Ein Spaziergang in lauer Nacht

  • Mela freute sich sehr, dass Livilla eingewilligt hatte, noch etwas mit ihr spazieren zu gehen. Und nachdem er dem Decurio versichert hatte, sie heil zu seiner Casa zurückzubringen, hatte auch er eingewilligt, dass seine Tochter mit ihm mitging. So gingen die beiden einige Schritte nebeneinander her, ohne etwas zu sagen.


    Schließlich hob Mela den Kopf, die Arme auf dem Rücken verschränkt, und warf der Dame einen kurzen Blick zu.
    "Und, wie hat es dir gefallen?" fragte er sie mit einem Nicken in Richtung der Casa des Tribuns.

  • Ich war nicht gerade sehr überrascht das Vater mich mit Melas gehen lies, ihm waren auch seine Blicke fast gleichgültig, vielmehr erfüllte sie ihn mit Stolz. Und so ging ich neben Mela her. Dennoch war ich vorsichtig, ich kannte Mela erst seid heute Abend und ich war alleine mit ihm. So studierte ich jede Bewegung von ihm.


    "Ich war noch nie in einem Castellum und vorallem noch nie in der Casa eines Tribunen zum Abendessen eingeladen worden. Natürlich gefiel es mir. Und die Gesellschaft war auch sehr gut gewählt, so lernte ich viele wichtige Menschen kennen, die mit meinen Vater zu tun haben. Oder bist du nicht derselben Meinung?"


    Ich lächelte ihn an, aber als ich die Frage stelle wurde sie schon nachdenklicher. Vielleicht war er ganz anderer Meinung.

  • Mela wiegte den Kopf hin und her.
    "Doch. Unter diesem Aspekt war es sicher ein gelungener Abend für dich. Das Essen war gut und die Gesellschaft auch - und du hast die Kameraden deines Vaters kennengelernt. Auch ich fand den Abend gelungen."
    Er nickte bekräftigend und lächelte zurück.
    "Verrätst du mir, wie es dich nach Germanien verschlagen hat? Soweit ich weiß, ist der Stammsitz der Iulier doch in Tarraco."
    Ehrliche Augen forschten nun in Livillas Gesicht und Mela fragte sich kurz, ob ihr vielleicht kalt war.

  • "Ich wurde in Hispania geboren und musste ohne meinen Vater aufwachsen. Ich kannte nur seinen Namen mehr nicht und als ich noch Germania ging, ich hätte nicht gedacht ihn dort anzutreffen. Es war wie ein Wunder."


    Bei diesen Worten pochte mein Herz immer lauter. Es kam mir vor als waren das die glücklichsten Tage meines Leben. Nie wagte ich nur daran zu denken meinen Vater zu finden. Und nur durch einen Zufall kam es dazu. Secundus erkannte sicherlich diese Freude an mir und obwohl es drausen kalt war, kam es mir vor als würde ich diese Kälte vergessen.


    "Was verschlug dich in die Legion? Der Wille deines Vater oder dein eigener?"

  • Mela lächelte leicht, denn er freute sich für Livilla mit. Ihre Freude war kaum zu überhören.
    "Ich bin in Rom geboren worden und habe da eigentlich mein ganzes Leben lang gelebt. Meine Familie zog dann nach Tarraco, aber ich war bisher nur ein einziges Mal dort. In die Legio bin ich eingetreten, weil es mein Wunsch war. Vater ist viel auf Reisen und hat die Erziehung eigentlich immer meinem Onkel überlassen. Ich bin nun schon ein Jahr bei der IX. Vorher habe ich in Rom einen Privatlehrer gehabt, der mich im Kampf unterwiesen hat."


    Er ging weiter neben ihr her, sah dann zu dem klaren Nachthimmel auf und löste unaufgefordert den Umhang von seinen Schultern. Er legte ihn Livilla um die Schultern und lächelte kurz.
    "Germanische Nächte sind selbst im Sommer kühl und mit jenen in Tarraco nicht zu vergleichen", sagte er leise.

  • Vollkommen überrascht durch Secundus Handlung zuckte ich leicht zusammen. Aber kurz danach als der Umhang mich schon zu wärmen begann, bemerkte ich wie kalt es mir eigentlich war.


    "Vielen Dank, ich wäre erfroren und hätte es gar nicht bemerkt so glücklich wie ich mich fühle. In Hispania ging ich oft abends spazieren. Ich liebte die Sonnenuntergänge und wenn die Nacht erwachte. Ich habe meiner Mutter viel Kummer bereitet."


    Es war ruhig geworden, sehr ruhig und innerlich hoffte ich bald am Quartier meines Vater anzukommen. Ich wusste nicht ob Secundus so eine milde schützend war wie mein Vater. Sein Blick war er ehrlich? Oder konnte er sich so verstellen? Ich war mir sicher das es die Ehrlichkeit sein musste, ich hoffte es einfach.

  • Mela nickte kurz zum Zeichen, dass er ihren Dank gehört hatte.
    "Deine Mutter hat sich sicher nur gesorgt, weil du so spät noch draußen warst", vermutete er. Ein so hübsches und gescheites Geschöpf wie sie konnte unmöglich der Auslöser für Kummer sein, dachte er bei sich. Dann kam ihm eine Idee.


    "Wir sind gleich da. Aber wenn du möchtest, zeige ich dir morgen nach Dienstschluss eine Stelle nicht weit von hier. Die Sonnenuntergänge sind sehr schön anzusehen."
    Wieder sah Mela Livilla an und fühlte sich, als ob er etwas wiedergefunden hätte, was er bei seiner Geburt verloren hatte.

  • "Nun wird sich mein Vater sorgen machen, wenn ich so spät noch fort sein werde. Aber du musst mir diesen Ort zeigen, ich bitte dich."


    Jede Unehrlichkeiten Secundus, die gerade noch in meinen Kopf herumspukten, waren verschwunden. Der Wunsch an diesen Ort zugelangen, lies mich alles anderes vergessen. Vorallem nach diesem Abend. Den Sonnenuntergang anzusehen würde mir sicherlich die schönsten Erinnerungen an Hispania wieder entdecken, dennoch wollte ich Secundus nicht belästigen wie einst meinen Onkel als ich klein war.


    "Deine freie Zeit möchte ich dir dennoch nicht rauben."


    Fügte ich hinzu.

  • Mela sah Livilla glücklich an. In diesem Moment bogen sie um die letzte Ecke. Die Casa des Decurio war nun nicht mehr weit entfernt und schon in Sichtweite, als Livilla ihre Bedenken äußerte. Er blieb stehen und wandte sich Livlla zu.


    "Liebe Livilla", sagte er nachdrücklich und aufrichtig, "bitte sage so etwas nicht. Es ist mir eine Ehre und noch dazu eine willkommene Abwechslung, dir den kleinen Hügel zu zeigen. Und ich ziehe deine Gesellschaft denen der anderen Equites allemal vor."


    Am liebsten hätte er nach ihren Händen gegriffen und sie gedrückt, aber das wagte er nicht. So stand er nur da und lächelte sie an.

  • Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf.


    "Du kennst mich kaum und dennoch stellst du so hohe Vergleiche an. Du wirst erkennen wie lästig ich sein kann, wenn ich mir etwas in den Kopf setze."


    Nach diesen Worte lachte ich herzhaft. Kaum zu glauben das ich dies heute noch tat, es war ein Versuch, die restlichen bestehen Sorgen zu begraben. Ich betrachte Secundus einen Moment lang schweigend und sprach sanft zu ihm.


    "Jetzt stehe ich da, halte dich auf und sehe zu wie du frierst. Hier, er gehört wieder dir."


    Ich hielt ihm seinen Mantel entgehen und nahm daher auch in Kauf die letzten Schritte in der Kälte ertragen zu müssen.

  • Mela lächelte und stimmte dann kurz in das Lachen ein. Den Umhang nahm er zwar entgegen, doch nahm er das als Anlass, ihn Livilla gleich wieder um die Schultern zu legen.


    "Nichts da - ich bin ein Mann, ich muss das aushälten können", scherzte er zwinkernd.
    "Außerdem härtet es ab. Und so kalt ist es ja auch wieder nicht. Komm, ich bringe dich nach Hause."


    Er ließ den Arm noch kurz auf dem Rücken der hübschen jungen Frau verweilen, zog ihn dann aber fort. Schließlich wollte er sie nicht bedrängen. Einen Moment später standen sie auch schon direkt vor der Casa und Mela hielt an.
    "Da wären wir", sagte er leise. Schade, dass er sie schon allein lassen musste. Aber de Aussicht auf einen gemeinsamen Sonnenuntergang ließ ihn hoffen. Er mochte sie sehr gern.

  • Die höfliche Geste Melas, mir den Umhang doch wieder zu überlassen, nahm ich war schweigend aber dennoch leicht erstaunt an. Er hatte eine sehr gute Erziehung hinter sich, Gesten die anderen gar nicht in den Sinn kommen.


    Ich stand nun vor der Casa meines Vaters und obwohl ich mich jetzt von Secundus verabschieden sollte, war ich dennoch nicht entäuscht. Die Vorfreude auf morgen war der Grund. Seine Gesellschaft, mit ihm etwas zu unternehmen, wurde mir mehr und mehr sympathischer.


    "Secundus, ich schätze deine Höflichkeit sehr und außerdem wünschte ich mir das es schon morgen wäre, ich kann es gar nicht mehr erwarten den germanischen Sonnenuntergang an einen, deiner wohl liebste Orte zu betrachten. Nun, wünsche ich dir eine erholsame Nacht, in der du deine Kräfte für den morgigen Dienst sammelst.

  • Mela freute sich darüber, dass sie ihn Secundus nannte und damit die persönlichere Anrede benutzte. Er stand vor ihr und neigte den Kopf leicht.
    "Und dir mögen die Götter eine geruhsame Nacht und schöne Träume bescheren, Livilla. Ich werde dich pünktlich vor Sonnenaufgang abholen. Wir können zu Fuß gehen, es ist nicht weit."


    Er lächelte sie glücklich und in Vorfreude an und nickte kurz.
    "Schlaf gut", sagte er leise, dann machte er kehrt und ging - ohne seinen Umhang - in die Nacht hinaus. Nach einigen Schritten wandte er sich noch einmal um, um sich zu vergewissern, dass sie wohlbehalten die Casa ihres Vaters betrat, dann begab er sich mit wild pochendem Herzen zur Unterkunft seiner Turma.

  • Der Weg der zu dem Hügel führte kam mir weit vor, obwohl wir zügig vorankamen, das wohl an mir lag. Endlich angekommen trat ich von der Baumgruppe hervor und erblickte auch sogleich die Sonne die schon langsam begann sich zu neigen. Mit einem strahlenden Lächeln drehte ich mich zu Secundus um.


    "Das ist ja genauso wie in Hispania. Nur ein bisschen kühler."


    Rief ich ihm lachend zu.


    Das Farbenspiel der einzelnen Lichter erinnerten mich an die nur langsam abkühlenden Abende in Hispania und als ich mich wieder zur Sonne drehte schloss ich kurz meinen Augen und genoss die erfrischene, aber kalte Luft der einkehrenden Nacht.

  • Bei Apollo, Livilla war wirklich schnell. Und sie war in großer Eile, den Hügel zu erreichen. Mela trat gerade zwischen den Bäumen hervor, als er ihr strahlendes Gesicht sah und sich sogleich mit ihr freute. Er trat neben sie und ließ den Anblick auf sich wirken. Die Sonne tauchte den Palisadenwall des Castellums in orangene Töne, streckte die gelblichen Finger über die Wiese bis hin zu ihnen und versank langsam in gleißendem Rot.


    "Morgen wird es einen schönen Tag geben", sagte Mela leise. Wenn die Sonne rot unterging, wurde es am nächsten Tag stets schön. Er sah Livillas Profil an und lächelte.

  • Für einen Moment sagte ich nichts, dieses Schauspiel konnte man nur in Stille geniesen und nach einer Weile wendete ich mich zu Secundus.


    "Jeder Tag den ich hier in Germania erlebte habe wurde von dem nächsten Tag übertroffen. Die Furcht die in mir existierte, die mich verunsicherte, es gab keinen Grund wieso sie ich diese Gefühle empfand. So ist es mir gleichgültig ob die Sonne scheint oder die Wolken sie verdecken. Ich frage mich nur ob auch in Roma die Sonne so rot untergeht."


    Nachdenklich betrachtete ich Secundus und fragte mich warum er mich so betrachtete.

  • Mela lächelte sie an und wusste nich wo hin mit seinen Händen.
    "Es ergeht jedem so, wenn er aus der vertrauten Umgebung gerissen wird, Livilla. Auch ich habe mich gefürchtet, als ich den Weg nach Germanien antrat."
    Er legte den Kopf schief und betrachtete nachdenklich die untergehende Sonne, als sie auf Rom zu sprechen kam.
    "Wirst du denn mir deinem Vater nach Rom reisen?" fragte er sie, immernoch die Sonne anblickend. Er wollte nicht, dass sie ging. Er wollte dass sie bei ihm blieb und wollte, dass sie sich zusammen Sonnenuntergang um Sonnenuntergang anschauen konnten. Mela hätte nicht gedacht, dass er diese romantische Ader besaß.

  • Für einen Moment sah ich nachdenklich und traurig zu Boden. Dann antwortete ich ihm vorsichtig.


    "Secundus, ich möchte ihn begleiten, er lies mir die Entscheidung und ich werde ihr zustimmen. Weißt du, es geht mir nicht nur um meine Verwandten kennen zu lernen. Es war schon immer mein Traum wenigstens ein einziges Mal in Roma gewesen zu sein und mir ein eigenes Bild von der ewigen Stadt zu machen und ich weiß das ich es nicht bereuen werde."


    Traurig blickte ich zu Secundus. Ich wollte ehrlich sein zu ihm und der Frage nicht ausweichen. So hoffte ich das er mich verstehen würde.


    "Doch ich könnte es mir nie verzeihen, dich zu verletzen. Es wird ein Wiedersehen geben und das sehr bald. Ich schreibe dir so oft ich kann, wenn ich dir damit nicht auf die Nerven gehe.


    Fügte ich danach lachend hinzu und bückte mich zu den frischen Wiesenblumen. Sie waren schon feucht durch den Tau als ich ein Blümchen abbrach und sie verspielt in den Händen hielt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!