Der Sklave führte die beiden ins Atrium, wo er sie zu einer kleinen Sitzgruppe aus Korbsesseln wies.
"Nehmt doch Platz, während ich den Herrn hole!"
Damit ging er davon und sagte zu Titus
"Du kannst mitkommen, ich zeige dir das Gästezimmer!"
Dann ging er zuerst zu einer Tür im Erdgeschoss, wo sich ein Gästezimmer befand und wies Titus hinein, danach eilte er die Treppe hinauf zum Cubiculum seines Herrn, in dem er kurz verschwand.
Atrium | Besuch von Vitamalacus und Lupus
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Tribun Tiberius nahm platz und wiess seinen Sohn mit einer kleinen Geste an, es ihm gleich zu tun.
Etwas verwundert war er, das ihm der Sklave noch nichts zu trinken angeboten hatte... Wahrscheinlich lag es daran, das Livia nicht mehr in der Villa weilte. -
Vitamalacus!...
rief Flaccus, als er in das Atrium trat und die Besucher dort auf Korbsesseln vorfand.
...Ich hörte deine Rede auf der Rostra. Lange ist es her, dass wir uns gesehen haben, doch dein Fortgang nach Germania und meine langen Reisen im Osten des Reiches machten dies auch unmöglich. Fast hätte ich dich nicht wiedererkannt.
Er hatte ihn nicht wiedererkannt, bis Vitamalacus seinen Namen auf dem Forum Romanum für alle Zuhörer deutlich offenbarte, doch das brauchte er hier nicht zu sagen, tat es doch auch nichts zur Sache.
Flaccus wandte jedoch sogleich seinen Blick auf den jungen Mann neben seinem Verwandten und setzte ein freundliches Lächeln auf.
Sei willkommen in der Villa Tiberia!
Wer ließ euch ein? Mein Sklave Stesichoros liegt fiebrig im Bett, ich lasse ihn von einem Medicus pflegen. Nach Cato hätte ich ihn verkaufen sollen, als er noch gesünder war. Plinius rät zur Humanitas im Umgang mit den Sklaven. Was sollte ich also tun? Er war treu an meiner Seite in all den Jahren und so wäre sein Tod wohl doch ein Verlust für mich.
Lächelnd schaute er die beiden Männer nun an, um sie zu Wort kommen zu lassen. -
Als er die Worte hörte, erhob sich der Tribun zu voller Grösse. Der lange Redeschwall Flaccus gab Tiberius Vitamalacus die Gelegenheit sich darüber klar zu werden, wer ihm hier gegenüber stand.
Es musste Flaccus sein, uberlegt er sich, der Bruder von Livia. Er war sich sicher, auch wenn er ihn wahrscheinlich nur ein oder zwei mal vor bald 20 Jahren gesehen hatte, doch Lucius Dosier über die Familie war sehr gründlich gewesen."Flaccus, es freut mich dich wieder zu sehen."
Wie es üblich war bei einem Wiedersehen nach langer Zeit, reichte er Flaccus die Hand zur Begrüssung.
"Darf ich dir meinen Sohn Marcus Tiberius Lupus vorstellen ?"
Auf dem Gesicht des Tribuns legt sich die Andeutung eines leichtes Lächelns.
"Uns liess ein Sklave ein, er gehört wohl Tiberius Durus."
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Flaccus reichte dem Cousin weitentfernten Grades die Hand zum Gruß und nickte, während Vitamalacus sprach.
Salve, Lupus, mein Name ist Titus Tiberius Flaccus, Bruder der Tiberia Livia. Es ist schön, euch wohlbehalten in Rom zu sehen. Auf der Rostra vernahm ich deine Worte. Ich freue mich, dass du dich zu diesem Schritt entschlossen hast und hier in Rom bleiben wirst. Nach den Reden der letzten Wahl, in denen man unsere Familie scharf angriff, ist eine stärkere Beteiligung unserer Gens an der Politik des Reiches sicher eine gute Antwort darauf.
Flaccus bat den Gast, wieder Platz zu nehmen. Nachdem er auch den Sohn des Vitamalacus entsprechend begrüßt hatte, nahm er selbst auf einem Korbsessel Platz. Verwundert schweifte sein Blick über den kleinen Beistelltisch aus feinem Marmor, der leer war.
Man ließ euch ein und bot nichts aus der Vorratskammer der Villa an?
Mit ernster Miene rief Flaccus nach Pthephis, einer ägyptischen Sklavin, und trug dieser sichtlich erbost auf, für Speisen und Trank zu sorgen.
Bitte, verzeiht! Wie ich sagte, Stesichoros befindet sich krank im Bett. Nun, Livia wurde harsch angegangen bei ihrer letzten Kandidatur und auch Honoria, deine direkte Cousine, wurde Opfer dieser Attacken. Und wie ich hörte, ist es auch dieses Mal das Thema, das die Wahlen beherrscht.
Schon nach kurzer Zeit kam Pthephis in das Atrium geeilt und servierte den Herrschaften einige Köstlichkeiten auf einem edlen, silbernen Tablett. Eine weitere Sklavin brachte eine gläserne Kanne mit Wein und eben solche Gläser.Sim-Off: Buffet in der WiSim
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Militärisch steif, wie es seine Art war, setzte sich Tiberius Vitamalacus wieder.
"Es war eine Entscheidung, die ich mir nicht leicht gemacht habe, den die Legio IX. ist auch meine Familie. Doch sie ist gut aufgestellt, daher kann ich sie guten Gewissens zu mindest Zeitweise verlassen. Aber ich muss dir sagen, nachdem was ich auf der Rostra gehört habe, ist es an der Zeit, das mehr Männer in die Politik eintreten, die um die wirklichen Gefahren des Imperiums kennen."
Er schüttelte den Kopf.
"Jenseits des Limes, keine 300 schritt von meiner kleinen Casa im Castellum, stehen die Barbaren und könnten immer wieder angreifen. Und auch in Daccien, Thracia, Asia und Syria könnte es jederzeit wieder zu Angriffen auf das Imperium kommen. Und was ist, wenn es, wie zur Zeit des Imperators Vespasinus, es zu Aufständen in Judäae kommt ? Davon, das die Romanisierung der Germanischen Provinzen zu wünschen übrig lässt, davon rede ich ja garnicht."
Fragend sieht er Flaccus an.
"Aber, was ist das Thema auf der Rostra ? Frauen in den Senat oder nicht... Was soll ich von einem Mann halten, der die Diskussion mit einer Frau scheut ? Was kann ich von einem solchen Mann erwarten, wenn er sich plötzlich einer Horde Barbaren gegenüber sieht ?"
Der Tribun hat sich langsam aber sicher in Rage geredet. Jedes seiner Worte meint er so, wie er sie geäussert hat. Sicher sieht er das weibliche Geschlecht als das Schwache an. Doch eine starke Frau in einem Amt ist ihm immer noch lieber als ein schwacher Mann.
Er nimmt kraftvoll eines der Gläser vom Tablett, so das die Sklavin ängstlich zurückschreckt. Doch der Tribun beruhigt sich langsam....
"Verzeih, Flaccus, wenn meine Worte etwas heftig waren... Ich hörte von den Angriffen auf deine Schwester und Tiberia Honoria, es ist unglaublich. Kannst du mir Berichten, wer sich daran beteiligte ? Je mehr ich aus erster Hand weiss, desto besser kann ich darauf reagieren."
Tribun Tiberius trinkt einen grossen Schluck und merint mit einem Lächeln:
"Ich bin es nich gewohnt, so viel am Stück zu reden, doch ich fürchte, dies wird sich nun ändern."
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Flaccus hörte Vitamalacus zu und sah, wie dieser sich geradezu in Rage redete. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie zerbrechlich, wie gefährdet das Reich war, und dass ein Mann wie sein Cousin in Germanien Dienst tat, damit das angenehme Leben, was er und seine Schwester in Rom nun führten, Bestand hatte.
Doch unkundig der militärischen Entbehrungen konnte Flaccus nur nicken.
Ich verstehe deinen Zorn. Es gibt andere, viel wichtigere Themen und Probleme für Rom, als darüber zu streiten, ob fähige Frauen ein Amt bekleiden sollen. Livia zeigte in jedem Amt all ihre Fähigkeiten, die oftmals diejenigen eines Mannes übertrafen. Aufopferung und Tatkraft sollen entscheiden, nicht das Geschlecht. Die jeweils besten Römerinnen und Römer sollen den Staat lenken.
In ihm selbst stiegen nun wieder die Erinnerungen des letzten Wahlkampfes hoch und so griff auch er zum Weinkelch.
Ich habe damals nach den Reden auf der Rostra einige Notizen gemacht, da ich die Anklage dieser Aurelia Deandra anstrebte. Livias Besonnenheit und Gutmütigkeit brachten mich davon ab, denn sie wollte sich mit diesen Gestalten nicht auch noch vor Gericht herumärgern.
Dass ihn diese Entscheidung bis heute ärgerte, verschwieg er.
Ich habe die Paragraphen ganze Nächte gewälzt und einer Anklage hätte nichts im Weg gestanden. Ihre Familie, genauer ihr Vater, unterstützten sie noch in ihren unsere Familie diffamierenden Aussagen. Ein Didier, doch vergaß ich seinen Namen, fiel mir sowohl bei der Kandidatur meiner Schwester als auch bei der deiner Cousine auf. Er meldete sich mit gleichen Äußerungen zu Wort und unterstützte die Aurelier.
Flaccus machte eine Pause und starrte in den Raum.
Nun, ich bin sicher, dass dir die Reden gelingen werden und du auch in der Politik die Achtung erhalten wirst, wie sie dir in der Legion zuteil geworden ist. -
Durus erschien am Fuße der Treppe und ging auf die Gruppe zu, die sich scheinbar schon gesetzt hatte. Er selbst nahm auf dem letzten freien Stuhl Platz.
"Salvete. Ich bin Manius Tiberius Durus. Wie ich sehe, wurdet ihr schon bewirtet. Brauche ich euch also nichts mehr anzubieten..."
Jakobus hatte die beiden als einen Vitamalacus und einen Lupus vorgestellt. Er kannte die beiden nicht, doch hatte er mal von einem Tiberius Vitamalacus gehört, der in der IX. diente... -
Als Flaccus geendet hatte, trat Durus in das Atrium ein.
Ah, dies ist Manius Tiberius Durus, Bruder der Honoria. Er war Magistrat in Misenum und arbeitet nun schon als Advocatus Imperialis am Kaiserhof.
Durus, dies sind Quintus Tiberius Vitamalacus, Tribun der IX. aus Germanien, und sein Sohn Marcus Tiberius Lupus. -
Nachdem Lupus Flaccus begrüßt hatte lauschte er dem Gespräch der beiden Männer und nahm sich ab und an etwas zu essen! Dann sah er Durus hereinkommen uns begrüßte auch ihn!
"Salve Durus! Es ist schön so viele Tiberianer auf einem Fleckchen zu sehen! In Germanien ist es leider nicht sehr viel mit der Familie, dort ist die Legio unsere Familie. Es ist schön einmal wieder in Roma zu sein!"
Lupus lächelte den Männern zu...
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Tribun Tiberius Vitamalacus nickt zustimmend. Für ihn war es wirklich an der Zeit, das ein erfahrener Soldat, der die Lage an den Grenzen kannte den Weg in die Politik wählte. Auch wenn ihm die Legion fehlen würde, er spürte, das er hier nun gebraucht wurde.
"Deine Schwester hat in der Tat , soweit ich das aus der Ferne in Germania feststellen konnte, stets hervorragende Arbeit geleistet. Und wenn sie sich durch die Äusserungen der Aurelierin beleidigt fühlt, dann sollten wir ihrem Beispiel folgen."
Er nimmt noch einen kleinen Schluck Wein.
"Ein guter Tropfen... Vielleicht sollte ihr Vater dafür sorgen, das Aurelia Deandra bald möglichst herheiratet ist, wenn er sie nicht unter Kontrolle hat. Nichts stört mich mehr, wenn man von anderen etwas verlangt, das man nicht bereit ist selbst zu tun."
Dann begrüsst er Durus knapp und lauscht den Ausführungen Flaccus.
"Salve, Durus. Du hast schon eine interessante Karriere gemacht."
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Durus hörte den Männern bei ihren Ausführungen zu, dann sagte er zu dem Tribun gewandt
"Ich glaube, du hast eine deutlich beeindruckendere Karriere gemacht! Und jetzt willst also in die Politik?" -
"Nun, "antwortet der Tribun gelassen,"ich habe nur meinen Dienst an Rom geleistet. Nicht mehr und nicht weniger. So wie ich es von meinem Grossvater gelernt habe und andere haben erachtet, das ich meine Beförderungen verdient habe. Die Götter waren mir glücklicherweise gewogen."
Er lehnt sich leicht zurück, nippt noch einmal am Becher.
"Und nun war es für mich an der Zeit das Schlachtfeld zu wechseln.Doch erzähl du etwas von deiner Arbeit. Sollte mir das Volk gewogen sein und mich wählen, sollte ich so schnell es geht mehr über das Geschehen in der Stadt aus erster Hand erfahren..."
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Durus nickte
"Löblich, löblich. Was ich dir über Rom erzählen kann? Nun, zur Zeit tobt eine heftige Debatte über die Frage der Aufnahme von Frauen in den Senat. Ich selbst jedoch glaube, dass es viel mehr um die Frage geht, ob die Sitten bewahrt werden sollen oder zugunsten von Neuem vergessen werden. Die Realität zeigt aber, dass die Bewahrung der Sitten wieder mit mehr Nachdruck kontrolliert werden sollte." -
Der Tribun sah seinen jungen Verwandten ernst an.
"Durus, du bist jung und ich kann dir eines Sagen : Rom hat und wird sich immer auf seine guten Traditionen verlassen können. Doch wir haben auch immer gelernt uns den Gegebenheiten der Zeit anzupassen. Und nur so ist Rom zu seiner jetzigen Grösse aufgestiegen."
"Stell dir vor, wir hätten starr an Lebensgewohnheiten zu der Zeit des Romulus festhalten. Bestensfalls lebten wir heute in einem Königreich, dessen Grenzen einige Steinwurf hinter den Grenzen der Stadt lägen. Doch wahrscheinlich wäre es, das Rom heute zu Gallien oder Carthago gehören würde und nicht umgekehrt."
Er stellt das Weinglas ab und nimmt eine Traube, die er, Gedankenverloren, in der rechten Hand herum rollt.
"Wir haben immer gelernt, uns angepasst. Manche Lektionen waren schmerzhaft, so wie jene, welche uns Hanibal lehrte, oder jene, die wir in den Bürgerkriegen lernen mussten.Doch immer haben wir unsere Traditionen angepasst und sind gestärkt aus der Krise gekommen... "
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Durus machte einen kritischen Gesichtsausdruck. So jung war er auch nicht mehr und was der Tribun da so von sich gab, konnte er nur teilweise unterschreiben.
"Mag sein, dass es gewisse Traditionen gibt, die angepasst werden mussten. Aber viele Dinge haben durchaus ihren Grund, dass sie so sind, wie sie sind und deshalb sollten sie auch so bleiben." -
Der Tribun lehnte sich zurück und sah seinen Verwandten kritisch an.
"Das mag sein, doch sag, was denkst du soll sich ändern und was nicht ?"
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Durus erkannte, dass sein Verwandter offensichtlich andere Ansichten hatte als er.
"Ich denke, dass man uns Patriziern den Respekt zollen sollte, den wir verdienen, weil unsere Ahnen dafür gearbeitet haben und sie es nicht verdient haben, als Räuber und Banditen bezeichnet zu werden, was auch uns beleidigt, um ein Beispiel zu nennen."
Damit spielte er natürlich auf den Freispruch von Avarus an und besonders auf seinen Gram gegen Livia, die das Haupt des Gerichts gewesen war. -
Argwöhnisch betrachtete Falccus den gegenübersitzenden Durus und lehnte sich zurück. Voller Missfallen stellte er fest, dass er solche Floskeln und derartiges Gedankengut nur allzu oft schon von anderer Seite gehört hatte.
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Der Tribun schüttelt leicht den Kopf.
"Respekt ist etwas, das man sich zum grossen Teil selbst erarbeiten muss, nur einen kleinen Teil kann man erben. Als Patrizier zollt man dir ein gewisses Mass an Respekt, den Rest must du selbst durch deine Taten dir erarbeiten."
Er lehnt sich leicht zurück, nimmt wieder dfas Weinglas auf.
"Ich frage dich : Wer ist für dich der höchste Patrizier im Imperium ? Wer wurde also durch die unsäglichen Äusserungen des Consul am stärksten beleidigt ?"
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