Das Essen mit Titus Claudius Imperiosus Iulianus

  • Ich führte den Mann in das Speisezimmer, welches schon fertig gedeckt worden war von Marga und mir. Wir hatten uns alle Mühe gegeben es schön herzurichten. Nun deutete ich auf einen der Plätze und sah den Mann an. Eine leichte Abneigung meinerseits konnte man wohl spüren und ich würde gleich Valentin holen gehen, damit er sich seiner annehmen konnte. Warum nur waren im Moment so viele Römer hier im Haus, ich konnte das nicht ganz verstehen. Ich deutete noch einmal auf den Platz und goß ihm schon etwas verdünnten Wein ein, schließlich war er ja Römer zumindest sah er wie einer aus, also was sollte er auch schon anderes trinken.

  • Ein paar Minuten später, Diantha hatte ihm Bescheid gegeben, erschien auch er in dem Raum. "Sacerdos, es ist mir eine Freude, dass Du hast kommen können," sagte er freundlich und sah, dass Diantha ihn bereits gut versorgt hatte. Das machte ihn stolz auf sie. "Ich hoffe, Du hast den Weg gut gefunden?" Seine Begleiter versuchte er nicht zu sehr wahr zu nehmen. Gleich würden auch Diantha und Marga mit dem ersten Gang kommen.

  • Iulianus nahm den Wein entgegen und legte sich auf eine Kline.
    Freundlich lächelnd nickte er dem Mann zu.


    "Ich habe es mir schwieriger vorgestellt, doch Mercurius war mir hold."


    Und in diesem Moment ertappte er sich selbst wieder von seinen Göttern gesprochen zu haben. Zum Missfallen des Mannes, das war gewiss.

  • Iulianus schüttelte leicht den Kopf.


    "Nein, ich kam ja erst vor zwei Tagen an. Zur Zeit plagen mich die Kopfschmerzen, doch wenn ich mich aklimatisiert habe, dann sollte es mir wieder gut gehen. Gibt es denn etwas in Mogontiacum was ich, ausgenommen den Tempelanlagen, sehen müsste?"

  • Er nahm sich einen Becher mit Met und legte sich ebenfalls auf eine Kline. Zwar hatte er sich längst dran gewöhnt, aber der Tisch und Stühle waren ihm angenehmer. Kaum hatte er sich gelegt, betrat Marga mit Anhang das Triclinium und brachte die Vorspeise. Ausgewählte römische Speisen, gemischt mit germanischen Spezialitäten, im Verhältnis etwa 1:1. Während sie auftrugen meinte er zu Iulianus. "Oh sicher, Mogontiacum hat eine Menge zu bieten. Es fängt an bei der Basilika, in der im Winter sowohl Markt als auch die Theateraufführungen stattfinden, wie auch im Rest des Jahres der Markt bei schlechtem Wetter hin ausweichen kann, über die Thermen, die beiden Häfen, wobei der der Classis nur mit Genehmigung betreten werden darf, das Drususdenkmal hin zu unserem Theater." Er zählte noch ein paar kleinere und größere Sehenswürdigkeiten auf, Gärten, Sachen um und ausserhalb Mogontiacums herum und hier und da eine hübsche Statue oder Denkmal in der Stadt.
    "Und dann natürlich auch die Regia. Ich denke aber, da wirst Du sowieso noch vorstellig? Beim LAPP? Schliesslich bist Du derzeit der ranghöchste Priester hier, wenn mich meine Informationen über den CD nicht täuschen."

  • Diese germanischen Spezialitäten ließ er lieber da wo sie waren und nahm sich von dem bekannten, dem römischen, Essen.
    Nun wurde ihm klar, dass er sich in der Höhle des Löwen aufhielt, mit ihm speiste und selbst nicht wusste, was die Zukunft bringt. Unbedingt sollte man ihn auf seine Toleranz hin überprüfen, jedoch wie, das wusste er nicht.


    "Vielleicht seh ich mir den ein oder anderen Platz ja doch an, ich habe ja Zeit."


    Sagte er lächelnd und nippte am Becher. Ältester Sacerdos? Das klang für ihn recht abwertend, fühlte er sich doch noch sehr jung. ;) Aber er hatte vermutlich nicht Unrecht, denn Iulianus war wohl ranghöchster. Zum Glück nicht Ältester, doch Ranghöchster.


    "Der Besuch der Regia kann warten, es gibt Wichtigeres, als einen Plausch mit dem Legatus Augusti pro Praetore, welcher mir wohl nicht so behilflich sein kann, wie du. Kannst du mir sagen, ob die Germanen tolerante Barbaren sind? Gab es Vorfälle, prägnannt, Übergriffe auf römische Tempel oder Priester?"


    Für ihn war es primär ein Kriegsgebiet, durchtränkt von Gegnern. Gegnern, die diesem anderen Glauben frönten, doch das Wahre nicht wahrnahmen oder wollten. Dies galt es in der Schlacht zu bekämpfen und einen gravierenden Vorteil hatte er bereits. Die richtigen Götter, die mächstigsten von allen.

  • Irgendwie wurd der Mann ihm langsam unsympathisch. Sowas von blasiert war ihm schon lange nicht mehr untergekommen. Aber gut, man mache gute Miene zum bösen Spiel und nutze seine Vorteile zum richtigen Zeitpunkt, dann konnte man ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. "Ich hoffe, der LAPP wird ebenso dieser Ansicht sein wie Du," schmunzelte er und nippte an dem Becher. Er hielt mächtig an sich bei der Bezeichnung der Germanen als Barbaren. Auch wenn man von der ursprünglichen Bedeutung dieses Wortes her sie als solche bezeichnen konnte, hatte die Art, wie der Mann sie nutzte etwas abfälliges und intolerantes an sich, die er nicht gut zu heissen bereit war. Dennoch antwortete er ruhig: "Die Germanen sind tolerante Menschen, solange man auch ihnen gegenüber Toleranz zeigt. Sie leben nach dem Motto leben und leben lassen. Wenn man sie in Ruhe lässt, lassen sie einen auch in Ruhe. Und nein, solche Vorfälle gab es nicht. Von der Zerstörung ganzer Städte im letzten Krieg abgesehen, wo sicherlich auch die Tempel drunter zu leiden hatten."
    Was dachte der Laffe sich eigentlich von den Germanen? Und was für einen Eiferer, denn den Eindruck vermittelte er bis hierher, hatte der CD da ausgerechnet nach Germanien geschickt? Wo blieb da auch nur ansatzweise die römische Toleranz?

  • Iulianus lächelte. Zumindest waren sie doch friedlich gesinnt und keine blutrünstigen Barbaren. Dieses Exemplar schaffte es ja auch zum Duumvir, was beachtlich ist. Er müsste sich wohl mit dem Duumvirn intensiver beschaffen, ergründen, ob alle so sind, ob alle die Sprache beherrschen und denken können.


    "Das freut mich. Gut, Kriege schreiben ihre eigenen Gesetze, daran kann man nichts ändern. Ich habe es mir ehrlich gesagt schlimmer vorgestellt, ich bin überrascht."


    Dann nippte er an dem Wein, welcher doch gut schmeckte.


    "Beten die Germanen auch in Tempeln oder Hausaltären? Wenn ja, gäbe es die Möglichkeit diese zu sehen?"

  • Der Mann schien bisher wahrlich hinterm Mond gelebt zu haben. Oder in Rom war man einfach so blind. War es nicht damals anders gewesen, als er eine Weile dort gelebt hatte? Nein, eigentlich nicht. Entweder man wusste nichts von ihnen, sie waren ihnen egal oder sie galten als Barbaren. Nur einige wenige sahen es anders. Blasiert und ignorant passte auf einige Römer. "Nein, Germanen beten nicht in Tempeln. Wir Germanen haben unsere Götter nicht in Wände eingeschlossen. Wir bauen also keine Tempel, kennen keine sakrale Architektur in Holz oder Stein, wie wir sie etwa bei Kelten und Slawen und natürlich bei den Römern finden. Vielmehr verehren wir unsere Götter unter freiem Himmel, auf Waldlichtungen und in heiligen Hainen und an heiligen Wassern, stehenden und fließenden."

  • Die Germanen schienen den römischen Kult schon zu kopieren, was ihn sogleich freudig stimmte, bedachte er doch, dass man Neptun auch an Gewässern opferte.
    Diese Germanen waren scheinbar doch offener als geglaubt, vielleicht wäre es ein leichtes sie auf den richtigen Glauben zu bringen, doch dies war nicht die primäre Sorge. Zuerst mussten die Tempel, der ganze Kult in Germania erstmal wieder aufgebaut werden.
    Iulianus ging schonmal in Gedanken all die Feste durch, die er zelebrieren wollte.


    "Soso."


    Sagte er eher beiläufig und griff zum Fleisch.


    "Weißt du ob die Legionen Kultstätten in ihren Castrae haben, vielleicht kleine Altäre."


    Die des Mars dürften dort wohl mit größter Wahrscheinlichkeit stehen, wenn nicht, dann galt es diese zu installieren und zu weihen. Man musste an den Wurzeln anfangen.

  • er fragte sich, was er sich bei dem SoSo denken sollte, lies es aber und nickte nur. Als die Frage auf die Altäre kam, musste er leicht mit den Schultern zucken. "Ich nehme es an, aber ich war bisher noch nicht oft in einem der Castelli und dann auch meist nur kurz in der Principia. Da wirst Du den einzelnen Orten wohl selber einen besuch abstatten müssen, um dies in Erfahrung zu bringen, oder einen Brief schreiben, tut mir leid."

  • Iulianus winkte ab.


    "Ach, es muss dir nichts leid tun, du hast mir ja schließlich schon so viele Fragen beantwortet, ich kann mich glücklich schätzen."


    Dann entdeckte Iulianus Trauben. Jene Früchte, von denen er nie genug bekommen konnte, niemals.
    Sogleich schnappte er sich einige von ihnen und ließ sie genüsslich verschwinden.


    "Doch sage mir, hast du noch Fragen an mich?"

  • Er trank noch einen Schluck und schluckte erst einmal das Brot hinunter, welches er noch am Kauen gewesen war. "Eine Frage liegt mir da schon am Herzen, da die Bevölkerung danach des öfteren in den letzten Monaten gefragt hatte, angesichts der mangelnden Aktivismen der älteren Priester: Feste und Opferhandlungen. So viel ich weiss, liegen viele Feste momentan wieder an. Wie sieht es mit der Zelebrierung derer aus?"

  • Iulianus nickte. Eine gute Frage hatte der Duumvir.


    "Nun, bisher konnte ich diesbezüglich noch nicht viel in Erfahrung bringen, doch ich werde mit den Priesterschaften reden, falls sie die Opferhandlungen vernachlässigten. Ich versichere dir, dass es sich ändern wird."


    Und ein Schluck folgte.


    "Zwar ist hier nicht der Rex Sacrorum oder Pontifex Maximus anwesend, die einige Kulthandlungen übernehmen, doch werde ich mich bemühen ein guter Ersatz zu sein."


    Vielleicht kamen auch einige Flamen aus Rom, so hoffte er.

  • Sim-Off:

    Entschuldige, ich hatte den Thread übersehen. :(


    "Nun, ich hoffe, das der Cultus Deorum hier wieder zu seinem alten Glanz erwacht. Nötig hat er es. Leider hörte ich viel zu oft Beschwerden darüber, das die alteingesessenen Priester nur noch nach ihren Stereotypen verfahren und kaum noch wirklich auf andere eingingen. Auch wurden wohl oft Feste und Kulthandlungen vernachlässigt."

  • Er lächelte leicht. "Es gibt nichts, wofür es sich dabei zu danken hätte. Gstfreundschaft ist bei den Germanen das höchste Gut und so auch in dieser Casa. Wer kommt und nichts Böses vorhat, dem wird die Gastfreundschaft mit Freuden angedieen. Selbst jene, die Feinde sind, können das Gastrecht erhalten, doch müssen sich beide Seiten darüber im Klaren sein, dass dann gewisse Regeln eingehalten werden müssen. Doch in der Regel, ist es einfach nur das Anbieten von Speis, Trank, einem Dach über dem Kopf und nicht selten gute Gespräche," meinte er freundlich.

  • "Welch wunderbare Sitten, doch würde ich meinem Feinde niemals die Obhut meines Hauses bieten. Das könnte ich nicht, denn der Groll wäre stärker als die Gastfreundschaft."


    Sagte er lächelnd und biss sich ein Stückchen des köstlichen Fleisches ab.

  • "Eine Sitte, die gar die Götter ehren und getestet haben. Der Glaube daran ist stärker als der größte Groll. Die Erfüllung des Glaubens und wohl auch die Angst vor der Strafe der Götter bei Nichteinhaltung, sind größer als jeder Groll je sein kann."

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