Frühstück zu Zweit

  • "Nein, das kann ich nicht gut heißen. Waffen richten Unheil an, da gibt es wohl kaum Ausnahmen. Spartacus hatte entscheidende Fehler begangen. Wäre er direkt über die Alpen marschiert, wäre er für ewig frei gewesen...aber er wollte Rom stürzen. Das ist unmöglich.", sagte er mit römischen Selbstbewusstsein.
    "Allerdings hat man dich wohl falsch informiert. Nicht Pompeius hat Spartacus gekreuzigt, sondern Crassus. Und ich denke kaum, dass den jemand verehrt. 20 Jahre später schickte er in Parthien eine Legion junger Männer sinnlos in den Tod, bei der Schlacht von Carrhae. Crassus' Kopf bekamen die Römer dann später wieder zurück - mit herzlichen Grüßen vom parthischen Großkönig. Der wird nicht verehrt, fürchte ich.", und lächelte zurück.
    "Ja, klar. War nur eine Frage...", meinte er. "Hoffentlich geschieht das bald...", meinte er.
    "Schön, das freut mich!", sagte er, als Eretha ihm ihre Meinung zum Essen mitgeteilt hatte. Ihm hatte es nämlich auch geschmeckt.

  • "Aha ..." Sie lauschte seinen Worten über Crassus nachdenklich, wenngleich es letztendlich für sie nicht wirklich bedeutend war, wer nun genau die vielen Sklaven getötet hatte - die meisten römischen Namen hörten sich auch nach Jahren der Sklaverei noch für sie ziemlich gleich an.
    "Was soll bald geschehen?" dabei blickte sie zu Matinius Valens zurück, die Brauen ein wenig hebend.


    "Dass ich freigelassen werde? Daran glaube ich nicht mehr. Wenn man viel Zeit damit verbracht hat, über Freiheit nachzudenken, wenn man jeden Tag um sein Leben fürchten muss ... ich weiss nicht. Ich habe inzwischen einen Punkt erreicht, an dem es nur das Echo einer niemals sich ereignenden Tat ist, etwas, das so weit weg liegt wie meine Heimat selbst. Irgendwann werden sich alle Tag dann sehr gleich und man lebt einfach, ohne viel zu fragen. Ich weiss nicht, ob Du Dir das vorstellen kannst - aber manchmal sollte man solche Fragen einfach nicht bedenken, wenn man nicht trübsinnig deswegen werden will." Sie lächelte etwas, aber es war ein freudloses, fast müdes Lächeln, das Lächeln eines Menschen, der es aufgegeben hat, sich gegen das Unvermeidliche zu stemmen.

  • "Nun, ich bin kein Meister der Philosophie, und wohl auch nicht der Psyche - ich denke, das hast du schon bemerkt.", grinste er. "Aber ich fürchte, dass ich dir eines sagen muss. Wer die Hoffnung aufgibt, hat schon verloren. Und zweitens: Alles ist möglich. Vielleicht hören sie sich wie hohle Formeln an, aber je länger man sie erforscht, desto klarer wird das Leben. Ich habe jemanden einmal sagen hören: "Was man unbedingt will, wird man eines Tages erreichen." Ausgelacht hat man ihn, doch er hatte recht." Dann setzte er sich abrupt auf und blickte Eretha in die Augen. "Es gibt Wahrscheinlichkeiten. Und es gibt Sachen, die unwahrscheinlich sind." Dann atmete er durch. "Aber Unvermeidbares gibt es nicht. Und Unmöglichkeiten ebenfalls nicht."

  • Sie erwiederte den Blick offen, aber auch nachdenklich, ohne ihm dabei auszuweichen, das Gesicht jedoch blieb ernst und offenbarte eine gewisse Schwermut, wohl auch wegen ihres Schicksals. "Das einzige, was ich mir wirklich wünsche, ist, die Zeit umkehren zu können, und mein Leben nochmals so leben zu können, wie es war - bis zu dem Zeitpunkt des Überfalls. Und dabei entweder im Kampf zu sterben, oder frei zu bleiben." Sie hatte ruhig gesprochen, und nun machte sich ein freudloses, dünnes Lächeln auf ihren Lippen breit.


    "Es ist leicht, als freier Mann zu sagen, dass es Hoffnung gibt, Matinius Valens, und ich kann gut verstehen, dass Du so etwas sagst. Aber ich denke auch, dass Du nicht weisst, wie es ist, jeden Morgen sein Leben damit beginnen zu müssen, dass man nicht weiss, was einem begegnen wird - ob man nur ausgepeitscht und verhöhnt wird, oder ob einem Gewalt angetan wird, ob man verletzt oder wieder in Ketten dahinvegetieren muss. Ich habe den Tod oft begrüßt, aber er wollte niemals kommen - und heute sitze ich mit Dir hier auf einer Liege, habe einen vollen Bauch und unterhalte mich mit einem Römer über Sklaverei. Das Leben ist ziemlich absurd, findest Du nicht?"

  • "Tja. Nun, ich muss zugeben, dass das Rad der Zeit sich zurückdreht, ist höchst unwahrscheinlich. Theoretisch nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich. Manchmal wünsche ich mir das auch...aber gekommen ist das noch nie."
    Bei Eretha's nächster Ansage sog er die Luft ein: "Was? Ist das nur auf diese komischen Patrizier in Germanien bezogen oder behandelt dich Helena so?"
    Dann sagte er: "Du hast gesagt, du wärst gern im Kampf frei von den Sklaventreibern gestorben. Was würdest du tun, wenn ich dir jetzt eine Waffe in die Hände gäbe?" Valens dachte da an das Schwert, welches vor seinem Cubiculum stand. Hoffentlich lautete ihre Antwort nicht, dass sie ihn abmetzeln würde. Das konnte er auch noch fast haben. Unwillkürlich zog er seine Mundwinkel nach oben. dann entspannten sich seine Gesichtszüge wieder, und er schaute Eretha neugierig an.

  • Sie blickte ihn eine ganze Weile sinnierend an, die Stirn dabei gerunzelt. "Meine Herrin behandelt mich sehr gut, und sie ist damit auch die erste, die es jemals tat. Es fällt mir noch immer sehr schwer, diese Güte anzunehmen, wenn man es anders gewöhnt ist, erwartet man nach jedem Streicheln den unvermeidlichen Schlag." Es war ein sehr dünnes, seltsam freudloses Lächeln, das in jenem Moment ihre Lippen umspielte, dann wandte sie den Blick wieder ab und starrte auf den Boden. Zu schade, dass ihr Teller leer war, denn nun konnte sie keine Pausen mehr einlegen, ohne dass es ihm unangenehm aufgefallen wäre.


    "Ich weiss es nicht," sagte sie schließlich ehrlich. "Wahrscheinlich würde ich Dir die Waffe abnehmen und in den Hof gehen, um wieder damit zu üben. Ich hatte zu lange kein richtiges Training mehr, mein Körper muss sich erst wieder an den Kampf gewöhnen - und das erreicht man nicht durch untätiges Herumsitzen. Warum sollte ich Dich auch angreifen? Hälst Du mich für so rachsüchtig? Rache ... mindert den Schmerz nicht. Sie hält ihn nur am Leben." Wie oft hatte sie in Gedanken im Blut ihrer Herren gebadet, ihnen alles heimgezahlt, was sie ihr angetan hatten - nur um irgendwann die Lächerlichkeit dieser Männer zu erkennen.

  • "Gut, es wäre irgendwie ein schlimmes Gefühl gewesen, wenn ich erfahren hätte, das unsere Pontifex die Menschen wie Vieh behandelt...und dass..." Er biss sich auf die Lippen und beendete den Satz nicht. Er sollte seine Sache nicht allzu laut verkünden.
    "Na schön. Es ist ein beruhigendes Gefühl, dass du mich nicht abschlachten würdest!", meinte er und schmunzelte.
    "Hm, du hast Recht mit deinem letzten Satz. Das müssten viele Leute wohl einmal verstehen...dann wäre die Welt besser."
    Während er noch redete, kam plötzlich Tudmicen an den Tisch. "Darf ich euch abservieren? Seid ihr fertig?" Valens schreckte auf und sagte: "Ja, ja...zahlen, bitte!"

  • Sie zog nur etwas die Brauen hoch und überlegte kurz, ob sie andeuten sollte, dass die Pontifex sicher ein freundlicher Mensch war, der anderen nichts zuleide tun konnte, dies aber nichts war, was in der Familie blieb - ihrem Bruder traute sie nicht so weit, wie sie ihn hätte werfen können. Aber sie beschloss dann doch, diesen Gedanken für sich zu behalten, es war selten gesund, wenn man sich über seine Herren ausließ. Noch war es ihr gelungen, Callidus' Anfeindungen aus dem Weg zu gehen und sie würde sich keine Blöße geben, zumindest nahm sie sich das vor.


    "Warum sollte ich das tun? Ich habe keinen Grund, Dir zu zürnen, erst recht nicht nach diesem Frühstück. Zudem scheinst Du nicht zu den Menschen zu gehören, die andere sinnlos quälen. Und man kann sich mir Dir unterhalten, ohne dass Du einen in jedem zweiten Satz wissen lässt, wie weit Du über der Ware Sklave stehst," bemerkte sie mit einem schiefen Schmunzeln auf den Lippen, um Tudmicen dann zuzunicken. Wie seltsam, ausgerechnet hier in Tarraco gab es jemanden, der wusste, wer sie war. Was sie war. Die Wege der Göttin waren schon seltsam manchmal. "Und, was wirst Du jetzt tun? Etwas schreiben gehen?" Damit blickte sie wieder zu Matinius Valens, nun beide Brauen erhebend, er hatte ja gesagt, dass er Schreiber war.

  • "Nun...weiß nicht...ähm...", meinte er. Schreiben? Stimmt, schreiben...er hatte noch etwas Zeit. Wieso sollte er nicht einfach...ja, genau, das machte er. Er schluckte kurz und fragte sie dann: "Vielleicht...wenn du wirklich noch nicht hier warst, kann ich dich ja zur Casa Rediviva zurück begleiten. Oder ich kann dir auch die Stadt zeigen, wenn du noch Zeit hast! Mein Neffe, Metellus, baut hier in Tarraco einen Tempel...er ist wirklich prachtvoll, und außerdem könnte ich dich noch zur Stadtkurie führen, wo ich arbeite. Und meine Casa kann ich dir noch zeigen und...warst du schon einmal am Forum?"
    Da kam ihm plötzlich ein Gedanke. "Ich...nun, hat Helena überhaupt nichts dagegen, wenn du mit - für dich - wildfremden Männer herumhängst? Wie lange sind jetzt eigentlich deine Ausgangszeiten?"
    Dann drehte er sich zu Tudmicen und händigte ihm den Preis plus Trinkgeld aus. Als er fertig war, wandte er sich wieder Eretha zu. "Also...bitte fass das nicht so auf, dass ich den Aufseher spielen möchte, aber...siehst du, ich möchte nicht, dass wir Ärger kriegen...und das dir dann etwas zustößt."

  • "Ich habe noch Zeit," sagte die Amazone schlicht und nickte Tudmicen leicht zu, wohl zum Dank, dass er sie beide bedient hatte. "Meine Herrin liegt derzeit darnieder und muss sich schonen, ich habe diesen Tag erlaubt bekommen, mich umzusehen und mit der Stadt vertraut zu machen. Du siehst, wir hätten also zumindest für eine Weile denselben Weg."


    Einen kurzen Moment dachte sie über seine Worte fremde Männer betreffend nach, bevor ein ziemlich breites Grinsen ihr Gesicht merklich erhellte. "Glaube mir, das .. 'herumhängen' wäre im Zweifelsfall für die fremden Männer nachteiliger als für mich. Letztendlich habe ich einen ganzen Tag Zeit, mir die Stadt anzusehen, ich werde wohl dann zurückkehren, wenn es das Abendessen gibt."


    Hatte er wirklich seine Casa erwähnt? Kurz dachte sie darüber nach, was es wohl bedeuten mochte, wenn ein Römer einer Sklavin sein Haus zeigen wollte, aber sie nahm sich vor, dieser Option aus dem Weg zu gehen, so gut es ihr möglich war. Dass er sich überhaupt mit ihr abgab, war schon erstaunlich genug, sie war es einfach anders gewöhnt.

  • "Ah, das ist gut! Ich meine, dass du Zeit hast, nicht, dass es deiner Herrin nicht gut geht. Hängt es mit ihrem Mann zusammen, den sie in Germanien tot gefunden haben?"
    Anschlißend musste er auch grinsen. "Nachteilig? Oje, soll das heißen, dass man mich verprügelt oder an den Pranger stellt? Oder mich nach Dakien verbannt?" Nun lachte er. "Ich sehe mich schon an der Donau schmoren wie einst der gute alte Ovid!"
    Dann meinte er, wieder ein bisschen ernster: "Ich wollte heute noch vor der Arbeit schauen, was es am Forum Neues gibt. Kommst du mit? Ich meine nur, wenn du Lust hast. Dort werden hie und da unglaubliche Sachen zum Verkauf angeboten - aus allen Ecken des Imperiums! Außerdem wird dort in der Nähe jener neue Tempel errichtet, von dem ich gesprochen habe, und die Stadtkurie ist auch nicht weit."

  • "Nur eine Unpässlichkeit, wegen des Wetters," sagte sie, wohl wissend, dass sie ihm damit direkt ins Gesicht log. Aber es ging einen der Familie nicht nahe stehenden Mann nicht das Geringste an, dass Helena vergiftet worden war und unter den Folgen des Gifts noch immer zu leiden hatte. Zu viel zu reden war für keinen Sklaven gesund und noch wusste sie nicht, ob sie dem Römer überhaupt eine Art Vertrauen gegenüber entwickeln konnte. Ob ihre Herrin es als unangenehm empfinden würde, wenn sie freimütig sprach - nein, zu viele unsichere Komponenten, die noch lange nicht vereint waren. Und sie hatte nicht vor, sich das Wohlwollen Helenas in irgendeiner Form zu verspielen.


    "Ich kenne das Forum." Denn dort wurden die Sklaven verkauft, und sie hatte lange genug in der sengenden Sonne dort gestanden, um sich von potentiellen Käufern angaffen und mit Blicken ausziehen zu lassen. Es würde ein seltsames Gefühl sein, dort umher zu laufen und zu wissen, dass man dem Sklavenhändler nicht mehr ausgeliefert war. "Aber es interessiert mich, die Stände zu sehen. Vielleicht entdeckst Du dort auch etwas aus Britannia, das Du mir zeigen kannst." Ihre Miene war wieder etwas verschlossener geworden, nachdenklicher, die Erinnerung an den Sklavenhändler war noch zu frisch - aber sie erhob sich, mit der Ruhe einer Frau, die wusste, dass man sich seinen Ängsten stellen musste, um sie zu besiegen.

  • "Gut, dann ist es Recht.", sagte Valens, als er von Eretha Auskunft über Helena's Zustand bekam. Er sah, dass ihre Augen etwas seltsam flackerten, wie sie redete, fast als ob sie lügen würde - doch er wollte sie nicht dazu zwingen, irgendetwas zu sagen, was sie nicht wollte. Er konnte es genau so gut auf eigene Faust herausfinden. Einmal eine Unternehmung, wo man etwas selber machen musste. Fast wie bei einer Schnitzeljagd. Schön.
    Dann tat er es Eretha gleich und er stand auf. "Ja, am Forum sieht man viel. Es ist der größte öffentliche Platz in ganz Hispania, und hie und da ist sogar jemand da aus Parthien, gar aus Indien...und einmal war sogar einer da, der aus dem Lande der gelben, schlitzäugigen Serer kommt. Sehr feine Seide hatte der Kerl angeboten. Aber, jetzt lass uns gehen...und vielleicht treffen wir ja einen Briten!", meinte er gut gelaunt. Dann ging er zur Tür, hielt sie für Eretha offen und führte sie zum Forum.


    Sim-Off:

    Wart, ich werde gleich einen Link einfügen...aber zuerst hat Portugal - England Vorrang! ;)

  • Sie ging an seiner Seite hinaus, wenngleich es sehr befremdlich war, dass ein Römer ihr die Tür aufhielt anstatt anders herum - ein sehr seltsames Gefühl, an das sie sich auch eine ganze Weile danach nicht so recht gewöhnen konnte. Dennoch, als sie in den strahlenden Sonnenschein hinaus traten, beschloss sie, es vorerst zu den unangenehmen Erinnerungen zu schieben und zu versuchen, das Beste aus alledem zu machen - immerhin lag ein Tag vor ihr, der sich von so vielen der vergangenen Tage grundlegend unterscheiden würde .. so machten sich die beiden auf den Weg zum Forum von Tarraco.


    Sim-Off:

    ich war mal so frei ;)

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