- Officium XXIII

  • Piso hörte das Klopfen an der Türe. Und er spürte es. Arbeit kam auf ihn zu. „Herein.“, rief er Türe hin, nicht zu laut, um die Notarii nicht zu verstören. Wer das wohl sein konnte? Irgend jemand wollte wohl einen Termin mit Varus auszumachen. Erwartungsvoll blickte der kleine Pal (über den Begriff hätte er sich gleichzeitig zerkugeln und endlos grämen können) zur Türe hin, seinen Griffel, den er gerade dazu benutzt hatte, in eine Wachstafel etwas zu ritzen, unruhig in der Hand herumzwirbelnd.


    Sim-Off:

    Tschuldigung fürs Warten! :(

  • Ein Notarius gab Folgendes ab:



    Ad
    Administratio Imperatoris




    Folgendes unverzüglich zu veranlassen:


    Appius Terentius Cyprianus ist zum Praefectus Alexandriae et Aegypti zu ernennen.


    Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus von der Legio I ist zum Praefectus Alae - Ala II Numidia zu ernennen.


    Alle Betroffenen sind unverzüglich schriftlich per Eilbrief über die Ernennungen zu informieren.




    Potitus Vescularius Salinator







    Ad
    Administratio Imperatoris




    Folgendes unverzüglich zu veranlassen:


    Gaius Terentius Primus ist in den Ritterstand zu erheben.
    Aulus Flavius Piso ist in den Ordo Senatorius zu erheben.



    Potitus Vescularius Salinator




    Gleich zwei Briefe von Salinator, dachte sich Piso und nahm zuerst den einen her, nämlich die Schriftrolle. Er las es sich durch und grinste. Jetzt war wohl Terentius Cyprianus doch noch zu seinem Posten gekommen. Das hatte er sich verdient, dachte Piso sich, schließlich war es ja auch ein Klient seines Patrons. Der Brief beförderte auch noch jemanden – einen Artorius Reatinus. Noch nie von ihm gehört, aber auf jeden Fall hatte der Mann einen tüchtigen Sprung geschafft. Piso dachte nach. Terentius war, seinen Informationen nach, noch in Aegyptus. Also würde jener gar nicht so groß noch herumziehen müssen. Man müsste nur den Brief schnell genug schreiben. Die Ala auf jeden fall würde der Artorier kriegen, auch schön, auch wenn er jenen nicht kannte.
    Dann kam die Wachstafel an die Reihe. Hier wurde wohl irgendjemand zum Ritter ernannt... Ternetius Primus? Kannte Piso den? Nein! Schon wieder so eine Ernennung, und schon wieder war er ausgespart worden. Er seufzte, als sein Blick zur nächsten Zeile glitt. Ach, eine Ernennung zum ordo senatorius für irgendjemanden... halt... wie lautete der Name da? Das war ja... seiner.
    Es ist schwer, das Gesicht des Piso zu beschreiben, als er erkannte, dass dieser Brief ihn anwies, sich selber in den ordo senatorius zu erheben. Seine Kinnlade klappte nach unten, siene Augen gingen über. Er röchtelte. Jawohl, er röchelte, als ob er dran war, am Ersticken zu sterben. Dann brach es aus ihm heraus.
    „JUUUUUUHAAAAAAAHAHAHAHAHA! JIIIIIHAAAA! HUUUUAAAAAA! AIAIAIAIAIAAAAAAAAAAI!“, kreischte er, als er simultan aufsprang und auf sein Pult hinaufsprang. „AHHHHHHH!“, brüllte er, als ob ihn eine Wespe gestochen hätte. Er sprang runter, rannte auf Numerius Urbicus, den verdutzten Obernotarius zu, und umarmte ihn herzlich. „Ordo senatorius für mich!“, rief er und drückte den bulligen Numerier, der ganz entgeistert dreinschaute.
    Mittlerweile war rund um die beiden Römer massiv Bewegung in die Notarii gekommen – ob der ungewohnten Störung waren sie nun komplett verstört und verängstigt. Einige jammerten herum, einige rannten verschreckt herum, einer war in Ohnmacht gefallen. Piso störte sich nicht dran. Er ging zu seinem Tisch und begann, Formulare auszufüllen. "Danke, Patron... danke...", murmelte er dabei zu sich selber.

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    ................


    So trat ich ein..... "Salve, mein Name ist Vinicius Lucianus und ich komme mit einem Anliegen. Die Wache meinte, dass ich eventuell bei dir richtig bin.
    In Mogontiacum hat sich eine Societas zusammengefunden und man trat an mich heran mit der Bitte, diese der kaiserlichen Kanzlei vorzulegen...."


    Hoffend, daxss ich hier richtig sei, wartete ich die Antwort ab, bevor ich die Uterlagen hervorholen wollte.

  • Vinicius Lucianus – so ein Name öffnete schnell Tür und Toren. Piso weitete seine Augen, als er hörte, wem er da gegenüber stand.
    „Oh... ähm, eine große Freude ist es, dich kennen zu lernen, Senator.“, machte er. „Ich bin übrigens Aulus Flavius Piso.“, meinte er, ohne das man ihn nach seinen Namen gefragt hatte. Vielleicht würde sich Lucianus noch später, wenn es an die Wahl ging, an ihn erinnern.
    „Eine societas also. Die Anmeldung einer solchen...“ Er musste scharf nachdenken. „...solltest du beim Procurator a libellis machen. Ich kann dir einen Termin...“ Er blickte auf den Kalender, welchen er neben sich stehen hatte, hinauf, murmelte etwas, und strich vorsorglich einen Namen heraus... „...morgen anbieten. In der Frühe. Ist das möglich?“, fragte er.

  • Eines Tages geschah es, dass Piso den Anblick einer harmlosen Wachstafel nicht mehr aushielt. Sie lag vor ihm und wartete darauf, mit irgendwelchen Anweisungen beschriftet zu werden. Dazu sollte es aber nie mehr kommen. Denn die Hand des jungen Patriziers, entbrannt voller gerechten Zornes, erpackte die Wachstafel und schmiss sie an die Wand, wo sie in zwei Teile zerbarst. Die Notarii, obgleich leidgeprüft von der festen Hand, mit der der ewige Primicerius über sie herrschte, blickten erstaunt auf. Was war in Piso gefahren?
    Sein Gesicht war rot angelaufen und er griff sich in seine dunkle gelockte Haarpracht, einzelne Haare sich ausrupfend. „Es ist zum Mäuse Melken!“, jammerte er und ließ seine Hände wieder sinken, hin zum Tisch.
    Die Notarii schüttelten den Kopf wieder und senkten ochsenartig ihre Köpfe, um wieder sich an die Arbeit zu machen. Nur einer tat dies nicht.
    Es war der einzige Römer in diesem Raum außer Piso, und der einzige Plebejer. Es war der Obernotarius, Gaius Numerius Urbicus. Ein bulliger Mann, von dem man erwarten würde, dass er in seiner Freizeit Eisenstangen verbog, denn so kräftig waren seine Muskeln. Niemals würde man denken, dass er ein guter Notarius wäre. Oder gar ein einfühlsamer Mensch.
    Denn nach fünf Minuten stand jener leise auf und begab sich zu Piso hin. „Piso?“, fragte er mit seiner rauhen Stimme. Man machte hier schon längst kein Aufheben um die Familiennamen mehr. Piso blickte ihn müde an. „Urbicus?“
    Urbicus lächelte. „Ich weiß, was dich beschäftigt. Glaube ich einmal. Die Arbeit. Und dass du jetzt noch immer Primicerius bist.“ Piso nickte kläglich. „Ja. Ich sehe alle anderen in ihren karrieren an mich vorbeiziehen. Nur bei mir ist das nicht der Fall, ich bleibe, wo ich bin.“ Er schüttelte den Kopf. „Das muss sich ändern. Ich hatte heute eine unruhige Nacht. Ich stehe vorm Senat, und alle lachen mich aus, weil ich nur ein kleiner Kanzleibeamter bin. Ich muss etwas werden, was mehr hergibt.“ Urbicus blickte komisch. „War da nicht einmal was mit einem Architekten?“ Piso lachte leicht hysterisch. „Pustekuchen. Ich werde kein Architekt mehr. Um weiterzukommen, brauche ich die Unterstützung von den Göttern, das galube ich wirklich...“ Er wollte schon seinen Kopf traurig wieder senken, da schreckte er auf.
    „Die Götter. Die Götter! Das ist es!“ Urbicus runzelte die Stirn. „Du wirst ein Gott?“ Piso schüttelte den Kopf, sodass das Haar bei ihm nur so wackelte. „Nein, besser! Ich bleibe Beamter! Aber sicher nicht mehr hier.“ Urbicus blickte erstaunt. „Wo denn dann?“ Piso grinste. „Beamter im Dienst der Götter meine ich.“ Der Numerier blickte noch immer baff. „Was?“ Piso lächelte und zog eine Wachstafel hervor. Auf jene malte er in großen Ziffern eine Zahl.
    VII.
    Urbicus blickte drauf. „Ich verstehe, glaube ich...“ Er blickte Piso an. „Deine Zukunft ist also nicht mehr hier, in der Kanzlei. Schade.“ Piso lächelte. „In der Zwischenzeit werde ich noch ein bisschen hier bleiben.“ Urbicus grinste nur, nickte verständnisvoll und ging wieder zu seinem Pult zurück, während sich Piso zurücklehnte und lächelte. Sein Entschluss stand jetzt fest. Endlich.

  • Sim-Off:

    [SIZE=7]Nach einem Hinweis in letzter Minute.[/SIZE]


    Als heute Piso ins Officium trat, war irgendwie alles anders. Irgendwas an Piso hatte sich verändert. Er schmiss nicht mehr die Türe mit dem gewohnten Schwung auf, sie wurde ganz sachte und vorsichtig aufgemacht, als ob sie etwas Wertvolles wäre. Und Piso trat auch nicht mehr, wie gewohnt, zu seinem Tisch im Officium hin – er stellte sich vielmehr in den Raum hinein und verschaffte sich mit einem Räuspern Gehör. „Leute.“, meinte er knapp und blickte um sich. „Ich komme gerade vom Anschlagplakat – ich habe mit gerade selber entlassen.“ Ein Raunen ging durch das Zimmer. Piso wartete, bis es abklang, und redete weiter. „Ich bin jetzt Septemvir.“ Er nickte Urbicus zu. Der bullige Notarius war ein Klient von Piso geworden, einige Zeit lang mochte das schon her sein. Nicht nur er war es geworden, nein, Piso hatte seine Klienten strategisch in der Kanzlei, in unterschiedlichen Officii. Auch wenn er kein Mitglied der Kanzlei mehr sein würde, sein Informationsfluss würde nicht abbrechen.
    „Und aus diesem Grund kann ich nicht mehr länger Primicerius sein. Ihr werdet ohne mich weiter machen müssen. Ich werde noch zum Procurator gehen und ihm Bescheid sagen. Und Urbicus als neuen Primicerius vorschlagen.“ Er schwieg kurz. „Ja. Das war alles. Macht’s gut. Valete.“ Er blinzelte, und als er aufsah, sah man tatsächlich, dass er ganz leicht feuchte Augen hatte. Er seufzte und wandte sich um. Er verschwand ein letztes Mal durch die Türe, und ließ eine bass erstaunte Officiumbesatzung zurück.
    Pisos Zeit in der Kanzlei war vorbei.
    Eine Ära war zu Ende gegangen.

  • Der Weg zu seinem Officum kam Montanus länger vor als er war. Dies lag sicherlich auch an der Ungeschicktheit sich das ein oder andere Mal zu verlaufen. Die angesprochenen Dienstboten konnten ihm meist nicht helfen und wenn dann waren die Antworten sehr ungenau. Erst als er einen Notarius antraf wurde ihm der Weg gewiesen.
    Nachdem er die Tür erreichte hielt er einen Moment inne. Er wollte sich sammeln und voller Selbstbewusstsein seinen Notarii gegenüber treten. Immer wieder sagte er sich in Gedanken: „Du bist der Primicerius a libellis!“


    Die Tür wurde aufgestoßen und so stand er im Türrahmen, etwas nervös, jedoch mit voll Stolz geschwollener Brust. Die jüngeren Notarii erschrocken etwas bei dieser imposanten Vorstellung. Ein älterer direkt neben der Tür sitzender Notarius schaute kurz auf und begann die üblichen Fragen zu stellen: „Name und Grund des Besuchs?“


    Etwas überrascht antwortete ich kräftiger Stimme: „Mein Name ist Tiberius Pompeius Montanus, ich komme gerade aus dem Officum des Procurators, welcher mich soeben zum Primicerius a libellis gemacht hat.“


    Wenig eingeschüchtert erwiederte der Notarius: „Irgend eine Urkunde oder ein Schriftschtück das diese Ernennung belegt?“


    Leicht verzweifelt stammelte ich : “Ähh... ähhm nein, verdammt, ich wusste, ich hatte etwas vergessen.“


    Leises Gelächter brach in den Reihen der Notarii aus. Beschämt musste ich feststellen, dass das Leben in Rom und im Dienste des Kaisers nicht so einfach war wie mein Leben als Schreiber in Misenum. Ich überlegte wie ich diese Misere zu einem glücklichen Ende führen konnte , als der Notarius, welcher an der Tür sitzte, Ruhe ins Officum brachte.


    „Ruhe und zurück an eure Arbeit“ befahl er den übrigen. „Wenn deine Angaben stimmen, bist du ein Verwandter des Procurators. Es wäre sinnlos sich in diesen Zeiten dessen Ungunst zuzuziehen. Jedoch hoffe ich für dich Tiberius Pompeius Montanus, dass deine großen Worte der Wahrheit entsprechen. Hey du im Eck, erkundige dich ob wir einen neuen Primicerius erwarten.“


    Der angesprochene Notarius eilte los um keine Zeit zu verlieren. Obwohl er flink war, verging die Zeit für den Pompeier langsam, es kam ihm vor wie Stunden, bis der Notarius mit der erlösenden Nachricht zurück kam. Nach dem der Notarius diese Überprüft hatte sparch er:


    „Herzlich Wilkommen Primicerius. Dein Schreibtisch befindet sich gegenüber von dem Meinigen. Solltest du Fragen haben, so wird dir jeder Notarius diese beantworten.“


    Mein Selbstvertrauen wiedererlangend bedankte ich mich für die Freundlichkeit.


    „Vielen Dank, jedoch habe ich gewiss einige Fragen. Am Besten du zeigst mir alles für mich wichtige und dann sehen wir weiter.“


    Der Notarius erleuterte dem Primicerius die Abläufe im Officum. Als diese Ausführungen beendet waren, setzte ich mich an meinen Schreibtisch und beobachtete die Arbeitenden bevor ich selbst mit meiner Arbeit begann.

  • Der Sekretär staunte nicht schlecht - den Sohn eines ermordeten Verräters (oder jetzt eigentlich nicht mehr) tauchte nicht sehr oft in der Kanzlei auf.


    "Der Kaiser ist momentan sehr beschäftigt, wie Du Dir sicherlich vorstellen kannst, ehrenwerter Vinicius. In welcher Sache möchtest Du ihn denn sprechen?", fragte er respektvoll und höflich.

  • "Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen. Und ich würde auch nicht hier stehen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Allerdings ist der Grund ein sehr privater und ich möchte dies nur persönlich mit dem Kaiser besprechen. Alles was ich will, dass du dem Kaiser meine bitte um Audienz überbringst. Wenn er denn entscheidet, dass er momentan keine zeit hat, so muss ich das natürlich akzeptieren. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass er mich empfangen wird."


    Höflich aber bestimmt könnte man die Art und weise beschreiben, mit der Massa sein Anliegen vorbrachte.

  • Der junge Vinicier schätzte sich offensichtlich ziemlich hoch ein, wenn er ganz ohne Grund eine Audienz beantragte und glaubte, dass sie gewährt werden würde. "Gut, ich werde das an die entsprechende Stelle weiterleiten. Du wirst dann von der Kanzlei hören, wenn es einen Termin gibt." erklärte er nach einigem Nachdenken. Da hunderte von Audienzbitten täglich eintrafen, würde natürlich zuerst eine Vorauswahl erfolgen, bei denen der Kaiser gefragt wurde. Aber vielleicht hatte Massa ja Glück...

  • Es war einiges los auf den Gängen. Von Soldaten bis hin zu allerhand Schreiber waren hier unterwegs.
    Zum Glück kannte sich Sedulus hier halbwegs aus, und er fand ohne groß fragen zu müssen besagtes Officium recht schnell.
    Er klopfte an die Türe und wartete bis man ihn hinein bat.

  • So tat dies Sedulus nun auch. Er blickte sich kurz um und grüßte.


    Salve. Mein Name ist Senator Quintus Germanicus Sedulus.


    Er wollte schon fast sagen, "Er hätte gern einmal ein Problem." Naja, was ja auch fast stimmte.


    Es gitb jemanden im Carcer der dort nicht hin gehört!


    Begann er ohne Umschweife noch recht verhalten.

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