Nachdem sich am vergangenen Tag wilde Tiere untereinander blutige Kämpfe geliefert hatten, sollten heute als weitere Attraktion der Tierauftritte professionelle Jäger ihren tierischen Gegnern gegenüber treten. Noch einmal strömten tausende von Zuschauern zum Amphitheatrum Flavium und machten es sich im Schatten der weit aufgespannten Sonnensegel auf ihren Plätzen bequem. Der für diesen Teil des Programms zuständige Aedil Purgitius Macer war ebenfalls bereits anwesend und blickte in die Arena hinab, die sich diesmal wieder als ganz normaler Sandplatz und nicht als künstliche Landschaft zeigte. Unter dem Klang von Trompeten zogen zunächst die acht Venatores in den Inneraum ein und präsentierten sich ähnlich wie die Gladiatoren bei einer Waffenschau dem Publikum. Einige von ihnen waren in einfachen Tuniken gekleidet, während andere ihren Gegnern mit freiem Oberkörper gegenüber treten wollten. Keiner trug einen Helm oder Beinschienen, lediglich ein paar Lederbandagen waren hier und dort an den Armen zu sehen. Bewaffnet waren die Jäger mit einem langen Dreizack oder einer Lanze und einige trugen auch einen Köcher mit kleinen Wurfspießen auf dem Rücken. Für den ersten Kampf, der präsentiert werden sollte, nahmen die Männer nun in vier Zweiergruppen Aufstellung, die sich jeweils zusammen einem Gegner widmen sollten. Die Ansager stellten die Paare mit ihren Namen vor und das Publikum jubelte laut, wenn einige Jäger darunter waren, die sich schon von früheren Kämpfen her kannten.
Ein weiteres Trompetensignal kündigte den Einlass der Tiere an. Diesmal wurden die Tiere nicht durch Tore in die Arena gelassen, sondern die Hubböden im Arenaboden kammen zum Einsatz und transportierten an verschiedenen Stellen jeweils einen Tigerkäfig in den Innenraum. Knurrend liefen die Tiere drin auf engstem Raum hin und her, bis sich die Jäger in etwa auf den für sie gedachten Gegner orientiert hatten und die Gitter nach unten in den Boden versenkt wurden. Eines der großen Tiere mit dem glänzenden orange-schwarz gestreiften Fell ging nur Augenblicke später sofort zum Angriff über stürzte sich auf die beiden langsam auf ihn zurückenden Männer. Sofort rammten diese ihre Lanzen mit dem hinteren Ende in den Boden und streckten die Spitze als abwehrenden Stachel nach vorne, um nicht gleich der ersten Attacke zum Opfer zu fallen. Mit lautem Brüllen landete der Tiger in seinem Sprung tatsächlich mit der Brust ein einem der Speere, der unter dem Gewicht des Tieres brach. Gekonnt rollte sich der Jäger zur Seite ab und entging so den scharfen Krallen des landenden Tieres. Den zweiten Speer hatte der Tiger verfehlt und dessen Träger drehte ihn blitzschnell in der Hand, um ihn dem Tiger in den Nacken zu rammen, bevor dieser sich trotz der schmerzenden Lanzenspitze in seiner Brust über seinen über den Boden rollenden Partner hermachen konnte. Dieser Tiger würde sicher der erste sein, der den Kampf verlieren würde, während sich an den anderen Positionen in der Arena Jäger und Tiere erst langsam aufeinander zu bewegten.