Die Berufung des VVV: Der Augur

  • Der Augur grummelte, als er sich auf den Weg zum Auguraculum machte. Man hatte ihn förmlich aus seiner Arbeit - der Archivierung einiger vergangener Augurensprüche - gerissen, um die Zustimmung der Götter zu einem Kandidaten für das Amt eines Septimvir im Cultus Deorum zu erfragen. Er hätte gern eine einfache Variante gewählt und bei der Einführung eben dieses Kandidaten einfach die üblichen Formeln gemurmelt und dann verkündet, die Götter stimmten der Erhebung zu, doch das Amt eines Septimvir war nicht unbedeutend und gut bezahlt. Man verlangte von ihm also eine ausgiebigere Überprüfung.
    Nach einiger Zeit blinzelte der Augur auf dem Auguraculum vor dem Capitol in den Himmel und grüßte einen Kollegen, der bereits die ersten Besuche der Bürger entgegennahm und seine Ratssprüche erteilte. Er zog ein templum auf dem Boden und wurde langsam ruhig. Dies war seine Arbeit und es handelte sich allenthalben um etwas Fordernderes als die Schreibarbeit. Mit einer Hand schirmte er sein Gesicht gegen die Sonne ab und hielt richtung Süden Ausschau. Es dauerte eine Weile, bis ein Vogel auftauchte, doch dieser schien vielversprechend. Er drehte einige Kreise in einiger Entfernung, kam näher und flog dann über den Kopf des Auguren hinweg, dessen Kopf sich etwas verrenkte, der sich jedoch nicht umwandte. Das reichte ihm. Er winkte einen Boten zu sich, lies sich einen Zettel und einen Stift geben und schrieb sorgfältig, dass die Götter der Kandidatur offenbar zustimmten. Er strich seine toga praetexta, die er während der Arbeit ständig zu tragen pflegte, glatt und atmete tief durch. Er hatte seine Aufgaben wieder einmal erfüllt.

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