Zwei Frauen auf der Suche nach Frieden und Entspannung

  • Nachdem sie den Weg vom Tempel des Apollo zu den Thermen hin hinter sich gebracht hatten, hatten Tiberia Livia und Iulia Helena das wohlig warme Hauphgebäude der Therme betreten - es herrschte gerade Frauenbadetag, sodass sie nicht umkehren mussten, und sie unterzogen sich dem immer gleichen Ritual des Entkleidens und Aufsuchens der verschiedenen Becken, beginnend beim kältesten, endend beim wärmsten. Als endlich beider Körper vom warmen, angenehmen Wasser umspült wurden, das ihnen deutlich wärmer vorkam als es eigentlich war, paddelte Helena an den Rand des Beckens, um sich dort ein wenig auszustrecken, und betrachtete die prächtigen Bilder der Wände im Inneren. Farbenfrohe Szenen malten sich hier vor ihren Augen aus, und alleine schon da Betrachten dieser Bilder hätte einen Nachmittag leicht vorüberziehen lassen - doch dafür war sie nicht gekommen.


    "Mit Rom lässt sich trotz allem keine Stadt des Imperiums vergleichen," bemerkte die Iulierin schmunzelnd zu Tiberia Livia, die ebenfalls in ihre Richtung geschwommen war. "Es mag zwar überall Thermen geben, und vielleicht auch Tempel unserer Götter, aber eine solche, gelassene Pracht überall sieht man letztendlich nur in Rom."

  • Auch Livia erreicht den Rand des Beckens und macht es sich auf einer unterhalb des Wassers eingelassenen Bank gemütlich. Genießerisch lehnt sie sich zurück, atmet tief durch und schließt die Augen. Erst bei den Worten Helenas öffnet sie sie wieder und blickt ebenfalls an die reich verzierte Decke. Ihr fällt auf, dass sie für derlei Schönheit in den letzten Tagen und Wochen überhaupt keinen Blick mehr gehabt hat. Als nehme sie diese nun zum ersten Mal in ihrem Leben wahr, betrachtet sie die bunten Bilder.


    "In der Tat. Nach einer solchen Pracht ist in den Provinzen kaum zu suchen. Doch so schön manche Seiten dieser großen und fantastischen Stadt auch sein mögen, so furchtbar sind ihre anderen Seiten. Es gibt einfach kein Gutes ohne das Böse, kein Schönes ohne das Hässliche. Woher wüssten wir sonst auch, was schön ist, wenn wir es nicht mit dem hässlichen vergleichen könnten."


    Sie schmunzelt leicht ob dieser wirren Gedankengänge und winkt gleich darauf wieder ab.


    "Doch du hast vermutlich recht und wir sollten es genießen, so lange uns dies möglich ist."

  • Sinnierend betrachtet sie das geradezu klassische Profil ihrer Gesprächspartnerin, und für einige Momente verlieren sich ihre Gedanken in eine ganz andere Richtung, in denen sie sich überlegt, wieviele Männer wohl von der distanzierten Schönheit der Tiberierin angezogen würden, wären sie ihrer nun hier angesichtig. Wahrscheinlich nicht gerade wenige, überlegte Helena und lächelte. Ob Tiberia Livia um die Anziehungskraft ihres Gesichts wusste? Ob sie sich darüber Gedanken machte? Aber irgend etwas sagte ihr, dass die Patrizierin andere Prioritäten im Leben hatte als gerade nur das.


    "Alles hat doch zwei Gesichter, nicht nur Roma. Ob wir die Schönheit überhaupt erkennen könnten, gäbe es nicht auch das Hässliche? Wir wären wohl viel zu sehr an das Schöne gewöhnt, um uns Gedanken darüber zu machen. Genauso wie wir das Licht nicht zu schätzen wüssten, gäbe es keinen Schatten ..." sie blickte wieder zu der Deckenmalerei, einem bunten, detaillierten Mosaik, das verschiedene Meerestiere und -pflanzen darstellte. Hier hatten sich die Künstler wahrlich freie Hand gelassen, und die Vielfalt der Farben war überwältigend schön.


    "Kommst Du oft hierher, um Deine Sorgen zu vergessen? Ich musste meinen Gemahl oft zwingen, abends noch unser Haus zu verlassen, damit er auch einmal etwas anderes zu sehen bekam als die Räume, seine Soldaten und sein Büro ... manchmal ist es glaube ich ganz gut, sich aus einer vertrauten Umgebung heraus reissen zu lassen, um durchzuatmen."

  • Livias Augen ruhen weiterhin auf den detaillierten Szenen des Deckengemäldes, so dass sie von Helenas Blick nichts bemerkt. Eingehend studiert sie die dort dargestellten Pflanzen und Tiere, sowie deren geschickt gewählte Anordnung. Die letzten Worte der Iulierin lassen jedoch ein etwas bitteres Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen und sie schweigt einige Sekunden, bevor sie antwortet. Ihre Gedanken gelten Hungaricus, mit dem sie keineswegs den Wunsch nach gemeinsamen Unternehmungen verbindet.


    "Nein... Leider nicht. Ich habe viel zu selten die Zeit und die Gelegenheit die großen Thermen aufzusuchen. Aus praktischen Gründen nehme ich meistens mit unserem heimischen Bad vorlieb. Meinem Mann geht es ähnlich. Er hat unheimliche viele Aufgaben, welche einen so großen Teil seiner Zeit in Anspruch nehmen. Für unser Privatleben bleibt da momentan nicht viel übrig."


    Nun einen bedauernden Unterton in ihrer Stimme vorzutäuschen, schafft Livia nicht. Ihr Ton ist sachlich und neutral, nahezu gleichgültig und in Gedanken fügt sie noch mit an, dass es auf diese Weise auch besser ist. Als wolle sie sich schützen, legt sie gedankenlos ihre Arme um ihren Oberkörper und setzt so ihre Betrachtungen fort.

  • Dass die Iulierin noch immer zu der Patrizierin blickte, mochte dieser vielleicht entgangen sein, aber Helena selbst entging der neutrale, distanzierte Ton Livias nicht. Auch ihre Haltung sprach nicht gerade dafür, dass sie eine glückliche Ehe führte, ein Gefühl, an das sie sich selbst noch zu gut erinnern konnte. Die ersten Jahre der eigenen Ehe waren schrecklich gewesen, ein dunkler Teil ihres Lebens, in dem sie oft genug verzweifelt gewesen war - oder hatte Livia andere Sorgen? Es wäre unhöflich gewesen, sich nun noch weiter diesem offensichtlich wunden Punkt zu nähern und sie beschloss, das Thema zu wechseln.


    "Ja, die Pflichten lassen einen allzu oft zu beschäftigt, aber manchmal sind sie auch eine sehr willkommene Ablenkung. Es kommt immer darauf an, welche Seite der Münze man betrachtet, welches Gesicht des Ianus vor einem liegt. Aber Du hast vorhin die Spiele erwähnt ... was gefällt Dir denn an den Spielen am Besten? Oder findest Du alles davon eher störend? Man muss ja nicht immerdie Gladiatoren mögen, aber zumindest die Wagenrennen sind doch unterhaltsam und weit weniger blutig ... vielleicht bist Du ja auch eine Anhängerin einer der Factiones?" Einen Versuch einer Ablenkung war es jedenfalls wert ...

  • Vorsichtig bahnte sie sich ihren Weg durch das angenehm gewärmte Wasser und zog Fabia mit sich mit. Sie brauchte etwas Gesellschaft und dazu waren keine Dirnen und keine Männer geeignet. Oh nein, sie fühlte sich eigentlich in bester Lästerlaune. Aufrecht ging sie durch das Wasser und engte die Augen ein wenig. Dieses Gesicht, es kam ihr so bekannt vor. Sie konnte es nicht wirklich zuordnen, aber die Gesichtszüge waren ihr vertraut.


    "Salvete.."


    erhob sie die Stimme und sah kurz zu Fabia, ob sie ihr auch wirklich folgen würde. Sie neigte ihr Haupt leicht, als sie zu Iulia Helena sah, aber bei Livia blieb ihr Blick unverhohlen hängen. Bei Iuno, Staub und Sterne, woher kannte sie dieses Gesicht? Die schönen Augen, die schlanke Nase, der Mund...
    Aber sie wollte sich nun nicht blamieren oder sich die Blöße geben und beschloss, nichts zu sagen. Sie strich sich die nassen Haare nach hinten und sah die beiden erwartungsvoll an.

  • Livias Blick löst sich langsam wieder von den Deckenmalereien und sie sieht mit einem entschuldigenden Lächeln zu Iulia Helena hinüber. Allmählich wird sie sich des mangelnden Optimismus in ihren Worten bewusst und es liegt ihrer Absicht fern, auch ihrer sympathischen Gesprächspartnerin die Laune zu verderben. Sie beschließt sich wieder etwas besser zusammen zu reißen.


    "Eigentlich kann ich für keine dieser Disziplinen besonderes Interesse aufbringen. Einzig das Theater vermag mich in seinen Bann zu ziehen, so die Aufführung von gehobenen Niveau und talentierten Künstlern ist. In dieser Hinsicht gleichen sich meine Interessen mit denen meines Gemahls..."


    Sie hält inne, als sie von zwei jungen Frauen angesprochen werden. Auch Livia kommt eine von ihnen in gewisser Weise bekannt vor, doch sie kann das Gesicht noch nicht gänzlich zuordnen. So erwidert sie deren Blick nachdenklich. Dann fällt ihr Blick auf das Mädchen neben ihr, welches sie hingegen sogleich erkennt. Es handelt sich um Helvetia Fabia, die Tochter eines Mitsenators, mit der sie vor einiger Zeit ebenfalls in den Thermen ein angenehmes Gespräch geführt hat. Livia erwidert den Gruß also mit einem freundlichen Lächeln.


    "Salvete."

  • Das Theater ... kurz glitten ihre Gedanken zu der letzten unerfreulichen Provinzaufführung, die sie besucht hatte, aber es war ganz sicher keine Erinnerung, die sie allzu oft konsultieren wollte. Die Schauspieler hatte sie heute noch im Verdacht, vor der Aufführung allzu reichlich dem Wein zugesprochen zu haben, sodass man die Sprechrollen kaum hatte verstehen können ... aber die Überlegungen verblassten, als die beiden anderen Frauen durch die Hitze des Raums zu ihnen drifteten. Freundlich nickte sie den beiden zu, die ihr unbekannt waren, und erwiederte den Gruß mit einem Lächeln.


    "Salvete ..."
    Für einen kurzen Moment hoffte sie innerlich, dass es Frauen mit Erziehung und gutem Benimm waren, denn ein Geschwisterpaar wie das der beiden Sergiermädchen hätte ihr das Vergnügen in den Thermen sicherlich nicht weiter versüßt ... ab und an musste auch eine Iulierin entspannen und die letzten Tage waren anstrengend genug gewesen.

  • Ein paar Momente lang musste sie überlegen, als es ihr in den Sinn kam, dass sie, als neu hinzugekommene, sich vorzustellen hätte. Sie konnte Livias Gesicht noch immer noch einordnen, doch schicklich leise begann sie nun ihre Stimme zu erheben, da der Hall in der Halle imposant genug war, nicht zu laut zu sprechen.


    "Ich bin Tiberia Livilla und dies ist Helvetia Fabia... dürfen wir uns zu euch gesellen?"


    Helenas Gedanke mochte wohl auf die Tiberierin überspringen, denn sie hoffte ebenso, dass ihre Gegenüber einigermaßen würdevoll und von Stand seien oder zumindest das gute Benehmen aufweisen konnten, hatte sie doch von anderen Frauen zumindest für ein paar Tage lang die Nase voll.

  • Überraschung ist in Livias Miene zu lesen, ebenso wie Erkenntnis. Jetzt wird ihr alles klar und sie schmunzelt amüsiert. Eigentlich hätte sie auch schon früher darauf kommen können, dass sie eine Verwandte vor sich hat. Sie lächelt und nickt freundlich.


    "Gerne. Ich bin Tiberia Livia und dies ist Iulia Helena."


    Sie wendet sich Livilla zu und sieht diese fragend an.


    "Bist du nicht die Schwester von Durus und Honoria? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich dich zum letzten Mal gesehen habe. Wie alt waren wir damals? Wo hast du dich all die Zeit aufgehalten? Was führt dich nun wieder hierher nach Rom?"

  • Fabia war natürlich gefolgt undn ließ sich nun neben Livilla am Beckenrand nieder.
    "Salvete, schön dich einmal wiederzusehen. Und du sei auch gegrüßt", sagte sie nacheinander zu den beiden Frauen gewandt. Scheinbar hatten sich die beiden Tiberierinnen lange nicht mehr gesehen. Fabia schwieg vorerst und ließ die beiden ihr Wiedersehen genießen. Dafür wandte sie sich an die andere junge Frau, die in ihrem kleinen Kreis saß.
    "Bist du auch eine Tiberierin?"

  • Das hatte die arme Tiberierin nun doch etwas überrumpelt und sie engte das linke Auge ein wenig, um Livia noch mehr in das Auge zu fassen. Konnte das wahr sein? Bei den Laren, sie hatte sich verändert, war eindeutig... weiblicher und schöner geworden, das konnte Livilla neidlos zugeben. Langam und galant watete sie durch das Wasser hinter Fabia hinterher und setzte sich neben jene, um zu Livia zu blicken.


    "Ja, die bin ich... und du bist Flaccus Schwester, nicht wahr? Das letzte Mal.. ich glaube, damals war ich fünfzehn und du siebzehn. Ohh, ist das lange her! Vater wollte mich mit einem Offizier vermählen, der hat mich von Gallien bis Pannonien mitgenommen... leider starb er etwas zu früh. Aber er war ja auch schon so alt. Genau wie der zweite, der war Lagerkommandant in Noricum. Aber.. naja, er war auch etwas zu alt und sein Herz war schwach...", seufzte sie und hob die Schultern an. "Als er starb, hielt mich dort eigentlich nichts. Nur Bauern, kleine Dörfer und kaum Kultur, also dachte ich mir, Livilla... du gehst wieder in das Herz des Imperiums. Nun ja, hier bin ich. Und mir tun die Füße furchtbar weh.", erlaubte sie sich ein flüchtiges Lächeln und legte den Kopf in den Nacken, das Mosaik anstarrend. Tief atmete sie durch und legte dann ihr Haupt zur Seite, sah an Fabias Rücken vorbei zu Livia.
    "Und wenn ich diese vier Sklaven erwische, dann gnade ihnen Iuppiter."

  • Innerlich seufzend rückte sie sich auf der Bank zurecht. Dies schien in Richtung einer Familienzusammenführung auszuufern, und wenn sie auf eines im Moment noch weniger Lust hatte als auf eitle Gören ohne Benimm, waren es stundenlange Gespräche anderer über Verwandte und Jugendtage, mit denen man als Aussenstehender nichts anfangen konnte. So unterbrach sie die beiden Tiberierinnen nicht und richtete den Blick sinnierend auf Helvetia Fabia.


    "Ich stamme aus der gens der Iulier," erwiederte sie freundlich und überlegte für einen Moment, ob Fabia vielleicht zu jenen Tagträumerinnen gehörte, die es nicht schafften, einen Namen zu behalten, selbst wenn er gerade erst vor wenigen Lidschlägen genannt worden war. Dass sich Livilla allerdings über Sklaven beschwerte, ließ sie wieder die Aufmerksamkeit auf diese richten. "Was ist denn mit jenen vier Sklaven geschehen, dass Du Dich so sehr über sie ärgerst? Waren sie ungehorsam?"
    Sinnierend betrachtete sie die drei Frauen und überlegte, dass ein zufällig hinzugekommener Mann wohl sicher ein richtiges Problem gehabt hätte - zum einen, sich unter den verschiedenartigen Reizen der einzelnen Damen zu entscheiden, zum anderen, vor dem vorhandenen Läster- und Sarkasmuspotential lebendig wegzukommen.

  • Fabia fand die Iulierin nicht sonderlich gesprächig. Also bemühte sie sich im Geiste nach einem neuem Gesprächsthema, wenngleich ihr das auch recht schwer fiel. Immerhin kannte sie die Fremde nicht und sie einfach ausfragen wollte sie auch nicht, denn das war unhöflich. So strich sie ihr Haar zurück und überlegte, als die Iuliern sich auch schon nach irgendwelchen Sklaven erkundigte. Fabia seufzte leise und hatte das Gefühl, dass sie wieder einmal die Jüngste war und aus genau diesem Grund wohl die anderen drei dachten, sie sei nicht so gebildet, um...
    Sie merkte, wie ihre Gedanken ohne Grund abschweiften und wandte sich nun auch den beiden Tiberierinnen zu.
    Nur gut, dass die Männer andere Badezeiten hatten als die Frauen, dachte sie sich.

  • Sie lauschte den Stimmen der beiden Tiberierinnen, wollte sie aber nicht unbedingt unterbrechen, immerhin schienen sie sich eine Weile nicht mehr gesehen zu haben - sie wollte ihnen die Wiedersehensfreude nicht vermiesen, sondern ließ ihren Blick einfach wieder etwas schweifen. Still betrachtete sie das Profil der Helvetia Fabia, die keck erhobene Nase, das Haar ... und schweifte mit ihren Gedanken für einige Momente lang in eine Ferne, die von den Worten der anderen nicht mehr berührt wurde. Das letzte Mal, dass sie mit anderen Frauen in einer Therme gewesen war, war seltsam lange her, aber umso entspannender war es jetzt. Vielleicht würden sich daraus für die Zukunft Gespräche ergeben, oder auch am gleichen Tag noch, wer wusste das schon ...

  • Livia schmunzelt und erwidert die genaue Musterung von Livilla. Auch ihre Cousine zweiten Grades hat sich um einiges verändert und ist um so vieles erwachsener geworden. Noch gut kann sie sich an den letzten Sommer erinnern, den die beiden Mädchen damals auf einem Landgut der Tiberier verbracht hatten.


    "Ja, die bin ich. Flaccus ist übrigens auch hier in Rom. Lucidus ist leider fort und in Tylus. Quirinalis hält sich meistens in Hispania auf. Erinnerst du dich noch an alle? Herrje, dein Schicksal klingt schrecklich. Geht es dir denn gut? Wie hast du all das verschmerzt?"


    Sorge und ein wenig Unglauben sind aus Livias Stimme herauszuhören. Auch wenn sie selbst kein sonderlich inniges Verhältnis zu ihrem Mann pflegt, stellt sie sich so viele Schicksalsschläge in so kurzer Zeit als fürchterliche Belastung vor. Den Tod würde sie Hungaricus zudem nie wünschen. Sie bemüht sich jedoch, die heitere Stimmung beizubehalten.


    "Doch es ist natürlich schön, dich wieder hier in Rom zu wissen. Hast du dich bereits in der Villa eingerichtet? Ich bin mir sicher, dass Flaccus froh sein wird, wenn wieder eine verständige Frau im Haus ist. Obwohl er wirklich ein fabelhafter Mann und fähiger Popa ist, hätte ich doch ein weitaus besseres Gefühl dabei, die Aufsicht über den Haushalt in den Händen einer Frau zu wissen. Seit meiner Hochzeit kann ich mich eben nicht mehr persönlich darum kümmern."

  • Livilla strich das warme Wasser über ihre Oberarme und schloß kurz die Augen, wohlig seufzend. Wie sie das vermisst hatte, aber jetzt genoß sie jeden einzelnen Tropfen Wasser, den sie auf ihrer Haut spürte und atmete erst einmal tief durch. Wahrlich, wie konnte man nur außerhalb Roms wohnen, bei all diesen Raffinessen?


    "Also diese Sklaven.. es waren meine Träger, vier dieser Bergziegenliebhaber aus dem südlichen Noricum..", wetterte sie, ".. trugen meine Sänfte artig mit, aber ich konnte keine Leibwächter auftreiben... nun ja, zwischen Mantua und Rom erkannten sie, wie hilflos ich gegen vier Sklaven dastand. Einem von ihnen drückte ich mein Zeichen..", betrachtete sie lächelnd ihre Klauen, die lang gewachsenen Fingernägel ihrer rechten Hand, ehe sie wieder zu Livia und den anderen sah, ".. auf, als er sich vergehen wollte. Was mir aber nichts half, denn so stand ich mit einer kaputten Sänfte zwischen Mantua und Rom und mir blieb nichts anderes übrig, als per pedes weiterzugehen.
    Ich weiß von Flaccus.. naja. Ich bin eine römische Frau, ich muss das verkraften."
    , lächelte sie trotzig, aber nicht mehr so zuversichtlich wie vorher. "Ich werd ihm ein wenig unter die Arme greifen, mein Wort darauf. Ah.. von deiner Hochzeit hörte ich. Ist er wirklich eine so gute Partie, wie man behauptet?"

  • "Glücklicherweise ist Dir nichts geschehen," sagte die Iulierin und schüttelte etwas den Kopf. Was für dreiste Sklaven, sie war richtig froh, in den letzten Jahren gemeinsam mit ihrem Bruder gereist zu sein, der sich gegen solche Probleme als ein sehr wirksames Hindernis erwiesen hatte. Bei Livias Worten über ihren Bruder allerdings musste sie deutlich schmunzeln, kehrte doch die Überlegung zurück, wie sich Constantiuswohl machen würde, müsste er den Haushalt der Casa Iulia alleine führen - ein Gedanke, der sie kurz auflachen ließ. Als sie die Blicke der anderen Fraue spürte, schmunzelte sie merklich.


    "Es ist doch immer dasselbe mit den Männern. Auf dem Feld stürmen sie mit gezücktem Gladius voran, dienen den Göttern mit unverminderter Inbrunst oder leiten geschickt die Verwaltung einer Stadt, aber sobald sie zuhause in ihrem Heim stehen, fällt all die Umsicht, die feldherrliche Glorie von ihnen ab und die ersten Fragen sind stets 'Sind Briefe für mich gekommen?', 'Wann gibt es etwas zu essen?' und 'Bring mir einen Becher Wein!'. Ich habe wirklich noch keinen einzigen Mann erlebt, der für den Haushalt auch nur ansatzweise irgendein Talent offenbart hätte ..." meinte sie leise lachend und blickte die drei anderen Frauen vergnügt an.

  • Verblüfft folgt Livia der Schilderung Livillas. Sie ist heilfroh, dass sie selbst bislang nie derart große Probleme mit ihren Sklaven gehabt hat. Erleichtert nimmt sie somit am Ende zur Kenntnis, dass sich die Situation trotz allem noch glimpflich gelöst hat. Bei der Frage nach Hungaricus schließt sie ihre wahren Gefühle gegenüber dem Gemahl wieder einmal tief in ihr Herz ein und antwortet mit einem distanzierten Lächeln.


    "Ja, das ist er. Marcus Vinicius Hungaricus. Er ist Prätorianerpräfekt und amtierender Princeps Senatus. Darüber hinaus ist er natürlich ein ehrenhafter Mann und behandelt mich gut. Du kannst uns gerne einmal in der Casa Vinicia besuchen, wenn du möchtest. Allerdings bin ich mit den Räumlichkeiten noch nicht ganz zufrieden. Wir werden wohl einen kleinen Umbau in Angriff nehmen, sobald ich die Zeit dazu erübrigen kann."


    Lächelnd stimmt sie auch Helenas Einwurf zu und nickt verstehend. Sie kann sich noch gut an Hungaricus Hilflosigkeit erinnern, als dessen Bruder gestorben war.


    "Das ist wahr. Diese Dinge sind weder besonders schwierig, noch kompliziert. Dennoch scheinen sie ohne uns Frauen dabei maßlos überfordert zu sein. So hat jeder seine Rolle zu erfüllen und seinen Anteil beizutragen..."

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