Atrium - Lucianus, der Fremde

  • Ursus begleitete den Fremden ins Atrium.


    Warte bitte hier. Ich hole sofort den Volkstribunen.


    Und schon überließ er den Fremden das Atrium. Alleine? Nicht ganz, denn auch sonst schwirrten ein paar Sklaven ganz geschäftig herum.

  • Ursus fand mich in meinem Zimmer, über ein paar Schriftrollen sitzend und überbrachte mir die Nachricht über den Besucher.


    Sogleich machte ich mich auf ins Atrium und sah den Vermummten auch sogleich....


    "Salve, Fremder! Was kann ich für dich tun?"

  • Callidus schaute sich kurz im Raum um und begann dann leise.


    > Salve, tribunus plebis! Du hast vor nicht allzu langer Zeit auf der Rostra das Volk gefragt, was zu tun sei, doch wer würde öffentlich etwas sagen? Aus diesem Grund bin ich zu dir gekommen. Vielleicht gibt es etwas, was du tun kannst...<


    Wieder blickte er sich um, schließlich wohnte hier einer der mächtigsten Männer Roms, ja vielleicht sogar der nächste Augustus. Nein, vielleicht wäre er derjenige, der Meridius mit seinen Legionen abwehren könnte!?! Dann fand er sich aber in der Realität wieder und schaute Lucianus an.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Etwas verwundert blickte ich den Mann an..... warum war er so vorsichtig.....


    Ich deutete auf eine paar Sitzgelegenheiten


    "Nun, wie gesagt, ich habe für jeden ein offenes Ohr!"


    Dann setzte ich mich "Mit wem hab ich das Vergnügen?"

  • Callidus nahm Platz. Er wäre nicht Callidus, wenn er auf die Frage nach seinem Namen nicht vorbereitet gewesen wäre.


    > Secundus Titius Rufus heiße ich. Wenn du dem einfachen Volk helfen willst, soltest du bei der Wirtschaft anfangen. Die Reichen, auch die Senatoren, haben gewaltige Betriebe. Sie besitzen mit ihren vielen Handwerkern, Betrieben und Landgütern ganze Wirtschaftskreisläufe. Vieleicht hast du die Edikte der Ädilen verfolgt? Einfache Bürger werden angeklagt, weil sie zu immer niedrigeren Preisen gezwungen werden. Ihnen wird sogar laut lex mecatus vorgeworfen, dass sie anderen den Zugang zum Markt erschweren, sieh hier...




    (3) Der Staat darf einen Betrieb mit einer Strafabgabe belegen, wenn er Waren zu einem Preis unterhalb der Herstellungskosten anbietet, um damit Mitbewerbern den Zutritt zum Markt zu erschweren.


    Doch sind es nicht jene Reichen, die den Bürgern den Einstieg in den Markt erschweren und viele einfache Leute in den Ruin treiben?


    Es gibt noch ein weiteres Anliegen. Sicher weißt du um das gesetz, was den Patriziern statt Steuern Spenden auferlegt. Man könnte es staatliche Verschwörung nennen. Die Bürger werden ruhig gehalten und glauben, es gäbe Spenden, doch in Wirklichkeit leben diese Patrizier noch immer auf Kosten der Armen. Viele vor dir haben es versucht, vielleicht wirst du in diesem Sumpf fündiger...!?!

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Irgendwie nahm ich dem Mann nicht ab, dass er wirklich der war, der er vorgab zu sein..... doch ich beliess es dabei und lauschte seinen Ausführungen....


    Ebenso sah ich mir die Tafel an....


    "Nun, ich kan dir nicht ganz folgen..... Jedem Bürger Roms ist es gestattet einen Betrieb zu eröffnen und jeder kann seine Preise selbst gestalten, solange er die Waren nicht unter dem Einkaufs- bzw. Produktionspreis anbietet.
    Ich denke, diese Regelung ist zu unser aller Wohl. Stell dir vor, diese Regelung würde fallen.... meinst du nicht, dass es dann den Reichen leichter fallen würde einen Niedrigstpreis auf längere Zeit zu halten, als es dies dem einfachen Manne möglich wäre. Gäbe es diese Regel nicht würde der einfache Mann gar keinen Betrieb mehr haben, weil die Reichen den Preis noch viel weiter drücken würden und die kleinen Betriebe damit umbringen!
    Warum meinst du also, dass diese Reichen den einfachen Mann in den Ruin treiben?"


    Dann überlegte ich kurz..... die Stuerfreiheit für die Patrizier war ein Thema welches abgeschlossen war.....


    "Was die Steuerfreiheit für die Patrizier angeht..... was genau möchtest du, dass ich finde?
    Diese Steuerfreiheit wurde vom Imperator persönlich abgesegnet und, so wie du richtig sagst, viele vor mir haben versucht, diese Steuerfreiheit zu bekämpfen.....erfolglos! Der Imperator hat dieses Gesetz immer wieder bestätigt!
    Warum sollte er es jetzt nicht tun? Schon alleine aus dem Grund, sein Gesicht zu verlieren, würde er diese Sache nicht noch einmal besprechen!"


    Ich war zwar froh, dass endlich ein Bürger den Weg zu mir gefunden hatte, doch die Dinge, die er ansprach waren Dinge, die schon zu oft besprochen worden waren und allesamt schon so oft zurück geschmettert worden waren....

  • Wieder etwas leiser sprach er weiter.


    > Das Gesetz ist nicht zu kippen, das darf es auch nicht, denn genau wie du sagtest, beschützt es den Bürger, da gerade die Reichen die niedrigsten Preise anbieten können. Alles was ich hier meine ist die Anzahl der vielen großen Betriebe, die diese Reichen besitzen. Wenn ich die Rohstoffe für meinen Betrieb erst kaufen muss, so verliere ich stets weiter an Gewinn. Viele Reiche aber, die ich keiner Klasse zuteilen will, besitzen so viele ineinandergreifende Betriebe, dass sie durch ihre eigenen Produktionsstätten wesentlich günstiger anbieten können. Erst dadurch kommt es zu diesen immer niedrigeren Preisen. Dadurch ist der arme Bürger mit seinem kleinen einzelnen Betrieb dazu gezwungen, an der Existenzgrenze anzubieten.
    Was die Patrizier angeht, ich weiß, dass das Gesetz durch unseren Augustus bestätigt wurde, nur wie wird es ausgeübt? Wo sind die Spenden? Gibt es welche und durch wen wird das überhaupt überprüft? Es soll nicht gekippt werden, nur ausgeübt! <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Wieder lasuschte ich den Worten...


    Zitat

    ......
    Alles was ich hier meine ist die Anzahl der vielen großen Betriebe, die diese Reichen besitzen. Wenn ich die Rohstoffe für meinen Betrieb erst kaufen muss, so verliere ich stets weiter an Gewinn. Viele Reiche aber, die ich keiner Klasse zuteilen will, besitzen so viele ineinandergreifende Betriebe, dass sie durch ihre eigenen Produktionsstätten wesentlich günstiger anbieten können. Erst dadurch kommt es zu diesen immer niedrigeren Preisen. Dadurch ist der arme Bürger mit seinem kleinen einzelnen Betrieb dazu gezwungen, an der Existenzgrenze anzubieten


    "Verstehe ich dich richtig? Du würdest es für sinnvoll halten, wenn es eine Beschränkung für die Anzahl der Betriebe geben würde?
    Wenn dem so wäre, dann würden die Reichen auf andere Wege ausweichen. Ich spreche hier von grossen Familien, die sich ihre Waren dann untereinander vergeben würden, natürlich zu den besten Preisen und das Problem wäre am Ende dasselbe!
    Oder hast du eine andere Idee, wie wir dieses Problem angehen sollten?"


    Zitat

    Was die Patrizier angeht, ich weiß, dass das Gesetz durch unseren Augustus bestätigt wurde, nur wie wird es ausgeübt? Wo sind die Spenden? Gibt es welche und durch wen wird das überhaupt überprüft? Es soll nicht gekippt werden, nur ausgeübt!


    Ich nickte
    "Achso ist das..... du, als Bürger, würdest also gerne Einsicht haben?
    Nun, auch dazu gleich ein Gegenargument, dass sicher kommen würde, wenn ich dies im Senat anspreche:
    Es heisst, dass die Patrizier zu Spenden angehalten sind. Doch es sind eben nur Spenden, die man nicht kontorllieren kann. Gäbe es eine Verpflichtung dazu wären es keine Spenden mehr, sondern wieder Steuern!
    Ich kann das Thema natürlich ansprechen, doch bezweifle ich stark, dass es zu Erfolg führt!"

  • > Ja, das erste Problem hast du richtig verstanden. Sicherlich ist es ein unmenschliches Unterfangen, ganze Familien von den Aedilen überwachen zu lassen und vielleicht sogar unmöglich. Ich selbst weiß keinen Ausweg, ich habe mir nur längere Zeit das Problem angesehen, was derzeit die Reichen reicher macht.


    Ja, das Gesetz spricht von Spenden, doch gleichtzeitig widerspricht es sich damit selbst. Siehst du das hier...<


    Callidus ritzte etwas ein...

    §2 Alle Römer, welche unter dieses Gesetz fallen, haben eine Spende in der Höhe der im Reich üblichen Steuern an die kaiserliche Finanzabteilung zu entrichten.


    > Das Gesetz benutzt ein prädikatives Gerundivum und drückt damit deren Pflicht aus, während es von einer Spende spricht, die man als freiwillig bezeichnen könnte. Offensichtlich eine Täuschung, vielleicht sogar am Kaiser selbst. Das Gesetz ist also widersprüchlich. Eine Spende kann jeder auch ohne ein solches Gesetz abgeben; wozu also dieser Schrieb, der nicht einmal den Papyrus wert ist, auf dem er geschrieben wurde? Man soll damit doch nicht die Bürger für dumm verkaufen.
    Nicht der Bürger soll Einsicht haben, aber die Finanzabteilung des Kaisers selbst könnte dies überprüfen. Es soll keine Steuern geben, die eingezogen werden, jedoch sollten die Zahlungen in einer angemessenen Höhe halbwegs regelmäßig eingehen, oder sie sollten gleich ganz abgeschafft werden und zwar öffentlich. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Zu dem Problem der Betriebe kann ich den Betreibern nur den Rat geben, Absprachen zu treffen. Verträge, wenn du so willst, sich gegeneinander Rohstoffe zu verkaufen, zu einem Preis, der die Produktion der Waren zu einem Preis ermöglicht, überleben zu können. Das bleibt aber jedem Selbst überlassen und kann nicht durch eine Verordnung oder ein Gesetz geltend gemacht werden!"


    Dann las ich, was er auf das Täfelchen schrieb..... und würde dies später auch überprüfen...


    "Nun, wenn dem so ist und der Wortlaut wirklich genauso lautet, dann werde ich dies im Senat ansprechen! Aber erwrate nicht, dass es den Erfolg hat, dass die Patrizier wieder steuern zahlen müssen. Ich denke eher, dass man den Gesetztestext änder wird, oder aber, wie du es sagst, die Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum ganz abschafft!"

  • > Ja, es ist schon viel zu verwurzelt, als dass man diesem Problem noch beikommen könnte. Vielleicht hast du da Recht.
    Eine gänzliche Abschaffung des Gesetzes wäre die dem Volk gegenüber ehrliche Möglichkeit. Dann weiß es zumindest um Wahrheit dieser ominösen Spenden. <


    Wieder blickte er sich um. Vielleicht war er ja schon zu lange hier. Seine politische Karriere stand auf dem Spiel und er wusste nur zu gut um die Schlägertruppen der Senatoren und Patrizier, denen es ein leichtes war, einen Mann verschwinden zu lassen.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • > Ich danke dir, Vinicius Lucianus, für deine Zeit. Du sollst wissen, dass ich das Amt des Volkstribun für ein außerordentlich wichtiges halte. In vergangenen Zeiten brachte er dem Volk noch die Gesetzesvorschläge zur Abstimmung in den Comitien vor. Jetzt sieht das Volk kaum noch etwas davon. Umso wichtiger in diesem Amt einen Mann zu wissen, der sich den Problemen stellt, sind sie auch schwierig.
    Ich bin sicher, dass du das Richtige tust! <


    Callidus stand auf und schaute sich um, er rückte seine Kapuze nochmals zurecht -ganz schön warm darunter- und machte sich auf den Weg.


    > Vale, Lucianus! Mögen die Götter mit dir sein, das Volk ist es! <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Ich danke dir, aber ich versuche nur, mein Bestes zu tun!"


    Dann stand ich auf, um den Mann zu verabschieden


    "Vale! Mögen die Götter auch mit dir sein!"


    Dann machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, die Gesetze mussten nachgeschlagen werden....

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