Livianus trieb sein Pferd an als ob Dämonen der Unterwelt hinter ihm her wären. Immer schneller und schneller galoppierte sie durch die dichten Wälder Germaniens und der Regen prasselte unaufhörlich auf seine aufglänzende Legatenrüstung. Der völlig durchnässte Offiziersmantel bäumte sich immer wieder im Wind auf und klatschte auf den Rücken des Pferdes.
Wie in Trance und mit starr nach vorn gerichtetem Blick holte Livianus unbewusst das Letzte aus seinem Pferd. Ohne jegliche Rücksicht auf seine Umgebung galoppierte er über den nassen Erdboden, sprang über das Unterholz und lies weder sich noch dem Pferd eine Chance wieder zur Ruhe zu kommen. Die lauten Schreie, mit denen er das Pferd antrieb, hallten durch den Wald. Bittere Tränen flossen dabei über seine Wangen und vermischten sich mit dem kalten Regenwasser, dass von seiner Stirn herabtropfte.
Irgendwann erreichten sie eine Lichtung und das Pferd wurde langsamer. Es war am Ende seiner Kräfte angekommen. Schaum stand ihm vor dem Maul und seine Nüstern blähten sich immer wieder auf um nach frischer Luft zu ringen. Völlig erschöpft lies auf Livianus die Zügel los, lies sich zuerst nach vorne sinken und glitt dann vom Rücken des Pferdes hinunter auf den Boden. Das Pferd blieb einige Schritte weiter stehen und versuchte sich wieder zu beruhigen.
Livianus hingegen sank sofort auf die Knie als seinen Beine den Boden berührten und lies seinen Gefühlen nun freien Lauf. Alles was sich in der letzten Zeit aufgestaut hatte musste nun aus ihm heraus. Mit völlig schmerzverzehrtem Blick sah er zum Himmel und lies die kalten Regentropfen in sein Gesicht prasseln. Er war völlig außer Atem und sein Herzschlag pulsierte durch seinen ganzen Körper.