[Ein Park] Geschwisterliche Mittagspause

  • Manches Mal machten es die Amtsgeschäfte notwendig, dass sich die Magistrata von Ostia nach Rom begab, wenngleich es dieses Mal ein deutlich angenehmerer Grund war als sonst - sie hatte sich mit Constantius verabredet, das Mittagessen gemeinsam einzunehmen, während er die Mittagspause im Dienst hatte - sie würde über Nacht in Ostia bleiben, um sich mit dem Stadtarchiv genauer zu beschäftigen, sodass ein Treffen davor ein angenehmer Gedanke geworden war. So wartete sie auf einem kleinen Steinbänkchen sitzend, in einem Park nahe der Kaserne und betrachtete den fast wolkenlosen Himmel, die Wärme der Sonne genießend. Bald würde sie so stark sein, dass es unangenehm war, tagsüber draußen zu sitzen, aber noch konnte man es gut aushalten.


    Es machte sie seltsam zufrieden, einfach nur ein wenig in der Sonne zu sitzen, die Sänfte in de Nähe, und das mitgebrachte Essen zu bewachen, das sie Constantius geben wollte - noch immer achtete sie sehr darauf, dass er regelmäßig kräftig aß und vor allem Fleisch bekam, um seinen Leib zu kräftigen. Seit jener Nacht, in der die Lupa bei ihm gewesen war, waren nun einige Tage verstrichen, und sie hatte es tunlichst vermieden, dieses Thema in irgendeine Form anzuschneiden, weil auch er nicht Willens schien, es zu berühren. Leise seufzend blickte sie auf die Straße, auf der er irgendwann erscheinen würde, sobald er gehen durfte. Ihr kleiner Bruder, der so erschreckend schnell ein Mann geworden war ... die Zeit schien so schnell zu verstreichen. wehmütig lächelte sie vor sich hin und dachte an die Zeit, in der er noch im Garten herumgetollt war, als kleiner Steppke mit unglaublich vielen Ideen. Es schien eine halbe Ewigkeit her zu sein ...

  • Wie den meisten Miles gefiel auch Constantius die Unterbrechung des Dienstes zur Mittagszeit fast ebenso gut, wie die Verkündung der längeren Dienstunterbrechung am Abend. In der kurzen Zeit am Mittag konnte man neue Kräfte sammeln, wenn auch die Verpflegung sich in keinerlei Weise mit einem Mahl in der heimischen Casa messen konnte.


    Entgegen der nun eingekehrten Routine verließ er diesmal die Kaserne eiligen Schrittes. Immerhin erwartete ihn heute eine ihm deutlich angenehmre Begleitung zum Essen. Und er wollte seine Schwester Helena sicherlich nicht warten lassen.


    Sein eiliger Schritt sollte bald in einem Laufschritt übergehen und sich erst wieder verlangsamen als er sich seinem Ziel nahe wähnte. Nun galt es den Atem zu beruhigen und den Sitz der Uniform zu richten. Er wollte nicht wie ein geschundener Probatus unter ihre Augen treten. Mit gestraffter Haltung und gemäßigtem Schritt überwand er die verbleibende Distanz und erreichte den vereinbarten Park, ließ seinen Blick schweifen und erspähte recht schnell seine Schwester auf einer Steinbank sitzend. Das ihm so vertraute Lächeln legte sich auf seine Züge. Ein Lächeln, das seine Freude über ihre Anwesendheit weithin kundtat.


    Doch hinter dieser Freude sollten sich recht schnell unverarbeitete Gedanken, nicht beantwortete und nicht gestellte Fragen zu einer bedrückender Last auftürmen. Vielleicht war ja dies der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt, um wenigstens einen Teil dieser Last heute abzuwerfen.


    „Salve Helena. Wie ich sehe bin ich etwas zu spät. Ich hoffe du musstest nicht zu lange warten,“


    Er grinste sie schelmisch an


    „Ich hoffe du hast deinem Bruder noch etwas zu Essen übrig gelassen“

  • Sie hatte ihm entgegen gewinkt, als sie ihn erspäht hatte - und mit einem gewissen Stolz blickte sie ihrem Bruder entgegen. Die Uniform, auch wenn er noch ein einfacher miles war, stand ihm sehr gut und betonte die breiten Schultern, ließ genug Spielraum, dass man auch die kräftigen Oberarme und seine gut geformten Waden sehen konnte - Iulia Helena zweifelte nicht daran, dass ihr stattlicher jüngerer Bruder mit dieser Erscheinung früher oder später eine Menge junger Frauen anziehen würde, unter denen es dann die passendste zu wählen gab.


    "Nein, ich habe nicht lange gewartet - ausserdem, es ist so schön ruhig hier, da hätte ich Dir auch verziehen, hätte ich ein wenig mehr Zeit hier verbringen müssen," entgegnete sie lächelnd und rückte etwas beiseite, um ihm Platz zu machen. "Zur Not hätte ich einfach all diese kleinen, herrlichen gebratenen Meeresfrüchte allein gegessen," fügte sie mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen noch an und öffnete einen einfachen, flachen geflochtenen Korb, den sie neben sich auf der Bank plaziert gehabt hatte und aus dem nun ein verlockender Duft aufstieg. "Ich dachte mir, Du brauchst mal ein bisschen Abwechslung zum alltäglichen Bohnenbrei-Allerlei." Fast beneidete sie ihn still, er schien manches mal noch so jung zu sein, erst am Beginn eines Weges - und sie selbst hatte einen guten Teil davon schon beschritten.

  • Dankbar lächelnd ließ sich Constantius auf der Bank neben seiner Schwester nieder.
    Ein paar Minuten in der Stille des Parks neben Helena verbringen zu dürfen, war bereits mehr als ein guter Ersatz für den liebevoll zubereiteten Bohneneintopf, den dutzende nach Schweiß duftende Miles hastig verspeisten, um dem Geschmack des Breis keine Zeit zu gewähren die Geschmacksnerven der Zunge zu erreichen.
    Doch als der Duft der gebratenen Meeresfrüchte den jungen Miles in der Nase kitzelte, fühlte er sich einer göttlichen Vision näher als der Wirklichkeit.


    „Das hättest du mir wirklich angetan? Mich armen, hungrigen Soldaten ohne diese Köstlichkeit in die Kaserne zurückkehren lassen?“
    Ein heiteres Lachen begleitete seine Antwort auf die schelmisch vorgetragenen Worten Helenas. In einer nicht bewussten Geste, strich er sich beiläufig eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte sie sehr dankbar an. Einmal mehr sah er sich darin bestätigt, dass sie ein sehr kostbares Juwel war. Ein Juwel… Ja auch wenn er diesen Moment lieber heiter und ohne schwere Gedanken verbracht hätte, drängten die Zeit . Drängte darauf, dass unausgesprochen Fragen gestellt wurden.


    Doch zunächst galt es diesen glücklichen Moment zu bewahren und, was nicht minder wichtig war, die köstlichen Meeresfrüchte zu verspeisen. Vor Vorfreude strahlend griff Constantius in den Korb, der ein so verheißungsvolles Aroma verströmte.


    „Und was willst du essen?“, blickte er sie gespielt fragend an, während er den Korb in seine Richtung zog.

  • "Du weisst doch genau, dass ich das nie könnte," meinte sie leise lachend, doch aber mit einem Klang warmer Zuneigung in ihrer Stimme. Sie schmiegte sich an seine Schulter und hob ihm den Korb entgegen, dazu zwei Tücher für die garantiert fettig werdenden Finger. Diese Vorliebe hatten sich beide aus ihrer Kinderzeit bewahrt, am besten frisch, heiss und so fettig wie möglich, egal, ob der Magen danach rumorte. Das typische Armeleuteessen, dass man in Hafenstädten zuhauf bekam, schmeckte den beiden Iuliern vor allem deswegen so besonders gut, weil sie stets den Eltern hatten entwischen müssen, um es zu bekommen - und es heute teilen zu können, beschwor die Erinnerung an die Heimlichkeiten der Kindheit aufs Neue.


    "Zur Not beisse ich eben von deinem Arm ab, wenn Du mir nichts abgibst," scherzte sie auf seine Frage hin und tat so, als wollte sie ihn in den Arm beissen. "Hier, ich habe auch eine winzige Amphore Garum mitgebracht," sie kramte weiter in ihrem Beutel und zog das Fläschchen mit dem wohl universellsten Würzmittel dieser Zeit heraus, dessen salzig-würziges Aroma so manche fade Suppe beleben konnte. "Du musst nachher nur etwas trinken, das den Geruch verdeckt, sonst werden Deine Vorgesetzten misstrauisch." Auch diesern Trick stammte noch aus beider Kindheit, immerhin durften die Eltern nichts von den genossenen Freuden wissen. "Ach, ich freue mich so, dass es geklappt hat," fügte sie nach einigen Momenten an und lächelte zu ihm auf. "Es ist so lange her, dass wir uns unsere letzten gebratenen Meeresfrüchte geklaut haben, weisst Du noch?"

  • Ein spitzbübisches Leuchten trat in seine Augen, als die Erinnerung an die damalige Zeit heraufbeschworen wurde.
    Weiterhin fröhlich strahlend bot er ihr an, zuerst etwas aus dem Korb zu nehmen


    „Du weißt doch, dass ich stets mir dir brüderlich geteilt habe, damit werde ich jetzt doch nicht aufhören.“


    Obwohl er sie fröhlich lächelnd und in einer heiteren Stimmung aussprach, sollte es den folgenden Worten nicht an Aufrichtigkeit und ernstem Hintergrund ermangeln.


    „Außerdem würde ich gewiss meine letze Muschel hergeben, bevor du dich mit dreckigen Arm eines Miles begnügen musst.“


    Constantius breitete die Arme auseinander und deutete eine Länge von etwa einem Meter mit seinen Händen an.
    „Ob ich mich an damals noch erinnere? Wie könnte ich das vergessen? Ich hatte mich in einem so – hier schaute er demonstrativ auf den von seinen Händen eingeschlossenen Raum- kleinen Schrank in der Küche versteckt. Bereits den ganzen Morgen habe ich dort ausgeharrt. Nur um sofort zur Stelle zu sein, sollte das Essen fertig sein.“


    Er hob seinen Arm an und zeigte förmlich in die Luft.
    „Und ich war mindestens schon so groß.“
    - nicht zu erwähnen ist natürlich, dass es einem Wunder hätte gleich kommen müssen, wenn der 11 jährige Bursche bereits an die 3 Meter gemessen hätte und sich in einem 1 Meter großen Schrank hätte zwängen können –


    „Ich habe so lange gewartet, bis du mir mit deinem sehr unauffälligen Klopfzeichen auf die Anrichte, das Zeichen zum Einsatz gegen hast. Ich frage mich heute noch, wie du es gescahfft hast, dass alle kurzzeitig die Küche verließen.“


    Hatte er sie damals stets bewundert und zu ihr aufgeblickt, ließ sein Blick einmal mehr erkennen, dass von jener Bewunderung fast nichts über die Zeit verloren ging.


    Er lachte leicht auf und schüttelte einmal den Kopf.


    „Als ich mir die Meeresfrüchte schnappte und durchs offene Fenster kletterte, bin ich gerannt als wären Wölfe hinter mir her. Aber ich habe so lange in unserem kleinen Versteck mit dem Essen gewartet, bis auch du dich absetzen konntest. Auch wenn ich ziemlich hungrig war…immerhin bin ich gerannt und gerannt.“


    „Auch wenn ich heute nicht mehr rennen musste“ – seinen kleinen freudigen Lauf zum Park nicht erwähnend - „Ich freue mich heute ebenso sehr wie damals. Es ist eine freudige Unterbrechung in der ereignisreichen Zeit.“

  • "Oh, das war einfach ..." sagte sie lachend auf die Frage hin, wie sie die Küche leer bekommen haben mochte. "Erinnerst Du dich an die dicke Anra, die Sklavin, die Mutter irgendwann einmal von unseren Nachbarn gekauft hatte, weil sie so gut kochen konnte? Sie hatte panische Angst vor Ratten - und als ich ihr gesagt habe, dass ich glaubte, ich hätte eine Ratte gesehen, ist sie eilends aus der culina gestürzt, die anderen Sklavinnen gleich mit ihr. Der schwerere Teil war, sie dann davon zu überzeugen, dass es vielleicht doch keine Ratte war, um aus dem Haus zu kommen - deswegen hat es auch so lange gedauert, bis ich zu dir kommen konnte."


    Mit spitzen Fingern pickte sie ein Stück gebratene Meeresfrucht aus dem Korb heraus - dem Aussehen nach wohl ein kleiner Teil eines Tintenfischarms oder etwa in der Art - und verspeiste es genießerisch. "Das sind doch immernoch die besten Sachen," meinte sie mit einem nicht zu überhörenden Klang der Zufriedenheit in der Stimme. Der Augenblick war ja auch kaum zu überbieten - in Erinnerungen schwelgen, das Lieblingsessen vor der Nase, den Lieblingsbruder in unmittelbarer Nähe - allein die Aussicht auf eine Menge wartender Akten war noch nicht ganz so herausragend für sie.


    Eine ganze Weile Zeit verstrich in genüsslichem Schweigen, während die Geschwister die Anzahl der Meeresfrüchte mit gutem Appetit verringerten - auch eine große Portion hielt bei diesen beiden Iulierin nicht allzu lange vor. "Weisst Du, ich hoffe, wir verlieren diese Nähe niemals," sagte sie schließlich, nachdem sie ihre Finger mit dem Tuch saubergewischt hatte und inne halten musste - eine kleine Essenspause und gleich würde wieder mehr in den Bauch passen. "Ich habe Dich sehr vermisst, als ich mit Titus gereist bin und dass wir nun doch noch ein bisschen mehr Zeit miteinander bekommen haben, ist sehr beruhigend ... es reicht ja auch schon, dass die halbe Familie in alle Richtungen verstreut lebt und unsere Brüder nicht mehr sind." Ruhig blickte sie ihn an, gleichsam aufmerksam aber auch mit einem warmen, offenen Schimmern im Blick der Augen.

  • Schmunzelnd lauschte Constantius der recht eindrucksvollen Erklärung Helenas. Eine Ratte also. Genug Krach hatte er ja in dem kleinen Schrank eigentlich auch gemacht, dass man hätte glauben müssen, dass keine Ratte sondern der Höllenhund persönlich sich in die Küche geschlichen hatte. Die arme gutherzige Anra. Wie oft hatte ihr doch einen gewaltigen Schrecken eingejagt, wenn er laut rufend und urplötzlich aus den dunkelsten Ecken auf sie zugestürmt kam. Meistens genau dann, wenn sie die eine oder andere Köstlichkeit gerade zum Tisch tragen wollte. Es war ein leichtes die köstlichsten Gebäcke vom Boden aufzusammeln, während sie schreiend um die nächste Ecke huschte.


    Constantius seufzte, doch es war ein glückliches Seufzen. „Weißt du Helena, als du damals schließlich doch abgereist bist und ich untätig zurückbleiben musste, war ich voller Zorn auf Vater und Mutter.“
    Er lächelte kurz als wehmütige Gedanken in seinem Geist aufstiegen.
    „Ich habe es geschafft drei Wochen lang weder mit Mutter noch mit Vater zu reden. Ich habe mich fast die gesamte Zeit draußen auf den Feldern herumgetrieben. Selbst Iunianus und Maxentius haben mich eine Weile in Ruhe gelassen. Scheinbar haben sie gemerkt wie sehr mir dein Abschied zusetzte.“


    Sein Blick senkte sich einen Moment lang gen Boden und schien auf dem Rasen Bilder der Vergangenheit zu betrachten. Als er den Blick wieder anhob lächelte er jedoch wieder erneut.


    „Trotz der schweren Umstände, die uns wieder zusammengeführt haben, bin ich froh, dass meine – er betonte das folgende Wort lächelnd – Lieblingsschwester mich noch immer ihren Lieblingsbruder nennt und ihn schon eine Weile erträgt und ihn einmal mehr mit köstlichen Meeresfrüchten versorgt..“


    Vor vielen Jahren wäre der kleine Constantius seiner großen Schwester einfach um den Hals gefallen, doch heute, als tapferer Miles, musste ein warmer Ausdruck in seinen Augen diese herzliche Aufgabe erfüllen. Ein Ausdruck, der auch weiterhin in seinen Augen verbleiben sollte, als ein schwerer Gedanke, die Barriere aus entspannter Heiterkeit und Zufriedenheit durchbrach.


    „Helena… es gibt eine Sache..“
    Oder sollte er lieber Sachen sagen?
    „..du erinnerst dich vielleicht noch an Sergius Sulla?“
    Natürlich würde sie das. Helena vergaß nicht so schnell wie er selbst Personen, Namen und Gesichter


    „..und an den Brief von Vater?
    Warum stellte er diese Frage? Er wusste, dass sie es ebenfalls nicht vergessen hatte


    „Ich traf jenen Mann nochmals in der Therme..und er lud mich ein zu einem Kelch Wein. Ich kam seiner Einladung nach, obwohl es mir schon dämmerte, warum er mich einlud.“


    Waren die Worte vorhin doch noch so leicht gefallen, kamen sie nun nur noch stockend über seine Lippen.
    „Er sagte mir, dass er Vater darum gebeten hat, um dich werben zu dürfen. Ich habe es schon vermutet, als ich den Brief von Vater gelesen habe.“


    Er senkte den Blick. Er wollte aber konnte nicht in ihre Augen blicken, wenn er einen Teil von sich wieder offenbarte, den er sonst so verschlossen hielt.


    „Du weißt, ich würde dir nie im Wege stehen. Doch vermag ich diesen Mann nicht einzuschätzen. Ich befürchte nichts Gutes in seinen Absichten. Und…“
    Nun hob er doch den Blick wieder an


    „..egal was Vater sagen würde, allein dein Wunsch zählt für mich. Ich sagte ihm, er solle sich dir erst erneut nähern, wenn Vater eine Entscheidung getroffen hat. Doch sollte Vater zustimmen und du mit dieser Entscheidung nicht einverstanden sein…werde ich es nicht zulassen, dass er dir zu nahe kommt.“


    Ein Blick reichte in diesem Moment nicht mehr aus. Kurz legte er seine Hand auf die Ihre.
    „Unsere Nähe werden wir nie verlieren. Jedenfalls nicht die Nähe unserer Seelen. Egal wie du dich entscheiden wirst.“


    Und fügte in Gedanken an: “..doch vermissen würde ich dich wie in den alten Tagen.“

  • "Ich glaube, unser Zorn auf unsere Eltern war in etwa gleich groß - ich wollte Vater nie wiedersehen, der mich in eine Ehe mit einem groben Soldaten gezwungen hatte, mit dem ich in den ersten Jahren nichts anfangen konne. Ach, was habe ich ihn doch dafür gehasst, dass er mir Titus ausgesucht hatte, und wieviel auch Mutter, dass sie es ihm nicht ausgeredet hat," sagte sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, das den Inhalt ihrer Worte vollkommen umwandte.


    "Ich erinnere mich noch so gut an dein Gesicht, als ich das Haus endgültig verließ. Du sahst so zornig aus, dass Titus irgendwann einmal gemeint hat, er glaubte an jenem Tag, wärst Du ein erwachsener Mann gewesen, hättest Du ihn umgebracht..." Sie legte sacht eine Hand auf seinen Unterarm und lehnte sich an seine Schulter, das Lächeln nun wehmütiger geworden als zuvor. "Es hat eine Weile gedauert, bis wir uns respektieren konnten, und bis ich auch gelernt hatte, dass nicht jede fehlende Liebkosung oder Schmeichelei bedeutet, dass ein Mann eine Frau nicht mag. Mit den Jahren hat sich meine Meinung gewandelt, und das einzige, was ich wirklich sehr bedauere ist, dass ich Dich nicht habe aufwachsen sehen, vom Kind zum Jungen, vom Jungen zum Mann ... und deswegen sind mir unsere Tage jetzt umso kostbarer."


    Still blieb sie eine Weile an seiner Seite sitzen und seufzte leise, als die Rede auf Sulla kam, dieses Thema war sicher nicht angenehm, und sie musste tief durchatmen, um nicht das vertraute Brennen der Wut zu verspüren, das sie seit dem Brief ihres Vaters immer wieder hatte unterdrücken müssen, sobald dieser Name in irgendeiner Form genannt wurde.
    "Welchen Sinn sollte Vaters Brief sonst gehabt haben, Caius ..." sagte sie leise und versuchte, nicht allzu zornig dabei auszusehen. "Ich kann dir nicht sagen, wie sehr mich ärgert, dass er nach einem Gespräch bereits glaubt, meine Hand gewinnen zu können - mit einem Brief! Ich weiss, dass ich irgendwann wieder zum Wohle der gens heiraten werde, und das Urteil Vaters hat mich bisher nicht enttäuscht. Aber Sulla ..." Sie zog langsam die Luft ein und schüttelte dann den Kopf.


    "Ich glaube kaum, dass er derjenige ist, der meine Erinnerung an Titus wird durch einen besseren Eindruck seiner selbst wird beiseite wischen können. Entweder es passt zusammen oder es passt nicht - und bei ihm habe ich nicht das Gefühl gewonnen, dass es passen würde. Zudem ist der Zustand seines Haushalts so beschämend, dass es sicher keine besondere Ehre sein dürfte, darin einzuheiraten, auch wenn es mir um die Mädchen leid tut." Es klang recht bestimmt, als sie den Blick zu ihrem Bruder wandte. "Aber bitte versprich mir doch eines, Caius," sie benutzte die persönlichste aller möglichen Anreden, war doch sein cognomen viel mehr im Gebrauch gewesen. "Egal wie Vater sich entscheidet, sei ihm kein ungehorsamer Sohn. Das wäre weder dem Erbe angemessen, dem Du Dich als würdig erweisen willst noch einer solchen Ehe ... ich bin mir sicher, Vater wird einen passenden Gemahl finden, mit dem uns kein Unbill droht."

  • Sollte er Helena gestehen, dass er am Tage ihrer Abreise durchaus daran gedacht hatte, mit seinem hölzernen Gladius auf Titus einzustürmen? Sicherlich hatte er nicht die Absicht gehabt ihn zu töten, doch weit weit weg in eine fernes Land zu treiben, ihm so viel Angst einzujagen, dass er sich nicht einmal in die Nähe Hispanien wagen würde.
    Doch damals war es einmal mehr der Charme und das diplomatische Geschick der iulischen Frauen gewesen, die ihn von seinem Vorhaben abgehalten hatten. Seine Mutter hatte ihn noch in der Nacht zuvor zur Seite genommen. Hatte den kleinen, trotzigen Jungen voller Liebe in die Augen geschaut und seine Absichten erahnt. Hatte sich mit ihm zusammen in eine stille Ecke des Hauses gesetzt und sehr lange mit ihm gesprochen. Hatte ihm aufgezeigt wie ein guter Sohn sich gegenüber den Entscheidungen seines Vaters verhält. Wie er diese Entscheidungen zu akzeptieren und in der Öffentlichkeit zu vertreten hatte. Worte, die bei Constantius nicht auf fruchtbaren Boden fielen. Es waren Worte, die er nicht hören wollte. In diesem Fall wollte er kein guter Sohn sein. Obwohl er es damals weder in Gedanken noch in Worte kleiden konnte, so war er sich heute sicher, dass er für die, die ihm so viel bedeuteten, das Glück erkämpfen wollte und natürlich auch sein eigenes.
    Im Grunde hatte seine Mutter nichts anderes erwartet, als einen noch trotzigeren Blick. Einen Blick der wilden Entschlossenheit eines Jungen von 11 Jahren, der die Welt mit einem hölzernen Gladius und ein paar Steinen besiegen würde sollte es notwendig werden. Es sollten die folgenden Worte seiner Mutter sein, die zum einen voller Verständnis und eigenem Kummer über den Abschied von ihrer Tochter waren und doch die verwundbarste Stelle des Jungen nutzte. Um Helena den Abschied nicht zu erschweren ihr nicht noch größeren Kummer zu bereiten, müsse die Familie sie freudig verabschieden. Ihr Mut und Glück für ihre Zukunft zusprechen. Ihr jeglichen weiteren Schmerz ersparen. Es sollten ebene jene Worte sein, die Constantius dazu bewegten, den Stein, den er in der geballten Hand hinter seinem Rücken hielt, nicht auf Titus zu werfen. Ihn nicht vom Land seiner Familie zu treiben. Doch lächeln, lächeln konnte er nicht an diesem Tag. Wenigstens ein eindringlicher Blick sollte Titus versichern, dass der kleine Constantius bereit war seine Schwester zu verteidigen.


    Und nun sprach Helena in einer ähnlichen Weise. Bat ihn darum ein ehrbarer Sohn zu sein, der die Entscheidungen seines Vaters akzeptierte. Den Blick seiner Schwester erwidernd, sprach er schließlich mit einer sanften Stimme, die dem aufkeimenden Schimmer des Trotzes in seinen Augen nicht entsprach:


    „Ich werde wie immer den weisen Entscheidungen Vaters Folge leisten und weder ihm, noch der Familie, noch dir Schande bereiten. Doch ich werde nicht schweigend eine Entscheidung hinnehmen, die dir Kummer bereiten würde. Ich vertraue auf seine Weitsicht, doch Germanien ist weit entfernt. Was ihm zum Nachteil gereicht, da er nicht das gesamte Bild der Lage erkennen kann. Andererseits könnten gewisse Leute es zu ihren Vorteil verwenden, um unkluge Entscheidungen zu produzieren. Vater schrieb, ich solle auf dich achten. Das ist das was ich dir versprechen kann.“


    Einmal mehr lächelte er ihr zu und drückte vorsichtig ihre Hand. Sie eine Zeit lang haltend.
    „Mach dir keine Sorgen. Aus den kleinen, lebhaften, dickköpfigen Jungen ist ein weiser Miles der cohortes urbanae geworden.“ Er musste bei seinen eigenen Worten lächeln und blickte für einen Moment in den wolkenlosen Himmel. Sicherlich würde sein Tribun diese Beschreibung für Constantius nicht wählen.


    Leise und schüchtern fügte er nach einem Moment des Schweigens, als der den Blick wieder ihr entgegen senkte, an:


    "Danke...für.. das Geschenk"

  • "Weisst Du, ich habe Vater geschrieben, weil ich mir ebensolches gedacht habe, als wir seinen letzten Brief gelesen haben. Denkst Du, ich bin begierig danach zu heiraten, so begierig, dass ich jeden nehmen würde, der mich nur anlächelt? So schwierig die erste Zeit mit Titus auch gewesen ist, es fällt mir schwer, ohne ihn zu sein, auch heute noch. Wenn man erst einmal zehn Sommer lang Bett und Tisch miteinander teilt, gewöhnt man sich an einen Menschen sehr, vor allem, wenn er einen so starken Charakter hat wie ihn mein Gemahl hatte." Sie klang nachdenklich, wenngleich auch wehmütig genug, um nicht vergessen zu lassen, dass sie noch immer nicht über den Tod des Titus vollkommen hinweg gekommen war.
    "Vater wird sicher auch Wert auf Deine Worte zu einem jeden Bewerber legen, so Du sie ihm nennen willst, und ich bin mir sicher, er wäre stolz, von Dir Post zu bekommen, so stolz, wie er es immer war, wenn Du die neuesten Deiner Heldentaten mit dem Holzgladius damals beim Abendessen erzählt hast."


    Wieso kam einem die Vergangenheit eigentlich stets goldener vor als sie es eigetlich gewesen war? Ihre Kindheit war neben dem Spaß auch mit Pflichten erfüllt gewesen, aber gerade im Rückblick schienen die lustigen Ereignisse deutlich zu überwiegen, jene, bei denen sie mit geschwisterlicher Verschworenheit über elterliche Regeln triumphiert hatten oder einfach nur einen dummen Streich nach dem anderen angestellt hatten, um die Sklaven und Besucher der Casa gleichermaßen zu terrorisieren. Iulische Kinder schienen eben zu allen Zeiten einen gewissen Trotz und einen großen Hang zum Risiko zu besitzen ...
    "Das Geschenk," sagte sie leise und atmete ein. Also doch. Das Thema hatte wohl kommen müssen, und wieder fühlte sie eine gewisse Wehmut aufkommen. "Ich ... dachte, es sei an der Zeit dafür," setzte sie den Satz fort und zog langsam den Atem durch die Nasenflügel ein. "Es ist nicht gut, wenn das Bett eines Mannes beständig leer bleibt, irgendwann braucht man diese Art der Entspannung einfach. Ich hoffe, Du fühlst Dich nicht dadurch beleidigt, dass ich dieses Arrangement getroffen habe, Caius. Wir können uns nicht so vieles schenken, und ich wollte Dir etwas schenken, das Dir nützt, nichts, was man in die Ecke stellt, in der es dann verstaubt oder einfach alt wird." Sie blickte nun ebenfalls in den Himmel, seinen Blick meidend wie auch sein Gesicht ... so vieles gäbe es dazu zu sagen, aber sie wagte es einfach nicht.

  • Einen merkwürdigen Anblick mussten sie bieten. Nur wenige Momente zuvor hatten sie lachend nebeneinander gesessen. Hatten die schönen Erinnerungen ihrer gemeinsamen Zeit geteilt und wieder aufgefrischt. Hatten die alte Nähe beschworen und zumindest Constantius hatte sie noch ebenso empfunden wie damals in Hispanien.
    Und nun, nur wenige Augenblicke später, scheinen sich ihre Blicke zu meiden, verstummten ihre Worte. Während Helena den wolkenlosen Himmel beobachtete, widmete Constantius seine Aufmerksamkeit dem Boden vor seinen Füßen. Stille kehrte ein. Eine Stille, deren Belastung mit der Zeit anstieg, mit der Zeit immer unangenehmer wurde. Worte konnten so unangenehm sein, doch wenn sie im falschen Moment fehlten, vermochte es noch weit unangenehmer zu werden. Zögerlich erhob er die Stimme, jedoch nicht den Blick.


    „Vater war so lange stolz meine Geschichten zu hören, bis er erfuhr, was an diesem Tag wieder zu Bruch gegangen war, welche Tiere entlaufen und welche Nachbarn erzürnt waren. Oft war in genau diesen Moment das Abendmahl für mich beendet.“


    Wieder sollte seinen Worten das gefürchtete Schweigen folgen. Nicht einmal er, der meist mit dem gesprochenem Wort in einem ständigen Krieg befand und die Nutzung weniger Worte für eine Tugend hielt, glaubte daran, dass er so die bedrückende Atmosphäre hätte vertreiben können. Er würde nicht umhin kommen, die Worte einmal mehr auf das schwierige Thema zu lenken.


    „Es …“, er zögerte bereits nach dem ersten gesprochenem Wort und seine Nackenmuskulatur begann sich zu verkrampfen, als würde er nun eine große Last stemmen müssen. Zumindest hatte er noch kein falsches Wort gesprochen.


    „Ich bin,, war..nein bin“


    Nun hatte er den ersten Satz bereits unvollendet gelassen und schien auch an den folgenden Worten zu scheitern. Tief atmete er durch, bemühte sich seine Gedanken wenigstens so zu ordnen, dass sie den einen oder anderen verständlichen Satz erlaubten.


    „Ich hätte den Raum verlassen, wäre nicht sie..dort gewesen“


    Sein Blick bohrte sich tief in den grünen Boden zu seinen Füßen. Das was er zu sagen beabsichtigte, entsprach bei weiten nicht den Worten, die über seine Lippen kamen.


    „Helena..ich bin nicht beleidigt, nein ganz und gar nicht…“


    Schon besser aber noch immer waren es nicht seine Gedanken, die dort in schüchternen Worten verkündet wurden.
    Es kostete Kraft ihr den Blick wieder zuzuwenden.


    „Ich bin dir sogar sehr dankbar, dass du dir solche Gedanken um mich machst. Doch könnte ich selbst eine Lupa aufsuchen, wenn ich es wollte…“


    Mahnend schallte ein Gedanke durch seinen Geist „Nein selbst wenn du es gewollt hättest, hättest du es nicht gekonnt“. Einmal mehr sollte sich sein Blick senken.


    „Ich war wohl ein Haus gewöhnt, dass sich mit der Zeit leerte. Ich..mochte.. in Hispanien ein besonderes Mädchen und sah wie auch sie verheiratet wurde, obwohl sie ebenso unglücklich darüber war, wie du…Ich empfand es wohl nicht als falsch in einem Bett alleine zu liegen. Immerhin konnte dann niemand mehr weggehen.


    Ich hätte den Raum auch wieder verlassen, doch…“, ein kleines Funkeln ergriff Besitz von seinen Augen,“…Samira…war etwas Besonderes“


    Was tat er nur. Er würde sich noch um Kopf und Kragen.


    „Ich meine…ich weiß nicht ob du verstehst was ich sagen will. Ich .. würde es ja selbst nicht verstehen.“


    Nochmal sollte Constantius tief durchatmen.


    „Ich bin dir dankbar Helena. Ich weiß nun, dass es noch einen Platz in meinem Leben für eine Frau an meiner Seite geben wird. Dieses Geschenk war..ist etwas besonderes für mich.“


    Nun. Im Grunde hatte er nichts gesagt, was er sagen wollte. Hatte den Kampf mit den Worten einmal mehr verloren. So ergriff er vorsichtig ihre Hand. Hielt sie kurz und schenkte Helena ein schwaches Lächeln. Eine gesunde Röte war inzwischen in seine Wangen gestiegen und ließ ihn verlegen wirken, was er durchaus auch war.
    Doch sollte sein Blick stumm die Dankbarkeit verkünden, die kein Wort hätte übermitteln können. Sollte die brüderliche Liebe offenbaren, die unbeschadet alle Jahre überdauert hatte und scheinbar noch viele Jahre überdauern würde.


    „Danke“, fügte er dennoch an. Es war zumindest ein Versuch, ein passendes Wort zu finden.

  • Langsam streckte sie die Hand aus, griff nach der seinen und drückte seine Finger stumm, ohne ein Wort, keine Erwiederung, doch die Geste sagte mehr, als es jedes Wort hätte sagen können. Sanft schmiegten sich die Finger der älteren Schwester um die des jüngeren Bruders, wie sie es schon oft zuvor getan hatten, wenn ein wortlose Verstehen nicht nur notwendig war, sondern unerlässlich. Sie wusste nur zu gut, dass es ihm oft nicht leicht fiel, das zu sagen, was er meinte, dass er nicht sprach, lieber handelte, und deswegen hatte sie ihren kleinen Bruder umso lieber. Er war einfach, wie er war, und es war passend und richtig, wie es war, sie hätte ihn nicht anders haben wollen.


    "Gerne," ergriff sie schließlich doch das Wort und wandte ihm den Blick zu, ein offenes, sanftes Lächeln auf den Lippen. "Ich möchte nur, dass es Dir gut geht, Caius, und manchmal ist es nicht leicht, sich bestimmte Wünsche und Bedürfnisse einzugestehen, vor allem, wenn man nicht so sehr daran gewöhnt ist, sich solche Wünsche selbst zu erfüllen. Es hat bei mir lange, sehr lange gedauert, bis ich den Mut gefasst habe, Titus zu offenbaren, wenn ich nach ihm verlangte, und ..." nun schien sie fast ein wenig verlegen. "... es war mir sehr lange ziemlich peinlich, überhaupt ein solches Verlangen zu empfinden. Inzwischen jedoch sehe ich das anders. Es ist ... natürlich, dass sich Menschen vereinen wollen, und natürlich für jeden Mann, sich dieses zu wünschen, wie auch für eine Frau. Dafür sind wir immerhin geschaffen ..."


    Es musste sich anhören wie die Belehrung einer Matrone, und Iulia Helena seufzte leise vor sich hin. Diesmal fand sie nicht die richtigen Worte, aber es kam auch nicht allzu oft vor, dass sie mit einem Verwandten überhaupt über dies alles gesprochen hätte. "Ich möchte nicht, dass Du einsam bist," flüsterte sie leise und zog durch die Lippen kaum hörbar den Atem ein. "Wir beide können uns als Geschwister viel Wärme und Nähe geben, aber es gibt einfach auch andere Dinge, die im Leben wichtig sind, Formen der Nähe, die man dadurch nicht ersetzen kann. Ich wünsche Dir so sehr, dass Du niemals einsam bist, Caius, mehr als alles andere ..." Sie machte eine kleine Pause, wandte den Kopf zu ihm und setzte dann leise, fragend an. "Sie hat Dir sehr gefallen, mh?"

  • Sein Blick wanderte auf seine Hand, als Helenas Finger die seinen umschlossen. In früheren Tagen, hatte die kleine Hand des jüngeren Bruders in der Hand Helenas zerbrechlich gewirkt. Heute, Jahre später, konnten die grazilen, feinen Finger Helenas immer noch problemlos die Seinen umschließen, doch wirkten nun sie zerbrechlich im Vergleich zu den feinen und dennoch starken Händen des jüngeren Bruders. Auch wenn der Anblick nicht mehr dem aus alten Tagen entsprach, vermittelte ihre Berührung noch immer die gleiche beruhigende, verstehende Wärme. Eine Geste, die das Lächeln auf sein Gesicht zurückkehren ließ.


    „Einsamkeit..muß nicht immer ein Übel sein, Helena. Ich habe daheim viel Zeit allein verbracht. Bin alleine durch die Felder gezogen, anstatt mir unseren Brüdern und deren Freunden gemeinsam etwas zu unternehmen. Ich fürchte Mutter hat sich später große Sorgen gemacht, als ich immer länger fortblieb..“


    War es nun nicht an der Zeit die Wahrheit zu sagen? Sollte er immer noch vortäuschen, dass ihm die Einsamkeit nichts ausmachte? Dass er sich nie gewünscht hätte, statt alleine mit einer Begleitung auszureiten?


    Er seufzte und schüttelte kurz den Kopf.
    „Was sage ich. Ich habe die Einsamkeit nie gemocht. Doch man konnte sich daran gewöhnen. Man kann eben nichts vermissen, was man nicht hat. Die Welt schien so einfacher zu werden. Aber natürlich sehne ich mich nicht danach und ich werde auch hier in Rom nicht einsam sein. Ich habe doch bereits viele Leute kennen gelernt und ein paar neue Freunde gefunden“


    Hoffentlich würde sie nun nicht nach diesen Freunden fragen. Unter anderem hätte er wohl die Probati der Cohortes Urbanae und Wonga nennen müssen, um nicht eine zu kurze Auflistung darbieten zu müssen.


    „Ich meine, du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen. Ich weiß, dass ich dir nicht alles geben kann, was dein Leben glücklich machen würde. Egal wie sehr ich mich anstrengen sollte.“


    Er hielt einen Moment den Atem an.


    „Denn…ich möchte auch nicht, dass du dich einsam fühlst. So sehr dieser Gedanke schmerzt..bedeutet es doch, dass eines Tages ein neuer Abschied auf uns wartet. Mach dir an diesem Tag keine Sorgen um mich, sondern beschreite deinen Weg mit einem Lächeln. Alles was ich dafür tun kann, werde ich tun. Keinen Stein möchte ich an diesem Tag in der Hand halten müssen.“


    Er löste seine Hand aus der Ihren. Nicht, weil ihm ihre Nähe unangenehm war. Doch die offenen Worte hatten unerwartet viel Kraft gekostet, ließen seine Finger kalt werden und sie leicht erzittern. Die Hände aneinander reibend blickte er wieder af den Fleck Erde, der ihn schon zuvor so interessiert hatte. Blickte hinab verharrte einen Augenblick in dieser sinnierenden Pose.


    „Samira..war..ist etwas Besonderes“


    „Gefallen“ war eine einfach zu einfache Umschreibung für sie. Ein Pferd, Ein Hund oder eine Tunika konnten gefallen, doch Samira war mehr für den jungen Iulier. Allein die laute Erwähnung ihres Namens ließ ihn einen Moment lang warmherzig lächeln. Allerdings nur so lange, bis er es selbst bemerkte und es durch einen verlegenen Gesichtsausdruck ersetzte.

  • "Caius, Du bist mein Bruder," sagte sie nach einer Weile des Nachdenkens mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Du bist mir der liebste Bruder von allen, das warst Du schon immer, seit dem Tag, an dem ich bei Mutter lernte, wie man die Windeln eines Kindes zu machen hat und Du mir zum Dank für den Versuch auf die Hand gepinkelt hast." Bei dem Gedanken daran musste sie kurz lachen, damals hatte sie es weit weniger amüsant empfunden, aber auch so lernte man schließlich über Kinder eine ganze Menge - ihre Mutter hatte jedenfalls herzlich gelacht und sie schnell zum Händewaschen geschickt damals.


    "Und ich kenne niemanden, der mir ein besserer Bruder sein könnte als Du - egal wohin Dich Dein Weg auch führen wird, ich bin mir sicher, es wird immer so bleiben. Selbst wenn wir uns einmal fern sein sollten, meine Gedanken und guten Wünsche werden Dich immer begleiten, wohin Du auch gehst. Was ich mir von einem Bruder wünschen kann, erfüllst Du in einem so hohen Maße, dass ich inzwischen richtig verwöhnt und anspruchsvoll geworden bin." Sie drückte seine Hand mit einer sanften Bewegung ihrer Finger und lächelte zu ihm auf.


    Was sie nicht sagte, stand jedoch dennoch zwischen ihnen, diese stillen, verhuschten Worte, die er ebenso deutlich fühlen mochte wie sie: Er war ihr Bruder, aber nicht ihr Mann, kein Geliebter, kein Lebensgefährte, mit dem man auch das Bett, nicht nur die Gedanken und die meisten Aspekte des Lebens teilte.
    "Samira ... wenn sie Dir über die stillen Stunden deiner Nächte hinweghelfen kann, wenn sie ein Lächeln in Dein Leben zu bringen imstande ist, werde ich Dir sagen, woher sie stammt, Caius ... ich werde sie Dir nicht vorzuenthalten versuchen. Aber ich möchte doch, dass Du eines weisst: Sie ist keine Frau, die auf lange Sicht Dein Leben teilen kann und wird. Träumen darf man, soviel man möchte ..." ihre Stimme verlor sich ein wenig in eigenen Erinnerungen, in Momenten, in denen sie lieber geträumt hatte als sich der Wirklichkeit zu stellen, selbst noch vor wenigen Tagen in Victors Officium. Es war ein Traum, ein herrlicher, warmer, sie zum Lächeln bringender Traum, aber erfüllen würde er sich wohl nie. Er war verheiratet ...


    "Aber Träume erfüllen sich nur selten, auch wenn sie noch so schön sind." Sie verschränkte die Finger beider Hände sanft ineinander und ließ das Geflecht auf ihrem Schoß ruhen, leise einatmend. Er hatte sich offensichtlich in die Lupa verliebt, das verriet dieses Lächeln, das jeden Mann irgendwie einem Schaf ähneln ließ - aber eigentlich wunderte sie das auch nicht. Es hätte sie viel mehr gewundert, hätte er es nicht getan. Das erste Erlebnis vergaß man eben nie.

  • „Ich hoffe du wirst mir glauben, dass ich dir nicht absichtlich auf die Hand gepinkelt habe.“ Ein amüsiertes Lachen offenbarend, hob er seinen Blick an und richtete ihn auf Helena.
    „Und es war bestimmt auch kein Protest gegen deinen Versuch. Jedenfalls gehe ich davon aus. Denn die richtige Erinnerung an diesen Vorfall scheint aus meinem Gedächtnis gestrichen zu sein. Jedenfalls bin ich froh, dass du es mir all die Jahre nicht nachgetragen hast und mir nicht aus dem Weg gegangen bist.“
    Das fröhliche Lachen wandelte sich in ein warmherziges Lächeln, dass das ihre dankbar vergelten sollte. Ein Lächeln, das seine Kraft aus aufrichtiger Zuneigung bezog und stark genug erschien, eine Ewigkeit zu überdauern. Ein Lächeln, dass bereits sein Gesicht geziert hatte, als er mit tapsigen Schritten seiner großen Schwester folgte und das eine oder andere mal voller Übermut über seine eigenen Füße stolperte, um schließlich von Helenas Armen wieder auf die gleichen, unsicheren Füßchen gestellt zu werden.


    Was hätte er nur alles sagen können, was hätte er alles in diesem Moment offenbaren können, was hätte er alles auf Helenas liebevollen Worte erwidern können. Hätte ihr sagen können, dass er jeden Tag nach ihrer Abreise um der Götter Schutz für sie gebetet hatte. Hätte ihr offenbaren können, dass auch seine Gedanken und Wünsche sie überall hin begleitet hatten und dies auch in Zukunft tun würden. Dass er sich vor dem Tag ihres erneuten Abschieds mehr fürchtete, als vor allen anderen Gefahren des Lebens. Obwohl er den Versuch unternahm, diesen Gedanken durch Worte eine zumindest hörbare Gestalt zu verleihen, sollte er den Mund kurz öffnen und dann wieder zaghaft wieder schließen. Solch schwere Worte, vermochte er nicht auszusprechen, jedenfalls noch nicht und vielleicht würde sie es zumindest erahnen, was in ihm vorging. Jedenfalls hoffte es Constantius und drückte mit sanfter Kraft ihre Hand, als eine verspätete Erwiderung auf ihre Geste.


    Es vergingen nur Bruchteile von Sekunden, bis das ihm zugehörige Lächeln wieder Besitz von seiner Gesichtmimik ergriff und sich ein schelmisches Blitzen seiner Augen dazugesellte.
    „Lobe mich nicht so sehr Helena. Sonst glaube ich noch selbst, dass ich dir ein so guter Bruder bin und höre auf mich weiter anzustrengen. Doch eines Tages, werde ich vielleicht deinen Worten gerecht werden. Ich werde daran arbeiten.“


    „Du weißt wo ich sie finden könnte“, fragte Constantius vorsichtig nach, als die Worte Helenas seinen Gesichtsausdruck ernster werden ließen.
    Obwohl er seine Worte als eine unauffällige, nebensächliche Nachfrage tarnen wollte, stellte er sie derart schnell und mit dem ganz speziellen Ausdruck eines Schafs in den Augen, dass seine Absicht nicht nur misslang, sondern gar das Gegenteil erreichten.


    „Ich meine…Nein..ich will ihr nur noch etwas sagen, etwas was ich versäumte.“
    Waren seine Worte gerade noch so schnell erklungen, dass sie sich mit der Geschwindigkeit eines abgefeuerten Pfeils hätten messen können, kamen sie nun sehr holprig und langsam über seine Lippen, wie man es eben von ihm gewohnt war, wenn er einen Teil von sich offenbaren musste.
    Ein Kopfschütteln seinerseits kündigte einen weiteren mühevoll vorgetragenen Satz an:


    „Ich will sie nicht…dafür bezahlen…“, langsam aber sicher stieg erneut die Röte der Verlegenheit in seine Wangen.
    „Ich meine…ich muß ihr wirklich nur..noch etwas mitteilen.“


    Obwohl er selbst wusste, dass Samira keine Frau sein würde, mit der er sein Leben würde teilen können, entmutigten Helenas Worte Constantius zu seiner eigenen Überraschung. Bisher hatte er nur einmal so empfunden, damals in Hispanien mit Clara, als Herz und Verstand sich nicht miteinander vereinbaren ließen.

  • "Hm, ich glaube, ich werde es Dir gerade noch einmal so verzeihen, dass Du meine Hand damals gebadet hast," sagte sie leise lachend und zwinkerte ihm vergnügt zu. Dass es nicht das einzige Mal gewesen war und sie ihn dafür auch einige Male herzhaft verwünscht hatte, verschwieg sie ihm dezent, schließlich machten kleine Kinder so etwas eben ab und an, und wahrscheinlich wäre es ihm auch peinlich, das zu wissen. Männer hatten solche natürlichen Vorgänge betreffend einfach eine ganz andere Einstellung als die Frauen, die sich mit dem Produkt leidenschaftlicher Nächte nun einmal deutlich länger beschäftigen mussten. Sie lehnte sich an seine Schulter, als er ihre Hand sanft drückte, um dann warm zu lächeln. Es gab so viele Erinnerungen, die sie teilten, so viele schöne und auch lustige Momente, dass sie den Göttern jeden Tag eins ums andere Mal dafür dankbar war, dass sie ihr nicht auch noch diesen Bruder genommen hatten. Ihren liebsten Bruder. Es war schon schwer gewesen, die Verlustmeldungen ihrer anderen Brüder akzeptieren zu müssen, und sie hatte oft während ihrer Ehe die Trauerkleidung getragen, aber Constantius zu verlieren würde sie zerbrechen, das wusste sie.


    "Ich weiss, woher sie stammt, ja," sagte sie und hob den Kopf etwas, um ihn zu betrachten, dann innerlich leise seufzend. Kein Zweifel, er war verliebt in die junge Lupa, eine aussichtslose Verliebtheit, aber eben eine Verliebtheit. Klüger wäre es, ihn in die Irre zu schicken und Lucianus zu bitten, ihm Samira vorzuenthalten, aber sie wusste auch, dass sie es nicht konnte. Nicht, wenn er gleichzeitig so hoffnungsvoll, so sehnsuchtsvoll blickte und sie so sehr an das eifrige junge Gesicht erinnerte, das sie als junges Mädchen so sehr gemocht hatte. Nein, sie konnte es einfach nicht, so sehr sich ihr Verstand auch dagegen stemmte, so sehr ihre Erfahrung ihr auch einflüsterte, dass es ihm mehr Leid als Glück bringen würde, die Lupa wiederzusehen. Sie hätte am besten gar nicht erwähnt, dass sie wusste, woher Samira gekommen war, aber auch das hätte sie nicht gekonnt, schweigen, ihm jeglichen Funken Hoffnung vorenthalten.
    "Das Lupanar, in dem sie arbeitet, heisst Flammeus Libitus," sagte sie leise und atmete tief ein. "Du wirst es wohl auf den Mercati Traiani finden," fügte sie noch an und atmete tief durch. Wahrscheinlich würde er noch glauben, sie wäre genau dorthin gegangen, aber selbst das war ihr in diesem Moment weniger wichtig. Sie konnte und wollte ihren geliebten kleinen Bruder einfach nicht unglücklich sehen, selbst wenn es wahrscheinlich die dümmste Entscheidung war, die sie jemals hatte treffen können.

  • „Flammeus Libitus“


    Es war nur ein Flüstern, ein Säuseln im schwachen Wind. Doch er hatte den Namen des Aufenthaltsortes Samiras ausgesprochen. Hatte den Namen mit eigenen Worten wiederholt, um ihn nicht, wie die vielen anderen Namen sehr bald wieder zu vergessen.
    In einem Lupaner hielt sie sich also auf, arbeitete sie. Arbeitete – ein flaues, ungutes Gefühl ergriff Besitz von Constantius, ließ ihn den Blick senken. Nicht lange, doch deutlich erkennbar. Er wusste doch welchem Beruf sie nachging. Wusste, dass auch er wohl nicht mehr als Arbeit gewesen war, und dennoch schmerzte die ausgesprochene Wahrheit, obwohl er es die ganze Zeit bereits gewusst hatte.
    War er es nicht, der ihr einen Beutel mit Gold hinterlassen hatte, anstatt ihr die notwendigen Worte mitzuteilen?


    Kleine Falten auf der Stirn des jungen Mannes deuteten an, dass ein Stück einer Erinnerung es wert wahr, länger darüber nachzudenken. Hatte sie nicht den Geldbeutel zurückgelassen? Hatte sie..würde sie vielleicht..empfand sie..?


    Verlegen blickte Constantius wieder zu Helena, als er gewahr wurde, dass er einmal mehr den Rasen anstarrte.
    „Ich werde nur einmal mit ihr reden.Mehr möchte ich wirklich nicht von ihr. Sie soll….“
    Wieder senkte er kurz den Blick. Ein flüchtiger Blick der Verlegenheit gen Boden
    „Sie soll mich nur in guter Erinnerung behalten……“
    Die Worte, zu Beginn des Satzes noch in verständlicher Lautstärke gesprochen sollten zum Ende hin an Kraft und Hörbarkeit verlieren.


    Er atmete tief ein und aus, blickt zu Helena und….lächelte.
    Ob tapferer Bruder, furchtloser Miles, wagemutiger Kriegsheld oder immerwährender Beschützer, all diesen Idealen zum Trotz legte er seinen freien Arm um Helena und drückte sie herzlich, wie in den Tagen in Hispanien, als er sie über Minuten so halten konnte – auch wenn er damals seine kleinen Armen nicht ganz um ihren Körper schließen konnte –


    „Ich danke dir Helena.“


    Es sollte noch ein paar Sekunden dauern, bis er sie schließlich wieder frei gab und nur noch ihre Hand hielt. Die Fröhlichkeit, die er offenbart hatte, als er sie im Park hatte sitzen sehen, kehrte wieder zurück.


    „Weißt du Helena. Von mir aus könntest du jeden Tag mit mir hier meine Mittagspause verbringen. Doch ich denke, beim nächstenmal sollte ich dich in Ostia mit den gleichen Köstlichkeiten überraschen, wenn ich zur Nachtwache in der Kaserne eingeteilt worden bin.
    „Fühlst du dich in Ostia wohl?“
    Und nicht ohne Stolz fügte er an „Magistrata von Ostia“

  • Constantius griff in den Korb, der die verheißungsvollen Meeresfrüchte enthielt. Leider musste er feststellen, dass jener Schatz, der vorhin noch einen aromatischen, verheißungsvollen Duft verströmt hatte, nun geplündert war. Auch der letzte köstliche Happen war verspeist.
    Auch wenn sein Magen reichlich gefüllt war, schaute er betrübt zu Helena um darauf aber wieder erheitert zu lächeln.


    „Ich glaube bei unserer beiden Leibspeise wird nie ein Stückchen übrig bleiben“


    Sich zufrieden zurücklehnend verschränkte Constantius die Arme hinter seinem Nacken. Atmete tief ein und aus und betrachtete Helena einen Moment lang aus seiner nun etwas zurückliegenden Position. Gewährte sich einen ernsten Blick, einen nachdenklichen Blick. Einen Blick der dennoch frei von Kummer sein sollte.

  • "Irgendwie warte ich darauf, dass wir beide dann kugelrund sind und anfangen, so viele Arme wie die kleinen Meeresfrüchtchen zu bekommen, die wir so gerne essen," meinte sie leise lachend und schubste ihren Bruder gutmütig in seine Seite. Nicht, dass sie sich ihren muskulösen, trainierten Bruder als dicken Fettwanst vorstellen konnte, davon war sie ausgesprochen weit entfernt, aber die Vorstellung eines tintenfischarmigen Constantius hatte durchaus etwas für sich. Zumindest hätte er als miles sicher viel Erfolg - ein Arm hielt das Schild, der andere den pilum, der nächste ein gladius, der vierte den weglaufenden Dieb ... Sie grinste ziemlich vor sich hin und legte eine Hand auf ihrem nun ziemlich vollen Bauch ab.


    Aber es enthob sie auch nicht der Verpflichtung, etwas zu seinen Worten über Samira zu sagen. Sie wusste nicht, ob sie es gut oder schlecht finden sollte, dass er anscheinend einen Narren an der Lupa gefressen hatte, aber es war nun einmal passiert, und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie damit auch irgendwie gerechnet. "Ich hoffe, sie wird Zeit für Dich finden, Constantius," sagte sie leise und atmete dann tief ein.
    "Und mit Dir sprechen, Dir die Antworten geben können, nach denen es Dich verlangt. Sie schien mir trotz ihres Lebenswandels eine aufrechte junge Frau zu sein, wofür auch spricht, dass sie Dein Geld nicht nahm." Sie hatte den Beutel gesehen, sich auch gedacht, wofür er bestimmt gewesen war - und auch innerlich zufrieden gewesen, dass sie den Beutel nicht genommen hatte, nicht zuletzt, weil Constantius nicht viel verdiente und er sein Geld nicht sinnlos verschleudern sollte. "Ich wünsche Dir wirklich von ganzem Herzen Glück für Dein Gespräch mit ihr." Damit schloß sie das Thema ab, denn sie wusste nicht, was sie ihm sonst darauf noch hätte sagen sollen. Ihre ganzen Befürchtungen mussten ihm lächerlich vorkommen.


    "Ich würde mich sehr über Deinen Besuch in Ostia freuen," meinte sie dann, das sonnige Lächeln von eben wieder auf den Lippen. "Ausserdem gibt es da am Hafen die frischsten Meeresfrüchte von allen, allein deswegen lohnt sich Dein Besuch schon. Und ich könnte Dir einmal zeigen, wo ich arbeite - die Curie, mein Officium und so weiter, wenn es Dich interessiert. Vielleicht willst Du auch meinen neuen Scriba kennenlernen? Ein Mann aus der Familie der Caecilier, und ein kluger Kopf. Ihr hättet sicher ein interessantes Gespräch," meinte sie überlegend und schmunzelte leicht. Sie hatte ihren 'ich bringe meinen Bruder unter Leute-Feldzug' noch lange nicht beendet, und ihr Scriba war ihr eloquent genug erschienen, dass er sicher auch mit Constantius schnell genug auf einen gemeinsamen Nenner kommen und die Schüchternheit ihres Bruders überwinden würde.
    "Was meinst Du, wollen wir in den nächsten Wochen abends einmal ausgehen? Ich hatte auch an ein Gastmahl gedacht, zu dem ich einige Bekannte gern einladen würde."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!