Nun, da ich die Casa in Rom wieder bezogen hatte, trieb es mich auch hinaus in die Stadt und auf die Trajansmärkte. Begleitet und geschützt von zwei Sklaven bewegte ich mich angemessenen Schrittes durch die Gassen und an den Ständen vorbei. Hier und da schnappte ich Gesprächsfetzen auf, hörte einen Streit oder Gelächter. Ob mich jemand wiedererkannte oder gar ansprach? Nach all den Jahren des Studiums im Land der Griechen wohl unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
So ging ich weiter, stets guter Hoffnung, etwas Neues über Rom und den Pöbel zu erfahren.
Wiederkehr
-
-
Gabor schlenderte über den Markt als er plötzlich ein bekanntes Gesicht in der Menge sah. Erst konnte er es nicht recht zuordnen, doch dann dämmerte es langsam.
Das war ein Aurelier, den er während seines Aufenthalts in Achaia getroffen hatte. Sie hatten sich auf einer Lesung eines Philosophen gesehen und danach über dessen Thesen diskutiert und Neuigkeiten aus Briefen aus Rom ausgetauscht. Danach waren sie noch gemeinsam in eine Taverne gegangen.
Selbstverständlich in eine der besseren...
Wie hieß er noch?
"Aurelius Corvinus?" Eigentlich hatte er laut gedacht doch er war wohl gehört worden. -
Ich wandte mich um und entdeckte einen Mann, dessen Gesicht mir bekannt vorkam. Ich musste einen Moment überlegen, ehe ich mich an die flüchtige Bekanntschaft aus Griechenland zurückerinnerte. Wenn man allein war, weit weg von der Heimat, dann sprang man manchmal über seinen Schatten. So hatte ich den Helvetier kennengelernt, ein Plebejer. Ich lächelte flüchtig und blieb stehen.
"Ah, der Helvetier. Sei gegrüßt", sagte ich. -
"Salve! Du bist es also! Ich bin schon vor ein paar Wochen nach Rom zurückgekehrt. Hattest du eine angenehme Reise?"
-
Ich hob eine Augenbraue und fragte mich wieder einmal, warm die meisten Plebejer diese kurzweiligen Gespräche so mochten. Meine beiden Sklaven behielten die Umgebung im Auge.
"Nun ja, solch lange Reisen liegen mir nicht gerade, aber man könnte schon sagen, dass sie recht angenehm war. Und die deine?" -
Sim-Off: Dann sollst du deinen Plebejer haben!
"Es ging so... Aber manchmal war es sehr stürmisch und wir Römer sind einfach nicht fürs Meer geboren! Was wirst du jetzt, zurück in Rom, machen?"
-
Ich ließ die Braue wieder sinken. Es ging ihn wohl kaum etwas an. Er sah wohl die kurze Konversation fern der Heimat als eine Art Anfang einer Freundschaft an. Ich überlegte kurz, was ich antworten würde.
"Ich werde die schola besuchen und wohl den Weg in die Politik einschlagen", sagte ich also.
"Und was gedenkst du zu tun?" -
"Ich habe mich auch schon bei der Schola angemeldet und lasse mich jetzt von meinem Vater als Scriba Personalis in die aktuelle Politik einführen. Bei der übernächsten Wahl werde ich mich dann wohl um das Amt des Quästors bewerben."
Ich hatte doch richtig in Erinnerung, dass er etwas hochmütig war. Er hatte genauso wenig oder viel geleistet wie ich, nur gehörte er einer patrizischen Gens an. Das Leben war doch ungerecht! -
Der scriba personalis seines Vaters also. Na, der Apfel fällt nun einmal nicht weit vom Stamm, dachte ich mir. Ob er es weit würde bringen können, wenn die einzigen vorzeigbaren Referenzen die seines Vaters waren? Das wagte ich stark zu bezweifeln. So nickte ich nur und blinzelte in die Sonne hinauf.
"Nun, auch ich werde, wenn ich die nötige Erfahrung gesammelt habe, für das Amt eines Quaestors kandidieren. Doch noch ist es zu früh dafür. Ich vermag kaum etwas vorzuweisen und verfüge nur über väterliche Referenzen, die mir wohl kaum etwas nutzen werden", sagte ich und spielte damit auf das Vorhaben des Helvetiers an. Vielleicht verstand er ja, was ich zu sagen versuchte. -
"Da hab ichs ja besser! Mein Onkel ist auch Politiker! Er ist der überaus bedeutende Senator Titus Helvetius Geminus. Ich bin sicher, dass du von ihm schon gehört hast. Aber ich werde mich in den nächsten Tagen auch mit dem amtierenden Volkstribun treffen und mit ihm mein mögliches politisches Vorhaben durchzusprechen."
Es ist eben nicht alles patrizisch zu sein... -
Nun musste ich nachsichtig Lächeln.
"Referenzen aus der Familie sind nicht alles, junger Freund", sagte ich ihm nun recht deutlich.
"Vielleicht solltest du selbst etwas auf die Beine stellen, ehe du kandidierst." -
"Ja, da hast du Recht. Wie gesagt, habe ich bereits Kontakte mit dem Volkstribun, aber was meinst du mit selbst auf die Beine stellen? Kontakte knüpfen? Was wirst du denn ´selbst auf die Beine stellen´?"
Das er ihn junger Freund nannte ließ Gabor unbeachtet. Er war wohl kaum jünger als der Patrizier. -
"Du musst dir selbst einen Namen machen. Natürlich, der Name deiner gens sagt schon viel aus und du magst recht haben, wenn du behauptest, dass dein Onkel ein angesehener Senator ist. Doch nur auf seine gens zu verweisen, wenn man oben auf der Rostra steht, wird einem Kandidaten nicht zu vielen Stimmen verhelfen, meinst du nicht auch?" fragte ich den Helvetier.
-
"Nein, da gebe ich dir durchaus Recht! Neben einer großen und bekannten Verwandschaft bedarf es natürlich auch Taten. Aber was wirst du tun um dir einen eigenen Namen zu machen, oder was kannst du mir emfehlen?"
-
Ich räusperte mich.
"Um dir einen Namen zu machen, solltest du zuerst einmal eine Tätigkeit außerhalb der Familie suchen. Es wird gern gesehen, wenn Kandidaten für ein Amt im cursus honorum einige Zeit im Militär gedient haben. Oder aber, du bemühst dich um eine Stelle in einer Provinzverwaltung, damit die Leute deinen Namen kennen lernen. Als scriba personalis wird das wohl kaum der Fall sein", erklärte ich. -
"Ja, vielleicht werde ich mich bei den Cohortes Urbanae melden. Mal sehen. Ich muss jetzt noch einiges erledigen also vale!", sagte Gabor und grüßte den Patrizier zum Abschied.
-
Ich sah dem Helvetier kopfschüttelnd nach, der ziemlich überhastet weiterging. Sowas. Na ob der Chancen hatte bei der Wahl...
Doch ich ließ mich nicht beirren und ging weiter den Markt entlang.....
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!