Auf der Suche nach einem besonderen Geschenk

  • Normalerweise stand ein Einkauf bereits unter einem schlechten Stern, wenn ein junger Mann auf der Suche nach einem passenden Geschenk war. Als Verkettung unglücklicher Umstände konnte man es dann bezeichnen, wenn dieser junge Mann auch noch mit wenig Geld, wenig Zeit und geringer Erfahrung auf diesem Gebiet ausgestattet war.
    Trotzdem war Constantius frohen Mutes. Sein erster Sold klimperte in seinem schmalen Geldbeutel und das so oft lächelnde Gesicht des jungen Mannes strahlte förmlich, als er von einem Stand zum nächsten wechselte. Auf der Suche nach einem Geschenk

  • Das Angebot auf dem Mercatus Traiani war überwältigend. Einen vergleichbaren Markt hatte er in seiner Jugend in Tarraco nicht zu Gesicht bekommen. Von erlesenen Stoffen bis hin zu Früchten, deren Name er nicht einmal kannte, war scheinbar alles vorhanden. Die Geschichten über Rom, denen er als Kind mit großen Augen aufmerksam gelauscht hatte, schienen sich jeden Tag aufs Neue zu bewahrheiten.
    Es verwunderte Constantius auch nicht, dass dieser Ort die Menschen nur so anzuziehen schien. Obwohl der junge Mann den durchschnittlichen Römer mit Leichtigkeit an Körpergröße überragte, musste er sich oft durch eine fast undurchdringlich wirkende Wand aus Menschen schieben, um einen Blick auf die verschiedenen Stände werfen zu können


    Hin und wieder stellte sich Constantius die Frage, ob er sich auch so durch die Massen würde kämpfen müssen, wenn er als Teil der cohortes urbanae unterwegs sein würde. Oder würden die Menschenmassen einer Uniform eher eine Lücke lassen und sie nicht so bedrängen? Und würde er sich dann auch immer noch für jedes ungewollte Anrempeln entschuldigen müssen?


    An diesem Tag tat er es zumindest noch. Was dazu führte, dass er sich mit einem beständigen „Entschuldigung.“ oder “Verzeihung“ von Stand zu Stand bewegte.


    So anstrengend hatte sich der junge Mann sich sein Vorhaben nun nicht vorgestellt.

  • Seia liebte es über die Märkte zu schlendern und sich Gewänder und Schmuck zu kaufen. Auch wenn es an diesem Tage, doch recht belebt war, war sie auf der Suche nach einer hübschen Haarspange. Sie wollte sich für Seneca hübsch machen.
    Wie allzu häufig wanderten ihre Gedanken zu seneca und sie schlenderte gedankenverloren über den Markt. Dabei achtete sie nicht auf den Weg und lief mitten in einen fremden jungen Mann hinein.


    "Das tut mir schrecklich leid!" entschuldigte sie sich und wurde rot.

  • Bisher hatten es die Götter mit dem jungen Mann gut gemeint. Hier und dort hatte er die Schulter eines Passanten lediglich leicht berührt und schnell war eine Entschuldigung ausgesprochen oder ein entschuldigendes Lächeln geschenkt.
    Doch diesmal hatte er wohl den Blick zu lange auf den ausgelegten Waren ruhen lassen, als er, einem tölpelhaften Ochsen gleich, fast eine junge Frau überrannt hätte.


    „Verzeiht. Ich..ich.“,stammelte Constantius. Wie entschuldigte man sich wohl am besten für ein tölpelhaftes Verhalten bei einer Frau?


    „Verzeih. Ich war wohl in Gedanken. Ich hoffe dir ist nichts geschehen.“


    Hatte sie sich gerade bei ihm entschuldigt? Constantius bemühte sich zu lächeln. Ein Lächeln, dass eine gewisse Spur an Unsicherheit verriet. Unsicherheit über den Verursacher des Zusammenstoßes.

  • Seia blickte verlegen auf den Boden.


    "Das war ich auch! Tut mir leid, dass ich dich angerempelt habe! Das wollte ich nicht!" meinte sie schuldbewusst.


    "Man sollte halt nicht träumen, wenn man ünder den Markt schlendert!" meinte sie nun lachend. Seine Unsicherheit fiel ihr nicht auf.

  • Ein kurzes Schmunzeln huschte über seine Lippen. Immerhin war er eindeutig größer und kräftiger gebaut als die junge, zugegebenermaßen hübsche junge Frau, die sich gerade bei ihm entschuldigte.


    „ Ich denke mir ist nichts Schlimmes geschehen. Außerdem war es mein Fehler. Immerhin hätte ich auf den Weg vor meinen Füßen schauen sollen, anstatt mich auf die beeindruckenden Waren hier zu konzentrieren. Aber ich kann dich verstehen, dieser Ort lädt praktisch zum träumen ein. Ich hoffe du wirst es mir nachsehen, dass ich selbst wohl etwas...geträumt habe.“


    Constantius fand, dass es war eine nette Umschreibung für „Ich habe geschlafen“ war und ihn nicht ganz so dumm dastehen ließ.


    „Oh..ich heiße im übrigen Caius Iulus Constantius.“, fügte er schnell und mit sich fast überschlagenden Worten an. Wo waren nur seine Manieren geblieben

  • "Es freut mich dich kennen zu lernen! Ich heiße Sergia Seia!" stellte sie sich nun auch vor.


    "Das Forum ist nicht unbedingt der richtige Ort zu Träumen, aber mir passiert das ständig! Dabei habe ich schon so einige Leute umgerannt!" gab sie lachend zu.

  • Er nickte zustimmend bei ihren Worten.


    „Ja träumen sollte man hier wohl eigentlich wirklich nicht. Viel zu viele Menschen sind hier, die man umlaufen könnte. Und viele verzeihen sicherlich nicht so schnell wie du mir. Außerdem bewegt sich mit Sicherheit auch der eine oder andere Langfinger im Schutze der Massen und würde nur zu gerne ein paar Sesterzen von einem unaufmerksamen..Träumer..erstehen.“


    Constantius tastete vorsichtig prüfend nach seinem eigenen Geldbeutel. Sich versichernd, dass ihm seine Tagträumerei nicht bereits zum Verhängnis geworden war. Glücklicherweise sollte sich herausstellen, dass er noch nicht ein Opfer der vielen Diebe in Rom geworden war.
    Sein Blick wanderte über die Menschen in der näheren Umgebung.


    „Besuchst du den Markt ganz alleine?“

  • "Ja! Meist bin ich alleine unterwegs!" erzählte sie. "Aber ich würde mich über Gesellschaft freuen! Was suchst du? Vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen!"

  • Constantius hatte sich noch nie Namen gut merken können, doch der Name des Hauses der Sergier war ihm im Gedächtnis geblieben. Lag doch seine Begegnung mit Spurius Sergius Sulla in der heimischen Casa noch nicht lange zurück. Eine Begegnung, die nicht gerade von besinnlicher Harmonie geprägt gewesen war. War dies nun eine seiner Schwestern, von denen Helena ihm einst berichtet hatte? Die Götter mussten wirklich Sinn für Humor gehabt haben. Hatte nicht er selbst noch alles getan um Sulla von Helena fernzuhalten? Und nun lief er Tölpel praktische eine Angehörige des Hauses der Sergier um. Und das auf einem Markt, wo hunderte Menschen zugegen waren. Ebenso hätte er einem Senator auf die Füße treten können.
    In der Tat die Götter hatten Sinn für Humor.


    Was sollte er nun tun? Ihr in möglichst höflicher Form vor den Kopf stoßen und das Weite suchen? Oder ihr Angebot annehmen? Sie würde sich bestimmt besser auf dem Markt auskennen als Contantius. Doch würde es nicht vielleicht zu unüberschaubaren Verwicklungen führen? Würde er nicht neues Holz in das schwelende Feuer zwischen ihren Familien werfen?


    Schließlich erklärte er mit nachdenklicher Stimme


    „Ich bin eigentlich auf der Suche nach einem kleinen Geschenk. Den Großteil meines Soldes habe ich inzwischen für andere Dinge ausgegeben, doch möchte ich mit den paar Sesterzen, die mir verblieben sind, jemanden noch eine Freude machen. Vielleicht weißt du ja wo eine ansehnliche Stola zu erstehen ist?“


    Ein entschuldigendes Lächeln trat auf sein Gesicht


    „Ich kenne mich in diesen Dingen nicht sonderlich gut aus“

  • Seia lächelte.


    "Du bist genau an die richtige geraten! Ich kenne jeden Stand hier und kann dir zeigen wo es die besten und günstigsten Stolen gibt! Komm mit!"


    Seia lief vorraus und schlengelte sich geschickt durch die vielen Menschen. Nach einer Weile erreichte sie einen etwas abgelegenen Stand, nur wenige Leute tummelten sich hier.


    "Sieh dich hier in Ruhe um! Der Händler macht immer gute Preise!" auch sie ließ ihren Blick über das Angebot schweifen, fand aber nichts, was ihr hätte gefallen können, sie war ja schließlich auf der Suche nach etwas anderem.

  • Constantius hatte eine gewisse Mühe Sergia zu folgen. Wo sie sich grazil durch die kleinen Lücken zwischen den Menschen schlängelte, musste er sich entschuldigend mit seinen Händen den Weg vorsichtig bahnen. Wieder sollten die Worte „Verzeihung“ und „Entschuldigung“ die am meisten gebrauchten Worte seines Wortschatzes sein.


    Als sie schließlich den Stand erreicht hatten und die drängende Menschenmasse endlich abnahm, war der Zeitpunkt zum Verschnaufen gekommen, dachte zumindest Constantius. Der Anblick der ausgelegten Waren ließ in ihm jedoch Gefühl der Panik in dem jungen Mann aufkeimen. Zwar hatte er vergleichbare Stoffe schon einmal gesehen, aber nicht in so vielen Formen und nicht in so vielen Größen..und nie ohne Frau, die sie bereits trug. Wie sollte er unter diesen Myriaden von Stoffen den Richtigen finden?


    Seufzend entließ Constantius die gerade so beruhigend eingeatmete Luft mit einem Seufzer und blickte zu Seia.


    „Und..“, seine Stimme verriet eine gewisse Unsicherheit.
    „Was wäre wohl eine passende Farbe und Größe…für eine Frau von dieser Größe?“
    Mit der Hand deutete er dabei die Körpergröße einer imaginären Person an, die einen guten Kopf kleiner sein mochte als er selbst. Das er dabei die Hand eigentlich beständig auf und ab bewegte, ließ diese wage Größenangabe noch ungenauer werden.

  • Seia versuchte sich die Frau vorzustellen, doch das war gar nicht so einfach, da er keine genaue Körpergröße zeigte. Seia schätzte das diese Dame etwa so groß wie sie war, also suchte sie nach einem passendem Kleidungstück.


    "Hat sie eine bestimmte Lieblingsfarbe?" fragte Seia, während sie mehrere Stollen beiseite packte, die in Frage kamen. Immer mehr Schätze förderte sie dabei geschickt zu Tage.
    Auch entdeckte sich doch etwas, was ihr gefiel, doch sollte sie schon wieder Geld ausgeben?


    Seia hob schließlich eine schlichte weiße Stola in die Höhe, sie hatte schöne Stickereien am Saum.


    "Was meinst du? Könnte dies das richtige sein?" fragte sie.

  • Constantius betrachtete die weiße Stola. Der Gesichtsausdruck des jungen Mannes musste die gleiche Verwirrung offenbaren, wie ein Barbar, der ungewaschen aus dem tiefsten Wald kam und sich in einer der prächtigen Thermen Roms wieder fand.


    Ja sie war weiß. Weiß und eine Stola. Und sie war passend für eine Frau. Es waren also gleich drei Kriterien, die für den Kauf dieses Kleidungsstückes sprachen. Ebenfalls wirkte es nicht so, als würde die Stola auch als Zelt für eine Legion dienen können.


    Sinnierend legte Constantius eine Hand an sein Kinn und beäugte den Stoff eingehender. Er selbst hatte Stickereien auf Kleidungsstücken immer gehasst. Sie hatten die ständige Angewohnheit zu Kratzen und kaputt zu gehen – etwas, dass ihm schon oft die Missgunst seiner Mutter eingebracht hatte- aber Helena schienen solche Stickereien zu gefallen. Jedenfalls waren fast alle ihre Kleider bestickt gewesen.


    „Ich denke..“, noch immer schaute er das Kleidungsstück wie ein fremdartiges Wesen an.
    „Ich denke sie wäre angemessen.“


    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen war der Verkäufer mit einem wohlwissenden Grinsen zur Stelle. Ein potentieller Käufer hatte sein Gefallen ausgedrückt. Da konnte man den Preis hoch ansetzen.


    Nach zähen Verhandlungen überreichte Constantius dem Händler den kleinen Beutel mit Sesterzen, den er bei sich trug. Obwohl der Verkäufer so tat, als hätte er das Kleidungsstück gerade verschenkt, dämmerte es Constantius, dass er vielleicht ein oder zwei Sesterzen zu viel bezahlt hatte.


    Schließlich wendete er sich an Seia.


    „Ich danke dir vielmals. Du warst mir eine große Hilfe. Ich werde deine Hilfe nicht vergessen.“

  • "Ach sei nicht so förmlich! So war ich jedenfalls nicht alleine unterwegs und konnte dir auch noch helfen!" winkte sie bescheiden ab.


    "Aber nun verat mir doch, für wenn ist denn die Stola?" ihre Neugierde konnte sie schon immer schlecht verbergen.

  • Der junge Iulier veränderte ein paar mal die Trageposition seines erworbenen Gutes in der Hand. Es war nicht so einfach eine möglichst unauffällige Position zu erreichen, die nicht lautstark die wahre Identität des Stoffes in seinen Händen verkündete.
    Den Traum, es ganz und völlig unsichtbar werden zu lassen, hatte er schon recht früh aufgegeben, Der fast strahlend weiße Stoff der Stola schien in einem lauten Disput mit dem doch stark ergrauten Weiß seiner eigenen Tunika zu stehen und weigerte sich somit seine Anwesenheit in der Hand des jungen Mannes auch nur etwas weniger stark zu verkünden.


    Sollte er nun sagen, dass das Geschenk für seine Schwester gedacht war, weil sie sich so aufopferungsvoll um das Haus kümmerte? Würde es nicht seinem Bild von dem jungen, starken, unantastbaren, unbesiegbaren Mann weitere Risse zufügen?
    Dafür, dass er bereits erwähnt hatte, dass es ein Geschenk sein sollte, hätte er sich nun am liebsten auf die Zunge gebissen. Er konnte ja nun schlecht sagen, dass es ein Geschenk für eine fremde Frau war. Welch Licht würde nun diese Notlüge auf ihn werfen? Und verheiratet war er auch nicht. Somit entfiel der vielleicht passende Fluchtweg aufgrund mangelnder Existenz.
    Wieder ein Dilemma in das ihn seine schnelle Zunge und sein ungestümer Geist gebracht hatten. Er hätte schlichtweg eine Dienerin seiner Schwester beauftragen sollen. Es muss wohl auch zur Unterhaltung der Götter gedient haben, dass die wirkliche praktischen Lösungswege, erst dann von Constantius erkannt wurden, wenn es bereits zu spät war.


    „Nun gut“, dachte sich Constantius, “dann bleiben wir eben bei der Wahrheit und geben den kleineren Bruder preis.“


    Er räusperte sich und sprach:


    „Oh ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du mir geholfen hast. Ich finde mich noch nicht so gut auf dem Markt zurecht. Es wird noch eine Weile dauern bis ich mich in Rom wiederrichtig zurechtfinden werde. Außerdem wäre ich noch Stunden über den Markt geirrt und hätte wohl ohne Erfolg in die Kaserne zurückkehren müssen, ohne Geschenk für meine Schwester. Und in der Kaserne mag man es gar nicht, wenn man zu lange fort bleibt“


    Der kleine Junge in Constantius`Geist, der sich gerade noch vor einem Dilemma gesehen hatte, klatschte laut Beifall. Die Wahrheit steckte nun in einem kleiner Nebensatz, fast unauffällig zwischen den so starken Worten „Kaserne“ und „nicht mögen“ versteckt. Vielleicht würde man es gar nicht bemerken. Das für ihn fast typische entspannte Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück.

  • "Für deine Schwester also! Sie wird sich sicherlich über dein Geschenk freuen!" sagte Seia lächelnd.


    "Ich würde dies jedenfalls tun, wenn mein Bruder mit etwas schenkt!" plapperte sie.


    "Du bist noch nicht lange in Rom! Soll ich dich ein wenig herum führen?"

  • Hatte sich der junge Mann gerade schon etwas in Sicherheit gewogen, erschütterten die so fröhlich ausgesprochenen Worte seiner Gesprächspartnerin diesen Hafen der Sicherheit bis in seine Grundfesten. Sie hatte die so versteckten Worte erkannt. Nun gab es wohl kein Zurück mehr.


    „Ja, für meine Schwester“, antwortete er in einem beiläufigen Tonfall.


    Normalerweise wäre nun der perfekte Zeitpunkt gekommen um den Moment eines peinlich berührten Schweigens einzuschieben. Doch diesmal dankte er Seia für die schnelle Überleitung und nutze ihre Worte, wie ein Ertrinkender sich wohl an einen Rettungsring klammern würde.


    „Ja, ich bin noch nicht lange wieder in Rom. Obwohl die ewige Stadt mein Geburtsort ist, wuchs in Tarraco in Hispanien auf. Ein Ort, der mit Rom einfach nicht zu vergleichen ist. Ich bin jeden Tag aufs Neue Begeistert, wenn ich in der kurzen Zeit, die mir bleibt, durch die Straßen ziehe.“


    Aufrichtige Begeisterung leuchtete in seinen Augen auf. Und dieselbe Begeisterung begann in seinen Worten mitzuschwingen.


    „Leider werde ich in Kürze in die Kaserne zurückkehren müssen, doch wenn dein Angebot auch noch morgen Gültigkeit besitzt. Würde ich es gerne annehmen. Lebst du schon lange in Rom?“

  • "Genauso wie du bin ich in Rom geboren, jedoch war ich bis vor wenigen Wochen noch in Germanien! Aber Rom in Rom kenne ich jeden Wicke!" erzählte sie lächelnd.


    "Aber sich hat mein Angebot auch morgen noch Gültigkeit! Du kannst mich ja in der Casa Sergia aufsuchen und dann machen wir Rom unsicher!" schlug sie vor.

  • Constantius empfand ehrliche Dankbarkeit für die Hilfe, die ihm Seia beim Einkauf der für ihn so exotischen Ware, war. Doch selbst diese Dankbarkeit konnte ihn gewiss nicht dazu bewegen die Casa der Sergier aufzusuchen. Wenn er dieses Haus betreten sollte, dann sicherlich nur mit Gladius und Scutum bewaffnet. Obwohl das Feuer des Zorns und der Abneigung gegen den Hausherrn der Casa noch nicht mehr als ein glimmender Funken war, wollte Constantius jede weitere Begegnung soweit wie möglich vermeiden.


    Sicherlich würde es seine Position schwächen, wenn er die Schwester seines Kontrahenten zu einem Spaziergang abholen würde und zugleich den Kontakt zwischen Sulla und Helena auf ein Minimum zu reduzieren versuchte. Die Götter mussten an diesem Tag wahrlich zu Scherzen aufgelegt sein.


    „Du warst in Germanien? Mein Vater weilt ebenfalls in Germanien. Allerdings hörte ich bisher nur Gerüchte über dieses wilde, kalte Land. Ich habe es noch nicht besucht. Einst wollte ich mich der Legion in Germanien anschließen. Germanien muß voller Abenteuer sein“, sprach er mit einer Stimme, die keinen Hinweis auf seine Gedanken verriet.


    „Wie wäre es, wenn wir uns wieder hier auf dem Markt treffen? Den Weg hierher finde ich leicht wieder. Vielleicht wäre ein kurzer Spaziergang nach einem harten Tag in der Kaserne genau das Richtige?“


    Ja vielleicht wäre das das Beste. Es würden viele Leute zugegen sein und, obwohl er Menschenmassen eigentlich mied und verabscheute, war ihm bei dem Gedanken daran wohler, als dem Bruder Seias in der Casa der Sergier zu begegnen. Im Grunde hätte ein Verzicht auf ein weiteres Treffen das Dilemma, in dem der jugne Iulier steckte, gelöst, aber schließlich konnte er Seia nun nicht einfach abwimmeln. Immerhin hatte sie ihm geholfen. Wo Constantius kein Fehlverhalten vergaß, vergaß er ebenso wenig Hilfe, die ihm zuteil wurde.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!