Nachdem es hier soo viele Threads um RL-Themen gibt, Filme, Musik und sonstige vorlieben besprochen wurden, will ich auch mal einen für eine meiner Lieblingsbeschäftigungen eröffnen - lesen. Und wenn ihr Bücher habt, die ihr toll fandet, dann schreibt sie doch hier herein und auch warum sie euch gefallen haben ... vielleicht entdecken dann andere Leseratten auch neuen Stoff für sich
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Autor: Arthur Golden
Titel: Die Geisha
Inhalt: Aufgewachsen in bitterer Armut, wird das japanische Fischermädchen Chiyo mitsamt ihrer Schwester in die alte Kaiserstadt Kyoto an eine Okiya verkauft, ein Geisha-Haus, in dem sie zuerst als Dienerin schwerste Arbeit leisten muss und von der dort lebenden Geisha Hatsumomo gedemütigt und verletzt wird. Als sie die Ausbildung zur Geisha beginnen darf, erweist sie sich schnell als so talentiert, dass sie zu einer der begehrtesten Geishas in ganz Japan wird - doch in all den Jahren gehört ihre Liebe, ihre Sehnsucht nur einem ganz bestimmten Mann, der ihr Schicksal gewendet hatte, als sie noch ein Kind war - ein Traum, der sich in ihren Lebensumständen kaum erfüllen kann...
Meine Meinung: Dieses Buch hat wirklich alles, was ich persönlich an einem Buch schätze - glaubhafte Charaktere, ein sehr detailliert und nachvollziehbarer historischer Rahmen, bildgewaltige, aber nicht tolkienesk überladene Beschreibungen, eine vollkommen unschmalzige, aber dadurch umso tragischere Liebesgeschichte und natürlich auch ein gewisses Maß an Spannung - ich hatte mir das Buch vor einigen Tagen gekauft, und vor zwei Tagen begonnen zu lesen - die knapp 600 Seiten haben mich so sehr in ihrem Bann gehalten, dass ich es in einem Rutsch durchlesen musste, einfach um zu wissen, wie es weitergeht. Man folgt dem Schicksal Chiyos von ihrer frühesten Kindheit an bis in da hohe Alter, erlebt aus ihrer Perspektive alle Ereignisse.
Wo bei anderen Autoren die ich-Perspektive manchmal mühsam gezwungen erscheint, weil die Autoren versuchen, zuviel Information in eine Seite zu quetschen, wirkt hier alles wie aus einem gut gelungenen Guss - die melancholische Lebensstimmung, das Miterleben des zweiten Weltkrieges, die Veränderungen ihrer Lebensumstände durch die verschiedensten äusseren Einflüsse, aber auch die Reifung ihrer eigenen Charakterzüge vom naiven Landmädchen hin zu einer fast tragischen, erwachsenen Frau. Wer sich für Japan und die Geishakultur interessiert, sollte hier in jedem Fall zugreifen, Fans gut verpackter Historienerzählungen ebenso ... und ich denke, auch jemand, der sich einfach nur gut unterhalten lassen will, kommt hier auf seine Kosten. Nachdem dieses Buch auch verfilmt wurde ("Memoirs of a Geisha"), würde ich sagen, zuerst das Buch, dann der Film - denn im Buch sind so viele kleine Anekdoten und Hinweise auf die Geishakultur versteckt, die sie verständlicher machen, dass es im Film nur untergehen kann.