I. Das Erwachen

  • Langsam dämmerte Falco aus dem lähmenden Schlaf heraus, der ihn befallen hatte. Er hatte unruhig geschlafen, wilde Alpträume hatten ihn gepeinigt. Er sah Trajan, den Feldzug in Dacien. Die Schlacht am Eisernen Tor, wo er in strömendem Regen die Auxilia den Berghang hinaufgetrieben hatte. Und überall die Barbaren. Dacische Langschwerter. Damals hatte ihn das nicht beschäftigt. Erst als er diesen verfluchten Boden erneut betreten hatte. Nach dem Krieg. Ohne ein männerstrotzendes Heer. Er war eine Patrouille mitgeritten. Mit einer Turma der Gemina. Alles gute Männer. Als der Decurio fiel, da bekam Falco dies nicht einmal sofort mit. Er hatte den Speer nicht kommen sehen und der Offizier war nur langsam vom Pferderücken gerutscht und hatte ihn mit seinen sterbenden Augen angesehen, durch ihn durchgesehen. Danach ging es sehr schnell. Sie kamen aus den Wäldern ….. danach folgte die unendlich erscheinende Gefangenschaft. Hunger, zermürbende Arbeit, auch lähmende Langweile, Kälte, Krankheit …….. er hatte sich geschworen lieber zu sterben als dies erneut durchzumachen, doch ………. Was war passiert?


    Er versuchte sich aufzurichten, doch ein stechender Schmerz durchstieß seinen ganzen Körper, erst jetzt bemerkte er den völlig zerschundenen Zustand seines Körpers. Stöhnend sinkt er zurück auf sein einfaches Lager. Zu sehen ist nichts. Dunkelheit. Er weiß es nicht, doch scheint er zu glauben, dass seine letzten Schlafgelegenheiten noch deutlich unkomfortabler waren als diese, und dass es viele davon gab. Den letzten klaren Gedanken findet er schließlich in Syria. Er wollte sich mit Xerxes treffen, einem Informanten. Es gab klare Hinweise auf eine Revolte der Ostlegionen, aber in Syria ließ sich davon wenig erkennen. Die Befragung war der letzte Versuch gewesen etwas herauszubekommen. Xerxes war immer eine gute Quelle gewesen. Wüste. Eine sandige Straße. Xerxes war nicht allein gekommen. Er kam immer allein. Ich hatte nur zwei Mann als meinen Schutz mit, hinter der Anhöhe zurückgelassen. Xerxes erzählte mir stockend lauter Dinge, die ich woanders im Gegenteil gehört hatte, doch meine Verwunderung, die er auch bemerkte schien ihn nicht zu stören. Und dann hörte ich sie. Die Schreie. Die Schreie meiner beiden Wächter. Ich zog sofort meinen Gladius und wollte ihn dem Verräter in den Leib rammen, doch schon stürmten seine Begleiter auf mich. Ich hab meine Gefangennahme dem Gegner so teuer als möglich gemacht, doch später durch die schlimmsten Prügel meines Lebens dafür bezahlt. Gefangen. Wieder gefangen …………….


    Sein Kopf fällt zurück und er schließt die Augen und atmet rasselnd aus.

  • Falco steht auf einer Lichtung im Wald. Gelehnt auf den Schafft einer Axt hält er sein Gesicht in die wenigen Sonnenstrahlen. Aber im Gegensatz zur Kälte der letzten Tage ist ihm jeder einzelne davon willkommen.


    Er betrachtet gedankenverloren die Menschen um sich herum. Sie gehören eigentlich alle nur drei Gruppen an. Wächter, Helfer und Sklaven. Die Soldaten des Fürsten stehen etwas abseits um alle anderen verteilt. Nicht sonderlich gut bewaffnet, nicht übermäßig viele und nicht überaufmerksam. Aber was würde einem die Flucht auch bringen? Armenia ist weites Land. Eine Flucht ohne Hilfe wäre zum Scheitern verurteilt. Das weiß hier jeder und auch die Wächter. Die Helfer aus dem Gesinde des Fürsten sind meist noch die Schlimmsten. Den Soldaten sind die Sklaven eigentlich egal, es sei denn sie haben gesoffen oder haben grade Lust zum Quälen, doch ein normaler Armenier, dessen Familie einst durch Romas Eisen Schaden zugefügt wurde vergisst nur sehr langsam. Und in diesem Fürstentum finden sich auffallend viele Gegner Roms. Beginnend beim Füsten selber, der öfter Besuch aus dem Osten erhält. Diesen Besuchern werden die römischen Sklaven dann öfter vorgeführt. Es gab auch schon Kämpfe zur Belustigung dieser parthischen Hunde. Wenn jedoch Gesandte des armenischen Königs kommen, dann müssen die Sklaven immer in ihren Verschlägen bleiben. Denn Armenias König ist Roms Bundesgenosse und Freund.


    Wie nur hatte er sich wieder an diesen Zustand gewöhnt? Nicht mehr Herr des eigenen Seins. Von Fremden, ihm feindlich gesinnten Barbaren unterjocht und ausgebeutet werden. Er hatte sich geschworen eher zu sterben, als dies nocheinmal erleben zu müssen.


    Er hatte versucht zu fliehen, am Anfang. Der Wächter, den er dabei beinahe erschlagen hatte ist noch heute sein ärgster Peiniger. Doch man hatte ihn sehr bald wieder eingefangen, trotz aller Bemühungen. Und er hatte für den Versuch gebüßt .... sehr sehr gebüßt.


    Einen ehrenvollen Freitod kann man an diesem götterverlassenen Ort ebenso nicht finden. Er hatte einen anderen Römer gesehen, der es nicht mehr ertrug geschlagen und erniedrigt zu werden. Der arme Gaius hatte sich schließlich in einer Senkgrube selber ertränkt. Die Armenier zeigten ihre Verachtung für den Unglücklichen, die sie bereits ihm Leben für ihn hatten auch seinem Leichnam überdeutlich. Etwas entwertenderes hatte er nie zuvor gesehen, obwohl er in den Folterkellern der Garde ein und ausging. So wollte er auf keinen Fall enden. Dem Feind nicht diese Befriedigung gönnen, ihn gebrochen und vernichtet zu haben.


    Also verfiel er in Warten.
    Demütiges aphartisches Warten.
    Das Lauern auf eine echte Chance zur Rache.
    Alles individuelle Streben und Denken heruntergefahren und betäubt.
    Nur noch sein und arbeiten.


    Doch im Inneren brennt eine kleine Flamme des Hasses.
    Eines Tages wird sie Nahrung erhalten und seine Gegner in einer Feuersbrunst verzehren ...


    Er lächelt kurz und seufzt.
    Die Wächter treiben zur Weiterarbeit an.

  • Falco arbeitet auf dem Hof der Hügelfestung seines Herrn … Herrn. Wann nur hatte er angefangen diesen armenischen Bastard sogar in Gedanken so zu nennen? Er stapelt Brennholz an eine Häuserwand. Der Wind pfeift hier oben deutlich kälter als im Tal. Nach dem Holz muss er noch unbedingt zu den Tieren … Ausmisten … Füttern. Seine Gedanken werden durch einiges Rumoren am Tor beendet. Er schaut auf und sieht einen Wächter über die Brüstung schauen. Dieser dreht sich um und ruft einem Diener im Hof etwas zu … außer den notwendigen Befehlen hat Falco nichts von dem bizarren Kauderwelsch dieser Barbaren gelernt, was ihm auch nie leid tat. Was sollten unwichtige Leute auch schon in einer unwichtigen Sprache über ein unwichtiges Land erzählen können, was ihn interessieren könnte? Der Diener rennt darauf in das große zentrale Haus des Fürsten. Dort regt sich kurz danach ebenso deutlich mehr Leben als sonst. Hektik kommt auf. Die Wächter am Tor kommen zusammen und starren gemeinsam hinunter. Weitere stellen sich in den Toreingang, das zu dieser Tageszeit stets offen steht. Einen Gegner würde man bei Tage sofort meilenweit kommen sehen und ein Sklave könnte eine Flucht aufgrund der selben Logik ebenso vergessen.


    Als der Holzstapel sich seiner Vollendung nähert ist sich Falco bereits lange sicher wer zu Besuch kommt. Da hektisch Vorräte vorbereitet werden und eindeutig Festvorbereitungen begonnen haben, sind es Gäste und keine Feinde. Und da ihn bislang noch keiner in einen dunklen Holzverschlag gestoßen hat, so können es auch keine Besucher des armenischen Königs sein. So bleibt nur noch eines übrig.


    Parthia macht Fürst Hormisdas wieder einmal seine Aufwartung. Und kurz drauf zieht die Gruppe auch schon durch das Tor. Falco bemerkt sofort, dass sie deutlich größer als sonst ist … und deutlich prunkvoller. Und dann erblickt er ihn. Auf einem schwarzen Rappen. In edelste Stoffe gehüllt. Kurz darauf erblickt ihn der Orientale ebenso und lächelt. Schon tritt Hormisdas aus seiner Halle, begleitet von seinen Hauptleuten. Geschenke werden überreicht. Die Geschenke des Parthers sollten ausreichen um sich ein Königreich zu kaufen. Silberplatten mit feinstem Zierrat werden aufgebaut. Die Geschenke des Fürsten sind dagegen fast eine Beleidigung, aber der Parther nimmt sie glücklich entgegen. Das Gespräch wird auf Griechisch geführt. So erfährt Falco, dass es sich bei dem Gast nicht um einen einfachen Gesandten des Hofes zu Ctesiphon handelt. Der Mann heißt Parthamasires und stammt wohl aus der weiteren Verwandtschaft des parthischen Shah in Shah Oroes. Die Gesellschaft begibt sich nun ins Innere …


    Die unvermeidliche Vorführung der römischen militärischen Unzulänglichkeit. Hormisdas ist besessen davon jedem seiner Gäste vorzuführen, wie lächerlich Römer in den Kampf ziehen. Dafür staffiert er ein gutes Duzend römische Sklaven mit etwas größeren Korbschilden und Holzschwertern aus. Diese platziere man in Mitten einer flachen Ebene und hetzte dann nacheinander jeden Reiter des Ortes darauf. Diese haben zwar auch nur Holzspeere, aber deren Treffer führen zu üblen Blutergüssen und Prellungen. Widerstand zu leisten ist geradezu lächerlich, weshalb die römischen Gefangenen die Tortur sehr bald einfach stoisch über sich ergehen lassen. Wird dann am Ende erneut bewiesen wie lächerlich es ist als Fusskämpfer gegen Reiter anzutreten, dann kann man sich zumindest unter dem siegreichen Gejohle der Menge zurückziehen. In der Nähe haben sich Fürst und Gast niedergelassen. Man tafelt genüsslich einige Kleinigkeiten. Der Parther ist mit Sicherheit besseres gewohnt, lässt sich aber nichts anmerken. Die ersten Reiter haben bereits ihre Treffer erzielt. Falco wurde bislang noch nicht getroffen. Hormisdas schwadroniert unaufhörlich über die Lächerlichkeit der Römer und ihrer „Kriegskunst“. Der Parther verzeiht keine Miene, beobachtet allerdings genau was passiert. Ein Reiter von vorn. Falco schirmt sich so gut es geht mit dem Schild ab. Der Gegner sucht sich ein anderes Ziel. Plötzlich wird Falco zu Boden gerissen, von einem stechenden Schmerz im Rücken. Ein weiterer Reiter war von hinten gekommen. Der ehemalige römische Offizier rappelt sich auf. Auf den Knien blickt er erneut zu den Zuschauern. Jetzt grinst der parthische Gast über das ganze Gesicht. Und applaudiert sogar eher herablassend, denn anerkennend. Dies setzt er bei jedem Treffer, den der Helvetier einstechen muss fort, wobei ihn andere Treffer weiterhin gänzlich unberührt lassen. Zunehmend weckt das Falcos Zorn, eine Charaktereigenschaft, die er lange nicht mehr wirklich spürte. Dieser Parther fordert ihn heraus. Als er erneut mit dem Gesicht im Dreck landet, da krampft sich in wilder Wut die Hand um einen der herumliegenden Speere, diese aufzuheben ist ein böser Frevel. Einen Sekundenbruchteil will ihn Falco nach dem Parther schleudern, doch das wäre sein eigenes Todesurteil. Also wirft er den Speer nach den nächsten anreitenden Armenier. Mit voller Wucht kracht das Geschoss an die Stirnseite von dessen Helm. Der Reiter fällt benommen herunter. Der Gardist starrt zu dem Orientalen hinüber und grinst nun seinerseits und erwartet das unvermeidliche. Und bald trifft ihn die erste Faust …

  • Schon seit Stunden hört man das Grölen und Lärmen des Begrüßungsfestes. Falco mistet die Ställe aus. Später wird er herrlichen Hirsebrei bekommen, … und die Gesellschaft stopft sich mit den feinsten Speisen voll.


    „SCORPIO!“


    Das war sein Name in dieser Welt. Wegen dem Eisenring, auf dem der Skorpion der Garde prangt. Nur wegen dessen Schlichtheit hat ihm diesen bislang noch keiner abgenommen.


    “Ja, Herr, was soll ich tun?“


    Er würgte diese Anrede jedes Mal mehr hervor, als er sie aussprach.


    “Der Fürst will Dich sehen, komm mit!“


    Welches Spiel mit ihm hatte sich dieser dreckige, vollgefressene Hund nun wieder ausgedacht ...

  • Man betrat den Saal und stellte Falco direkt vor die Anhöhe an der Stirnseite. Das feierliche Treiben im Raum ging gedämpfter, aber dennoch ungestört weiter. Dort thronte Hormisdas auf einem Sessel über den ein Löwenfell geworfen war. Es gab in der Gegend Berglöwen, doch dieser Fettwanst hatte sicher einen lebendigen nie zu Gesicht bekommen. Direkt daneben saß der parthische Gast, der Falco erneut mit großem Interesse betrachtete.


    „Dies hier, Römer, ist Parthamasires. Gesandter des Surenas, eines der engsten Berater des Shah in Shah Osroes I. von Parthia.“


    Falco starrte nur wortlos vor sich hin, was den Gast zum Schmunzeln brachte. Dieser setzte dann in feinstem Latein an.


    „Und dies hier ist Lucius Helvetius Falco, Römischer Ritter, Praefectus Praetorio des Imperator Caesar Augustus von Rom und glorreicher Feldherr in vielen Schlachten.“


    Nun blickte Falco den Mann voller Interesse an. Trotz seiner eindeutig geplanten Entführung hatte man ihm nie irgendwelche Fragen gestellt und auch nicht versucht mit ihm Lösegeld zu erpressen, zumindest gab es keinerlei Anzeichen dafür. Er hatte sich lange gefragt warum ihn ein armenischer Fürst überhaupt entführen sollte und dann noch an den Grenzen Syrias. Doch wurde er irgendwann des Grübelns müde. Doch nun begann es ihm bereits langsam zu dämmern …


    „Verzeih … Dein Titel hat ja unlängst etwas gelitten. Nun bist Du Gebieter über Schweine und Läuse! Das Blau steht Deinem Auge übrigens gut.“


    Wieder beginnt Wut in Falco zu kochen.


    „Sonderlich gesprächig bist Du ja nicht. Aber das wird sich ändern. Du besitzt einiges Wissen, was mir und meinem König nutzen wird. Und um mir dieses Wissen zu holen bin ich hier.“


    Falco zieht die Stirn in Falten, langsam fügen sich die Mosaiksteine zusammen. Auch der Parther scheint dies zu bemerken.


    „Sieh an. Der scharfsinnige Ermittler ist wohl noch immer nicht hinter den Grund seines Aufenthaltes hier gekommen.“


    Der Parther lacht schallend.


    „Dann will ich deinem beschränkten Geist ein wenig auf die Sprünge helfen. Eine Revolte der Ostlegionen gegen Julian war nie auch nur ansatzweise gegeben. Dafür sind die hiesigen Truppen viel zu faul.


    Ich hab mir das ausgedacht.


    Warum? Ganz einfach. Du bohrtest viel zu tief in Dingen herum, die dich nichts angehen. Da das außer dir aber sonst keiner tat, beschlossen wir dich zu entfernen, ehe Du auf gewisse wirkliche Wahrheiten stoßen konntest.“


    Falcos Geist überschlug sich. Schließlich bricht es aus ihm heraus, laut, aber doch mehr zu sich als zu dem Parther.


    „Niemand in den Legionen wird sein Schwert gegen Rom erheben … sondern ihr werdet es!“


    Wieder grinst der Orientale breit.


    „Gratuliere. Wie überaus scharfsinnig. Dir hätte diese Erkenntnis doch am leichtesten von allen fallen müssen. Es war doch alles da. Genau vor deinen Augen. Ganz offensichtlich war es nicht einmal nötig Dich zu beseitigen. Du hättest wohl auch so nie etwas entdeckt, oder? Aber nun informierst du mich über gewisse Dinge, die du als ehemaliges Mitglied der römischen Regierung und dessen dunkler Kanäle weißt. Zum Beispiel deine Einschätzung über die Legaten Asias und Syrias. Secundus Florius Gracilis und Gaius Munius Lupercus. Du kennst sie. Und gewisse Legionslegaten wie Lucius Petilius Cerialis oder Decius Camillus Verus. Dann Einzelheiten über die Römische Verteidigung und natürlich das Wichtigste. Wie Julian auf gewisse Dinge reagieren wird, wenn sie passieren. Aber wir werden dich morgen erneut rufen und uns … genauer … unterhalten.“


    Auf ein Handzeichen hin zerrt man Falco hinaus. Dieser ist perplex. Die Gedanken rasen durch seinen Schädel.

  • Die Stunden waren vergangen und noch immer kam Falcos Geist nicht zur Ruhe. Er wälzte alle neuen Fakten immer und immer wieder und versuchte zu entscheiden, was er jetzt tun sollte. Morgen würde man ihn befragen. Würde er nicht reden, so würde man ihn foltern, bis er es täte. Mit den Informationen, die er hatte, wäre es dem Feind möglich, einiges von der römischen Verteidigung zu umgehen und vorherzusehen. Er musste verhindern, dass dieses Wissen in deren Hände fiel. Freitod …


    Werkzeuge wurden nur für die Arbeit ausgegeben, außerdem war er hier für die Nacht mit den anderen Sklaven eingesperrt. Wie sollte er da …


    Der Türriegel wurde herausgezogen und die Tür wurde aufgezogen. Einer der Wächter erschien im spätabendlichen Dämmerlicht. Auf grauenhaftem Griechisch bellt er.


    „Einer von Euch! Mitkommen!“


    Sofort war Falco auf den Beinen. Es galt jede Chance zu nutzen, irgendwie … irgendwie den Tod zu finden. Er folgte der Wache bis hinter das Haupthaus.


    „Hole neuen Wein aus dem Lager und bring es hinein!“


    Falco schlurfte zum Lagerraum und schaute sich in der Umgebung um. Keine Wachen, außer auf den Wällen, eine Flucht wäre unmöglich. Selbst wenn sie gelänge würden die Wachen einen spätestens am nächsten Tag einfangen. Es gab nur den einen Weg … er öffnet die Türe zum Lager. Er sieht einige Amphoren aufgereiht an der Wand. Kurz schaut er sich im Raum um. Amphoren, Fässer, Schinken … keine Werkzeuge, nichts womit man … resignierend greift er nach der ersten Amphora und schleppt sie an dem misstrauischen Wächter vorbei ins Haus. In einem Hinterzimmer, neben der Küche gelegen liegen bereits viele leere Amphoren herum. Man hört deutlich die Feststimmung der Gesellschaft, die nur einige Räume weiter künftigen Ruhm begießt.


    Mit der vierten Amphore in der Hand schleppt er sich erneut an dem Wächter vorbei.


    „Das reicht, nur noch die!“


    Als Falco das Haus wieder verlässt, kann er den Krieger nicht mehr sehen. Er schaut sich hektisch um. Direkt hinter dem Haus ist eine fast niedergebrannte Feuerstelle. Darüber hängt ein Spieß von dem die kläglichen Reste eines einst köstlichen Bratens herunter baumeln. Langsam geht Falco darauf zu. Erwartet sekündlich den Zuruf der Wache. Doch nichts geschieht. Vor den nur noch kleinen Flämmchen geht er in die Knie und legt seine Hände um den Stahl, der nur mehr lauwarm ist und hebt ihn aus den Halterungen. Damit müsste es gehen. Damit würde er sich …


    „Lass das, so was bekommt ihr nicht! Die Reste bekommen eher die Hunde, als ihr!“


    Ertönt es laut, sehr dicht hinter ihm. Falco hält nur kurz inne, dann hat er sich entschieden.


    Er wirbelt herum und rammt dem Armenier den Bratenspieß in den Hals. Dieser reißt erschrocken die Augen auf und unter einem blutigen, röchelnden Keuchen bricht er in die Knie. Falco greift sich dessen Schwert. Wie gut sich der Griff einer Waffe nach all diesen Monaten doch anfühlt. Er beendet den Todeskampf den Gegners. Was nun?


    Nur kurz betrachtet er das Schwert in seiner Hand und das herunterrinnende Blut daran. Dann fasst er einen neuen Entschluss. Flucht. Rom warnen oder eben bei dem Versuch sterben. Nur wie soll er … er hält inne.


    Er greift dem Toten unter die Arme und zerrt ihn hinter sich her. Um die Ecke zum Sklavenverschlag. Heute Nacht ist jeder entbehrliche Mann auf der Feier und besoffen. Der Rest auf den Mauern. Neben der Tür lässt er den Körper heruntersacken. Dreht um und rennt zurück zur Feuerstelle, greift sich einen noch brennenden Holzscheid und spurtet zurück. Beim Leichnam angekommen hält er inne. Kein Alarm, keine Rufe. Nur das leise Schnarchen der Sklaven hinter der Tür. Er entriegelt sie und schlüpft hinein.


    „Wacht auf!“


    Nach einigem Raunen und Schütteln sind alle wach und viele Augen auf ihn gerichtet.


    „Ich habe die Wache getötet. Ihr wisst so gut, wie ich, dass eine Flucht faktischer Selbstmord ist, aber besser als heute waren die Chancen nie … und werden es nie wieder werden. Ich werde mein Glück versuchen. Das könnt ihr auch, wenn ihr wollt, oder hier bleiben. Das ist mir gleich. Hört zu. Alle, die es versuchen wollen, sammeln sich hinter der Senkgrube, da wo die Mauer am niedrigsten ist. Wartet dort. Ich werde Feuer legen, sobald hier Panik ausbricht und man versucht das Feuer zu löschen … rennt. Möge Fortuna euch gnädig sein!“


    Nur kurz schauen die Männer einander an. Dann verlassen alle nacheinander geduckt den Verschlag. Falco amtet langsam aus. Wieder in der Tür stehend sieht er auf den Toten hinab. Nur kurz schätzt er ihn ein. Kniet sich neben ihn und tastet ihn hektisch ab. Ein Amulett, sonst nichts. Falco nimmt sich dessen Stiefel und den Gürtel. Dann greift er sich an den eigenen Finger. Lange hat ihn dieser Ring begleitet. Er dreht den Skorpion in das Licht der Fackel. Er zieht den Ring ab und streift ihn dem Toten über. Dann zerrt er ihn in den Raum und wirft ihn ins Stroh. Wieder draußen schaut er hinein und wirft die Fackel ins Dunkel.


    Wieder horcht er. Noch immer nichts. An der Feuerstelle holt er sich einen weiteren Holzscheit, wirft ihn in den Lagerraum. Wieder einen … in das Haupthaus … und noch einen. Schnell greift er nach einem weiteren und rennt zum Stall. Nachdem er auch diese Fackel platziert hat rennt er zu der Stelle der Mauer, die von der Senkgrube am weitesten entfernt ist. Er kauert sich hinter den Wall. Über ihm hört er Wachen, mindestens zwei. Er wartet. Rauch riecht er bereits, mehr als üblich, doch noch passiert nichts. Jetzt sieht er die ersten Flammen, der Sklavenverschlag steht lichterloh in Brand. Das blieb den Wachen nicht lange verborgen. Kurz danach bricht Unruhe über den Ort herein. Viele Wachen verlassen den Wall und rennen ins Innere, rufen und schreien. Nur sehr langsam sind Antworten auf die Rufe zu vernehmen. Jetzt müssten die anderen ihren Fluchtversuch starten. Wenige Augenblicke danach ist sich Falco sicher, dass direkt über ihm kein Wächter mehr ist. Er rennt den Wall hinauf. Blickt sich noch einmal kurz um. Die Sklavenunterkünfte sind ein unrettbares Opfer der Flammen. Vorratsraum, Haupthaus und Stall brennen auch bereits. Es haben bereits Löschversuche begonnen, aber alles ist völlig unkoordiniert und panisch. Der Parther kommt aus dem mittlerweile rauchigen Inneren der Halle, reibt sich die Augen und hustet offensichtlich. Mit einem Grinsen steigt Falco über die Mauer. Er lässt sich fallen, neben das Schwert und eine Tasche mit Vorräten.

  • Seit drei Tagen war er unterwegs. Es war Nacht. Er fror. Er war müde. An einen Stein gekauert starrt er in die Dunkelheit. Was hatte er in seiner Gefangenschaft über die Lage der Festung erfahren. Er wusste, dass sie irgendwo zwischen den Städten Amida und Mardin liegen musste. Südlich des Tigris und in den Ausläufern des Taurus. Denn der hatte seine Sicht stets im Norden begrenzt. Zum Tigris konnte er nicht, das würde ihn zu sehr in besiedeltes Gebiet bringen, was er aber meiden musste. Er musste nach Westen. Dort muss das Reichsgebiet liegen. Den Tälern folgen. Das müsste ihn aus dem Norden Mesopotamias nach Commagene bringen. Dort macht der Euphrat und somit Roms Grenze eine Nase in seine Richtung. Die nächste Brücke müsste, so er sich richtig erinnerte bei Samosata sein. Dort stand die dreißigste Ulpia. Dorthin musste er es schaffen.


    Er sank nur kurz in einen leichten Schlaf, aus dem er sehr bald wieder hoch schreckte.


    Und was dann? Er war sicher offiziell als deceptus a barbaris eingestuft. Oder noch besser als defunctus est in Parthia … aber im Minimum als desideratus. Er würde beweisen müssen wer er war, bevor man auch nur in Erwägung zog ihm zuzuhören. Wer kommandierte die XXX.? Das war … Decius Camillus Verus, ja. Falco kannte den Mann, aber nur flüchtig. Er würde sich nicht wirklich an ihn erinnern können. Aber vielleicht einer der Tribune. Gracilis könnte seine Identität sofort bestätigen. Aber dafür müsste er erst einmal nach Tarsus kommen und dann auch zum Statthalter vorgelassen werden. Er war ja völlig mittellos. Augenscheinlich ein unbedeutender Verwirrter …


    … aber es würde noch viel Zeit sein sich darüber Gedanken zu machen.


    … wenn er überhaupt soweit kam …

  • Schon seit einigen Tagen war ihm die Verpflegung ausgegangen. Die Umgebung war nicht völlig unfruchtbar. Steinig und rau, aber nicht so öde wie in den höher gelegenen Teilen des Landes. Sträucher und einige Bäume. Er zählte die Hügel und Berge nicht mehr, sondern konzentrierte sich nur noch darauf den eben nächsten davon zu umgehen, er hielt sich im Tal und hoffte darauf, dass es ihn zu römisch besetztem Gebiet brachte. Sein Geist dachte seit langem nicht mehr in geordneten Bahnen und kümmerte sich ausschließlich nur noch um die rudimentärsten Denkprozesse. Einen Fuß vor den anderen. Nur noch diesen Hügel hinauf … auf der Anhöhe angekommen scheinen seine Beine aus reinem Blei zu bestehen und er stürzt. Hustend versucht er den Kopf vom Boden zu heben. Seine Augen sind verklebt, er hat Sand im Mund und schmeckt Blut … er lässt den Kopf sinken …

  • Seine Augenlider schmerzten. Alle Knochen taten ihm weh. Sein Mund war ausgedörrt. Und die Decke kratzte schrecklich. Die Wolldecke … kratze schrecklich. Sofort schlug er die Augen auf. Beinahe augenblicklich rief jemand auf Latein.


    „Er ist jetzt wach!“


    Eine Antwort, ebenso auf Latein, ließ nicht lange auf sich warten.


    „Gut, na dann.“


    Falco drehte seinen Kopf, um den Raum, in dem er war zu erfassen. Es war ein kleines Zimmer, ein Bett auf dem er lag und eine Tür. Im Türrahmen stand ein Mann in roter Tunica, das Gesicht hinaus in einen Flur gerichtet. Dann tritt er ganz hinaus und lässt einen weiteren, älteren, Mann ebenfalls in roter Tunica eintreten. Falco schließt die Augen und seufzt laut vernehmlich. Er ist gerettet. Legionäre.


    „Salve. Weißt du wo du dich befindest?“


    Falco setzt an zu sprechen und hustet zunächst leicht. Der Mann weißt auf ein Tischchen neben dem Bett, auf dem ein Becher steht. Nachdem Falco das Wasser wieder absetzt, beginnt er erneut zu sprechen.


    „Nicht genau.“


    „Dann helfe ich Dir auf die Sprünge. Du bist in Samosata. In den Castra der Legio XXX. Ulpia Victrix. Und im Valetudinarium. Das weiß ich. Was ich wissen will, ist, wie Du hierher gekommen bist. Auxiliarreiter haben dich bei uns hier abgeliefert. Du hast wohl andauernd verlautbaren lassen, dass du römischer Bürger und Soldat seiest. Das werden wir nun klären. Also. Wer bist du und wie kommst du hier her.“


    Der Mann verschränkt die Arme. Jetzt fällt Falco die Vitis auf, die der Mann in der Hand trägt. Also setzt er an …


    „Centurio. Mein Name ist Lucius Helvetius Falco. Ich bin … war der Praefectus Praetorio des Kaisers, bevor ich in Syria entführt und nach Armenia verschleppt wurde.“


    „Helvetius Falco?
    Praetorianerpraefect?
    In Syria entführt und hier in Asia wieder aufgetaucht?“


    Man sah dem Centurionen seine aufsteigende Verstimmung deutlich an, er war sich sicher angelogen zu werden.


    „Centurio. Ich weiß wie sich das anhört. Nicht sonderlich glaubwürdig. Aber Glaube ist es nicht, was ich verlange. Ihr seid die XXX. Legion. Aufgestellt von Kaiser Trajan für die Dacerkriege, an denen ich die Ehre hatte mitzukämpfen. Die Legion machte von sich reden, weil der damalige Legat eigenmächtig, obwohl er die Flanke des Heeres bildete, angriff und dadurch verhinderte, dass sich ein starker Verband der Gegner unbemerkt nähern konnte. Als Embleme gab euch Trajan Neptun und Jupiter sowie den Steinbock. Euer Kommandeur ist Decius Camillus Verus. Ihr seid hierher versetzt worden, um die Grenzverteidigung Asias zu verstärken. Truppen aus Syria heranzuführen hätte im Krisenfall viel zu lange gedauert. Zwei Legionen, zentral platziert erschienen uns, nebenbei war der Vorschlag von mir, das beste. Eine in Melitene, eine in Satala. Das blockiert die beiden Einmarschrouten nach oder aus Armenia perfekt. Auch euch herzuholen und in Samosata zu stationieren war Trajans Idee, der Gute ging, wenn er konnte, gern auf Nummer sicher. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich nun Verus vorführen würdest.“


    Falco machte Anstalten aufzustehen. Ihm wurde zwar schwindelig, aber er ließ diese Schwäche nicht zu. Dann blickt er zu dem Offizier hoch. Dieser schaut immer noch skeptisch, aber er zweifelt nun deutlicher daran, dass alles nur gelogen sei.


    „Du scheinst mir zumindest Römer zu sein. Und wohl ehemaliger Soldat. Alles andere soll nicht meine Sorge sein. Ich werde dich … dem Praefectus Castrorum vorführen. Kannst Du gehen?“


    Als Antwort schlüpft er in die abgenutzten Stiefel und dann kommt Falco wackelig auf die Beine. Der Centurio verlässt anerkennend nickend den Raum. Er folgt ihm zur Principia. Es tut gut wieder zwischen den eigenen Truppen zu weilen. Falco fühlt sich zum ersten Mal seit langem wieder … sicher.


    Der Praefectus Castrorum scheint mehr als beschäftigt zu sein. Als sie sein Büro betreten, stürmt gerade ein Soldat hinaus, dem der Lagerkommandant hinterher brüllt.


    „Ich will, dass diese verdammte Brücke spätestens übermorgen wieder nutzbar ist. Also bewegt mal eure Ärsche, verflucht!“


    Als er die beiden Gäste erblickt verdreht er die Augen. Seine Kiefer mahlen, als wolle er etwas sagen. Schweigt jedoch und setzt sich hinter seinen Schreibtisch.


    „Ich hatte doch dich mit dem Fall dieses Vagabunden beauftragt, damit eben ich mich nicht um solche Bagatellen kümmern muss. Und das erste was dir einfällt ist, ihn herzubringen?“


    „Ich weiß, aber es zeigten sich gewisse Anzeichen, die die Causa über den Status Bagatelle erheben könnten. Dieser Mann hier gibt an Lucius Helvetius Falco zu sein.“


    „Falco … der vermisste Praefect der Garde?“


    Zu Falco gewandt blafft er.


    „Kannst du das beweisen?“


    In dem Moment fiel Falco ein stichhaltiges Argument ein, was seine Identität zumindest sehr wahrscheinlich bestätigen würde. Als zu sprachen anfangen will betritt ein weiterer Mann das Büro.


    „Praefect. Wann genau ist die Brücke denn nun wieder repariert? Die eigenen Handelswege blockieren ist nicht unsere Aufgabe!“


    Das musste Verus sein. Falco erinnerte sich dunkel an ihn, er hatte ihn einige Male auf Festen und Audienzen gesehen und auch gesprochen. Der Mann schaut ihn ebenso an, da er dessen Interesse an ihm bemerkte. Auch im dämmert schnell die Bekanntschaft.


    „Ich kenne dich. Aber woher …“


    Falco wollte schon versuchen ihm eine Hilfestellung zu geben, da reißt der Legat die Augen auf.


    „Ich weiß! Helvetius. Der vermisste Praetorianerpraefect. Du standest neben dem Kaiser, bei meiner letzten Audienz dort. Wie üblich mit verschränkten Armen und kommentarlos. Ich habe die Berichte gelesen, man ging von deinem Tod aus.“




    Falco hatte den Legaten mit dem bislang nur guten Rat zurückgelassen, sich auf Kampfhandlungen vorzubereiten. Verus hatte sich den Bericht beunruhigt angehört. Nun preschte Falco auf dem Rücken eines Pferdes über die Heerstraße. Eine kleine Eskorte Legionsreiterei im Rücken. Richtung Tarsus. Gracilis würde seine Identität und seinen Ordo final bestätigen und ihm Geld leihen. Danach würde er ein Schiff nach Ostia besteigen und Rom warnen.

  • Falco saß in einer Caupona in Tarsus. Mit Blick auf den Hafen. Das Wetter war sonnig und warm, trotz kalter Briese. Er hob den Becher mit lokalem Wein an die Lippen und wieder stach ihm sein neuer anulus equester ins Auge. Secundus Florius Gracilis hatte es sich nicht nehmen lassen ihm diesen neuen Standesring zu schenken. Er kannte Secundus nun schon viele Jahre. Vielleicht der einzige Senator, den er schätzte und absolut sicher der einzige Praetor, den er je wirklich schätzte. In seiner Amtszeit hatte Gracilis auf Falcos Hinweis hin einige suspekte Charaktere ihrem gerechten Schicksal zugeführt. Und natürlich hatte der Legatus ihn nun ohne viel Aufhebens sofort rehabilitiert. Nun war er auch für sein eigenes Volk wieder ein vollwertiger Römer. Ein vollwertiger Ritter, auch den angustus clavus trug er wieder voller Stolz, auch seine Kleidung ein Geschenk des asiatischen Statthalters. Er war wieder Lucius Helvetius Falco. Man hatte wieder Respekt vor ihm, der Schiffseigner, bei dem er sich gerade eine Überfahrt nach Ostia gekauft hatte überschlug sich geradezu in Unterwürfigkeit. Geld und einen Sklaven hatte er auch bekommen. Mehr als großzügig für einen Mann, denn er geradeso einen Freund nennen konnte. Secundus sah es wohl als eventuell gute Zukunftsinvestition, Falco in dieser Notlage zu helfen. Falco hasste es in Nöten zu stecken, lieber brachte er seine Feinde in solche hinein. Aber diese Hilfe war willkommen … Secundus war wirklich ein schlauer Fuchs. Falco stand nun in seiner Schuld. Um das zu erreichen hätte man früher bedeutend mehr tun müssen, als er es jetzt getan hatte. Geradezu ein Spottpreis.


    Falco trank den Wein in einem Zug leer. Klimpernd ließ er einen dupondius auf den Tisch fallen und erhob sich.


    Die Hafenstadt Tarsos, die Handelsbeziehungen nach Phoenicia und Aegyptus unterhielt, liegt nur etwas mehr als eine Meile vom Mare Internum entfernt. Nur den Kydnos hinab und aufs Meer hinaus. Und zurück nach Italien.


    Secundus hatte Falcos Bericht über die parthischen Manöver in Armenia aufmerksam zugehört. Er hatte versprochen sich auf Kampfhandlungen vorzubereiten und sehr viel Vorsicht walten zu lassen. Ebenso wollte er König Exedares schreiben um ihn vor einem etwas zu autarken Fürsten zu warnen. Auch Gaius Munius Lupercus, dem Legaten von Syria wollte er schrieben, aber er und Falco wussten, dass er ohne von Rom zu hören nichts unternehmen würde. Also musste Falco dafür sorgen, dass diese Weisung aus Rom erging.


    Zu gerne wäre er dabei, wenn Hormisdas von seinem König aller Ehren beraubt und wohl hingerichtet würde. Es wäre ein Hauch von Genugtuung. Aber das ließe sich wohl nicht machen.


    Der Nubier schlich ruhig hinter ihm her. Ohne Regung von irgendeinem Eigeninteresse das Gepäck tragend. Das erste Leben, das wieder unter seinem Befehl stand.


    Nun steuerte er zielstrebig eine Bäckerei an. Das Brot kam grade frisch aus dem Ofen. Es war köstlich. Sein Geschmack war früher deutlich exquisiter und er würde es wohl auch bald wieder werden. In einem anderen Laden kaufte er sich ein Exemplar von Caesars „De Bello Gallico“. Für die Fahrt. Er wollte auch geistig wieder nach Hause kommen. Eigentlich hatte Falco gehofft einen Gladiatorenkampf oder eine Aufführung im Theater besuchen zu können, aber die Zeit hatte er nicht. In Rom würde er so oder so erst das richtige Niveau all dessen finden.


    Doch das Schiff wartete. Auf einen Wink hin setzten sich Herr und Sklave in Bewegung.

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