Einstand der Freya

  • Helena entfernte sich gemeinsam mit Freya vom Stand des Sklavenhändlers. Auch andere boten hier ihre "Frischwaren" an, die ebenfalls sehr vielversprechend aussehen. Aber Helena hatte Freya gesehen und in ihr wurde ein Wille geweckt, dass sie nur diese Sklavin wollte. Helena war gespannt auf die Geschichte Freya's. Was sie für ein Leben hatte. Dass Sklaven kein übermäßiges Vertrauen zugesprochen wurde, war ja mittlerwele völlig normal. Während sie schweigend an den Ständen entlangschlenderten, achtete Helena darauf, dass sie die gleiche Höhe hielten und Freya nicht hinter ihr ging. Gewiss sah Helena es ebenso, dass Freya nichit auf dem gleichen Stand war, aber für sie war ein Sklave nichts schlechteres als jeder Peregrinus. Dann endlich erhob Helena ihre Stimme, um das Schweigen zu brechen. "Du bist froh, endlich von dort fort zu sein, stimmt's? Und gewiss fragst du dich, was für ein Leben nun auf dich wartet." begann Helena. Sie könnte nun direkt damit beginnen, Freya ihre Aufgaben zu erklären, aber sie wollte keinen Monolog führen und Freya in den Dialog mit einbinden. Ihr Blick schweifte zu Freya und sie lächelte diese freundlich an.

  • Sie hatte ihren Schritt beschleunigt, als sie von hinten noch die Stimme des Händlers vernahm. Sie blickte nicht zurück, sondern nach vorn. Ihr Blick schweifte durch die Menge, wachsam aber auch neugierig. Einen kurzen Momente glaubte sie allein zu sein, unabgängig und nicht an Ketten gebunden. Aber ein Blick zu Helena zerstörte diesen Wunsch wieder, wobei es Freya doch auffiel, dass diese immer wieder zurück fiel um mit ihr auf gleicher Höhe zu laufen. Freya glaubte erst es sei Zufall, das die Menschenmasse Helena dazu zwang, doch jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Ihre neue Herrin hatte anderes im Sinn, aber was, das vermochte Freya nicht zu sagen.
    Schweigend ließ sie ihre Augen über die anderen etlichen Sklavenhändler wandern, ehe sie durch Worte aus den Gedanken gerissen wurde. Sie brauchte einen Moment um sich den gesamten Inhalt des Satzes wieder ins Gedächtnis zu rufen -immerhin war sie schon wieder gedanklich woanders gewesen- und selbst dann, konnte sie nicht sofort antworten.
    "Ja...ich gehe einem unbekannten Schicksal entgegen."
    'Aber ich erlaube mir keine Hoffnungen, denn es schmerzt nur, wenn sie doch nur Träume werden...', fügte Freya in Gedanken hinzu. Natürlich hoffte sie einem besseren Schicksal entgegen zu gehen, doch sie ließ sich davon nicht beirren odr klammerte sich gar daran. Sie versuchter mit Neutralität der Zukunft entgegen zu blicken.

  • Helena nickte verständnisvoll und ließ den Blick über die Stände schweifen. Sie hörte aus Freyas Worten heraus, oder glaubte zumindest dass sie dies tat, dass Freya kein besonders schönes Leben bisher hatte und der Zukunft ebenfalls resigniert entgegenblickte. Freundlich antwortete sie: "Ich kann dir soviel sagen, dass ich kein besonders starkes Durchsetzungsvermögen habe. Und dass ich darauf angewiesen bin, dass du mein Vertrauen in dich nicht enttäuscht, denn dieses wirst du ohne Einschränkungen erfahren." Ihr Blick schweifte wieder zu Freya. "Vielleicht schaffe ich es ja auch, irgendwann dein Vertrauen zu erlangen." meinte sie lächelnd und blickte wieder vor sich auf den Boden.


    "In unserem Haushalt wirst du es gut haben und dich vor Allem nicht wie eine Sklavin fühlen müssen. Du wirst wie ein Familienmitglied aufgenommen werden, mit dem Unterschied dass wir erledigte Aufgaben von dir erwarten, was ja völlig normal ist. Doch begehst du keine Fehler wird es dir sehr gut gehen. Wenn nicht, liegt es in dem Ermessen meiner Brüder, was zu geschehen hat. Ich kann kein Urteil sprechen." Helena ermahnte sich, dass sie möglicherweise wieder zu naiv sprach, aber sie hatte schon immer daran geglaubt, auf diesem Wege Loyalität zu erlangen. Bei Pentesilea, die ja nun auch ein sehr schwierige Fall gewesen war, hatte es auch geklappt. Wie kriegerisch diese zu Anfang noch gewesen war, und nun waren sie Freunde. "Was erwartest du dir aus einem Haushalt?" fragte Helena interessiert.

  • Freya lauschte ihrer Herrin. Ihr Erstaunen wuchs als sie die Worte nach und nach vernahm. Wer gab schon zu, dass er kein Durchsetzungsvermögen besaß? Oder einem ohne Einschränkungen das Vertrauen schenkte?
    Entweder war Helena sehr naiv und überlegte nicht viel bevor sie etwas ausplauderte oder sie erhoffte sich etwas durch ihre Ehrlichkeit - denn für das hielt Freya ihre Aussage. Sie heftete ihren Blick auf Helena und versuchte wieder etwas zu erkennen, dass einer Lüge oder einem Scherz gleichkam. Aber sie fand dort nichts in dieser Hinsicht.
    Und was ihr zukünftiges Heim betraf - es klang vielversprechend, doch war es die Wahrheit? Konnte sie Helenas Worten glauben? Abwarten, ermahnte sie sich wieder. Keine falschen Entschlüsse ziehen, keine Hoffnung entfachen.
    "Ich glaube ich kann deine Frage nicht beantworten. Ich war schon an mehreren Haushalten beschäftigt und habe schon einiges gesehen. Ich habe viel gearbeitet und versucht nicht daran zu denken. Ich erlaube mir keine Zuversichten oder Hoffnungen... was soll ich also erwarten? Ein angenehmeres Leben als vorher, denke ich."
    Sie sah seitlich zu Helena und dann wieder geradeaus.
    "Aber ich bezweifle, dass ich Vertrauen missbrauchen könnte, wenn es mir so ehrlich offenbart wird..."
    Ihr Blick kehrte sich einen Moment nach innen und sie fragte sich, wann sie das letzte Mal ihre eigene Meinung preis gegeben hatte. Geschweige denn irgendetwas erwähnt hatte, dass sie persönlich betraf.

  • "Das alles muss dir sehr befremdlich vorkommen." meinte Helena, welche fast fürchtete die Sklavin mit ihrer Offenheit zu belasten. Manchmal sollten Sklaven übermäßig viel Güte wirklich nicht vertragen, sodass sie in völlige Verwirrtheit gezogen wurden. Das war doch hier nicht auch wieder der Fall, oder? "Entgegen mancher Tradition ist es bei uns auch nicht ungewöhnlich, dass die Sklaven ihren eigenen, kleinen Besitz haben. Rechtlich mögen diese Dinge den Herren gehören, doch ich selbst handhabe dies so, dass sie frei darüber verfügen können. Und so möchte ich dir nun auch neue Kleider zukommen lassen, damit du eine kleine Auswahl hast. Dann werden wir nach Haus kehren und ich zeige dir dein neues Heim." erklärte Helena den weiteren Verlauf des Tages und steuerte die Frau mit den vielen hübschen Tuniken an, wo sie schon manches schöne Kleidungsstück ergattern konnte.


    Helena dachte kurz über diese Freya nach. Sie schien mit den neuen Umständen nicht so recht konform zu gehen und musste sich vermutlich erst daran gewöhnen. Verständlich, wenn ihr Leben sonst andere Bahnen beschritten hatte. Aber Helena zweifelte nicht an ihrer Vertrauenswürdigkeit. Vielleicht war sie zu loyal um davonzulaufen, vielleicht aber auch zu intelligent, denn so gut wie jede Flucht endete nicht besonders glimpflich.

  • Sie nickte auf Helenas Schlussfolgerung hin nur wortlos. Ja, befremdlich war es alles schon. Aber sie würde damit zurecht kommen, wie sie mit allem bisher zuerecht gekommen war.
    Und wieder wurde sie mit der nächsten Aussage überrascht, als sie hörte, dass es ihr möglich war etwas zu besitzen.
    Und schon steuerte Helena den Stand mit den schönen und sicherlich teuren Kleidungsstücken an. Eine Augenbraue erhob sich wieder, während sie sich dem Stand näherten. Freya war nun einen halben Schritt zurück gefallen und lief so etwas hinter Helena. Es war nur ein kleines Stückchen, doch es machte ihre Unsicherheit sichtbar.
    Freya wirkte nur selten unsicher, doch in dem Moment war sie es, so einfach war es. Noch immer misstraute sie der jetzige Lage und Helena -das würde sich so schnell auch nicht ändern - und sie schaute einmal nach links und rechts, als würde sie irgendetwas erwarten.

  • "Salve Helena!" begrüßte die pauschbäckige Frau begeistert die Pontifex und lächelte sie an. Auch als sie erkannte, dass Freya Helenas Begleitung war, schenkte sie ihr ebenfalls ein warmes Lächeln. "Salve Herennia! Ich suche zwei Kleider für Freya! Ich denke sie könnte diese gut gebrauchen! Was kannst du uns denn empfehlen?" fragte Helena ebenfalls freundlich lächelnd. Sie mochte die ältere Frau sehr gern und kaufte bevorzugter Weise bei ihr ein, da die Qualität der Kleider und auch der Bedienung stimmte. Helena blickte Freya freundlich an. "Komm her und suche dir etwas aus!" lud Helena die verschüchtert wirkende Freya zu sich und deutete auf den Stand. Solange es keine purpurne oder blütenweiße Kleidung war, hatte sie keine Bedenken bei der Wahl Freyas. Sie sollte nur nach ihrem Geschmack wählen. "Du könnntest gut etwas blassere Farben tragen" meinte Herennia mit einem prüfenden Blick und deutete auf eine einfache, wollfarbene Tunika, die allerdings sehr sorgfältig verarbeitet war.

  • Freyas Blick glitt auf die Verkäuferin, die sehr freundlich wirkte. Sie strahlte Wärme aus, wie es auch Helena tat. Als ihr ein Lächeln geschenkt wurde, nickte sie grüßend zurück, sagte aber nichts weiter. Von der Verkäuferin aus glitt ihr Blick über den Angeboten, sie fühlte sich etwas überfordert. Fast so, als müsse sie zeh Kinder auf einmal behüten. Obwohl sie diese Aufgabe auch mit Ignoranz oder Kochlöffeln bewältigt hätte können - oh nein, da waren sie wieder. Die Kochlöffel. Sie schweifte wieder ab, sodass sie Helenas Aufforderung nur halb mitbekam und ihr Blick gedankenverloren über die Kleidung wanderte.
    Aussuchen?
    Sie hätte am liebsten gelacht, was allerdings nur schiefe Blicke mit sich gebracht hätte.
    Umso erleichterter war sie, als man ihr einen Vorschlag machte. Sie besah sich die dargebotene Tunika und strich mit zwei Fingern über den Stoff. Er fühlte sich gut an, sicherlich angenehm zu tragen. Aber was sie dazu sagen sollte, wusste sie nicht, warf nur einen fragenden Blick zu Helena.

  • Helena musterte Freya während sie die Waren betrachtete verwundert. Sie schien abwesend, ja, beinahe wie getreten zu sein. Besorgt runzelte Helena die Stirn. Allerdings wirkte Freya wieder etwas wacher, als Herennia sie ansprach, sodass Helena erst einmal nichts zu diesem Moment sagte. Als Freya ihr einen fragenden Blick zuwarf, nickte Helena bestätigend. "Ja, ich bin mir sicher die würde dir gut stehen." versuchte sie Freya etwas Mut zu machen. Sie wirkte wahrlich sehr verstört und sie hoffte, dies noch ändern zu können. Helena machte einen weiteren Vorschlag: "Die grün eingefärbte sieht auch sehr hübsch aus. Würdest du die vielleicht auch gern haben?"


    Helena war zwar nicht ungeduldig, aber es schien als bräuchte die, möglicherweise unter Entscheidungsneurose leidene Freya, ein wenig Hilfe bei der Auswahl.

  • Freya spürte Helenas Blick auf sich liegen und griff nach einer Haarsträhne, die sie einige Male um den Finger wickelte. Was für eine Angewohnheit... Helena würde sie wohl noch öfter bei Freya sehen.
    "Auch? Beide?"
    Sie sah fragend zu Helena und ließ die Haarsträhne wieder los. Dann glitt ihr Blick zu der grünen Tunika. Diese sah auch sehr schön aus. Würde sie beide bekommen? Das war Freya doch ein wenig unwahrscheinlich, doch Helenas Worte schienen eindeutig.
    Dann schlich sich ein knappes Lächeln auf ihre Lippen, das ein wenig verträumt wirkte.
    "Sie sind sehr schön."
    Schnell riss sie sich aber wieder aus dieser träumerischen Situation und blickte wieder recht nüchtern von der Verkäuferin zu Helena.

  • Helenas eben noch erst leichte Verwirrung stärkte sich ein wenig. Es schien ihr, als ob Freya manchmal in eine andere Welt glitt. War dies ihr Zufluchtsort bei schlechten Zeiten? Ausschließen konnte man dies nicht, viele Sklaven haben eine schlechte Vergangenheit und warum sollte es sich bei ihr anders verhalten. "Selbstverständlich beide." lächelte sie mit einem bestätigendem Nicken. Helena bekam langsam schon die Befürchtung, dass sie sich um Freya sehr bemühen musste. Sie würde zwar gewiss nicht entfliehen oder anderen Ärger machen, aber wollte sie mit ihr Gespräche führen oder ihr Vertrauen gewinnen. An die Verkäuferin gewandt meinte Helena dann: "Gut, dann nehmen wir diese beiden. Da Freya eine ungefähre Statur hat wie ich und nur etwas größer ist, nehme ich auch an dass sie passen." Herennia nickte und legte die beiden Tuniken zusammen, um sie Freya zu reichen. "Wenn sie nicht passen, hast du ja die Möglichkeit, dir andere Kleider zu suchen." meinte sie freundlich. Das Angebot entstand allein durch ihrer beider Freundschaft.

  • Freya nahm die Tuniken mit einem dankbaren Lächeln an. Helena hatte Recht, sie selbst war nur etwas größer als ihre Herrin, die Kleidungsstücke würden sicherlich passen. Ihre Unsicherheit ärgerte sie selbst. Sie fühlte sich immer noch leicht überfordert, doch wollte es sich nicht mehr äußerlich anmerken lassen. Ob Helena an ihrer Entscheidung zweifelte? Wenn ja, sah man es ihr nicht an - außer der eine oder andere schiefe Blick.
    "Ich danke dir..."
    Ihre Stimme hatte nun wieder einen festeren Ton, ihre Selbstsicherheit und der Realitätsbezug kamen wieder zu ihr zurück, worüber Freya sehr erleichtert war. Der anfängliche Schock war überwunden.

  • Erleichtert bemerkte Helena das Lächeln Freyas, was ihr selbst auch wieder mehr Sicherheit vermittelte. So merkte sie, dass sie auf dem richtigen Pfad war, um Freya aufzumuntern. Mit einem dankenden Nicken verabschiedete sie sich von Herennia und marschierte langsam weiter. "Nun werden wir dir noch ein Paar Sandalen besorgen, damit du auch hier gut ausgestattet bist und dann werden wir erst einmal nach Hause gehen." legte sie Freya den weiteren Verlauf des Tages dar und nickte bestätigend. "Oder - und sage nicht aus Höflichkeit nein - brauchst du sonst noch etwas? Eine Wachstafel zum Schreiben? Igendetwas zu lesen?" fragte Helena freundlich und wandte dann den Blick wieder ab und betrachtete den Stand, an dem sie gerade vorbeischlenderten. Schönen Schmuck boten sie dar.

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