Cubiculum | Nadia et Furianus - Die Genesung und viele Gespräche

  • Nun waren schon einige Tage vergangen nachdem sie versucht hatte sich das Leben zu nehmen. Man hatte sie nicht gehen lassen und sie wusste noch nicht ob sie froh darüber sein sollte oder nicht. In den Tagen war Furianus immer bei ihr gewesen, aber Nadia selber hatte nur wenig bis gar nichts gesprochen. Zum einen war sie gefangen in dem Fieber gewesen und zum anderen wusste sie nicht was sie hätte sagen sollen. Sie schämte sich etwas , das sie versucht hatte auf diesen Weg davon zu laufen und damit alles zu begraben. Nur hatte sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen als diesen und zu diesem Zeitpunkt hatte sie wirklich geglaubt es wäre das Richtige.


    Man hatte sie in ein kleines Zimmer gelegt wo sie alleine sein konnte und niemand auf die Idee kommen würde ihr etwas anzutun. Sie lag in einem Bett und hatte immer noch die Verbände um ihre Handgelenke. Der Medicus hatte alles mögliche für sie getan was in seiner Macht gestanden hatte und war nun wieder aufgebrochen da er sich ja nicht auf ewig um sie kümmern konnte und da sie sich für das Leben entschieden hatte war er hier zu nichts mehr zu gebrauchen denn Verbände konnte auch jemand anderes abnehmen.


    Ihr Blick war gegen die Wand gerichtet und es herrschte gespenstige Stille in diesem Zimmer, denn sie war alleine. Fast konnte sie schon ihren eigenen Herzschlag hören und das dröhnte fast in ihren Ohren. Ihr gingen viele Dinge durch den Kopf, vielleicht zu viele als dass sie diese alle verarbeiten konnte, zumindest im Moment. Nadia war blass wie eine Wand weiß war und wirkte auf den ersten Blick immer noch nicht wirklich über den Berg. Sie hatte ihre Hände auf den Bauch liegen und schloss langsam ihre Augen wieder.

  • Er schaute kurz vorbei, da ihn der Dienst in letzter Zeit nicht so einnahm, wie gedacht.


    Ruhig lag sie dort, friedlich und doch erfüllt voller Ungewissheit. Was mochte sie nun denken? Schämte sie sich, war sie wütend?
    Leise Seufzte er.

  • Nadia hatte ein leises Geräusch vernommen, aber wartete noch bis sie ihre Augenöffnete. Ein paar wenige Minuten verstrichen bis sie ihren Kopf zur Seite drehte und dann Furianus sah. SIe wusste, dass er immer öfter bei ihr gewesen war und sie war ihm unendlich dankbar dafür. Ein zaghaftes Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit als sie ihn sah.
    "Schön dich zu sehen Furianus" flüsterte sie und hoffte, dass er noch etwas bleiben würde.

  • Er verschränkte die Hände vor der Brust und lehnte sich an die Wand mit seiner Schulter.
    Lächelnd nickte er.


    "Ich bin froh, dass du mich sehen kannst."


    War das eine zu deutliche Anmerkung? Ja, er hätte sich lieber in ein neutrales Gespräch stürzen sollen, bevor er das Geschehene indirekt ansprach.

  • Er schien so weit weg zu sein, aber sie wollte nichts falsches sagen, nicht jetzt und eigentlich gar nicht mehr. Sie wusste, dass sie viele Fehler gemacht hatte und meinte auch eine kleine versteckte Andeutung daraus zu hören. Es tat ihr alles leid und sie wollte nicht, dass er sich vielleicht sogar Vorwürfe machte darüber was geschehen war oder nicht.


    "Ja......." Sie sah zu der Tür und somit einen Moment von ihm weg. ".....Ich bin es auch......es tut mir leid was geschehen ist...."entschuldigte sie sich wieder, wobei sie das eigentlich vielleicht gar nicht brauchte.

  • Er versuchte weiterhin beständig zu lächeln, was ihm jedoch bei weitem nicht so leicht fiel.


    "Ich möchte nicht wissen warum."


    Sagte er nun frei heraus.


    "Ich möchte wissen wie deine Zukunft aussieht. Wird sie ähnlich sein?"


    Vielleicht erinnerte sie sich nicht daran, war sie dennoch ein freier Mensch. Furianus würde sie nicht gehen lassen, wenn die Befürchtung noch bestünde, sie würde dies ein weiteres Mal versuchen.

  • Ihr Blick huschte durch das Zimmer und sie traute sich fast nicht in anzusehen. Sicher er sagte es, aber sie meinte doch fast zu spüren, dass er den Grund gerne wissen wollte und sie konnte ihn nicht einmal wirklich sagen. Es war soviel warum sie es getan hatte und sie wusste nicht ob sie diesen Weg nicht irgendwann doch wieder einmal gehen würde. Es stand in den Sternen und nur die Götter kannten die Wege von ihr die noch kommen würden aber sie selber nicht. Ihre Gedanken waren immer noch in Schatten gehüllt denn sie waren bei Furianus, Strabo und bei dem ganzen Geschehenen was war.


    Ganz langsam richtete sie ihren Blick wieder auf ihn und nein sie wusste nichts mehr von seinen Worten, denn diese hatte sie erfolreich verdrängt und ganz hinten in ihrem Kopf vergraben. "Ich hoffe es nicht, sonst wäre ich nicht mehr hier" sagte sie sanft.

  • "Du wärst ganz wo anders, wenn die Götter gewollt."


    Sagte er nun doch ernster, da sie scheinbar die Lage verkannt hatte, sich nicht besinnen ließ. Er fürchtete noch immer um ihren Zwang das andere Ende des Styx zu sehen, das ließ sich nicht so leicht verdrängen, geschweige denn ignorieren.


    "Ich hoffe ebenfalls, dass du in Zukunft klüger handelst und der Götter Zorn nicht beschwörst, die dich doch erretetten."

  • Wenn die Götte gewollt hätten wäre ihr einfach viel erspart geblieben und sie wäre nicht in die Hände der Sklaven geraten und man hätte sie nicht versucht so fertig zu machen. Es verletzt sie wieder etwas, denn sie wusste ja, dass sie falsch gehandelt hatte. Aber er würde sie niemals verstehen, auch das wusste sie.
    "Es tut mir doch leid Furianus. Glaubst du mir das wenigsten?" fragend blickte sie ihn an, wusste nicht warum solch, in ihren Ohren, harte Worte von nöten waren.
    Ihre Finger strichen über den Verband der jeweils an einem Arm angelegt worden war und sie seufzte leise.

  • "Du solltest dich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei den Göttern, dir selbst."


    Sagte er trocken.


    "Du bist frei."


    Platzte aus ihm heraus, da er sich nicht sicher war, ob sie nun nicht doch noch wie eine Sklavin sprach.

  • Bei sich würde sie sich sicher nicht entschuldigen aber den Göttern würde sie noch danken. Irgendwie und irgendwann. Plötzlich spannte sich alles in ihrem Körper an und die Zeit schien still zu stehen wie auch ihr Herz. Ihr Blick, der ihn traf, schien auf einmal so leer zu sein und sie musste an sich halten noch Luft zu bekommen. Diese Worte trafen sie wieder schlimmer als ein Fausthieb sie hätte treffen können.
    Sie erinnerte sich, das letzte mal wo er das sagte war sie aus dem Zimmer gerannt und dann im Garten gelandet mit dem Dolch. Nun konnte sie nicht davon laufen, zu schwach war sie noch als das sie hätte aufstehen können.
    "Warum?" fragte sie ihn mit einem Flehen in der Stimme. "Warum machst du das? Soll das eine Strafe sein und willst du mich los werden?" Sie zog ihre Beine etwas an und begann mit ihren Fingern zu spielen.

  • Scherzte sie? Fragte er sich selbst verwundert.


    "Dies war als Geschenk gedacht, für die Qualen, die du erleidet hast. Ein jeder Sklave sehnt sich danach, du solltest dich freuen, dass du so früh in den Genuss kommst."

  • "Ja jeder andere Sklave, aber ich bin keiner der anderen.Ich bin ich, und ich bin deine Sklavin Furianus. Ich möchte doch gar nicht frei sein, was soll ich dann machen? Ich glaube nicht, dass das ein schönes Geschenk für mich ist." fragte sie ihn verzweifelt. Sie kannte doch kein anderes Leben sondern nur dieses und vor allem das Leben mit ihm zusammen. Sie schaute von ihm weg, wollte nicht, dass er ihre aufsteigenden Tränen sah. Ja sie fühlte sich wirklich so als wolle er sie auf die Strasse setzen und sie sich selber überlassen. Es tat unendlich weh und es zog in der kleinsten Faser.

  • Sie meinte es ernst. Furianus schüttelte den Kopf.


    "Es ist eine Ehre, ein besonderer Verdienst, Nadia. Schämst du dich denn nicht, wenn dich andere herablassend anlicken, hast du keinen Stolz? Willst du deine Kinder in Sklaverei aufwachsen sehen? Ich lebe nicht in alle Ewigkeit."


    Er verstand es nicht, wie man solch ein Geschenk allen Ernstes einfach so beiseite werfen wollte.


    "Du würdest nicht auf der Straße leben, denn du wärst mein Klient."

  • Ihre Herz begann sich nun wirklich zu verkrampfen und sie holte Luft hatte sie sie doch eben wirklich angehalten. "Furianus ich kenne kein anderes Leben als dieses hier. Ich bin so geboren wie soll ich denn anders leben können?" fragend sah sie ihn an. "Ich habe mehr Angst davor als Freie zu leben, als mein Leben lang eine Sklavin zu sein. Ich kenne es doch nicht anders. Ich habe einfach Angst und ich weiß, dass es ein Geschenk ist." An Kinder wollte sie gar nicht denken, das waren alles Dinge über die sie sich noch keinerlei Gedanken gemacht hatte, weder jetzt noch früher.

  • "Bei den Göttern, was kann erhabener, erstrebenswerter sein als die Freiheit? Ich verstehe dich nicht."


    Nach kurzem Nachdenken fiel ihm schon der Grund dafür ein.


    "Es ist die Unmündigkeit, die dich in deinem sorgenfreien Alltag begleitet. Natürlich ist es leichter keine Entscheidungen zu treffen, natürlich lässt man sich lieber diktieren, als selbst zu bestimmen. Diese Unmündigkeit, welcher du scheinbar abhängig, ist ein natürlicher Faktor des Sklavendaseins. Die Gefahr ist groß zu scheitern, die Angst verzweifelnd und doch, und doch musst du deines Verstandes Gebrauch machen, selbst denken, selbst entscheiden, selbst handeln. Ich verstehe dich nicht, aus guten Grunde. Für mich fällte keiner Entscheidungen, befahl mir, denn diese Freiheit, dieses Gut, das hatte ich immer inne. Seitdem ich dem Jugendalter entwachsen, so übe ich mich tagtäglich darin. Doch für dich, die du dein Leben lang, der Unmündigkeit verfallen, nein, gezwungen, für dich ist es ein Risikofaktor, die Angst des Scheiterns, wenn du dich loslöst."


    Seine Augen funkelten und der Enthusiasmus übermannte ihn.


    "Doch was ist herrlicher, als sein eigener Herr zu sein? Die Freiheit, das höchste Gut, hat selbst ein Tier inne. Ein Tier Nadia, es entscheidet selbst, ein Sklave nicht. Darum Nadia, darum schätzt man Tiere auch höher ein, als Sklaven. Besonders Sklaven - welche unfrei geboren - sind es, denen man keinen Respekt und Achtung zollt. Das Tier kämpft um seine Freiheit, versucht sie wieder zu erringen, zu besitzen, zu ergattern, doch du, du schmeißt sie achtlos hinfort. Du hast sie niemals erfahren, du lechzt nicht nach ihr und gerade das macht dich schwach und faul. Verlasse den Zyklus der Befehle und des Gehorchens, - wahrlich, bei mir war das nie so extrem wie mancherorts - entrinne der Unmündigkeit und werde ein Mensch. Habe keine Angst, denn es ist weitaus leichter, als du dir vorstellen magst."


    Sim-Off:

    Ach, wie schön man die Aufklärung, Immanuel Kant, in Verbindung mit der Freilassung eines Sklaven bringen kann. ;)

  • Sim-Off:

    schöner post :)


    Nadia ließ den Redeschwall von Furianus regungslos über sich ergehen und zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie war vorher schon etwas nach oben gerutscht um besser sitzen zu können. Die Worte prallten gegen sie und sie wurde fast damit erschlagen und das ein oder andere war auch sicher dabei was sie verletzte, aber das sagte sie erst einmal nicht. Regungslos saß sie da und schaute die Wand an, denn ihren Blick hatte sie schon von ihm abgewendet weil sie es einfach nicht mehr ertragen hatte ihn anzusehen.
    Ihre eigentliche Angst bestand darin ihn für immer zu verlieren, aber das waren wieder Dinge die er nicht sah und sicher auch nicht sehen würde. Ja sie musste sich nie viele Gedanken um ihr Leben machen weil eigentlich gehörte es ihr nicht, aber sie hatte doch nie nach etwas anderem verlangt. Irgendwann begannen sich ihre Finger zu bewegen und sie suchte nach den passenden Worten denn die Stille die nach der langen Rede herrschte dröhnte in ihren Ohren.


    Wie sollte sie nur lange Reden schwingen fühlte sie sich doch immer noch unendlich schwach, so war es nun auch ihre Stimme. "E sind viele Ängste die ich habe Furianus, darunter fällt dich für immer zu verlieren. Ja ich habe keine Ahnung wie es ist ein freies Leben zu führen, aber ich habe mir darum auch noch nir Gedanken gemacht. Ich kenne es nicht und hatte nie das Bedürfnis es kennen zu lernen, dass du es nicht verstehen kannst ist klar, weil du nicht an meiner Stelle bist und an gar keiner Stelle eines Sklaven. Du kannst dich nicht in mich hineinversetzen. Ich weiß nicht was ich machen soll wenn ich frei bin, ich habe Angst davor.....vieleicht hast du sogar recht, dass es die Angst ist selber zu bestimmen weil ich nicht weiß ob ich es dann richtig oder falsch mache. Ich habe es nie gelernt. Wie soll ich denn bestehen können? Wer sagt mir, dass es mir dann nicht schlechter geht als jetzt?"


    Sie wusste sie hatte genau das bestätigt was er gesagt hatte, aber so war es ja auch sie hatt unendliche Angst mehr Angst vor der Freiheit als sich hier den anderen Sklaven gegenüber zu stellen. Ihre Augen begannen wieder feucht zu werden und sie legte ihre Finger auf diese.

  • "Ich verstehe dich wahrlich nicht, denn vielleicht denke ich zu wenig. Vielleicht wiege ich die Angst und Freiheit falsch, denn scheinbar scheint die Angst größer als das Bestreben nach Freiheit. Und zum wiederholten Male, du würdest mich jeden Morgen - so hoffe ich zumindest - sehen."


    Wieder zeichnete sich ein Lächeln ab.


    "Doch vielleicht wird es dir zu eintönig, zu langweilig und umständlich jeden Morgen vor dem Hause auf mein Erwachen zu warten - als Klient. Vielleicht beschließt du es dann nicht mehr zu tun, schläfst länger. Vielleicht gehst du auch hinfort, nach Germania, nach Hispania, nach Achaia, wohin du willst - denn du wirst frei sein. Deine Welt wird sich nicht nur auf dieses Domizil, die paar Straßen in Rom, beschränken, die Welt wird eine größe unglaublichen Umfangs haben. Willst du sie nicht sehen? Verschließe deine Augen nicht vor den Wundern und Begegnungen des Lebens, sei bitte nicht so törricht und schmeiße dies nicht leichtfertig hinfort."


    Sagte er am Ende nun ein wenig melancholisch anmutend und fügte noch leise hinzu.


    "Schließlich wolltest du frei sein."

  • "Wollte ich das? Wann? Alles was ich wollte war den Schmerzen zu entfliehen die ich nur noch gespürt habe, das war alles was ich wollte." Sie seufzte leise auf und blickte ihn an und versuchte alle Gefühle zu unterdrücken die sie spürte. Es waren die Positiven und die Negativen, alles wollte sie jetzt nicht spüren. "Doh ich möchte so vieles sehen, ich möchte es wirklich, aber ich habe dei Angst mich in dieser neuen Welt zu verlaufen und nicht wieder zurück zu finden. Ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll." Sie traute sich gar nicht zu fragen was mit ihr weiter geschehen würde wenn sie frei war. Wo würde sie wohnen, was würde sie alles dürfen? An allem stand ein großes WAS?
    "Ich werde dein Geschenkt annehmen Furianus. Aber ich bitte dich mir zu helfen.....mein Leben zu leben." Ganz langsam wandte sie ihren Blick wieder von ihm am und faltete ihre Hände ineinander, sah auf diese und schwieg. Sie hatte ziemliches Herzklopfen und wusste nicht wirklich was sie noch alles denken sollte.

  • "Den Schmerzen entfliehen wolltest du, so rate ich dir der weiteren Zukunft in diesem Hause zu entfliehen.
    Du sagst, dass du Angst vor der großen Welt hast, die Angst vor dem Verlaufen. Sage mir, wie hast du es denn geschafft, ganz ohne finanzielle Mittel hierher nach Rom zu finden? Du wirst sehen, es war doch leichter als du dir vorgestellt. So schlimm ist die Welt nun auch nicht und manchmal wünscht sich auch ein Furianus verloren zu gehen, manchen Pflichten zu entrinnen, sich zu verlaufen."


    Sagte er lächelnd und setzte sich neben sie.


    "Als dein Patron werde ich dir selbstverständlich helfen. Wohin du auch gehst, welch Beschäftigung deine Aufmerksamkeit erregt, ich werde dir helfen."

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