Das war er also... der Fluss den die Römer Rhenus nannten... Loki hockte keuchend unter einer großen Eiche und versuchte das rauschende Blut in seinen Adern zu beruhigen... er schätzte die Breite des Flusses und schüttelte frustriert den Kopf... sollte die letzte Etappe seiner Flucht so einfach sein? Er war fast enttäuscht...
Noch einen Augenblick blieb er im Schutz der Bäume hocken und horchte in den Wald, doch als sich weder lautes Geschrei noch verstohlenes Knacken einstellten wagte er sich runter ans Ufer und beobachtete die Geschwindigkeit des still und düster vor ihm herfließenden Flusses... sollte eigentlich kein Problem darstellen...
Ein letzter Blick zurück ließ nichts verdächtiges erkennen, und als Loki sich langsam in die nasse Masse begab und seine Kleider sich vollsogen stellte sich schon irgendwie Euphorie in ihm ein... er hatte es geschafft. Nach den ganzen Strapazen der letzten Wochen hatte er es nach Germania Inferior geschafft, ins Römerreich...
Routine ersetzte die Vorfreude, und mit einem Schwung warf sich Loki ganz in die kühlen Fluten des Flusses, und während er sich mit geübten Zügen durch das das Mondlicht reflektierende Wasser bewegte dachte er an seine letzten Tage im Stamm der Cherusker nach... keine gute Zeit für jemanden wie ihn, das hatte er schnell begriffen.
Ein Surren ließ ihn aufhorchen, und ein verräterisches Platschen wenige Arme neben ihm sorgten für einen ordentlichen Angstschub: sie hatten ihn doch noch gefunden. Auf den letzten Metern seiner Flucht...
Er war nun schon viele Armlängen vom Ufer entfernt, doch die Bogen seiner Verfolger kannten keine Gnade: die Sehnen warfen die Pfeile weit über seinen Kopf hinaus. Er musste viel schneller schwimmen um ausser Reichweite zu gelangen... er hörte keine Schreie, keine Flüche, keine Beschimpfungen. Nur das grausame Surren sich nähender Pfeile, die immer dichter neben ihm in die Wellen schlugen, ließ darauf schließen dass seine Peiniger ihn doch noch eingeholt hatten.
Doch Loki war nicht nur ein geübter Schwimmer, er war ein Großartiger. Und so fielen die Einschläge immer öfter hinter ihn zurück, und das rettende Ufer kam immer näher.
Gerade als er dachte endlich ausser Reichweite gelangt zu sein riss ihn ein dumpfer Schmerz unter Wasser, und sein linker Arm versagte seinen Dienst. Loki schluchte Wasser und versuchte sich verzweifelt mit seinem rechten Arm über Wasser zu halten, doch genau in diesem Moment spielte der Fluss seine volle Stärke aus: er wurde erbarmungslos mitgerissen.
Immer wieder umschlang ihn die Dunkelheit des fremden Flusses, immer wieder drückte sich Wasser in seine Lungen, immer wieder verlor er die Orientierung im düsteren Wasser, bis er meinte das Bewusstsein zu verlieren.
Gerade in dem Augenblick in dem er meinte seinen Frieden mit den Göttern, welchen auch immer, machen zu müssen fühlte er unterbewusst das vertraute Gefühl von Schlamm zwischen seinen Zehen, und mit letzter Kraft zog er sich unter grellen Schmerzen immer weiter in den Schlick hinein, bis sein Kopf endlich wieder aus dem Wasser stieß...
Wenige Sekunden später lag der Cherusker Loki schwer keuchend auf dem trockenen Sand eines Flussufers und genoss das Gefühl von frischer Luft in seinen Lungen... als er die Augen öffnete breitete sich vor ihm eine lange Baumreihe aus... gerade er sich aufraffen wollte raubte ihm die Anstrengung der letzen Stunden und Tage das Bewusstsein, und sein Kopf sank schwer auf das rettende Ufer...
Erm, ja... das ist mein Einstiegstext ins römische Reich... freue mich dabei sein zu dürfen!