Der Morgen war gerade erst vor ein paar Stunden angebrochen und der Tag wirkte so unverbraucht, so frisch. Es war ein prächtiger Sommertag, es würde heute sehr heiß werden, das spürte er. Seine Herrin hatte ihm ein paar Male den Weg von den Märkten zur heimischen Casa gezeigt und er hatte ihn sich ganz gut eingeprägt, damit er auch wieder heim führen würde. Eine alte keltische Volksweise summend auf den Lippen, suchte sich der Hüne seinen Weg durch die Massen der deutlich kleineren Römer. Weintrauben sollte er besorgen, für seinen Herren. Und einige gemütliche Felle für seine Herrin Medeia. Eigentlich fand er, dass Aufgaben wie Einkäufe erledigen eindeutig unter seinem Niveau waren, aber das seiner "Familia" zu erklären, hätte wohl wesentlich mehr Zeit beansprucht als einfach dem Wunsch Folge zu leisten. Das Sklaventum war ihm nicht fremd, er hatte selbst einmal eine Sklavin, aber sie war ihm eher Frau denn Sklavin, führte ihm den Haushalt und erledigte auch andere eheliche Pflichten hervorragend. Sein Mundwinkel hob sich, als er an sie dachte, es war sicher schon ein bis zwei Jahre her und sie hatte reißaus genommen. Genau wie er es machen würde, würde Medeia verschwinden.
Stirnrunzelnd sah er an sich hinab. Er fühlte sich, nur mit der Tunika bekleidet, so nackt. Unzivilisierte Barbaren nannten die Römer sein Volk - und dennoch hatten sie nicht einmal so simples wie Hosen. Barbaren. Pah. Hosenloses Volk. Er wackelte mit den Zehen und musterte seine Sandalen, ehe er seinen Weg fortsetzte und streifte weiter wie ein wildes Tier über den Mercatus Traiani. Wer war hier der Barbar, hm?
wer mag, darf.