Am Mittag war es dann soweit, das Rennen der Nachwuchsfahrer und Jungprofis zu Ehren des Mars konnte beginnen. Schon den ganzen Vormittag über waren die Factiones mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt und hatten das Opfer daher zum Teil nur mit wenig Aufmerksamkeit verfolgt. Ihr Augenmerk galt vielmehr den Pferden, den Wägen und den Lenkern. Die Räder wurden sorgsam geprüft, das Geschirr mehr als einmal untersucht und selbst für die korrekte Platzierung diverser Glücksbringer am Wagen, am Leitpferd oder an der Kleidung des Lenkers gab es zuweilen eigene Beauftragte innerhalb der Factio.
Zwei Männer mit offensichtlich großem Lungenvolumen traten an die beiden Schalltrichter auf der Spina und begannen, die Namen der teilnehmenden Gespanne zu verlesen.
"Bürger Roms, auf Einladung des Aedilis Plebis Purgitius Macer und zu Ehren des Kriegsgottes Mars, der unsere Soldaten überall auf der Welt zu ewigen Siegen führen wird, sind heute hier auf diesem Feld die besten jungen Fahrer zusammen gekommen, um ein großes Rennen auszutragen.
Im Gespann Purpurea I sehen wir Vir fortis Orci, den Held der Unterwelt. Mit acht Rennen einer der erfahreneren Fahrer im Feld, der seinen großen Kollegen in wichtigen Rennen schon oft den Rücken frei gehalten hat. Fällt ihm ja auch nicht schwer mit seinen breiten Schultern."
Ob den auf Tribüne kommentierten ein paar Veteranen, die weitläufig zum Umfeld der Russata gehörten, jedes Wort.
"Held der Unterwelt - pah. So viel heldenhaftes gab es von ihm aber noch nicht zu sehen. Der holt hier nix, der hat bestenfalls Außenseiterchancen."
"Im Gespann Purpurea II sehen wir Pegasus, einen ganz jungen Mann, der bisher erst viermal auf der Strecke unterwegs war. Wir dürfen gespannt sein, ob er dem geflügelten Pferd Ehre machen wird."
"Nee, wie lächerlich. Wenn der hier fliegt, dann aus der Bahn."
"Im Gespann der Veneta sehen wir Hermes, den Nachfuchsfahrer dieses erfolgreichen Rennstalls. Die geflügelten Schuhe des Götterboten werden ihm hier aber nicht weiterhelfen, vielleicht sollte er es mit dem geflügelten Pferd des Kollegen versuchen."
"Mittelfeld, ganz klar Mittelfeld. Die machen ja schon gute Arbeit bei der Veneta, aber bei ihren drei Top-Fahrern muss ja der vierte irgendwie zu kurz kommen."
"Im Gespann der Praesina sehen wir Plinius - weder den Jüngeren noch den Älteren, sondern den Erfahrenen, der mit 10 Rennen gerade noch zugelassen ist."
"Der könnte was holen. Sicher einer der besten im Feld und bei dem Rennstall hat er natürlich prima Bedingungen."
"Im Gespann Aurata I sehen wir Patroklos, der mit acht Rennen zwar noch Jungprofi ist, aber trotzdem der beste Fahrer der Aurata sein soll. Wenn das ein Zeichen guter Nachwuchsarbeit ist, dann dürfen wir von ihr in Zukunft einiges erwarten."
"... und wenn es kein Zeichen guter Nachwuchsarbeit ist, dann sind sie halt nicht besser. Der hat hier doch auch nur Außenseiterchancen, die kommen doch nie an einem von uns oder der Praesina vorbei."
"Im Gespann Aurata II sehen wir Helios, den Mann mit dem Sonnenwagen, der schon sechsmal auf der Rennbahn zu glänzen versuchte."
"Auch einer für's Mittelfeld. Irgendwie hat die Aurata nur Leute für's Mittelfeld. Mal sehen, wer von den beiden nachher vorne ist."
"Im Gespann Russata I sehen wir Phillipus Thrax, der ebenfalls mit dieser Veranstaltung seinen Abschied vom Jungprofidasein nehmen wird, weil er schon zehn Rennen zu Buche stehen hat."
"Der macht es heute, der macht es heute! Der kommt heute danz groß raus! Der fährt sie alle in Grund und Boden!"
"Im Gespann Russata II sehen wir Maximus Didius Metellus, der mit gerade einmal drei Rennen der unerfahrendste Teilnehmer in diesem Starterfeld ist."
"Das macht nix, der räumt von hinten auf. Beste Taktik, beste Pferde, der landet locker im Mittelfeld."