[Taberna] Misenos Laube

  • Verspottete der Ferrier ihn gerade? - Wahrscheinlich, deswegen brach er die Factio-Diskusion hier ab.


    "Ich wollte aber ich musste auf den Boden der Realität zurück. Ich bin kein Senatorensohn, ich bin kein Ritter. Ich muss erst einmal meinen Weg gehen, bevor ich überhaupt daran denken kann oder davon träumen kann, Volkstribun zu werden."

  • Titus wirkte etwas angesäuert ob der Factio-Diskussion, so daß ich ihm einen freundschaftlichen Schubser gab.


    "Ist schon gut, werd glücklich mit Deiner Aurata, aber nimm es mir nicht übel, wenn unsere Gespanne die eurigen bei den nächsten Rennen in Grund und Boden fahren." :D


    "Ja, du magst kein Senatorensohn sein und auch nicht von hoher Geburt. Aber der Kaiser selbst ist doch der Garant dafür, daß jeder unabhängig seines Standes etwas erreichen kann. Die Patrizier, dieser eingebildete Haufen dekadenter Römer, wollen am liebsten die vor-gracchische Verhältnisse wieder haben und ruhen sich dabei auf den Lorbeeren ihrer Ahnen aus. Dabei verkennen sie, daß schon längst es nicht mehr sie sind, die die Politik des Reiches bestimmen. Im Senat sind mittlerweile mindestens genausoviele Mitglieder plebeiischen Standes, die Conventi des Imperators sind dominiert von Männern der neuen Führungsschicht, der Nobilitas. Wo ist da der Adel, frage ich Dich ? Im Gegenteil, er ist schon soweit degeneriert, daß er allein durch die Gnade des Imperators einen Quoten-Patrizier bekommt, der an den Conventi teilhaben darf. Das Steuerprivileg ist das letzte Pfand, was sich diese Kaste sichern konnte. Doch wielange wird sich das noch erhalten können ? Man sagt der neue Kaiser, ein Aelier, ist den Patriziern nicht sehr zugeneigt, weil seine Familie einst unter den patrizischen Kaisern ins Exil fliehen mußte. Dürfte es da nicht wahrscheinlich sein, daß auch dieses letzte Vorrecht sich bald in Luft aufgelöst haben wird ?
    Nein, Vere, um in die Politik zu gehen, mußt Du dich zu Wort melden. Du mußt dich positionieren, Anhänger und Verbündete finden, die dich unterstützen, nicht nur finanziell. Setze dich ein für die, die keinen Fürsprecher haben. Polarisiere ! Dann wirst du etwas erreichen, so machst Du dir einen Namen und nicht dadurch, daß hier in Misenum versauerst."

  • Verus schaute betrübt, wie von dunklen Wolken, von seinem Becher auf. Sein Blick erhellte sich etwas.


    "Du magst recht haben. Ich hatte damals Träume von einem Rom des Volkes. Ein starkes Rom, der Kultur und Zivilisation, dennoch wo nimmt man Anhänger her, wo nimmt man die Gelder für einen Wahlkampf her? Es ist nur Senatorischen vorbehalten in die Politik zu gehen und ich bin nichts und ein niemand. Ich habe viel für Rom geopfert. Ich habe immer Rom gedient als Beamter und nun als Soldat,"sprach und schwieg dann kurz. "Ich werde Rom dienen, auch wenn es sich zu einem Pfuhl der Intrigen und der Dekadenz entwickelt. Rom ist eine Idee, ein Traum, diesen kann ich nicht verlassen. Ich muss ihn schützen und bewahren. Dennoch wird mir die Politik immer verschlossen bleiben."

  • "Du sprichst töricht, Vere ! Die Politik bleibt dir nur solange verschlossen, solange du die Tore nicht auftrittst. Doch dazu mußt du nach Rom. Misenum ist eine nette Küstenstadt, doch der Kaiser und der Senat sitzen in Rom.


    Sei' nicht derart einfältig, daß du glaubest, nur im Ordo Senatorius könne man wirksam Politik betreiben !" meine Worte klangen nun etwas ermahnend.


    "Wie du Anhänger findest ? Finanzielle Unterstützung ? Nimm' mich ! Ich wäre sofort bereit, deinen Zielen zu dienen. Zwar verfüge ich nicht über die finanzielle Macht, doch meine Stimme sollst du haben. Du hast einen mächtigen und einflussreichen Onkel zum Senator. Er wird dir bestimmt das Geld geben, welches du benötigst. Und sonst - rede !"


    Ich ballte die Faust.


    "Das Wort ist eine mächtigere Waffe, getreu dem Wahlspruch meiner Familie penna potentius gladio. Überzeuge in Argumenten und trage deine Sache klug und einfallsreich vor. Mein Freund, Rom wartet auf Dich !"

  • "Ich versuchte dir lediglich die Augen zu öffnen. Es ist allein der Wille und das durch die Götter uns gegebene Schicksal. Wenn die Götter für dich den Dienst in der Classis vorhersahen, so soll dies dein Schicksal sein. Andernfalls werden sie dich leiten und du wirst über lang in Rom landen. Und sobald dieser Tag gekommen sein sollte, erinnere dich an meine Worte, an die Worte eines Freundes, sie sollen nicht vergolten sein, sondern Bestand haben."


    Ich trank den Schluck aus meinem Becher. Jetzt konnte ich etwas zu essen vertragen. Wo blieb nur der Wirt ?

  • Irgendwie verhielt sich Titus komisch. Ob das am Wein lag ? Doch inzwischen kam auch schon der Wirt und ich hatte keine Gelegenheit mir darüber Gedanken zu machen. Ich vertiefte mich nochmal in die Speißekarte und sah dann zu Verus.


    "Vere, bestellst du auch etwas ? Kannst du was empfehlen ?"


    Die Frage mochte etwas merkwürdig sein, schließlich war Misenum meine Heimatstadt und Verus ein echter Römer. Aber ich war lang nicht mehr hier gewesen.

  • "Ich kann die Tagessuppe empfehlen. Sie wird ständig mit frischen Zutaten aus dem Garten des Wirtes zubereitet," antwortete er grinsend und kippte sich einen weiteren Schluck in den Rachen.

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