• Und so ritt der Tros durch die Stadt, dessen Bauwerke, wie Acuma sich eingestehen musste, sich sehen lassen konnten. Er hatte erfahren, dass diese Stadt von den Etruskern gegründet und nach deren Gott der Unterwelt Mantus benannt wurde.


    Schliesslich kamen sie an den Stadtrand und trafen nun auf offenes Gelände, welche von Bauern bewirtschaftet wurde.
    Der Weg nach Rom wurde fortgesetzt.


    Die Ala I mit ihrem Gast in der Sänfte und dem gefangenen Prinzen liess Mantua hinter sich und ritten gen Süd-Osten. Es war ein sonniger Morgen, nur ein paar vereinzelte Wolken zogen langsam am Firmament entlang.


    Acuma hatte seine Augen gerade ausgerichtet und dachte darüber nach, wie es wohl seiner Familie ging, was sein Vater gerade machte und wie sich die Kampfhandlungen wohl so entwickelt hatten, seit seiner Geiselnahme. Doch mehr würden ihn die Verhandlungen interessieren und er hoffte, dass sein Vater standhaft bleiben würde ...


    Der Kommandant indes ritt an das Ende des Trosses, der nun in je vier Reihen nebeneinander a 16 Reiter sich fortbewegte. Acuma wurde so also rechts und links von je zwei Reiterreihen flankiert.


    Der Kommandant hatte angeordnet, dass hinter der Sänfte je vier Reiter das Ende bildeten. Nun widmete er sich seinem Gast, in dem er neben der Sänfte her ritt und ein bisschen plaudern wollte.
    »Magister, hast du Neuigkeiten aus Rom? Ich war schon seit Jahren nicht mehr in der kaiserlichen Stadt. Wie geht es dem Imperator?«

  • Quarto beugte sich etwas aus der Sänfte heraus und lobte die angeblich eiserne Konstitution des Kaisers, wie er es immer tat, wenn er danach gefragt wurde. Aber ihm blieb keinesfalls verborgen, dass Fragen dieser Art in letzter Zeit häufiger kamen.
    “Wir können den Göttern danken, dass sie uns Ulpius Iulianus geschenkt haben, der ebenso Großmütig ist, wie entschieden in seinem Handeln.“, fügte er noch hinzu.


    “Wie geht es in Dacia? Man hört wenig von diesem Teil des Imperiums und ich muss gestehen, dass ich niemals dort war.“

  • Der Kommandant, welcher neben der Sänfte ritt, lächelte, als er dies von seinem Kaiser hörte und bevor er etwas zu Dakien sagte er entschieden: »Du hast wahr gesprochen, was unseren Imperator angeht.«
    Dann begann er von Dacia zu erzählen, denn er hatte schon vor, dem Magister zu erzählen, welche Beute sie gemacht hatten, oder eher gesagt eine andere Legion.


    »In den südlichen Teilen Dacias kämpfen immer mehr Stämme gemeinsam gegen unsere Streitmächte, da sie sich einfach nicht endgültig unterwerfen wollen. Einige Zeit herrschte zwar Ruhe, aber das war wohl die Ruhe vor dem Sturm, trotz Friedensverhandlungen vor einigen Jahren scheint König Decebalus, dem man ja das Hochland damals gelassen hatte, sich mit seines Gleichen zusammenzurotten und immer wieder kam es zu kleinen Scharmützeln. Besonders sein Sohn, Prinz Acuma erkennt das Klientel-Verhältnis nicht an. Er tat alles, damit sein Land wieder unabhängig wird. Sehr zu seinem Schaden. Zwei seiner Leute aus seinem riesigen Krieger-Herr jedoch konnten wir von unserer Mission überzeugen und so lockten sie ihn und seine Männer in den Hinterhalt Aufgemischt wurden sie von der Legion XIV Flavia nördlich von Singidunum, wie ich hörte. Es soll ein ziemliches Gemetzel gewesen sein mit vielen Toten auf beiden Seiten. Aber verzeih, ich schweife ab. Dieser Prinz nun wäre wohl lieber tot, als dass er nun von meiner Einheit als Geisel nach Rom gebracht wird!« Der Kommandant lächelte nicht, als er nach vorne deutete, wo man Prinz Acuma flankiert von den anderen Reitern erkennen konnte.
    Er lächelte nicht, weil er auf der Reise bis hier her viel mit Acuma geredet hatte und ihn seit dem respektierte.
    Und so fügte er hinzu: »Krieg ist immer etwas schmutziges, verzeih, wenn ich so offen bin. Ich diene mit Stolz und Herz Rom. Aber der Krieg hat mir auch andere Seiten als Macht und Einfluss gezeigt, Seiten, die ich nicht vergessen werde. Es hat mir gezeigt, dass es immer um Leben und Tod geht, egal ob Römer, Daker, Gallier oder sonst was. Und alle, die Gefallen sind, haben Familie. Oft wird dies vergessen von denen, die nicht selber an der Front kämpfen ...«

  • “Manch ein neureicher Schnösel, der es sich in den einschlägigen Häusern Roms gut gehen lässt und nur zu besonderen Anlässen auf der Rostra erscheint um den Mund aufzutun, mag es vergessen. Aber glaube mir, diejenigen, die wirklich Verantwortung in Rom tragen, die vergessen es nicht. Der Kaiser ist selbst Soldat und weiß um alle Seiten des Krieges.“


    Quarto sah zu diesem ausländischen Prinzen hinüber und raunte dem Offizier dann zu: “Dieser Mann dort ist also unser Faustpfand gegenüber seinem Vater?“

  • Der Offiier nickte schweigsam zu den Worten zu Quatro, als dieser seine Worte sprach. Bei seiner letzten Frage folgte er seinem Blick zu dem Gefangenen und nickte.
    »Ja, das ist der Grund, das wir ihn nach Rom bringen. Zum Glück spricht er ein wenig Latein. Ich habe einige Gespräche mit ihm in den Monaten der Reise geführt. Wenn man ihn nicht wie einen Barbaren oder Gefangenen behandelt, sprich, ihm etwas Respekt entgegenbringt, ist er sehr umgänglich. Anfangs war es etwas schwer mit ihm, weil er sich natürlich in seiner Rolle alles andere als wohl fühlt. Irgendwie verständlich. Einer seiner Männer hatte ihn verraten, was ihn ziemlich wütend gemacht hatte, so soll er auch dementsprechend gekämpft haben. Ich weiss dies aber nur aus Erzählungen. Aber das man sie Barbaren nennt, halte ich für reine Vorurteile, auch wenn viele meiner Männer da anders denken.«


    Acuma hingegen bekam von dem Gespräch am Ende des Trosses nichts mit. Er führte sein Pferd und schaute gerade aus. Doch seine Gedanken waren in seiner Heimat. Bei seinen Kriegern, von denen er hat viele sterben sehen und bei seiner Familie und er fragte sich, wie es wohl in Rom werde würden. Würde man ihn dort in ein dreckiges Verlies sperren oder würde man den Anstand haben, ihn ein wenig würdiger zu behandeln? Immerhin hatte er ein wenig Ahnung von der Lebensweise der Römer. Er hatte es schon früh gelernt. Mochten sie ihn einen Barbaren nennen, er wusste es besser, denn auch sein Volk hatte schon so manch zivilisierte Errungenschaften gemeistert ...

  • Skeptisch schaute Quarto zum Offizier herüber.
    “Aber vermutlich hat er diese barbarische Angewohnheit Milch zu trinken und er trägt doch gewiss Hosen.“
    Er reckte den Hals, denn der fremdländische Prinz ritt ganz am Ende der kleinen Reisegesellschaft.

  • »Hosen?« fragte der Offizier etwas entgeistert. »Naja, das tun die Gallier auch ... « Er wunderte sich etwas. »Und ob er Milch trinkt? Das weiss ich nicht, darüber haben wir nicht gesprochen ...«


    Er blickte nach vorne. Alles war in Ordnung.

  • Der Offizier blickte nach vorne und nickte dann. »Soll ich ihn fesseln lassen? Nicht, dass er noch auf dumme Gedanken kommt. Ich werde ihn natürlich unter Bewachung an Eurer Sänfte reiten lassen ... aber ... wir sind nur Soldaten, du aber ein hoher Bürger Roms. Nicht, dass er noch auf dumme Gedanken kommt ...«

  • “Denkst du denn das es nötig ist, sind diese Dacer so unberechenbar?“
    Er schaute nochmals nach hinten und musterte den Mann.
    “Ich denke nicht, dass es nötig sein wird. Es genügt, wenn du in der Nähe bleibst.“

  • »Selbstverständlich werde ich dir nicht von der Seite weichen. Aber er ist recht umgänglich und wir sind in der Überzahl.« Dann ritt der Offizier ein Stück nach vorne und gab Anweisungen an die Reiter, welche Acuma flankierten, mit ihm ans Ende des Trosses zu kommen.


    Acuma blickte den Offizier ernst an und fragte sich, was dies zu bedeuten hatte, doch der Offizier sprach so gleich: »Der römische Bürger, welcher uns nach Rom begleitet, will dich sprechen!« Er nannte weder Name noch Titel von Quatro. Dieser konnte sich selber vorstellen, wenn er es wünschte. Acuma nickte und scherte wie die anderen Soldaten auch, aus dem Tross aus und gemeinsam ritt man nun an das Ende des Trosses, wo der Offizier den Prinzen anwies, rechts neben der Sänfte zu reiten. Wieder wurde er nach aussen von einigen Reitern flankiert, sowie dem Offizier selber.


    »Dies ist Prinz Acuma von Dakien, Sohn von König Decebalus.« stellte der Offizier Acuma vor.
    Dieser nickte Quatro ernst und ein wenig erhaben zu, jedoch nicht zu arrogant. Trotz das er nur ein Gefangener war, thronte er würdig auf seinem Ross und war sich seines Titels sehr bewusst. Kurz hatte er einen Blick auf den Mann geworfen, der ihn sprechen wollte und der ihm ja schon in Mantua in der Kaserne aufgefallen war. Er schien einen höheren Rang zu bekleiden und schon etwas älter zu sein.
    Acuma war gespannt, wie der Römer sich wohl geben würde und ob er, wie so manch anderer, sich dazu herablassen würde, ihm spöttisch gegenüberzutreten.


    »Du wünschten mich zu sprechen, Römer? Nun, hier ich sein und hoffen, es werden interessantes Gespräch ...« sprach Acuma, ohne einer Nuance Arroganz in seinem Tonfall. Er hatte eine etwas rauhe, leicht tiefe Stimme, doch klang sie freundlich und ein wenig distanziert. Seine Haut war dunkler als die der Römer und sonnengebräunt. Ein paar Falten um Mund und Augen zeugte davon, dass er etwas über 30 Jahre alt war und gerne lachte.


    Er saß sehr aufrecht aber keinesfalls steif auf seinem Pferd, die Zügel hatte er locker in der einen Hand, seine andere Hand ruhte auf seinem Oberschenkel, den langen Umhang um seine Schultern. Dann blickte er wieder gerade aus.

  • “Salve!“, grüßte Quarto durchaus freundlich. “Mein Name ist Lucius Aelius Quarto, Sohn des Gaius Aelius Maccalus. Ich bin Senator in Rom und Vorsteher des Palastes unseres Kaisers Lucius Ulpius Iulianus.“


    Aus seiner Sänfte heraus, musste er zu dem stattlichen, wenn auch recht ausländisch aussehenden Reiter hinauf schauen. Das tat er auch und musterte den Anderen eingehend.

  • Prinz Acuma wandte seinen Blick nun wieder dem Römer zu, als dieser sich freundlich und ohne Spott in seiner Stimme Vorstellte. Zwar war Acuma alles andere als leichtgläubig, doch es es gefiel ihm, dass der Mann ihn freundlich ansprach und sich vorstellte. Und innerlich staunte Acuma sogar, als er den Titel vernahm. Dies war sicherlich ein sehr verantwortungsvolles Amt.


    Kurz umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen. Seine angespannten Nackenmuskeln entspannten sich ein wenig. EIn höher Römer, der freundlich zu ihm sprach. Es gab also doch noch Würde unter den Römern.


    »Salve, Senator Quatro! Es freuen mich zu machen deine Bekanntschaft. Und ich sein beeindruckt jemanden zu treffen, der arbeiten für Kaiser von Rom. Ihr auch gut werden bezahlt?« Acumas letzter Satz klang nicht ironisch, sondern sollte ein Scherz sein. Natürlich wusste er, das der Mann wahrscheinlich einen Haufen Geld verdiente. Es war eben Acumas Art, Menschen einzuschätzen, denn trotz seiner missligen Lage kam der Humor bei ihm nicht zu kurz. Und Quatro, wenn er denn es richtig verstand, würde es herausfinden, dass er es nicht arrogant meinte.
    Und ausserdem konnte man ein leichtes Lächeln auf Acumas Lippen sehen.

  • Dieser Prinz schien ein sonniges Gemüt zu haben, und ein Lächeln, dem man nur schwer widerstehen konnte. So lächelte auch Quarto, als er antwortete: “Der Kaiser ist nicht geizig. Ich habe mein Auskommen.“


    Dann wurde er jedoch wieder ernst.


    “Man hat mir gesagt, dass du als Geisel nach Rom gebracht wirst, weil dein Vater, König Decebalus, die Legionen Roms herausgefordert hat. Wird er nun Frieden halten? Bist du der Erbe deines Vaters?“

  • Als Quatro davon sprach, das der Kaiser nicht geizig war, grinste Acuma in sich hinein, wurde dann aber auch wieder ernster. Immer wieder schaute er gerade aus, obwohl er sein Pferd so gut unter Kontrolle hatte, dass er ihm blind vertraute, außerdem blieb dem Pferd nur der eine Weg nach geradeaus, aber Acuma brauchte den abschweifenen Blick selber ab und zu. Und ohne Auatro anzublicken, antwortete er:
    »Ja, dem sein leider so. Ich hätte besser sollen sterben im Kampf, das sein ehrenvoller. Aber nun ich sein hier. Und ich nichts wissen viel über Verhandlungen. Ich denken, es werden sich zeigen. Wir alle wollen Frieden. Ich nur hoffen, dass mein Vater werden wahr entscheiden.«


    Auf die Frage, ob er nach dem Tod oder Abgang seines Vaters König werden würde, sagte er erst einmal nichts. Aber eigentlich war es so Sitte und vielleicht wusste das ja der ein oder andere. Doch Acuma wollte den Römern, wenn sie es nicht wussten, nicht noch mehr Vorteile geben.

  • Acuma lachte verhalten. Quatro hatte eine geschickte Frage gestellt.
    »Nun, wenn wir Frieden machen mit Rom, wir sein nicht frei. Wir immer stehen unter römischer Kontrolle. Ich aber wollen sehen mein Volk unabhängig von Rom!« Damit sollte die Frage beantwortet sein.

  • Quarto runzelte die Stirn.


    “Ein Volk, dass sich Rom zum Feind macht, wählt nicht die Freiheit, es wählt den Tod.“, sagte er und es klang wie eine sachliche Feststellung.


    “Du musst dir darüber klar sein, dass der Imperator Caesar Augustus vermutlich zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden hat, wie er mit dir verfahren soll. Muss er annehmen, dass du jede Möglichkeit zur Flucht zu nutzen gedenkst und das du nur darauf aus bist, bei nächster Gelegenheit erneut gegen Rom zu den Waffen zu rufen? Dann wird er vermutlich entscheiden, dass du Roms Gastfreundschaft im Carcer Tullianus, dem Marmertinischen Gefängnis genießen wirst.


    Dein Aufenthalt könnte sich aber auch sehr viel angenehmer gestalten…“


    Er blickte den anderen erwartungsvoll an.

  • Acuma blickte hinunter zur Sänfte. Ein lässiges Lächeln umspielte seine Lippen. Dann richtete er wieder seinen Blick nach vorne.
    »Rom lassen uns nicht große Wahl. Ich sein auch für Frieden mit Rom. Aber unabhängig. Das dakische Volk sein sehr stolz und haben seit Einigung der Stämme hervorgebracht so manche kulturelle wie wirtschaftliche Errungenschaft. Dakien sein berühmt für Gold und Silberverarbeitung. Schon vor Jahrhunderten wir haben getrieben Handel mit Rom auf friedliche Weise. Ich sein dafür, dass wieder zu tun, doch Rom sein zu gierig und wollen alle drücken unter. Wer sein zu gierig, er werden irgendwann verlieren Überblick ...«


    Er machte eine Pause und dachte darüber nach, wie es in Rom wohl werden würde.
    »Ich nicht haben vor zu fliehen und auch nicht aufrufen zum Kampf. Ich warten ab Verhandlungen. Mein Vater werden richtige Entscheidungen treffen. « So hoffte Acuma jedenfalls. Er verehrte seinen Vater, auch wenn er nicht immer in allem mit ihm einer Meinung war.


    Nun blickte er wieder zu Quatro hinunter. Ohne gross Emotionen zu zeigen, fragte er: »Wie denn könnte Aufenthalt sich angenehmer gestalten?«
    Noch wirkte Acuma ein wenig kühl und distanziert, wenn auch freundlich. Er würde sein Gegenüber erst ein wenig näher kennen lernen müssen.

  • Quarto schürzte die Lippen. “Och, ich glaube, jede Unterkunft in Rom ist besser als tiefen Zellen des Tullianums.
    Aber ich sagte ja schon, dass der Kaiser für seine Großzügigkeit bekannt ist. Bei einem Mann, der sich in Zukunft wohlmöglich als Freund Roms erweisen wird und der zudem noch von hoher Geburt ist, wird er möglicherweise dafür Sorge tragen, dass er angenehm unterkommt und gut behandelt wird. Das wäre nicht weniger als angemessen, denke ich.“

    Er überlegte kurz.
    “Ich könnte mich für dich verwenden und dahingehend Einfluss nehmen. Manchmal habe ich die Ehre, dem Kaiser mit meinem Rat dienen zu dürfen.“

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