"Ich stehe Dir zur Verfügung."
Er folgt seinem Blick und schaut ebenfalls zu Laevina hin.
"Ich stehe Dir zur Verfügung."
Er folgt seinem Blick und schaut ebenfalls zu Laevina hin.
Ja, ich bin Laevina, Onkel. Es gab keine stürmische Begrüßung, keine Umarmung, nur sanfter Blick auf ihren Onkel. Hier ist der Brief von meinem Vater. Ich bitte dich um Verzeihung, dass er geöffnet wurde. Ich war der Meinung hat sie das wirklich gesagt? Dass SIE der Meinung war? Scheint so aus. Laevinas Wangen glühen rosa vor Aufregung. Sie versuchte Ruhe zu bewahren, sie versuchte reifer und erwachsener wirken. Wenn Falco es nicht sah, da diese Kleinigkeiten nur die Menschen bemerken, die selbst Kinder hatten und sie wachsen sahen, so sollte Gracchus ihr Verhalten richtig deuten. mein Gastgeber sie zeigte mit einer eleganten Geste auf Falco hatte Recht zu erfahren, was darin steht. und dann gleich ganz klein und reumütig zum Onkel ein Fehler führte mich in diese Casa. Nein, sie konnte nicht nochmal ausgefragt werden. Ihr flehender Blick blieb an Gracchus hängen. Stumm bat sie ihn...bitte, nicht hier, bitte, nicht noch einmal. Obwohl Laevina noch jung war, um gute Menschenkenntnisse zu besitzen, war es ihr bewußt, dass Falco sie nicht schonen wird.
Nachdem Falco die unerwartet kühle Begrüßung abgewartet hat, erinnert er sich an Laevinas Müdigkeit. Sicher würde ihr Onkel die Geschichte erneut hören wollen. Nebenbei wusste Falco nicht, was Gracchus über die Umtriebe seines Bruders wusste. Und es war uralte Taktik die Verdächtigen getrennt zu verhören.
"Nun, Laevina ist nach der Reise sehr müde und wollte gerade zu Bett gehen. Wir sollten sie nicht länger wachhalten, Gracchus. Du kannst gerne heute hier übernachten und ihr könnt dann morgen zusammen sprechen, in aller Ruhe."
Und um Widerspruch des Mädchens gar nicht erst aufkommen zu lassen.
"Musa! Zeig der jungen Dame ihr Zimmer. Ich wünsche eine gute Nachts."
Laevina schien nicht dumm zu sein, also setzte er ein gütiges Lächeln auf.
Sie nickte und seufzte. Danke dir richtete sie die Worte ihres Dankes an Falco. Ihr Blick lächlte ihn an, warmherzig und ihrem Schicksal ergeben. Sie hat schon verstanden, dass Männer, zumindest seitens des jungen Helvetius, allein bleiben wollten. Und das war ihr mehr als Recht. Gehorsam folgte sie Musa und drehte sie nur kurz, um beiden Männern zu winken. Den geöffneten Brief sah sie in den Händen ihres Onkels. Vielleicht hätte sie doch...Dann erinnerte sie sich an die Worte und Begrüßung von Falco. Nochmal zu hören, dass ihr Vater Verräter sei, hätte sie nicht ruhig ausgehalten. Sie floh fast vor der Reaktion von Helvetius Gracchus. Irgendwie spürte sie, dass dieses Mißtrauen von Falco sie nicht so tief verletzte, wie das mögliche Mißtrauen ihres Onkels es tun würde. Laevina spürte einfach, dass sie sich zurückziehen mußte, um die Würde zu bewahren und nicht wie ein kleines Mädchen vor beiden Männern zu wirken. Noch ein paar Worte und sie hätte losgeheult wie eine Heulsuse. Laevina spürte diesen unsaghaften Druck auf ihr Gemüt und war froh, Musa schnell aus ihrem Zimmer zu haben. Was sie nicht wußte, dass er noch ein wenig lauschte und ihr Schluchzen vernahm. auch, dass er Falco danach einen kleinen Bericht erstattete, wußte sie auch nicht.
Schaut Laevina hinterher, lächelt noch einmal und blickt dann zu Gracchus.
"Setz Dich. Darf ich Dir etwas anbieten?"
Gracchus wusste nicht so recht wie er reagieren sollte. Er kannte seine Nichte kaum. Doch er akzeptierte das sie müde war und das sie schlafen gehen musste. Morgen würden sie dann alles ausdiskutieren. Er blickte wieder zu Falco.....er war typisch Gastfreundlich......ein wahrer Helvetier. Er nahm den Brief von seinem Bruder kurz in Augenschein. Er überflog ihn und las ihn nicht richtig. Dann setzte er sich und richtete sich an Falco.
"Ein schöner Rotwein wäre sehr gut und danke das ich hier nächtigen darf......" sagte er freundlich zu Falco und faltete den Brief wieder zusammen.
"Den wird man Dir bingen ... setz Dich.
Was führt Dich zu mir? Von Laevinas wusstest Du ja nichts, oder?"
Gracchus setzte sich.
"Ich habe schon gehört das die Tochter meines Bruders hier auftauchen wird. Ich wusste aber nicht wann. Es ist offensichtlich ein guter Zeitpunkt das ich hier erschienen bin. Aber eigentlich wollte ich zu dir um über unsere Familie zu reden. Ich habe gewusst das es noch andere Helvetier in Rom gibt, doch ich war mir nicht sicher ob wir miteinander Verwandt waren. Ich habe ein bisschen nachgeforscht und ich bin darauf gestoßen das sich unsere beiden Zweige getrennt haben. Ja, und jetzt wollte ich dich fragen ob sich meine und deine Familie zusammentun könnten. Was hälst du davon?"
Falco wusste, dass sein Teil der Gens dem Aussterben nahe war, daher war eine Annäherung keine schlechte Sache. Doch der Bruder seines Gegenübers und womöglich unbekannte weitere Mitglieder dieses Zweigs hatten bizarre politische Ansichten. Gracchus hatte von Laevinas Ankunft gewusst. Nur sein Bruder wusste, dass er sie wegschicken würde, oder zumindest dessen Umfeld. Daher musste Gracchus mit selbigen Kontakt haben. Kontakt zu republikanischen Verrätern. Was wusste? Wie sehr steckte er selber darin?
"Ja, unsere Familienzweige hatten sich getrennt. Gründe dessen sind mir nicht bekannt. Was denkt Dein Bruder über diesen Bruch? Ganz offensichtlich hast Du ja noch Kontakt zu ihm."
Langsam der Kernfrage nähern.
Gracchus lächelte.
"Mein Bruder wollte auch das sich die Zweige vereinen. Doch jetzt habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm. Er ist mein Bruder und mir ist egal ob er für die Republik ist. Ich bin es nicht. Ich habe versucht ihn davon abzuhalten, diese Rebellion zu starten, doch er wollte nicht hören. Ich fühle mich schuldig. Ich hätte ihn davon vielleicht abhalten können. Dafür werde ich mich um seine Tochter sorgen, als wenn es mein Kind wär."
Er wollte die Zweige auch vereinen? Das wäre ja interessant geworden. Ein republikanischer Rebell und der ehemalige Hauptfahnder des Kaisers eben gegen republikanische Umtriebe.
Keinen Kontakt mehr? Von der Tochter hat er erfahren. Und der Grund sie wegzuschicken ergab sich ja erst mit Zuspitzung der Lage in Hispania. Falco war mehr als überrascht, dass der Mann es so schnell und so gründlich und ohne direkt gefragt worden zu sein zugab. Er hatte seinen Bruder damit mal eben mit einem Schwerverbrechen auf das die Todesstrafe stand in Verbindung gebracht. Und mit einem Hochverräter verwandt zu sein brachte auch dem Rest der Familie nicht grade viel kaiserliches Ansehen. Falco empfand diesen Teil der Familie zunehmen als gefährlich. Für ihn. Aber dem Problem würde er sich gründlich stellen, sobald er aus dem Osten wiederkehrte. Ebenso irritierte es ihn sehr, dass Hochverrat derart offen zugegeben wurde, er kannte den Mann ja gar nicht. Hatte man denn keine Angst? Keinen Respekt?
Egal ob er für die Republik ist? Es gab eine Zeit, da wurde Falco dafür bezahlt eben solche Sätze zu erfahren. Ihm durfte das nicht egal sein. Als Vorstand der Gens auch nicht.
Diese Rebellion zu starten? Zu starten? Sollte er etwa ein, wenn nicht der Kopf dieser Rebellion sein? Das wäre unduldbar. Es könnte die ganze Gens in Ungnade bringen.
"Gracchus .... "
Falco schluckte. Der Mann war Verwandtschaft. Und er war ehrlich gewesen. Also würde er es auch sein und ruhig bleiben. Wäre es vor einigen Monaten gewesen und wäre der Mann jemand anderer ......
" ... zunächst. Dass Du Dich um seine Tochter kümmern möchtest sehr Dich. Was das angeht, kannst Du mit jeglicher Unterstützung durch mich rechnen. Das Mädchen macht einen sehr aufgeweckten Eindruck und verdient jede Chance, die wir ihr bieten können.
Dann was die Vereinigung der Zweige angeht. Das Haus steht beinahe leer. Ihr seid willkommen hier. Wie genau wir das handhaben werden müssen wir aber wohl verschieben. Ich werde sehr bald mit dem Kaiser gen Osten aufbrechen und vorher wohl in Mantua weilen. Aber ich stehe dem grundsätzlich positiv gegenüber.
Aber ...."
Falco beugt sich vor und wird leiser. Er schaut Gracchus eindringlich an.
"Du weißt, dass ich ein Praetorianerpraefect außer Dienst bin? Vereidigt das Kaisertum mit Leid und Leben zu verteidigen und einst damit beauftragt Republikaner aufzuspüren wo immer sie sich zeigen? Aber Du warst offen zu mir und so will ich es zu Dir sein. Du bist ein Helvetier. Das macht bei mir den Ausschlag. Wärest Du dies nicht, so wärest Du längst verhaftet und in den Castra Praetoria. Zur Vernehmung. Ebenso Laevina. Aber weil ich nicht mehr im Dienst bin und ihr zur Familie gehört ändert sich die Lage. Ich weiß von den Umtrieben Deines Bruders offiziell nichts. Ich werde nichts unternehmen und nichts weitermelden. Aber ich erwarte, dass weder Du, noch Laevina dem republikanischen Untergrund nahesteht oder angehört. Weder bei Dir, noch bei Laevina habe ich Grund zu Annahme dessen und ich glaube Euch beiden, dass ihr kaisertreu seit. Aber .... lasst mich nie das Gegenteil herausbekommen."
Er schaut sehr ernst, denn ernst ist es.
" ... Dein Bruder würde den Fakten gemäß vor Gericht zum Hochverräter erklärt werden. Er hat aktiv die Waffen gegen seinen Kaiser erhoben. Das Todesurteil würde vollstreckt werden. Ist Dir klar, was das bedeutet? Einen verurteilten Hochverräter in der Gens zu haben ist mehr als nur .... unschön. Hast Du davon eine Vorstellung? Weißt Du wie weit der Arm des Kaiser reicht bei Menschen, die sich als seine Feinde entpuppt haben? Glaube mir, sehr weit. Kaiserliche Ungnade kann keiner von uns brauchen. Und ich werde dies zu verhindern wissen. Du sagtest er hat die Rebellion gestartet? Ist er Initiator, Kopf der Rebellion? Ich muss das wissen. Wenn ja, so wird es für uns alle gefährlich. Wer weiß alles von seiner Verstrickung, ist dies allgemein bekannt?
Verstehe mich nicht falsch. Ich drohe Dir nicht. Im Gegenteil. Ich versuche Dich und Laevina zu beschützen. Mein Einfluss im Reich ist nicht mehr groß. Bei einer formellen Verurteilung könnte ich uns vielleicht nicht mehr retten. Daher müssen wir das verhindern. Wenn es soweit kommt müssen wir uns klar von Deinem Bruder distanzieren. So weit es nur irgend geht. Versteh das bitte.
Falco lehnt sich zurück. Diese Sache könnte gefährlich werden.
Gracchus nickte.
"Ich weiß nicht ob er der Kopf der Rebellion ist oder ob er sie gestartet hatte. Er hat mir nur zwei Briefe geschrieben, in denen er sagte das er bei der Rebellion mitmachen werde. Ich habe ihn seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen. Er war nur kurz in Rom und das wars. Er hat mich nie zur Republik hingezogen und ich war mein ganzes Leben lang Kaisertreu. Und ich werde es auch immer sein. Laevina ebenfalls. Dafür werde ich sorgen. sagte Gracchus.
Das beruhigte Falco imens.
Der Abstand zwischen ihm, Laevina und ihrem Vater war ausreichend groß. Der Kopf der Rebellion schien er auch nicht zu sein. Die Sache gestaltete sich also doch weniger schlimm. Ernst, aber nicht unlösbar.
"Gut, ich betrachte das Thema also als vorerst abgehakt."
Er lehnt sich zurück und seufzt.
"Also zu weniger unfreundlichen Dingen."
Er winkt den im Hintergrund wartenden Sklaven mit dem Wein heran.
"Du hast in Ostia gelebt und gearbeitet? Was hast Du dort getan, wie ist es Dir ergangen?"
Gracchus war zufrieden. Er wollte nicht das Falco was falsches denkt. Dann beantwortete er seine Frage:
"Es war schön. Ostia ist eine sehr schöne Stadt. Ich habe aber nicht viel gearbeitet. Es gab nicht viel zu tun. Im großen und ganzen war es aber schön" sagte er mit einem lächeln.
Dann kam auch schon der Sklave und Gracchus nahm sich einen Becher Rotwein.
Auch Falco griff schnell zu. Seit der Wiederberufung in kaiserliche Dienste war sein Weinkonsum allerdings wieder deutlich zurückgegangen. Er trug zwar noch immer keine Uniform, aber die Richtung der Entwicklungen gefiel im deutlich besser. Im Großen und Ganzen.
"Es ist ein Sabiner, eine sehr gute Sorte wie ich finde. Kaiser Vespasian fand das auch.
Ostia, ja. Ich kenne sie ehrlich gesagt fast nur als letzten Abreisepunkt aus Italia hinaus. Es freut mich, dass Dein Aufenthalt dort glücklich war. Gibt es einen akuten Grund warum Du es nun verlassen hast? Was planst Du für die Zukunft zu tun?"
Gracchus probierte den Wein und nickte dann.
"Ja dem Stimme ich zu...der Wein ist gut!"
"Ostia ist in der tat ein großer Abreisepunkt aus Italia hinaus. Ein großer Hafen."
"Ich wurde nach Rom gerufen um an den Sitzungen der Curie teilzunehmen. Und da es mehrere in nächster Zeit geben wird habe ich beschlossen, hier in Rom zu bleiben, bis die Sitzungen beendet sind"
"Ich plane als Comes zu kandidieren und dann vielleicht in den Cursus Honorum einzusteigen"
"Der Curie? Wie gesagt, solange kannst Du gerne hier wohnen.
Comes? Ich wünsche viel Glück bei diesem Plan. Den Cursus Honorum. Eine gewichtige ... und teure Entscheidung!"
Lächelt.
"Ja.....aber wenn ich wirklich erfolg im CH haben würde dann wäre das für mich und für meine Familie eine große Ehre" sagte er lächelnd und nahm noch einen Schluck Wein.
"Das stimmt. Der Cursus bringt Ruhm, in gewissem Maße und Bekanntheit in manch wichtigem Kreise. Und man empfiehlt sich beim Kaiser für Größeres."
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