Besuch für Aurelia Deandra

  • War da Traurigkeit zu sehen? Nein, es musste ein Irrtum sein, denn wer eine Frau anhand ihrer Anstammung aussucht, den konnten unmöglich Gefühle dabei begleiten.


    Auf jeden Fall besaß ich eine empfindliche Stelle und die hieß „Aurelia“, was gleichbedeutend mit Sophus war. Möglicherweise war ich blind und taub in dieser Beziehung, aber auf jeden Fall stets verteidigungsbereit.


    „Ganz so einfach ist das nicht, denn die Aurelia hat schwere Zeiten hinter sich.“


    Ich hielt inne, weil ich unsicher darüber war, was ich verlauten lassen konnte und was nicht, denn es handelte sich schließlich um gensinterne Dinge.


    „Er trägt Verantwortung und muss vieles bedenken“, deutete ich schließlich an und betrachtete den Mann mir gegenüber. Leise fügte ich an: „Ich werde ihn wie meine Gens gegen jedwede Kritik stets verteidigen, gleich was die Götter einmal mit mir vorhaben und unabhängig davon, ob ich selbst glücklich bin oder nicht. Es wäre unklug, wenn du auf dieser Thematik bestehst.“

  • "Wie ich schon sagte, ich respektiere deine Ansichten..."


    Meine Laune verschlechterte sich zusehends, allerdings war ich nicht wütend auf Deandra. Nein, es machte sich eine gewisse Traurigkeit in mir breit.


    "Es ist schade...", stockte ich, "Du bist eine hübsche Frau. Es schmerzt mich dich unglücklich zu sehen."

  • Bei Quirinalis saß das Herz offenbar auf dem rechten Fleck. Er nahm einen würdigen Platz innerhalb der Flavia ein und mein ohnehin hohes Urteil, die Männer dieser Gens betreffend, wurde erneut bestätigt. Ich fand ihn sympathisch, keine Frage, aber nach meinen Empfindungen befragt, konnte ich keine andere Auskunft geben, denn alles andere wäre unaufrichtig gewesen.


    Da ich nicht eben mit Nettigkeiten verwöhnt war, rührten mich seine Worte und sie lockten ein Lächeln hervor. Auch fühlte ich mich nun viel freier, da alles ausgesprochen und die Atmosphäre dennoch angenehm geblieben war.


    „Wäre meine Situation aus deiner Sicht belangloser, wenn ich weniger hübsch aussehen würde?“, fragte ich daher schmunzelnd - legte ich selbst doch wesentlich mehr Wert darauf, einen Mann achten zu können, als ihn optisch anziehend zu finden.

  • Deandra schien ein wenig befreit zu sein, hatte ich es geschafft oder war es etwas anderes?


    Manchmal können Frauen Fragen stellen, auf die man fast nur falsch antworten kann...


    "Selbst wenn du nicht so hübsch wärst, wäre deine Situation aus meiner Sicht nicht belangloser. Natürlich achtet man auf das Äußere eines Menschen, aber es ist nicht bei weitem das einzige. Ich halte es nicht für sonderlich rühmlich, sich ein Urteil über einen Menschen nur auf Grund seines Aussehens zu bilden. Und auch die Wahl einer Frau richtet sich bei mir nicht allein nach dem Aussehen."


    Vielleicht denkt sie, dies wäre keine ehrliche Antwort, vielleicht auch nicht. Doch meinte ich es ernst.

  • Zitat

    Original von Tiberius Flavius Quirinalis
    Manchmal können Frauen Fragen stellen, auf die man fast nur falsch antworten kann...


    Sim-Off:

    Das war gut! :D Damit hast du gepunktet.


    Das Gespräch hatte tatsächlich eine positive Wendung genommen. Ich nahm die Begegnung als das, was sie war: Eine Chance mit jemand Gedanken auszutauschen, ihn unvoreingenommen kennen zulernen. Inzwischen hatte ich meine Sicherheit wieder gefunden und ich stand nicht unter irgendwelchen Zwängen oder Zeitdruck.


    „Verrätst du mir, auf was du demnach bei einer Frau achtest? Was dich anzieht und was du nicht tolerieren kannst?“

  • Zitat

    Original von Aurelia Deandra

    Sim-Off:

    Das war gut! :D Damit hast du gepunktet.


    Sim-Off:

    Sehr gut! :D Ich arbeite mich voran! ;)


    Positiv überrascht schaute ich Deandra an. Sie lenkte das Gespräch in eine Richtung, die ich vor ein paar Minuten nicht für möglich gehalten hatte.


    "Ich werde es versuchen... Es ist nicht sehr leicht, es pauschal zu beantworten. Eine Frau sollte offen sein, Rücksicht nehmen können. Ehrlichkeit und Toleranz halte ich für sehr wichtig, außerdem sollte sie nicht eingebildet sein. Außerdem sollte sie natürlich sein und nicht versuchen, eine Rolle zu spielen.
    Was ich nicht tolerieren kann? Ist eigentlich einfach, genau das Gegenteil von dem, was ich dir genannt habe."
    , grinste ich.


    "Und für dich? Wie sieht für dich ein Mann aus, auf den du dich einlassen würdest?"

  • Ups! Was hatte ich denn da für einen Ball gespielt? Und prompt kam er zurück. Ein verlegenes Lächeln erschien und ich senkte die Augen, während in meinem Kopf Antworten auf die Frage herumstürzten.


    „Jaa ..., aalso ...“ Ich lächelte, weil ein Lächeln immer geeignet war, um Kunstpausen zu füllen. „Es ist nicht leicht, mein Herz zu erringen“, antwortete ich schließlich und hielt dabei den Blick an einen farblich abgesetzten Stein im Bodenmosaik geheftet. Das Lächeln hielt sich standhaft.


    „Wer mein Herz gewinnen will, muss zunächst meine Achtung erwerben. Dazu ist es nützlich, geistreich zu sein; viel wichtiger ist es aber, willensstark, respektabel im Auftreten und im Vertreten der eigenen Ansichten zu sein. Nebenbei bemerkt schätze ich es, wenn mir ein Mann im Intellekt überlegen ist. Da ich aber selbst über einen regen Geist verfüge, gehört schon einiges dazu, mich zu beeindrucken.
    Einlassen könnte ich mich also kurzgesagt auf einen Mann, der im übertragenen Sinne Haltung zeigt. Ehrlichkeit ist eine Grundbasis, die ich für nicht erwähnenswert, sondern für selbstverständlich halte.“

  • Es sei nicht leicht, ihr Herz zu erobern... Das überraschte mich nun nicht mehr.


    "Sicherlich sollte Ehrlichkeit selbstverständlich sein. Doch schau, wie es in der heutigen Gesellschaft zugeht. Ich habe das Gefühl, dass Ehrlichkeit manchmal nicht mehr viel Wert ist."


    Ich hielt kurz inne, eigentlich einfach nur, weil ich gerade nichts zu sagen wusste. So versuchte ich mit einem Blick in ihre Augen irgendetwas zu finden, wobei ich selbst nicht wusste, wonach ich suchte.


    "Manchem scheinen deine Anforderungen zu hoch gesteckt, doch ich halte sie für angemessen."

  • Es war schon ein bisschen verunsichernd, so offen gemustert zu werden, also senkte ich wieder den Blick.


    „Ja, ich weiß, ich haben hohe Ideale“, bestätigte ich und ließ damit offen, ob ich ihm zustimmte, dass Ehrlichkeit nicht mehr bei vielen von Wert war oder ob seine Aussage, meine Anforderungen seinen für viele zu hoch, zutraf.


    Auch klang seine Aussage wie ein Schlusswort und ich wusste nicht weiter, also schwieg ich und wartete ab, was er weiter vorhatte.

  • Ich bemerkte, wie sie wieder wegschaute und hatte Angst ich hätte irgendetwas falsch gemacht.


    "Und nun, wie soll es weitergehen? Ich möchte die ganze Sache hier jetzt nicht einfach abhaken... So nach dem Motto: Wenn ich hier kein Glück geahbt habe, probiers ich es eben woanders. Das ist nicht meine Art."

  • Diesmal schwieg ich lange, denn zunächst wusste ich nichts auf Quirinalis’ Worte zu erwidern. Ratlos war ich aber nur deswegen, weil ich seine Frage aus meiner Perspektive nicht beantworten konnte, denn für mich gab es keine sofortige Lösung. Mein Herz war zwar einsam, aber noch immer nicht frei. Woher sollte ich denn wissen, was für mich das Beste war? Na gut, warten sicher nicht.


    Aus seiner Perspektive war doch aber alles ganz einfach!


    „Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich zunächst fragen, ob ich diese Frau möchte und auch, wie sehr. Könnte ich mir die Frage von vorn herein mit einem „Nein“ beantworten, dann sag jetzt „vale“ und geh. So einfach ist das.“


    Ich lächelte, denn es war leicht, anderen kluge Ratschläge zu erteilen. Nur bei mir selbst haperte es oft gehörig.


    „Kannst du dir die Frage mit einem „Ja“ beantworten, dann frag dich am besten sogleich: Wie sehr? Denn du musst deinen Einsatzwillen mit den Erfolgsaussichten abwägen. Du weißt genau um meine Situation Bescheid, ich kann dir nichts versprechen, gar nichts.“
    Nach einer kleinen Pause fügte ich noch hinzu: „Sophus war vor mehr als einem Jahr in genau derselben Situation wie du. Er hatte es damals geschafft, mich von Vibi loszueisen, aber er hatte auch alles in die Waagschale geworfen, was er zu bieten hat und das ist ziemlich viel. Er ist das volle Risiko eingegangen, ohne auch nur im Ansatz zu wissen, wie ich dazu stehe. Jetzt ist er dein Konkurrent – hochkarätig, aber mit ungenügendem Einsatz.


    Du fragst, wie es weitergehen soll? Ich kann es dir nicht sagen. Du musst es selbst herausfinden.“

  • Eine endgültige Antwort hatte ich nicht erwartet, doch ließ ihre Antwort ein wenig Hoffnung in mir aufkommen.


    "'Vale' werde ich nicht sagen, gehen also erst recht nicht. So einfach werde ich mich nicht geschlagen geben.


    Ich weiß nicht, wie groß meine Erfolgsaussichten sind, doch dies ist mir egal. Ich werde um dein Herz kämpfen.


    Wir haben nicht lange miteinander geredet, doch für mich lange genug, um herauszufinden, dass es sich lohnt um dich zu kämpfen!"


    Schweigen breitete sich aus. Mir ging alles mögliche durch den Kopf. Vielleicht wusste ich noch nicht, wie ich um sie kämpfen sollte, aber irgendwie wird es, nein, muss es funktionieren. SO einfach gebe ich mich jetzt nicht geschlagen.


    "Ist alles gesagt, oder möchtest du noch etwas wissen?"

  • „Ich gebe zu, es ist schmeichelhaft, deine Worte zu hören.“


    Alleingelassen seit Monaten, seit über einem Jahr nichts Nettes mehr gehört oder auch nur gespürt und trotzdem war die Hürde groß, die Quririnalis nehmen wollte.


    Auf seine Frage schüttelte ich den Kopf, denn es war bereits mehr als verarbeitbar auf mich eingeströmt. Ein klarer Gedanke war zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin nicht möglich. Lud ich Schuld auf mich, indem ich mich neutral und unschlüssig zeigte? Hätte ich doch vorher mit Sophus reden sollen? Aber es konnte doch nicht sein, dass eine Frau einem Mann hinterherlief. Ich zumindest nicht. Nein, das wäre mir zu peinlich gewesen.


    Ich hatte das starke Bedürfnis, in Ruhe nachdenken zu können. Einerseits fühlte ich mich geschmeichelt, andererseits schlecht. Ich hatte mir weder die Situation mit Sophus noch die mit Quirinalis ausgesucht und doch fühlte es sich gerade an, als wäre ich schuldig. Aber schuldig worin? Auf jeden Fall schuldig, einen in Zukunft verletzen zu müssen. Ich haßte gerade die Götter dafür, dass sie mir das erneut abverlangten.

  • Ein wenig verlegen schaute ich sie wegen ihrer Aussage an.


    "Und ich finde es schmeichelhaft, dass du dich so lange mit mir beschäftigt hast. Damit konnte ich nicht rechnen und ich bedanke mich dafür!"


    Ich erhob mich. Eigentlich wollte ich sie umarmen, doch wusste ich nicht, ob es richtig war. Es war schade, jetzt gehen zu müssen; zu gerne wäre ich bei ihr geblieben, doch die Pflicht rief in Form des Veteranentreffens in CCAA.


    "Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich dich jetzt leider verlassen. Ich muss weiter nach Germanien."

  • Zitat

    Original von Tiberius Flavius Quirinalis
    "Und ich finde es schmeichelhaft, dass du dich so lange mit mir beschäftigt hast."


    Ich hob verwundert die Brauen. Ein Mann sollte sich niemals klein machen, zumindest vor mir kam das nicht gut. Vielleicht mochten andere Frauen ergebene Männer, ich nicht unbedingt. Auch wollte ich nicht angebetet, sondern nur geschätzt werden, ohne dass sich der andere aufgab.


    Während ich aufstand, kam mir der Gedanken, dass meine Ansprüche insgesamt wohl doch zu hoch waren. Nur war es gleichsam schwer, sie herunterzuschrauben.


    „Es macht mir nichts aus – im Gegenteil: Ich habe viel nachzudenken. Mögen die Götter dich sicher auf deiner Reise geleiten.“


    Wie es die Höflichkeit gebot, begleitete ich Quirinalis noch zur Tür. Einen Körperkontakt wollte ich aber keinesfalls. Bisher hatte mich nie jemand berührt, dem nicht mein Herz gehörte und so sollte es auch bleiben. Ich hegte die Hoffnung, dass er es ahnte und respektierte.

  • Da hatte ich wohl etwas falsches gesagt. Nun, ich wusste nicht, wie sie es verstanden hatte. Vielleicht finde ich es bald heraus, vielleicht auch nicht...


    "Danke. Ich hoffe, wir können uns bald wiedersehen."


    Wie ich es aus reiner Höflichkeit gewohnt war und immer tat, wenn ich jemanden begrüßte oder mich von jemandem verabschiedete, reichte ich ihr die Hand, denn eine Umarmung hatte ich ausgeschlossen, da ich nicht sicher war, wie sie reagieren würde.

  • Für mich war es eine ungewohnte Art der Verabschiedung, jemand die Hand zu reichen. Ob das in Hispania gebräuchlich war? Zögerlich, denn nun nicht zu reagieren wäre unhöflich gewesen, legte ich die Hand in seine, zog sich aber alsbald wieder zurück. Quirinalis’ Besuch war insgesamt eine interessante Erfahrung gewesen. Ich fand ihn sympathisch, hätte aber nicht gedacht, dass ich mich dennoch derart anstellen konnte.


    „Vale“, grüßte ich daher mit leiser Stimme. Es wurde Zeit, einmal über mich nachzudenken …

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