entscheidung werde ich wohl erst in Rom fällen.“

  • "Bildung ist nie von Nachteil. Ebensowenig gute Freunde. Wenn Du magst, so werde ich Dir einen sehr guten Rhetorik-Lehrer angedeien lassen."


    Ich dachte kurz nach.


    "Einer unserer Klienten gehört der gens der Annaea an. Ein Treffen mit diese Familie würde sicherlich einen Fortschritt bedeuten."


    Erneut schaute ich zur Frau. Auch ihre Pläne lagen mir am Herzen.

  • Es war fast klar gewesen - Constantius hatte das Angebot, oder besser, den Wert des Angebots nicht erkannt. Aber was konnte sie auch erwarten, er war politisch einfach noch nicht erfahren genug. Sie würde ihm später erläutern, warum dieses Gespräch so wichtig gewesen war, und auch, dass er tunlichst gut daran tun würde, es anzunehmen - sie selbst konnte es nicht, das war das Vorrecht der Männer. Ab und an wünschte sie für sich schon, eine solche Entscheidung alleine treffen zu können, aber so war es eben nicht. Wo auch immer in Rom eine Frau betroffen war, sie hatte selten das Recht auf eine direkte Beeinflussung ... blieb die indirekte, und darin war sie als Witwe durchaus geübt.


    "Ein solches Treffen wäre für uns ausgesprochen vorteilhaft und ich danke Dir von Herzen dafür, dass Du es in Erwägung ziehst - vielleicht wäre ein Treffen in Rom besser besprochen, wenn auch Dein Klient zugegen sein kann? In der Casa Iulia wäre es mir eine große Freude, Dich und jenen Klienten empfangen und bewirten zu dürfen, auch wenn sich unser bescheidenes Heim sicher nicht mit dem Glanz der Casa Aurelia wird messen können." Wenn sie eigene Pläne hatte, so nannte sie diese zumindest nicht - es schien, als hätte sie ihre Wünsche hinter denen ihres Bruders zurückgesteckt, wie es sich auch gehörte für eine römische Frau.

  • Sein Gegenüber schien ihm wirklich helfen zu wollen. Ein Umstand, der Constantius sichtlich erstaunte. Auch wenn sein junges Leben ihm noch nicht das volle Spektrum an Erfahrungen offenbart hatte, so war er sich sicher, dass dergleichen nicht oft geschehen würde. Vielleicht gerade deshalb zwang ihn eine innere Stimme zur Vorsicht. Erwartete eine helfende Hand nicht eine angemessene Gegenleistung? Was könnte ausreichend sein um ein derartiges Hilfeangebot zu begleichen? Jedenfalls würde nichts, das Constantius vorweisen konnte, dazu ausreichen.


    Auch wenn er noch eine Weile seinen Gedanken nachhing, ließ er äußerlich das Lächeln auf seinen Lippen nicht ersterben. Den Worten seiner Schwester fügte er lediglich an:


    „In der Tat. Es wäre uns eine besondere Freude dich in Rom in unserem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen.“

  • Der Mann schien mir durchaus bescheiden zu sein, was mir zugegebenermaßen gefiel. Bescheidenheit war eine Tugend, die in Rom mehr und mehr abhanden kam.


    "Besitzt Du eigentlich das Wahlrecht?"


    Meine Frage war durchaus berechnender Natur, was aber ja römisch ist.

  • Die Frage veranlasste Constantius seinen Blick für einen kurzen Moment zu senken und nachdenklich den Boden zu betrachten. Der Moment war nicht von längerer Dauer als der Schlag eines Augenlids, doch reichte er aus um einen Eindruck der Gefühlswelt des jungen Mannes zu vermitteln. Etwas schien ihn zu beschämen und seine Worte sollten daraufhin verkünden, was ihm in diesem Moment unangenehm war:


    „Nein, Magistratus. Ich habe das aktive Wahlrecht noch nicht erworben. Doch werde ich es ändern, so bald ich die Tore Roms durchschritten habe.“

  • Mir schien, als würde sich der gesamte Charakter dieses Menschen innerhalb eines Augenblickes zeigen. Ich klopfte ihm auf die Schulter, denn ich wusste wohl, das es dieser Mann wert sein würde, sich für ihn einzusetzen.


    "Du weißt, wo Du mich findest. Wann immer Ihr beide Hilfe braucht, so sagt es nur."

  • "Es gibt da allerdings eine Sache, bei der Deine Hilfe benötigt würde," sagte die Iulierin mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen und blickte die beiden Männer fast amüsiert an, denn es war nicht erstaunlich, dass sie damit beider Aufmerksamkeit gewonnen haben musste. "Nun, dieser Tag war bisher sehr angenehm, aber um den Rest zu genießen, ist Deine Gesellschaft unerlässlich, magistratus ... was meinst Du, wirst Du uns heldenhaft in dieser Bemühung beistehen?"


    Sim-Off:

    nicht wegen dem falschen Titel wundern :) während der Zeit, in der dieses Spiel begonnen hat, war Cicero noch Magistrat, nicht Duumvir ^^

  • Sim-Off:

    Oja, ich kann eine Blitzkarriere machen, was? ;)


    "Was gibt es Schöneres, als eine attraktive Frau mit Witz und Humor?"


    Ich schaute mir Constantius an.


    "Du kannst wahrlich stolz auf sie sein und achte mir stets gut auf sie."

  • Nur kurz blickte er zu Helena, als der Magistratus seine Worte sprach. Dennoch ausreichend um ein loderndes Feuer der Entschlossenheit in seinen Augen aufleuchten zu lassen. Ein Feuer, das alleine schon verkündete, dass er voller Stolz zu Helena aufblickte und sein Leben für ihren Schutz einsetzen würde. Wieder war der Moment, in dem er seine Gefühle offenbarte nur kurz und das folgende Nicken war nicht einmal ein Schatten dessen, was er durch seinen Blick gezeigt aber dennoch nicht ausgesprochen hatte.


    „Sie ist wirklich das Juwel unserer stolzen Familie.“


    So profan, so abgedroschen diese Worte doch klangen. Und dennoch enthielten auch sie die unumstößliche Wahrheit. Constantius musste lächeln. Er würde wahrlich nie ein großer Redner werden.


    Er richtete den Blick auf Cicero.


    „Ich hoffe wirklich, dass du uns bald in Rom besuchst. Und ich muß mich den Worten meiner Schwester anschließen. Es wäre eine Ehre deine Gesellschaft weiter genießen zu dürfen. Werden die Feierlichkeiten heute Abend ebenso prunkvoll sein?“

  • "In der Stadt werden sicherlich die Grenzen des guten Geschmackes überschritten werden. Doch wir hier werden den Abend in Frieden und Würde, mit Speis und Trank und guten Gesprächen fortführen."


    Die Worte ehrten den Mann ebenso wie die Frau. Beide hatten eine besondere Ausstrahlung, die mir von Anbeginn gefiel.


    "Wann immer ihr mir eine Einladung zukommen lasst, so werde ich mich geehrt fühlen. Und mein Weg führt mich oft nach Rom."


    Schmunzelnd lächelte ich sie beide an.

  • "Diese Art von Feier sagt mir sehr zu, Du verstehst sicher, dass es für eine Frau nicht unbedingt ein Gedanke voller Sehnsucht ist, sich in eine Menschenmenge mischen zu müssen, in denen die Lupae ihrer Arbeit nachgehen und das gierige Geifern der Massen auch diejenigen treffen könnte, die es nicht darauf anlegen, auf diese Weise beglückt zu werden ..." meinte sie lächelnd und schmunzelte innerlich über die vorsichtige Umschreibung der sich wahrscheinlich abspielenden, bevorstehenden Ereignisse. Nicht jede Frau mochte die Lupae überhaupt in ihrer Nähe ertragen, aber sie selbst wusste nur zu gut, wie dringend für Männer diese Art der Entspannung manchmal notwendig war und verurteilte sie nicht. Besser, es gab bezahlte Frauen, die davon ihr Leben fristen konnten, als eine Horde Männer, die über Frauen herfielen, die sich nicht erobern lassen wollten.


    "Wann immer Du in Rom weilst, sollst Du in unserem Haus willkommen sein - lass es uns nur wissen, damit wir uns auch auf einen sicherlich verwöhnten Besucher einrichten können. Unser Hausstand wird sicherlich nicht die Pracht der Villa Aurelia erreichen können," führte sie mit einem kurzen Zwinkern fort - zwischen der eher stoischen Einrichtung der Casa Iulia und einem prächtigen Zuhause einer Patrizierfamilie lagen sicherlich Welten. "Doch bleiben wir doch in der Gegenwart - Du hast einen herrlichen Ort ausgesucht, um ein Gasthaus zu errichten, und ich bin fast verlockt, hier den Sommer zu verbringen, die Abende sind sicherlich herrlich hier - mit einem so weiten Blick auf das Land."

  • Hier war es also. Eine echte Plackerei wars, hier raus zu kommen. Aber der Platz war ideal. So wie das aussah, ist hier lange keiner mehr gewesen. Halb fertig war alles - und dann kümmerte sich keiner drum. Na, einen guten Unterschlupf hatte ich hier in jedem Fall. Keiner würde mich hier vermuten - und keiner war hier anscheinend seit Ewigkeiten.

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