Ein kleiner Ausflug in den Wald

  • Auch wenn das Wetter heute sehr warm war, so war es im Wald angenehm kühl und erholsam zu der Hitze die dafür wütete. Sie ritten einen weichen Waldweg entlang nebeneinander und irgendwie ziemlich still. Bis auf die Hufe die in den weichen Boden sich gruben und die Vögel hörte man so gut wie keinen Laut und es kamen ihnen auch keine anderen Menschen entgegen. Sie hatte Marga versprochen nach Sonnenuntergang spätestens wieder da zu sein, damit sich keiner Sorgen machen musste und sie würde sich auch daran halten. "Bist du gerne draussen in den Wäldern?" sie hielt die Zügel in ihren Händen und ritt dicht neben ihm her, dabei sah sie ihn von der Seite her immer wieder an.

  • ,,Ich war als Kind die meiste Zeit im Wald, ausser natürlich im Winter. Und auch da musste meine Mutter mich immer zurückhalten nicht hinaus in den Schnee zu stürzen. Ich hatte ein paar Freunde von benachbarten Gehöften, mit denen ich mich traf. Wir haben dann allerlei Spiele gespielt oder irgendeinen Unsinn angestellt.'' Er lächelte beim Gedanken an seine Kindheit. ,,Am liebsten haben wir uns an Römer angeschlichen. Natürlich nicht sehr nah, dazu hatten wir viel zu viel Angst.'' Er lachte. ,,Später habe ich meinem Vater noch viel geholfen, beim Heuen oder bei den Gattern auf der Weide. Um deine Frage zu beantworten : Ja, ich bin sehr gern draußen. Viel lieber als drinnen. Leider sind die Tage in der Kaserne nicht so geschnitten, dass ich noch viel Zeit habe. Aber wannimmer die Ala ausreitet geht es durch die Natur...''

  • Verina schmunzelte über die Gemeinsamkeiten die sie beide doch hatten und es freute sie sogar. "Oh ich habe als ich kleiner war auch allen erdenklichen Unsinn angestellt und sicher meine Eltern das ein oder andere mal zur Verzweiflung getrieben oder erst meinen Bruder." Verina lachte leise wenn sie an früher dachte und sie vermiste vieles, aber es war eben nicht mehr rückgängig zu machen und damit würde sie immer leben müssen. "Ich habe früher nie etwas mit den Römern zu tun gehabt und deswegen auch nicht daran gedacht mich an welche zu schleichen. Wir wurden noch im freien Germanien geboren, an der Amisia. Es war sehr schön dort und ich vermisse es. Die natur hat etwas befreiendes und ich bin gerne hier weil man nachdenken kann, ohne dass man gestört wird." Verina sah wieder nach vorne und führte sie an einem anderen Weg entlang und es glich schon fast einem Trampelpfad, aber sie wusste schon wohin sie wollte.

  • ,,In der Natur kann man wirklich allein sein mit den eigenen Gedanken, aber ohne sich allein zu fühlen.'' bemerkte Lucius als sie so den Weg entlang ritten. Ein leichter Wind bewegte die Blätter in den Baumkronen hoch über ihnen, Insekten schwirrten umher und die Luft war erfüllt vom Gesang der Vögel und den Geräuschen kleiner Tiere am Boden, im Unterholz und über ihnen in den Bäumen. ,,Sag, wohin reiten wir?'' wollte er von ihr wissen.

  • Sie hatte ihn immer wieder von der Seite her angesehen und sich ihre eigenen Gedanken gemacht. Der Weg schien nicht zu enden und eigentlich hatte sie nur auf seine Frage gewartet die er ihr dann doch noch stellte. "Lass dich überraschen, wir sind gleich da" meinte sie nur lächelnd und ritt ein kleines Stückchen voraus. Es kam ganz plötzlich, dass der Wald einfach endete und sie auf eine Lichtung ritten die schöner nicht hätte sein können. Sie war nicht groß aber es wuchsen die unterschiedlichsten Blumen dort und ein kleiner Bach floß in der Mitte entlang. Verina brachte ihr Pferd zum stehen und sah Lucius an. "Habe ich zuviel versprochen?"

  • ,,Nein.'' entgegnete er, ließ sich vom Sattel ins Gras rutschen und legte sich mitten auf die Sonnenbeschienene Lichtung auf den Rücken. Er schloss, die Augen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und kaute auf einem Grashalm herum. ,,Das habe ich als Kind auch oft getan.'' bemerkte er, fast etwas träumerisch. ,,Kommst du oft hierher?'' wollte er wissen. ,,Ist das dein geheimer Ort?''

  • Verina lächelte schon die ganze Zeit über und ließ sich ebenfalls von ihrem Pferd runter und kam dann zu dem Platz wo er sich gesetzt hatte um sich ebenfall neben ihn zu legen. "Ich liebe diesen Platz hier. Er ist ruhig und ich kenne niemanden der ihn kennt, zumindest war noch keiner hier wenn ich es war. Man könnte es als meinen geheimen Ort bezeichnen ja.Und ich komme so oft ich es schaffe hier her um nachzudenken oder einfach die Natur zu genießen." Sie lag neben ihm im Gras und sah zum Himmel empor.

  • ,,Wieso zeigst du mir deinen geheimen Ort?'' fragte er interessiert während er einen Falken beobachtete, der über den Baumwipfeln kreiste und dann wieder zwischen den Ästen der Bäume am Rand der Lichtung verschwand. Die Pferde grasten irgendwo ein paar Schritt weiter. Alles war friedlich und Lucius wäre bestimmt schläfrig geworden, wäre da nicht diese Anspannung gewesen, die er so noch nie empfunden hatte und ihn beschäftigte.

  • Verina stützte sich neben ihm auf ihre Arme ab und schaute ihn von der Seite her an. Sie beobachtete ihn eine Weile bevor sie wieder etwas sagte. "Ich weiß nicht, vielleicht weil der Ort etwas besonderes für mich ist und...." Sie sah ihn immer noch an und ihr Lächeln wirkte etwas schüchterner als eben noch "Vielleicht kann ich mich so bei dir bedanken" flüsterte sie nun schon fast. Sie hatte keine Ahnung warum sie ihn hier her geführt hatte, aber es war als würde etwas sie verbinden und sie wollte mit ihm etwas teilen.

  • Lucius rollte sich auf dei Seite und stützte sich ebenfalls auf den Ellbogen. Er sah sie an. ,,Ich danke dir, dass du dieses Geheimnis mit mir geteilt hast. Solche Dinge haben im Leben eines Menschen einen ganz besonderen Wert.'' Er lächelte. ,,Ich hatte als ich ein Junge war einen Baum im Wald zu dem ich lief und auf den ich stieg. Dort saß ich dann, vor Blicken verborgen zwischen den Blättern, habe die Tiere beobachtet oder einfach den Wolken bei ihrer Jagd über den Himmel zugesehn. Ich habe mich nie getraut bis ganz nach oben zu klettern, denn es war oft windig und die Krone schwankte. Außerdem saßen dort oben immer ein paar Raben. Ich glaube, sie hatten dort ihre Nester.''

  • Verina konnte ihn einfach nur ansehen und lächelte. "Ich bin früher auch immer auf die Bäume geklettert aber wollte immer höher und höher hinaus. Mein Bruder fand das natürlich nicht so toll weil er immer auf mich aufpasste damit mir nichts passierte, aber es hatte mir einfach so viel Spaß gemacht." Sie kicherte leise und zupfte einige Blumen aus dem Gras. "Ich teile gerne mit Menschen die mir am Herzen liegen" sagte sie auf einmal und hielt inne.

  • Lucius schwieg einen Moment und sah sie eindringlich an. ,,Wer tut das nicht?''
    Und plötzlich nahm er ihre Hand. Die Berührung ließ sie beide einen Moment lang erstarren. Gleichzeitig schlug Lucius' Herz auf einmal sehr schnell. Er wusste im Grunde genau wieso er das getan hatte, wollte es aber momentan nicht ganz ergründen sondern einfach dieses Gefühl genießen. Also lächelte er etwas unbeholfen und legte sich - ihre Hand nach wie vor in seiner - wieder zurück ins Gras.

  • Verina lächelte ihn auf eine seltsame Art an und dann spürte sie auf einmal seine Hand die ihre hielt und es war als wäre ein kleiner Blitz durch ihren Körper gegangen, der sie erstarren ließ und ihn einfach nur anschaute. Ihre Finger schlossen sich um seine Hand und ihr Lächeln zitterte ein paar Sekundenlang und ihr Herz hatte einen kleinen Aussetzer. Wirklich normalisieren tat sich auch nichts nach einer Minute, auch nicht, als er sich wieder in das Gras zurücksinken ließ. Ihr fielen wieder seine Augen auf, wie damals als er sie im Arm gehalten hatte und sie ihn anschauen musste. Es war seltsam dieses Gefühl und gleiczeitig vertraut. Verina legte still ihren Kopf in die Nähe von seinem in das Gras und bobachtete ihn während ihr Daumen wie von alleine über seinen Handrücken strich. Sie hatte keine Ahnung was sie sagen sollte, aber sie wollte diesen Moment auch nicht einfach zerstören.

  • Lucius erwiderte das Streicheln, ließ die Augen aber zu und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte soetwas noch nicht annähernd so intensiv erlebt. Er nahm Verinas Geruch wahr als sie so dicht neben ihm lag und spürte, wie er einerseits immer nervöser wurde, sich andererseits aber viel besser fühlte. Langsam öffnete er die Augen und bemerkte, dass sie ihn ansah. Wieder machte etwas in ihm einen Satz, dann drehte er sich zu ihr und sah ihr stumm in die Augen.

  • Sie konnte die Vögel hören die ganz in ihrer Nähe ihre Lieder trällerten und es kam ihr fast so vor als würde sie alles so nah mitbekommen und auf seine Hand war so gegenwärtig. Verina hatte den Blick nicht abwenden können und beobachtete jeden Atemzug den er von sich gab. Es war schon seltsam wie sich Menschen begegnen konnte und man fühlte sich zu ihnen dann einfach hingezogen, denn hier war es so. Sie mochte ihn, das hatte sie schon bei ihrer ersten Begegnung gewusst. Als er sich dann zu ihr rumdrehte und ihr eigentlich ziemlich nah war wandte sie ihren Blick nicht ab sondern sah ihm in die Augen und musste leicht schlucken. Fast meinte sie ihren herzschlag hören zu können und von ganz alleine kam sich ihr Gesicht dem seinen etwas näher, hielt aber dennoch vor ihm inne.

  • Lucius lächelte, sah ihr in die Augen und gab ihr dann rasch einen Kuss auf die Wange. ,,Du bist sehr schön Verina.'' sagte er und nahm ihre Hand in seine. ,,Ich bin froh, dass ich dich an jenem Tag vor ein paar Wochen gefunden habe bevor dir Schlimmeres zustoßen konnte. Es mag töricht klingen...aber vielleicht wollten die Götter es so.''

  • Den Blick kurz erwiedernd schmunzelte sie als er ihre Wange küsste. Sein Kompliment trug dazu bei, dass sie ganz verlegen schaute und sich ihre Finger in seiner Hand etwas bewegten. "Danke Lucius, das ist lieb von dir gesagt und ich bin genauso froh, dass du mich gefunden hast. Vielleicht war es wirklich der Weg der Götter. Ganz bestimmt war es das sogar, denn sie leiten uns doch immer wieder." Sie wusste, dass dir Nornen den Weg gegeben hatten, aber sie wusste nicht inwiefern er mit dem germanischen Glauben vertraut war, deswegen ließ sie das alles erst einmal aus. "Mir gefällt auch dieser Tag und ich binf roh, dass du her gekommen bist" sagte sie ehrlich.

  • ,,Ich hatte mich ehrlich gesagt sehr darauf gefreut. In den letzten Wochen habe ich oft an dich gedacht, auch wenn der Dienst im Kastell mich sehr vereinnahmt hat. Und jetzt sitzen wir hier und ich bin...hm...nervös und unsicher.'' gestand er. ,,Ich weiss nicht genau wie ich mich verhalten soll. Ich will dich nämlich nicht mehr kränken was dein Volk betrifft und sein Verständnis von den Römern... Wenn das nicht wäre dann hätte ich bestimmt schon den Mut gehabt dich zu küssen...'' Er sah hinüber zu den Bäumen.

  • Seine Worte verwunderten sie wirklich und sie spürte wie sie rot wurde und ihre Finger sich in seiner Hand etwas bewegten. "Nein du verletzt mich nicht, nicht wirklich. Ich bin es gewohnt solche Sachen zu hören und ich kann damit umgehen und auch leben. Es ist nicht schlimm....." Sie sah ihn an wie er in Richtung der Bäume schaute. Sie spürte wie ihr Hals immer trockener wurde und räusperte sich leise. Verina wusste nicht was sie ihm sagen sollte und fühlte sich so allein gelassen Plötzlich und hilflos.

  • Schon am Tag davor hatte er sich entgegen den Gewohnheiten seiner Natur der Stadt genähert gehabt. Und wieder schienen ihm die Menschen nicht wirklich Furcht einzuflößen. Missmutig brummelnd brach er aus einem Gebüsch hervor und starrte die beiden Menschen an. Er gähnte kurz, zeigte die gewaltigen Zähne, brüllte und wandte sich ab. Mit gleichmäßigen, ruhigen Schritte verschwand er wieder im Wald.


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    Seine Spuren verloren sich hinter einer kleinen Kuppe.

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