Hortus

  • Laevina wurde zum Hortus gebracht, sie lobte die schattige Gartenanlage, die Blumen, die gepflegten Beete. Ist Lucius Helvetius Falco in Casa oder werde ich noch genug Zeit haben, diesen Hortus zu bestaunen? Wäre es zu viel verlangt, wenn auch um meine Sklaven gesorgt wird? Die sanfte Stimme, mit der diese Bitte ausgesprochen wurde, ließ bezaubern, genauso wie das scheue Lächeln auf den Lippen der jungen Helvetia.

  • Allein saß sie da und schaute auf die blühende Pracht. Sie hatte keine Tränen zum Weinen. Laevina dachte nicht an ihr Schicksal. Sie dachte nicht einmal eine Minute lang, dass sie von der Gens im Stich gelassen wird. Wenn nicht diese Sorge um ihren Vater so hätte man ihr sofort bemerkt, mit welcher Freude und Hoffnung sie auf die Begegnung wartet. Ihre Blicke suchten immer wieder den Hortus ab. Laevina nahm den Becher und trank. Sie spürte diese Durst, sogar husten mußte sie, um ihre Stimme wieder zu spüren. Laevina, du bist aber aufgeregt! Und völlig umsonst. Das mindeste, was man mit dir, Laevina Helvetia machen könnte, ist dich mit dem ersten Schiff nach Hispania zu schicken. lachte sie leise über sich selbst und prüfte den kleinen Beutel... Das Geld hatte sie noch. Für die Rückreise würde es reichen. Dann kamen ihr die Worte ihres Vaters in den Sinn und sie beugte ihren Kopf leicht nach vorn. Der sehnsüchtige Blick bewunderte das satte Grün des Baums links neben ihr, der den Schatten spendete. Sie hatte keine Eile. Sie ist ans Ziel ihrer Reise angekommen. Oder doch nicht? Genau diese Frage ließ sie nicht los und schnürte die zarte Kehle der jungen Frau.

  • Falco war gerade von der kaiserlichen Besprechung zurückgekehrt und wollte noch einmal sein Gepäck durchgehen. Der Pförtner hatte ihm bereits von weiterem Besuch berichtet und er war in den Garten getreten und hörte die letzten Worte.


    Doch bevor er ansetzte etwas zu sagen, betrachtete er sie noch ein wenig. Sie schien nachdenklich und murmelte auch noch einige Worte, die er allerdings nicht verstand. Schließlich gab er sich zu erkennen.


    "Jetzt ist er wieder in der Casa. Um Deine Sklaven wird sich selbstverständlich ebenso gekümmert."


    Er nickt Musa zu, der ein wenig hinter ihm steht und sich daraufhin entfernt.


    "Ich grüße Dich. Ich bin Lucius Helvetius Falco. Und Du gehörst, wie ich höre, ebenso der Helvetia an?"

  • Laevina nickte zu den Worten von Musa und fühlte eigentlich von ihm in ihren Gedanken nicht gestört. Doch als sie die andere Stimme vernahm, die zu einem Mann gehörte, der sich als Helvetius Falco vorstellte, war mit ihren Träumereien vorbei. Sie stand auf und schaute zu ihm, ohne den Blick zu senken. Mein Name ist Helvetia Laevina, Tochter von Appius Helvetius Sulla und habe eine Nachricht für meinen Onkel. Ich danke Dir für die angebotene Erfrischung. Die Reise von Hispania nach Rom war zwar problemlos aber ermüdend. Wann kann oder darf ich meinen Onkel sehen? Sie konnte seinem neugierigen Blick nicht widerstehen und errötete sanft. Etwas in diesem Römer erinnerte Laevina an ihren Vater. wie vermag Sulla wohl in jungen Jahren aussehen? Warum gerade jetzt diese Frage in ihr hochkam, verstand Laevina nicht und wartete auf die Antwort vo Helvetius.

  • Helvetia Laevina .... er erinnerte sich dunkel. Tochter von Appius Helvetius Sulla ....


    "Kein Problem. Gensmitglieder finden in unserem Hause immer Hilfe. Die reise war problemlos? Von Hispania hört man nuerdings ja keine allzu erfreulichen Dinge. Dein Onkel müsste dann wohl ... Helvetius Gracchus sein? Richtig?"


    Er hatte schwer nachgrübeln müssen um diesen namen hervor zu befördern. Er hatte keine Ahnung wo er war oder wo er sich aufhielt.

  • JA! Dieser freudige Aufschrei und die glücklichen Augen der jungen Römerin haben für das Kramen im Gedächtnis entschädigt. Publius Helvetius Gracchus sie nannte ihren Onkel mit vollem Namen und sah Falco nicht mehr so leicht mißtrauisch, als ob er sie jetzt ausschimpfen würde. Laevina versuchte ihre scheue Art und diesen kindlichen Aufschrei mit dem reumütigen Lächeln zu kaschieren. Ihrer Natur war es zuwider, sich berechenbar und weltoffen zu zeigen, sprich das, was sie nicht war. Die Abgeschiedenheit der mit ihrer Mutter verbrachten Jahre führte ihren Geist und vor allem ihre Seele weit weg von den Versuchungen dieser Welt. Wann kann ich meinen Onkel sprechen? Ist er in Rom? in dieser Casa? Verzeih, ich bin so aufgeregt.... s ie mußte ihre Rede unterbrechen, um Luft zu holen. Hispania. Ja, die Nachrichten sind sehr beunruhigend und die Lage in Corduba, wo sich die Casa meines Vaters befindet, gefährlich. Sie überlegte die ganze Zeit, wie weit sie diesem Mitglied der Gens über ihren Vater erzählen darf. Nein, sie wird nur mit ihrem Onkel offen reden. Aus diesem Grund hat mich mein Vater nach Rom zu seinem Bruder geschickt. Obwohl ich es nicht wollte das rutschte aus ihr so heraus, der Blick bei diesem Satz wurde trotzig und die blauen Augen funkeln wütend.

  • Falco erzählte der wirklich hübschen junge Dame nur ungern was er sagen musste.


    "Publius Helvetius Gracchus ist nicht hier. Meines Wissens ist diese Casa auch nie sein Wohnsitz gewesen. Ich war längere Zeit .... verreist und kam erst kürzlich wieder. Ich habe nicht viele Mitglieder der Gens gesehen seit dem. Du bist ehrlich gesagt erst die dritte. Meiner erinnung nach waren die Familienbande zwischen Geminus und den anderen so oder so nicht sonderlich eng. Es gab nicht viel Kontakt. Es wundert mich, dass Dein Vater dies nicht zu wissen scheint. Obwohl er es müsste. Ich könnte Erkundigungen einholen, wo Dein Onkel zu finden sein könnte, aber ich bin selber nicht mehr lange in der Stadt. Ich gehe nach Mantua und bald wohl noch weiter weg. Aber ich tue gern, was in meiner Macht steht. Solange und auch länger, wenn es nötig sein sollte, kannst Du hier bleiben ... ich ..."


    Und jetzt erinnerte er sich. An den Brief, der angekommen war. Die jüngsten Ereignsise hatten seine Erinnerung überlagert, doch jetzt kam sie wieder. Der Brief war an Gracchus gesandt worden, eben vom Vater dieser jungen Dame. Und er machte deutlich, dass dieser ein Rebell gegen den Kaiser war. Falcos Miene verfinsterte sich sichtlich. Er versuchte mit aller Macht sein Ansehen beim Kaiser wieder zu steigern und dieser .... Helvetier riskierte die ganze Gens in Ungnade zu stoßen! Aber das war nur die Tochter. Wieviel wusste sie? Was dachte sie darüber?


    Falco schaute sich um, niemand in Hörweite. er trat näher an die Frau heran.


    "Laevina. Ich weiß von den ... Aktivitäten Deines Vaters. Ich heiße sie nicht gut, verurteile sie sogar auf das schärfste. Ich war der Praetorianerpraefect unseres Kaisers und dulde keine Verräter in meiner Gens! Was weißt Du darüber? Was denkst Du darüber? Ist bekannt, dass Dein Vater ein republikanischer Verräter an seinem Kaiser ist? Sprich!"


    Falco war hin und her gerissen zwischen seiner Loyalität zur Dynastie, die es verlangte seine Informationen unverzüglich weiterzugeben und seinen Eigeninteressen. Eine Offenbarung würde ihm schaden. Wie Tacitus bereits mehr als genug geschadet hatte. Diese Gens begann ihn in den Untergang zu ziehen. Ob Laevina nun für oder gegen ihren vater war, war ihm erstmal egal. In beiden Fällen würde sie hierbleiben dürfen. Aber sollte die Schande ihres Vater offen bekannt werden, dann würde er sein Wissen leugnen und sich von ihr distanzieren müssen. Zunächst wollte er aber wissen, was sie dachte.

  • Was soll sie ihm sagen? Nein, lügen kann sie nicht und wilkl sie nicht, seine Offenheit und seine Aufrichtigkeit imponierten ihr und sie nickte seinen Worten jedes Mal zu. Ihr fragender Blick und völlige Verwunderung zeigte sich deutzlich, als sie die Tatsache vernahm, dass ihr Onkel nicht in dieser Casa wohnt... doch Falco gab ihr keine Möglichkeit dazwischen zu reden. Laevina konnte auch nichts sagen, sie mußte zuerst diese Information verdauen und überarbeiten. Ihre Lippen bewegten sich unmerklich, als ob sie seine Worte zur Verdeutlichung nachsprach. Als er sie endlich aufforderte, ihm seine Antworten zu beantworten, spürte sie, wie ihre Beine weich wurden und ihre Hand berührte die hohe Stirn. Erlaube mir zuerst hinzusetzen. Dass sie völlig von dieser Rede überrascht war...nein, so ein junges Ding konnte so gut nicht schauspielern. ich bin vollkommen überrascht, dass mein Onkel hier nicht wohnt. Der Junge, der mich durch die Stadt führte, brachte mich hierher und versicherte, dass diese Casa den Mitgleidern der Gens Helvetia gehört. Ich habe dem Jungen aber nicht den Namen des Onkels gesagt sie biß ihre Unterlippe und gestand sich den Fehler. Mein Vater.. ist mein Vater und ich liebe ihn und bin ihm eine gehorsame Tochter. Ich denke, dass die Tatsache, dass mein Vater mich hierher schickte, zeigt, dass ich nichts mit seinen Ansichten, Vorhaben und Überzeugungen zu tun habe und bin in diese nicht involviert. Dass du mir direkt deine Ansichten mitteilst, finde ich edel von dir. Wie gern würde sie aufschreien und ihm ins Gesicht werfen "MEIN VATER IST KEIN VERRÄTER!!!" wie gern... doch Laevina war eine sehr gehorsame Tochter und sie verstand das Befehl ihres Vaters. "LEBE" sehr genau. Wenn du mich zu den Verrätern zählst ihr Blick zeigte den ganzen Stolz für ihren Namen, für das, was sie war, nein, sie wird diesem ..diesem... plötzlich findet sie keinne Namen für ihn. Ihr Blick wurde leicht panisch, dann irgendwie in sich zurückgekehrt. ich will dir, so glaube mir, Falco, keine Schwierigkeiten bereiten. Obwohl wir uns zum ersten Mal sehen. Ich bin dir dankbar für deine Worte und angebotene Erfrischung. Falco, ich bin nur seine Tochter und eine Helvetia...Ich wußte bis vor ein paar Monate überhaupt nicht, dass ich einen Vater habe! Und ich bin nicht gewillt und nicht berechtigt, mcih dafür zu entschuldigen und zu jammern oder zu verfluchen oder zu segnen, seine Tochter zu sein. Das war und ist der Wille der Götter. Was können wir dafür? Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Die Rede war ein wenig sumbur, doch gerade dieser Chaos zeigte Laevina von ihrer wahren Seite.

  • "Nur zu, setz Dich."


    Etwas hatte sie getroffen. Die Information über die Schande ihres Vaters? Oder weil er sie entlarvt hatte?


    "Nun die Casa gehört ja auch Mitgliedern der Gens Helvetia. Der Junge ist wohl nicht zu schelten. Ich bezweifelte nicht, dass Du Deinen Vater liebst und auch nicht, dass Du gehorsam bist. Ich frage ja gerade wie weit dieser Gehorsam denn geht. Die Tatsache, dass Dein Vater Dich herschickte beweist mit nichten, dass Du nichts weißt, junge Dame. Er befindet sich in exponierter Lage, das Ende droht, wie ich höre. Und er bringt in Sicherheit, was ihm lieb ist. Oder rettet gar Unterlagen ... Gelder ... Anhänger?"


    Wieder mustert er das Mädchen, schaut ihr lange in die Augen.


    Biss hatte sie und Stolz. Demütig war sie im Grunde ihres Seins nicht im Ansatz. Was nichts per se schlimmes war, er mochte solche Frauen. Manche hatte er sogar sehr gemocht. Aber genau solche Frauen wären es auch, die eigene politische Ansichten entwickeln würden und wer weiß, sogar versuchen würden, diese umzusetzen.


    "Noch zähle ich Dich zu gar nichts. Ich frage Dich. Es liegt an Dir meine Meinung zu bilden."


    Sie konnte die Tränen nicht weiter völlig unterdrücken. Er mochte den Moment, an dem weibliche Stärke in Emotionalität kippte. Doch das war eine Verwandte, wenn auch nur nominell und die Lage war gefährlich.


    "Letztlich ist es nicht wichtig, was nun wahr ist, mein Kind. Ich gehe mit dem Kaiser in den Osten, in den Krieg. Ich werde noch offener zu Dir sein. Wenn ich aus diesem Kampf zurückkehre, so ich das tue, dann ist meine Stellung entweder soweit gefestigt und sicher, dass ich mich die Umtriebe Deines Vaters nicht mehr gefährden oder ich fiel soweit ab von Ruhm und Ansehen, dass es dann darauf so oder so nicht mehr ankäme.


    Ich verlange keine Entschuldigung, ich erwarte kein Jammern, keinen Segen oder Fluch. Aber Ehrlichkeit erwarte ich. Ich werde was ich weiß niemandem sagen. Heute. Ich kann aber nicht versprechen, dass ich es ignorieren werde, wenn ich zurückkomme. Die Familia ist mir wichtig und heilig. Wirke auf Deinen Vater ein, damit er dieses Unterfangen beendet und die Rebellen verlässt. Und verlasse Du sie, so Du Dich ihnen denn nahe fühlst."

  • Sie konnte nicht mehr stehen und nahm einfach Platz. Ich habe nur einen Brief sagte sie leise. Nur einen Brief zu meinem Onkel. Alles, was ich will, ist zu leben. Alles, was ich will, ist ... ich würde gern meinen Vater wiedersehen. Doch, sag mir ehrlich. Konntest du deinen Vater je umstimmen? Ihn und seine Vorhaben beeinflussen? Hätte es eine Tochter deines Vaters gekonnt? Ich habe keine Unterlagen und keine Anhänger. Meine beiden Sklaven gehören mir und sind Sklaven. Außerdem überlege selbst, mein Vater ist zwar Verräter ihre Augen warfen auf den Helvetier den trotzigen Blick, aber er ist kein Narr. Er wollte mich in Sicherheit haben, er wußte wohl zu gut über seine eigene Familie. Zum ersten Mal erlaubte sich Laevina einen kleinen Vorwurf.


    Sie wollte nicht Falcos Anerkennung. Sie wollte nicht einmal sein Mitgefühl. Sie konnte diese Wahrheit verkraften, obwohl sie schmerzte. Sie wollte nur eins, endlich wissen, wohin sie gehört, sie wollte Schutz und Sicherheit, doch noch mehr wollte sie ein freudiges, zärtliches Wort. Wieder zu spüren, was das heißt, eine Familie zu haben. Wahrscheinlich sind die Emotionen mit Laevina doch durchgegangen und ein paar Tränchen fielen auf ihre im Schoß gefalteten Hände. Meine Ansichten sind irrelevant. Ich will ein normales Leben führen, Kinder haben, mich um sie sorgen und sie lieben. Wenn du es genau wissen willst, ich weiß, dass ich meinen Vater nie mehr wiedersehen werde. Ihr Herz blieb stillstehen. Nun ist es ausgesprochen, das, was sie nicht wahr haben wollte. Sie tröstete sich mit Märchen die ganze Zeit, die ganze Reise. Innerlich wußte sie das, doch nur das Ausgesprochene ist endgültig.


    Laevina blickte zu Falco. Es war ihr auf dem Gesicht geschrieben, wie peinlich ihr dieses Verhör sei, obwohl Falco darauf sein Recht hatte. So hatte Laevina dieses Treffen nicht vorgestellt. Als Laevina vom Krieg hörte und das Falco in den Krieg zieht, veränderte ihr Gesichtsausdruck und wurde noch weicher, trauriger. Mögen sich all deine Wünsche und Absichten verwirklichen und dass du heil nach Hause kommst. Vielleicht gibst du mir dann die Möglichkeit, deine Meinung über mich zu bilden. Ich glaube nähmlich nicht, dass es in einem einzigen Gespräch möglich ist. Aber was zählt schon mein Glauben.


    Laevina seufzte. Wenn mein Onkel nicht hier ist, so bitte ich dich, mir den Weg zu seinem Domizil zu zeigen. Ihre Hand verließ die andere auf dem Schoß und legte sich auf das Herz, um ihre Bitte zu unterstreichen. Mein Vater sagte, ich soll diesen Brief nur mienem Onkel zeigen, aber wenn du ihn lesen willst, hier ist er. Sie fand keine andere Möglichkeit, als Falco den Brief auszuhändigen und an seine Ehre auf diese Weise zu appelieren. Wird er den Brief lesen?

  • Alles was ich will ist leben. So sprach kein Rebell, zu allem bereit, bereit Leben, Ehre, Ansehen und Zukunft zu opfern. Aus diesen Worten sprach vielmehr Sehnsucht. Sehnsucht nach unbeschwertem Leben.


    Falcos Einstellung wurde sanfter. Er hatte keinen Feind vor sich. Dessen war er sich sicher. Sein Vater? Sein wahrer Vater war ein altiulischer Patriarch gewesen. Geminus war ähnlich und doch ganz anders.


    "Senator Geminus hat stets auf Meinungen anderes gehört, so sie begründet waren. Doch letztlich trifft wohl jeder Vater seinen Ratschluss allein, da hast Du recht. Ich glaube Dir und werde Dir vertrauen. Enttäusche dies nicht. Wenn Dein Vater für Dich hier Gastfreundschaft und Zuflucht erwartete, so hat er das zurecht gedacht. Du bist hier willkommen, trotz der Taten Deines Vaters. Diese bringen die ganze Gens in eine schwere Lage und sind sicher nicht einfach zu handhaben. Das musst Du verstehen. Er spielt mit dem Feuer und jeder, der ihm zu nahe kommt wird verbrennen. Ich rate Dir deswegen vorsichtig zu sein und ich sorge dafür, dass ich es bin. Das musst Du mir zugestehen. Jenseits aller Politik und Loyalitäten."


    Ihre Tränen in den Schoß fallen sehend.


    "Es so junges Leben soll nicht bereits so schwere Bürden tragen. Dein Vater hat diese Entscheidung gefällt. Zu recht. Und ich mag über ihn denken, was ich will. Ich werde seine Entscheidung mittragen. Du hast ein Leben verdient. Und innerhalb meiner Möglichkeiten werde ich Dir dabei helfen es auch zu bekommen."


    Sie hatte schon zuviel Härte im Leben erfahren, doch zerbrochen war sie nicht. Im Gegenteil. Ihre Lebensflamme schien sehr hell zu flackern, auch wenn sie ein paar mehr Schatten warf als manch andere. Doch gerade das zog ihn mehr als, als dass es ihn abstieß.


    "Du kannst nicht wissen, ob Du Deinen Vater nie wieder siehst. Das wird davon abhängen, wie sehr er bereit ist für Ideale Wahrheiten zu opfern und wann er das einsieht. Dieser Kaiser ist keiner des Zornes und der Ungerechtigkeit. Nicht zwingend findet Dein Vater den Tod. Es sei denn er sucht ihn. Doch das weiß keiner bereits vorher."


    Auch Falcos Züge noch sanfter. Eine seltene Einstellung. Verdrängung und Verbitterung waren starke Schirme. Die nur selten durchlässig wurden.


    Mögen sich all deine Wünsche und Absichten verwirklichen und dass du heil nach Hause kommst ... diese Worte kannte er ... von ihr, deren Namen er nicht mehr benutzte.


    "Ich danke Dir. Es ist lange her, dass man sich um mich sorgte. Ich werde Dir stets die Möglichkeit geben meine Meinung über Dich noch zu beeinflussen.


    Ich werde den Aufenthalt Deines Onkels für Dich ermitteln."


    Ein Brief für ihren Onkel? Sie schien es zu wollen, dass er ihn las, also öffnete er seine Hand.

  • Er sprach und Laevinas Herz fühlte sich mit Wärme. Wie gern würde sie einfach nach all diesen Strapatzen ihre Wange an seine Schulter drücken, wie sie es bei ihrer Mutter machte. Ich bin eine Helvetia s agte sie plötzlich Eine Helvetia wie du, Helvetius Falco. Wenn du mir erlaubst... diese Sorge um dich ist nicht... jetzt suchte sie nach dem passenden Wort. Soll sie ihre Gedanken in das buntbemalte Holzkästchen verpacken? nein, also berührte sie seinen Arm am Ellenbogen, schüchtern, zweifelnd, ob sie das richtige tut. ...vorgeheuchelt. Ich danke dir für die Gastfreundschaft der Gens. Natürlich wissen nur die Götter, was uns erwartet. Den Kaiser kenne ich nicht und die letzten Jahre war ich mehr mit der Pflege meiner Mutter beschäftigt. Würde er meinen Vater am Leben lassen, so werde ich die Gnade des Kaisers preisen. Ihre Augen schauten zu ihm hoch und sie legte den Brief in seine Hand. Die azurblauen Augen auf der hellen Haut, die ihm, Falco, vertrauten, unberechend, sanftmütig, wie das ganze Wesen der jungen Frau. Dann blickte sie auf ihn und sah, ob seine Augen dem Inhalt des Briefes folgen.


    Lieber Publius,


    mein letzter Brief, den ich an Dich sendete, deutete meine jetzige Bitte bereits an. Nun ist es soweit: Ich kann nicht mehr für die Sicherheit meiner geliebten Tochter Laevina bürgen. Corduba ist umstellt. Die Entscheidung wird bald fallen. Ich bitte dich Laevina bei Dir aufzunehmen und bin mir doch gewiss, dass du es machst. Dafür danke ich Dir mein lieber Bruder! Sie wird dir nicht zur Last fallen, denn sie besitzt bereits trotz ihres zarten Alters eine außergewöhnliche geistige Reife. Deine Kinder, die ich leider nur so kurz kennenlernen durfte, werden sich mit Laevina sicher auch gut verstehen.


    Vieles hätte ich in meinem Leben anders machen sollen. Du warst immer vernünftiger als ich und ich hätte lieber öfter deinen Rat suchen sollen. Verzeihe mir diese Torheit.


    Hier, in Corduba, geht es wohl in den nächsten Wochen zu Ende. Sorge Dich nicht um mich. Ich spüre bereits wie der Fährmann auf mich wartet.


    Wir werden uns in einer anderen Welt wiedersehen in der nicht die Querelen des irdischen Lebens unsere Seele beschweren.


    Sulla


    Was..was schreibt mein Vater? Diese Frage zeigte, dass sie nicht einmal den Inhalt dieses Briefes kannte.

  • Sie berührte zaghaft seinen Arm. Er ließ sie gewähren.


    "Ich glaube Dir, denn Du hast, wie ich finde, eine mitfühlende und freundliche Seele. Julian besitzt Gnade, daher würde ich diese jedenfalls nicht ganz außer Acht lassen, wenn es dereist gilt auf sie zu bauen."


    Sie legte Falco den Brief in die Hand.
    Kurz schaute er in ihre blauben Augen, enfaltete ihn und las leise.


    Lieber Publius, mein letzter Brief, den ich an Dich sendete, deutete meine jetzige Bitte bereits an. Nun ist es soweit: Ich kann nicht mehr für die Sicherheit meiner geliebten Tochter Laevina bürgen.


    So ist wirklich die Liebe zu seinem Kind der Grund, warum er sie wegschickte.


    Corduba ist umstellt. Die Entscheidung wird bald fallen.


    Es geht zu Ende mit den Rebellen.


    Ich bitte dich Laevina bei Dir aufzunehmen und bin mir doch gewiss, dass du es machst. Dafür danke ich Dir mein lieber Bruder! Sie wird dir nicht zur Last fallen, denn sie besitzt bereits trotz ihres zarten Alters eine außergewöhnliche geistige Reife.


    Dem Urteil pflichtet er bereits jetzt bei.


    Deine Kinder, die ich leider nur so kurz kennenlernen durfte, werden sich mit Laevina sicher auch gut verstehen. Vieles hätte ich in meinem Leben anders machen sollen. Du warst immer vernünftiger als ich und ich hätte lieber öfter deinen Rat suchen sollen. Verzeihe mir diese Torheit.


    Ob sein Bruder der einzige Richter dessen bleiben würde?


    Hier, in Corduba, geht es wohl in den nächsten Wochen zu Ende. Sorge Dich nicht um mich. Ich spüre bereits wie der Fährmann auf mich wartet. Wir werden uns in einer anderen Welt wiedersehen in der nicht die Querelen des irdischen Lebens unsere Seele beschweren. Sulla


    Er erwartet seinen Tod. An seinem geänderten Gesichtsausdruck musste sie gesehen haben, dass er den Brief gelesen hatte.


    "Er liebt Dich. Er bittet Deinen Bruder Dich aufzunehmen, da er Deine Sicherheit nicht weiter garantieren kann. Weiter zeigt er eine gewisse Reue ob seiner Taten. Er wünschst sich für Dich nur das Beste."


    Die Todesgewissheit ihres Vaters verschweigt er.

  • Er ist mir ein guter Vater. Sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Nicht dass sie Durst hatte, sie wollte ihr Lächeln verbergen. Ja, sie lächelte den Worten ihres Vaters, weil sie darin die väterliche Liebe spürte. Das erwärmte ihr Herz. Sie gähnte plötzlich und lachte auf. Auch in dieser Situation war sie nun mal so, eine junge Frau, die gestern noch ein Kind war. Entschuldige, aber die Müdigkeit ist wohl stärker als jegliche Erziehung. Bitte, gib mir den Brief zurück. Wenn ich meinen Onkel sehe, gebe ich ihm den Brief seines Bruders. Meinst du, er wird mir übel nehmen, dass ich den Brief dir zeigte? Ich hoffe, er empfindet ein Verständnis für diese Geste. Wenn du noch Fragen hast, so stelle sie bitte, aber sei mir nicht böse, wenn ich doch ein wenig müde wirke. Ich möchte morgen die Opfergaben den Göttern bringen, doch bin ich im Rom zum ersten Mal. In Ostia habe ich auch die hiesige Tempelanlage besucht. Es lag jetzt an ihm, die Gastfreundschaft nicht nur wörtlich sondern auch tatkräftig zu bezeugen. Laevina sah Falco erwartungsvoll an. Sollte sie noch direkter werden? Aber es war ihr eher unangenehm, selbst diesen Punkt anzusprechen. Wenn ich dir irgendwie in der Casa und sonst helfen kann, so lass mich es wissen. Das war ein ehrliches Angebot.

  • Er ist mir ein guter Vater? Vater. Ein mehr als seltenes Wort in seinem Wortschatz. Sinnentleert.


    Er reicht ihr wieder den Brief. Faltet ihn aber vorher wieder sorgfältig zusammen.


    "Ich will Dich auch nicht länger wachhalten. Dir wird ein Zimmer bereitet. Ich weiß nicht ob Gracchus etwas einzuwenden hätte, dass ich den Brief las. Wir werden sehen. Zunächst habe ich keine Fragen mehr. Ich begleite Dich morgen gerne zu jedem Ort in Rom, den Du sehen möchtest."


    Nach Mantua war es ja nicht weit und die Hauptarbeit hier liegt so oder so bei Livianus.


    "Die Casa wird bald wohl wieder einsamer werden. Um Geminus und das Haus muss sich gekümmert werden. Aber ich bitte Dich nicht darum, aber vielleicht entwickelst Du Lust dazu, das eine oder andere in gewissem Maße zu tun. Dann sei es so. Außer mir und dem Senator lebt noch meine Cousine hier. Vielleicht ..."


    In dem Moment erscheint ein Sklave und beugt sich zu Falco. Er wisspert ihm zu.


    "Ein Publius Helvetius Gracchus ist an der Türe und bittet Dich zu sehen, Herr."


    Falcos Augen weiten sich. Gracchus? Zufall? Was geschieht hier? Falco wird wieder deutlich misstrauischer.


    "Hol ihr herein!"


    Zu Laevina gewandt.


    "Mir scheint, dass man manchmal doch leichter findet, was man sucht."

  • Gracchus trat ein.


    Im Hortus befanden sich Falco und noch eine Person, eine Frau. Gracchus hatte schon eine Ahnung wer sie sein könnte doch zunächst wollte er mit Falco reden.


    "Salve, ich bin Publius Helvetius Gracchus. Sie müssen wohl Helvetius Falco sein." sagte er zu Falco.

  • Laevina lächelte verlegen und nah den Brief entgegen. Ich bin mir sicher, mein Onkel wird es verstehen. Es kann einfach anders nicht sein. Das klang wenig überzeugend für Falco, doch dieser ubeirrbare Glauben an das Gute im Menschen bestach jeden, der Laevina kannte. Es wird mir eine Freude sein, mich hier nützlich zu machen. Als Pflegerin zu fungieren ist mir nicht fremd, wie ich es schon sagte. Diese Casa wird nicht mehr einsam sein und wird auf deine Rückkehr warten. Seine Worte, dass er sich einverstanden erklärte, ihr die Stadt zu zeigen. Für deine Bereitschaft, mich zu begleiten, danke ich. Doch ich brauche wirklich Schlaf und vor allem Ruhe. Ich hoffe, du wirst mich entschuldigen. Es ist heute für mich ein ereignisreicher Tag. Laevina sagte diese Worte und wußte nicht, dass sie in Unrecht sei. Denn gerade in diesen Moment flüsterte der Sklave etwas in Falcos Ohr und seine Miene zeigte ein gemischtes Gefühl aus Mißtrauen und Staunen. Seine Worte verstand sie nciht und blickte zu einem Römer, der den Hortus betrat eher höflich, als erfreut oder glücklich. Nicht einmal Neugier konnte Laevina aufbringen. sie fühlte sich müde und emotional verbraucht. Als der kleine füllige Mann mit den aristokratischen Gesichtszügen den Hortus betrat, begrüßte Laevina ihn mit Respekt, welcher seinem Alter gebührend geäußert wurde. Plötzlich erstarrte sie. Was? Hörte sie nicht richtig? Ist noch der Staub der Reise in ihren Ohren? Publius Helvetius Gracchus! Das kann nicht... Ceres!!! Das bist du, Göttin, deine Macht hat dies möglich gemacht. Meine Opfergaben waren nicht umsonst, obwohl ich um etwas anderes bat. Ich danke auch dir, Priester. Sie erinnerte sich an diese Begegnug und ihr Gesicht erhellte vor Freude. Ihr Onkel blickte zu ihr, Laevina schien zu glauben, er weiß, wer vor ihm steht, doch seine Worte galten Falco, so senkte Laevina ihren Blick und wartete, ihr Inneres frohlockte. Sie hielt den geöffneten Brief in ihrer Hand.

  • Falco hatte etwas abgewartet wie Laevina reagieren würde. Seine Vorstellung musste sie gehört haben. Doch obwohl man ihr viele Emotionen vom Gesicht ablesen konnte, blieb sie stumm und sitzen. Falco hatte ein stürmisches Umarmen des Onkels erwartet. Zu müde oder zu gut erzogen? Was immer ....


    "Publius Helvetius Gracchus, ich grüße Dich! Helvetius Falco, ja, der bin ich."

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