• Durus holte Luft.
    "Naja, sie war früher eher zurückhaltend. Ich war wirklich überrascht, dass sie einfach so kandidiert hat. Vielleicht ein Tip von der Verwandtschaft. Und was die Aurelier angeht: Sie scheinen Frauen in der Politik nicht zu schätzen."
    Er nahm noch ein Stückchen Huhn und spülte ihn mit dem Wein hinunter.

  • "Oh. Na...dann will ich hoffen, dass ich doch irgenwie Stimmen von ihnen ergattern kann, wenn es bei mir soweit ist."
    Fabia kaufte auf einem Stück Fleisch herum und musterte Durus.
    "Erzähl mir was von dir, Durus", sagte sie.

  • Durus räusperte sich. Eine gute Aufforderung. Er konnte alles und nichts erzählen! Aber sicherheitshalber fing er erstmal mit seiner Biografie an. Sowas war doch immer ein guter Anfang und brachte einen dem Gegenüber näher.
    "Hm, also ich komme ja aus Aegyptus. Mein Vater war Tribun in der dort stationierten Legion. Ich war praktisch meine ganze Kindheit dort, auch nach dem Tod meines Vaters - ein Fieber. Meine Mutter ist auch Römerin, aber wir haben zusammen noch einige Zeit in Alexandria gewohnt und ich bin zum Advocatus ausgebildet worden - ich war sogar in einer Rhetorenschule! Als ich dann vor ein paar Monaten nach Rom gekommen bin, habe ich aber leider feststellen müssen, dass diese Ausbildung hier nicht anerkannt wird! Diese Ausbildung in Alexandria war wirklich gut! Ich habe auch in der großen Bibliothek studiert. Da gibt es wirklich Unmengen von Büchern zu allem und jedem - zwar nicht mehr ganz so viele wie zu der Zeit, bevor der große Cäsar sie dummerweise angezündet hat, aber immerhin.
    In Rom bin ich vorerst Scriba in Misenum geworden - Tiberia Livia hatte mir dazu geraten, als ich ihr erzählte, dass ich in die Politik will. Sie meinte, so etwas sei ein guter Einstieg. - Puh! Das war jetzt schonmal eine ganze Menge, würde ich sagen! Jetzt bist du dran!"

  • Fabia schmunzelte.
    "Ein sehr beeindruckender Lebenslauf", sagte sie und schob sich etwas Huhn in den Mund.
    "So, ich bin dran, sagst du? Na gut. Ich bin in Rom geboren worden und habe eine normale schulische Ausbildung hinter mir. Nichts besonderes. Meine Mutter starb, als ich noch ein Säugling war. Seitdem sagen alle immer, ich wäre ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Naja. Als ich elf Jahre alt wurde, schickte mich Vater zur Tante Calpurnia nach Hispanien, wo ich Anstand lernen sollte..... Kurzum: es war die langweiligste Zeit meines Lebens. Zum Glück wohnten in der Nähe Vesuvianus und Cicero. Mit denen bin ich dann immer ausgerissen und habe mich im Wald rumgetrieben. Nicht sehr damenhaft, was? Naja. Ich war insgesamt fünf Jahre in Hispania und habe noch einmal drei Jahre in Achaia verbracht, ehe ich nach Italia zurück kam. Ich war einige Zeit auf Sicilia und nun bin ich wieder in Rom. Nichts außergewöhnliches also."

  • Durus nickte anerkennend. Sie war schon ganz schön herumgekommen! Für eine Frau sehr ungewöhnlich, aber sie war ja nicht irgendeine Frau! Sonst wäre sie sicherlich nicht so schnell Magistra Scrinorum geworden!
    "Nicht schlecht! Ich war bisher nur in Aegyptus, Syria und Italia! Naja, auf Zwischenstops auch in Achaia, aber ich hatte dort kaum Zeit, mir das alles anzuschauen. Wie ist es so in Hispania?"
    Dort war seine Schwester hingegangen...ihn interessierte diese Provinz, aus der so viele hervorragende Köpfe kamen...

  • "Es ist warm und die Leute dort haben ein freundliches Gemüt. Ich war gern dort und wenn ich ehrlich bin, vermisse ich die Zwillinge sogar. Allergins stehe ich in Briefkontakt mit ihnen. Der eine ist inzwischen Nauta und der andere ein Centurio der Legio II."
    Sie sah Durus an.
    "Warum hast du die Politik gewählt und nicht das Militär?"

  • Durus sog Luft ein. Er hatte noch nicht einmal in Betracht gezogen, dass er zur Legion hätte gehen können. Seitdem man die patrizischen Söhne nicht mehr ohne Weiteres zu Tribunen machte, sondern auf Berufsoffiziere setzte, war die Legion für einen Mann seines Standes völlig uninteressant - er wollte sein Leben nicht in einem stinkenden Castellum unter lauter groben und einfachgestrickten Milites Gregarii verbringen, bis er eines fernen Tages dann endlich zum Tribun befördert wurde! Aber Fabia wirkte ja immer etwas gereizt auf Bemerkungen über den Pöbel, so optimierte er sich eine Antwort etwas...
    "Nunja, mein Vater war ja bei der Legion. Aber ich wollte dem Staat in einer tragenderen Rolle dienen. Ich denke, ich kann in der Politik mehr bewirken und meine Begabung liegt wohl auch eher dort!"
    Er bewegte seine Finger, die von der gestrigen Prügelei noch immer leicht schmerzten...

  • Fabia runzelte die Stirn.
    "Aber etwas an militärischer Ausbildung scheinst du mir doch genossen zu haben, wenn ich mich da an gestern Abend erinnere."
    Sie schauderte bei dem Gedanken und schob sich schnell eine Olive in den Mund.

  • Durus lächelte.
    "Ach, Unsinn! Natürlich hat mein Vater als Kind ein bisschen mit mir gefochten! Aber das tut wohl jeder Vater mit seinem Sohn! Das gestern habe ich eher...improvisiert. Obwohl, zugegebenermaßen hatte ich schon einmal die ein oder andere handfeste Auseinandersetzung in meiner Kindheit und Jugend... Aber das ist eigentlich nicht meine Art!"
    Plötzlich erinnerte er sich wieder an all die Dinge in Alexandria...wie er mit Iason durch die Gassen gerannt war, mit anderen Jungs umherzog, den Lehrern Streiche gespielt hatte - weswegen ihn sein Vater natürlich oft ermahnt hatte...sein Vater fehlte ihm tatsächlich, obwohl er sich immer lieber als einen eigenständigen Mann sah...

  • "Dafür hast du dich aber wacker geschlagen", sagte Fabia und schmeichelte Durus mit Absicht. Inzwischen war ihr Huhn verputzt und sie nahm nur ab und an noch einige von den Oliven, die als Beilage auf dem Tisch standen. Schließlich räusperte sie sich.
    "Wie fandest du die Hochzeit? Mir kam das Paar sehr zwanghaft vor."

  • Durus lächelte und eine leichte Hitzewelle fuhr kurz durch seinen Kopf, als er Fabias Schmeichelei hörte. Dann ging er zum neuen Thema über. Ihm war nicht aufgefallen, dass Livia dieser Hochzeit krititsch gegenübergestanden hatte und ging davon aus, dass es eine Liebeshochzeit war - immerhin war der Ehemann im Prinzip unter ihrem Stand!
    "Meinst du? Ich weiß nicht - die beiden haben doch irgendwie glücklich gewirkt!?"

  • "Hm. Ich weiß nicht. Wenn Livia gelächelt hat, dann haben die Augen nicht mitgelächelt. Aber ich kenne sie wohl zu wenig, um das beurteilen zu können. Vielleicht habe ich mich auch getäuscht."

  • Er zuckte mit den Schultern
    "Naja, ich habe sie auch erst zwei oder dreimal gesehen! Ich war ja ständig in Misenum und konnte immer nur kurz das Haus in Rom besuchen! Außerdem muss ich zugeben, dass die Beurteilung von Gesten nicht unbedingt zu meinen größten Stärken zählt."
    Er lächelte etwas.

  • Fabia hob die Augenbrauen. So, mit Körpersprache und Gesten konnte er nicht umgehen? Das musste sie gleich mal testen. Sie seufzte langanhaltend und lehnte sich zurück, um das Haar etwas aufzuschütteln. Dabei war ihr makelloser Hals gut sichtbar, der von einer Perlenkette umspielt wurde.
    "Hach", machte sie.
    "Ist dir auch so warm?" :D

  • Durus sah, wie Fabia sich leicht zurücklehnte und ihr Haar schüttelte. Dabei sah sie so zum Anbeißen aus, dass es sogar Durus auffiel. So ertappte er sich dabei, wie sein Blick von ihrem wundervollen Haar über den entblößten Hals und den wohlgeformten Oberleib bis zu den Hüften striffen. Er spührte eine leichte Regung in seinem Innern...so spührte auch er eine gewisse Wärme.
    "Ja, du hast Recht! Der Frühling zeigt sich langsam wirklich."
    Trotzdem ging er nicht darauf ein - teils aus Anstand, teils, weil er schlicht nicht wusste, was er sonst sagen sollte.

  • Fabia sah Durus spitzbubenhaft an und kicherte. Sie griff zum Wein um die Geste zu überspielen und sagte:
    "Wenn ich nach Hause komme, muss ich unbedingt Vater von allem erzählen. Er hat noch geschlafen als ich heut früh fort bin und vorhin war er nicht da."

  • "Naja, sicher ein vielbeschäftigter Mann! Da wollen wir ihm doch den wohlverdienten Schlaf gönnen!"
    Auch er nahm einen Schluck Wein, wobei er noch einmal überlegte, ob die verführerische Geste von geradeeben etwas zu bedeuten hatte...

  • Durus kratzte sich am Kopf. Er hatte ja dies und das gehört - unter anderem, dass sein Aedilat nicht so...perfekt verlaufen war...
    "Naja, also...er ist ja Senator. Ich kenne ihn leider nicht persönlich, aber als so ein bekannter Senator muss er doch vielbeschäftigt sein!"

  • "Ja, da hast du wohl recht. Hm. Vielleicht sollte ich euch mal gegenseitig vorstellen. Wo du...doch jetzt...hm...häufiger da bist?"
    Fabia errötete, als sie merkte, was sie da jetzt gesagt hatte.

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